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Würzburg
Verrufenes Haus in Grombühl: So lief die Zwangsräumung in Würzburg am Donnerstag
Das Problemhaus in Würzburg-Grombühl ist geräumt, nur ein Bewohner war in dem Haus verblieben. Was mit dem Mann geschah und wie die Menschen im Haus die Räumung erlebten.
Die Würzburger Polizei war mit zahlreichen Kräften bei der Räumung vor Ort, am Ende verlief die Aktion nach offiziellen Angaben jedoch ohne Zwischenfälle.
Foto: Thomas Obermeier | Die Würzburger Polizei war mit zahlreichen Kräften bei der Räumung vor Ort, am Ende verlief die Aktion nach offiziellen Angaben jedoch ohne Zwischenfälle.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Die Stadt Würzburg hat die seit Monaten angekündigte Zwangsräumung des verrufenen Wohnhauses in Grombühl am Donnerstag durchgesetzt. Die Stadt war mit Bauaufsicht und Sozialreferat vor Ort, unterstützt wurde die Aktion von zahlreichen Polizeikräften sowie dem Rettungsdienst. Nach offiziellen Angaben gab es bei der Räumung keine Zwischenfälle, bis auf einen verbliebenen Mieter seien die Wohnungen leer angetroffen und dann versiegelt worden. Notwendig war die Räumung, weil der Vermieter jahrelang nicht für ausreichend Brandschutz gesorgt hatte.

"Wir waren sehr froh, dass die Wohnungen weitestgehend leer angetroffen wurden", sagte Würzburgs Baureferent Benjamin Schneider nach der Räumung. Man habe mit bis zu elf Personen gerechnet, diese hätten jedoch in der Zwischenzeit offenkundig eine Alternative gefunden. Über den Verbleib der Personen habe man mehrheitlich keine Kenntnis, so Schneider weiter. Nicht alle ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner seien offen für Kommunikation mit der Stadt gewesen.

Ein Bewohner in Würzburger Obdachlosenunterkunft untergebracht

Ein verbliebener Bewohner habe nach der Versiegelung der Wohnungen versucht, in seine Wohnung zu gelangen, ergänzt Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg. Der Mann habe angegeben, von der angedachten Räumung nichts mitbekommen zu haben und habe das Angebot für eine Unterbringung in eine der Würzburger Obdachlosenunterkünfte angenommen.

Die Stadt sei, so Weiß weiter, erleichtert, dass die Räumung ohne Zwischenfälle verlaufen sei: "Wir hatten Hinweise, dass es Widerstand geben könnte." Nur für den Notfall sei das große Polizeiaufgebot zur Unterstützung angefordert worden. "Absolut entspannt", sei die Räumung verlaufen, sagt auch Andy Laacke, Sprecher des Polizeipräsidium Unterfranken, der ebenfalls vor Ort war.

Ein großes Aufgebot war für die Räumung in Würzburg-Grombühl vor Ort, die Aktion lief jedoch ohne Zwischenfälle.
Foto: Thomas Obermeier | Ein großes Aufgebot war für die Räumung in Würzburg-Grombühl vor Ort, die Aktion lief jedoch ohne Zwischenfälle.

"Angespannt" sei die Stimmung im Haus in den vergangenen Monaten und auch während der Räumung gewesen, sagte einer der verbliebenen Bewohner am Donnerstag gegenüber der Redaktion. "Die sind mit Aufbrechwerkzeug nach oben gegangen und haben an die Türen geklopft." Zwar habe auch er keine Zwischenfälle bemerkt, die unsichere und prekäre Wohnsituation sei jedoch psychisch belastend.

Zunehmend Druck auf Bewohnerinnen und Bewohner durch Stadt Würzburg

Er fühle sich als Bewohner stigmatisiert. "Überall wird rumerzählt, dass wir hier leben würden wie die Ratten", sagt der Mann. Das stimme nicht, er wohne dort in einer normalen WG und sei froh, diese Wohnung gefunden zu haben, andernfalls hätte ihm die Obdachlosigkeit gedroht. "Ich bin doch einfach nur ein Mensch, der eine scheiß Wohnung braucht." Schuld an der Misere sei der Vermieter.

Auch der 22-jährige Abbas Akbari, ein ehemaliger Bewohner in dem Haus, schilderte gegenüber der Redaktion belastende Szenen. Er habe in den vergangenen Monaten fieberhaft nach einer neuen Bleibe gesucht, jedoch lange nichts gefunden.

Die Stadt habe den Druck auf die Mieterinnen und Mieter zunehmend erhöht: "Bei mir war eine Frau mit Polizei und hat gesagt: 'Du hast nur bis 10. März Zeit, eine Wohnung zu finden, danach bist du obdachlos.'" Inzwischen hat Akbari nach eigenen Angaben ein Zimmer in einer WG gefunden.

Stadt Würzburg zum Problem-Vermieter: "Das Thema ist noch nicht gegessen."

Die Stadtverwaltung zeigt sich erleichtert, dass die Räumung vorüber ist, will den Vermieter jedoch  für seine mangelnde Kooperation zur Rechenschaft ziehen. "Das Thema ist noch nicht gegessen", so Sprecher Weiß. Derzeit liefen Verfahren gegen den Vermieter, unter anderem sei ein Zwangsgeld verhängt worden.

Der Vermieter selbst zeigt sich weiterhin uneinsichtig. In dem Haus herrsche auch im Brandfall keine Gefahr, er werde daher rechtliche Schritte gegen die Stadt einleiten. Dies dürfte keine Aussicht auf Erfolg haben, die Räumung wurde in zweiter Instanz gerichtlich bestätigt.

 
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  • jlattke
    Sicherlich liegen hier auch Fehler beim Vermieter. Aber das eine Stadt wie Würzburg mit ihrer absolut prekären Wohnungs-/Immobiliensituation die Mieter hier mehr oder weniger alleine im Regen stehen lässt ist absolut entwürdigend. Das ein Amt hier nicht etwas lösungsorientierter denkt und agiert empfinde ich als Armutszeugnis für die Stadtverwaltung.
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  • pressestelle@stadt.wuerzburg.de
    Ihre Informationen sind leider nicht ganz richtig: Die Stadt ist über Monate hinweg auf Mieter zugegangen, hat sie beraten und unterstützt. Dazu wurde in einem benachbarten Haus extra ein Büro eingerichtet, in dem Beratungen stattgefunden haben. Gleichzeitig wurden so weit es geht Wohnungen vermittelt und Unterkünfte angeboten.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Pressestelle Stadt Würzburg
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  • Einwohner
    Man sollte den Besitzer des Hauses aus seinem Haus räumen und auf die Straße setzen.
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  • marent1@hotmail.de
    Ich finde es voll daneben wie da die Kamera davor steht in der Hoffnung auf Dramen...
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  • Funkenstern
    Dieser imaginäre Brandschutz, den die Behörden teilweise heranziehen , ist mehrmals schon gerichtlich gekippt worden. Diese Überbordung von gestellten Horror Szenarien kostet die Gesellschaft Milliarden.
    Und die Betroffenen viel Geld .
    Die Stadt hat hier komplett versagt und nun stellen sie sich als Heilsbringer hin.
    Erbärmlichkeit sei euch gewiss und ich wünsche dem Eigentümer Teilerfolge.
    Er hat auch nicht alles richtig gemacht aber wie sich die Stadt WÜ verhalten hat, ist ebenfalls erbärmlich…
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    Ich denke nicht das Sie jemals in dem Gebäude waren.
    Ich war in dem Gebäude als externer Monteur immer wieder stundenweise die letzten Jahre vor Ort. Ich kann Ihnen nur sagen das Hühner in Käfighaltung mehr Platz im Verhältnis zu ihrer Körpergröße, als die dortigen Mieter.
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  • Funkenstern
    Ich war tatsächlich das letzte mal vor 40 Jahren im Rahmen der Ausbildung da drin. Wie das Verhältnis von Bewohnern zur Wohngrösse sich verhält, ist primär beim Brandschutz egal. Es kommt im wesentlichen auf Flucht und Rettungswege und den Schutz der Bewohner an, nicht auf die Substanz des Gebäudes. Probleme im Brandschutz entstehen auch im Möblierungsverhalten der Bewohner und hier kann der Spaß schnell ein großes Loch bekommen. Sowohl für Eigentümer als auch für Behörden. Das ist ein urdeutsches Problem, dass verbesserte Ausführungen dann nur bis 150 Prozent genehm sind und Verbessern im Bestand unerwünscht ist. Nicht immer sind große Lösungen machbar und die Taktik kleiner Schritte bei Ämter nicht realisierbar. Dann entstehen solche Auswüchse, wo es nur Verlierer gibt.
    Es ist einfach zu fordern, es muss auch umsetzbar bleiben. Es gibt einige Objekte, wo der imaginäre Brandschutz, den Ämter fordern, nicht mal den Anforderungen der DIN standhalten. (Fachplaner DIN 14675 alle Phasen!)
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  • deweka
    Bis vor kurzem musste man noch nach England schauen um zu sehen wie wichtig Brandschutz ist.
    Inzwischen reicht ein Blick nach Essen.
    Obwohl beim Bau alle Vorschriften eingehalten wurden hatte sich das Feuer viel schneller ausgebreitet als erwartet.
    Bei den zugelassenen Materialien muss wohl noch einmal nachgebessert werden.
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