Die Stadt Würzburg hat die seit Monaten angekündigte Zwangsräumung des verrufenen Wohnhauses in Grombühl am Donnerstag durchgesetzt. Die Stadt war mit Bauaufsicht und Sozialreferat vor Ort, unterstützt wurde die Aktion von zahlreichen Polizeikräften sowie dem Rettungsdienst. Nach offiziellen Angaben gab es bei der Räumung keine Zwischenfälle, bis auf einen verbliebenen Mieter seien die Wohnungen leer angetroffen und dann versiegelt worden. Notwendig war die Räumung, weil der Vermieter jahrelang nicht für ausreichend Brandschutz gesorgt hatte.
"Wir waren sehr froh, dass die Wohnungen weitestgehend leer angetroffen wurden", sagte Würzburgs Baureferent Benjamin Schneider nach der Räumung. Man habe mit bis zu elf Personen gerechnet, diese hätten jedoch in der Zwischenzeit offenkundig eine Alternative gefunden. Über den Verbleib der Personen habe man mehrheitlich keine Kenntnis, so Schneider weiter. Nicht alle ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner seien offen für Kommunikation mit der Stadt gewesen.
Ein Bewohner in Würzburger Obdachlosenunterkunft untergebracht
Ein verbliebener Bewohner habe nach der Versiegelung der Wohnungen versucht, in seine Wohnung zu gelangen, ergänzt Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg. Der Mann habe angegeben, von der angedachten Räumung nichts mitbekommen zu haben und habe das Angebot für eine Unterbringung in eine der Würzburger Obdachlosenunterkünfte angenommen.
Die Stadt sei, so Weiß weiter, erleichtert, dass die Räumung ohne Zwischenfälle verlaufen sei: "Wir hatten Hinweise, dass es Widerstand geben könnte." Nur für den Notfall sei das große Polizeiaufgebot zur Unterstützung angefordert worden. "Absolut entspannt", sei die Räumung verlaufen, sagt auch Andy Laacke, Sprecher des Polizeipräsidium Unterfranken, der ebenfalls vor Ort war.
"Angespannt" sei die Stimmung im Haus in den vergangenen Monaten und auch während der Räumung gewesen, sagte einer der verbliebenen Bewohner am Donnerstag gegenüber der Redaktion. "Die sind mit Aufbrechwerkzeug nach oben gegangen und haben an die Türen geklopft." Zwar habe auch er keine Zwischenfälle bemerkt, die unsichere und prekäre Wohnsituation sei jedoch psychisch belastend.
Zunehmend Druck auf Bewohnerinnen und Bewohner durch Stadt Würzburg
Er fühle sich als Bewohner stigmatisiert. "Überall wird rumerzählt, dass wir hier leben würden wie die Ratten", sagt der Mann. Das stimme nicht, er wohne dort in einer normalen WG und sei froh, diese Wohnung gefunden zu haben, andernfalls hätte ihm die Obdachlosigkeit gedroht. "Ich bin doch einfach nur ein Mensch, der eine scheiß Wohnung braucht." Schuld an der Misere sei der Vermieter.
Auch der 22-jährige Abbas Akbari, ein ehemaliger Bewohner in dem Haus, schilderte gegenüber der Redaktion belastende Szenen. Er habe in den vergangenen Monaten fieberhaft nach einer neuen Bleibe gesucht, jedoch lange nichts gefunden.
Die Stadt habe den Druck auf die Mieterinnen und Mieter zunehmend erhöht: "Bei mir war eine Frau mit Polizei und hat gesagt: 'Du hast nur bis 10. März Zeit, eine Wohnung zu finden, danach bist du obdachlos.'" Inzwischen hat Akbari nach eigenen Angaben ein Zimmer in einer WG gefunden.
Stadt Würzburg zum Problem-Vermieter: "Das Thema ist noch nicht gegessen."
Die Stadtverwaltung zeigt sich erleichtert, dass die Räumung vorüber ist, will den Vermieter jedoch für seine mangelnde Kooperation zur Rechenschaft ziehen. "Das Thema ist noch nicht gegessen", so Sprecher Weiß. Derzeit liefen Verfahren gegen den Vermieter, unter anderem sei ein Zwangsgeld verhängt worden.
Der Vermieter selbst zeigt sich weiterhin uneinsichtig. In dem Haus herrsche auch im Brandfall keine Gefahr, er werde daher rechtliche Schritte gegen die Stadt einleiten. Dies dürfte keine Aussicht auf Erfolg haben, die Räumung wurde in zweiter Instanz gerichtlich bestätigt.
Mit freundlichen Grüßen,
Pressestelle Stadt Würzburg
Und die Betroffenen viel Geld .
Die Stadt hat hier komplett versagt und nun stellen sie sich als Heilsbringer hin.
Erbärmlichkeit sei euch gewiss und ich wünsche dem Eigentümer Teilerfolge.
Er hat auch nicht alles richtig gemacht aber wie sich die Stadt WÜ verhalten hat, ist ebenfalls erbärmlich…
Ich war in dem Gebäude als externer Monteur immer wieder stundenweise die letzten Jahre vor Ort. Ich kann Ihnen nur sagen das Hühner in Käfighaltung mehr Platz im Verhältnis zu ihrer Körpergröße, als die dortigen Mieter.
Es ist einfach zu fordern, es muss auch umsetzbar bleiben. Es gibt einige Objekte, wo der imaginäre Brandschutz, den Ämter fordern, nicht mal den Anforderungen der DIN standhalten. (Fachplaner DIN 14675 alle Phasen!)
Inzwischen reicht ein Blick nach Essen.
Obwohl beim Bau alle Vorschriften eingehalten wurden hatte sich das Feuer viel schneller ausgebreitet als erwartet.
Bei den zugelassenen Materialien muss wohl noch einmal nachgebessert werden.