Wer seinen Lebensstandard auch im Alter halten möchte, benötigt heutzutage weit mehr als bloß die gesetzliche Rente. Bereits frühzeitig vorzusorgen und Geld anzusparen wird demnach immer wichtiger, besonders für Frauen. Immer noch erhalten Frauen für die geleistete Arbeitsstunde im Bundesdurchschnitt rund 20 Prozent weniger Geld als Männer. Das ergeben Zahlen des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019.
Das macht viele Frauen bereits im Erwerbsleben finanziell von ihrem Partner abhängig. "Frauen erziehen immer noch überwiegend Kinder, sie pflegen Angehörige und wenn sie wieder arbeiten, dann meist nur in Teilzeit", sagt Christiane Straub, Kreisgeschäftsführerin beim Sozialverband VdK in Würzburg.
Auch die Rentenlücke, also die Differenz zwischen dem letzten Nettogehalt als Erwerbstätige und der gesetzlichen Rente, ist bei Frauen größer. Wollen Frauen also ihren Lebensstandard im Alter halten und weiter das gleiche Geld zur Verfügung haben, müssen sie bereits früher zusätzlich sparen, sagt Judit Maertsch, Finanzreferentin beim VerbraucherService Bayern in Würzburg. Mit beiden Expertinnen haben wir über das Thema Frauen und Altersvorsorge gesprochen.
Frage: Kümmern sich Frauen ausreichend um ihre Altersvorsorge?
Christiane Straub: Wenn man die Versicherungsverläufe von Frauen bei der Rentenversicherung sieht, stellt man fest, dass hier häufig die eigene Berufstätigkeit hinter der Verantwortung für die Familie zurückgestellt wird. Dementsprechend sind die Renten von Frauen im Alter wesentlich geringer als die der Männer. Noch dazu bekommen Frauen leider häufig noch weniger Geld für die gleiche Arbeit als Männer, was sich natürlich auf die Rentenhöhe auswirkt.
Judit Maertsch: Altersvorsorge ist immer noch Männersache. Viele Frauen kümmern sich immer noch nicht gerne um Geldangelegenheiten.
Woran liegt es, dass Frauen die Verantwortung nicht selbst übernehmen, sondern in Sachen Geldangelegenheiten immer noch zu viel den Männern überlassen?
Straub: Das weiß ich nicht. Ich denke aber, dass sich viele Frauen um ihre Geldangelegenheiten oder die Geldangelegenheiten der Familie kümmern. Das ist vermutlich weniger eine Frage des Geschlechts, als des Interesses. Das Kümmern setzt aber auch voraus, dass da etwas ist, worum man sich kümmern kann. Solange nur ein geringer Lohn erzielt wird, bleibt wenig Luft, um sich um Geldangelegenheiten zu kümmern.
Maertsch: Selbst Männer kümmern sich nicht genug um Geldangelegenheiten. Das zeigt sich darin, dass immer noch zwei Drittel des Vermögens der Deutschen auf dem Bankkonto oder in Versicherungen liegt, ohne jemals Gewinn zu bringen. Außerdem sind Frauen viel stärker ausgelastet mit Familienarbeit, wie Haushalt und Kindererziehung. Sie verlassen sich darauf, dass die Männer das schon machen. Doch der Anteil an Frauen mit gehobenem Bildungsabschluss, die gut verdienen und sich selbst um ihr Vermögen kümmern, wird immer größer.
Ab wann sollten sich Frauen spätestens um ihre Altersvorsorge kümmern?
Maertsch: Es lohnt sich, früh mit der Altersvorsorge zu beginnen. Je nachdem, ob Sie vor allem auf Sicherheit setzen oder ein bisschen risikobereiter sind, können Sie Ihr Geld in Festgeld, Fonds, Gold oder Immobilien anlegen. In jedem Fall sollten Sie aber prüfen, wer an dem Geschäft alles mitverdient, zum Beispiel über Provisionen, Gebühren oder versteckte Kosten. Es lohnt sich oftmals, kleine Beträge schon ab 25 Euro im Monat in weltweit investierende kostengünstige Aktienfonds mit attraktiver Rendite zu sparen. Nur so erziele ich den Zinseszinseffekt. Bausparverträge und Lebensversicherungen helfen oft nicht weiter.
Sollte jeder privat fürs Alter vorsorgen?
Straub: Die gesetzliche Rente ist grundsätzlich eine gute Vorsorgeleistung. Da aber das Rentenniveau immer weiter sinkt, wird die Kluft zwischen dem Einkommen im Erwerbsleben und den damit verbundenen Bedürfnissen sowie der gesetzlichen Rente immer größer. Dementsprechend ist es sicher sinnvoll, neben der gesetzlichen Rente auch privat vorzusorgen.
Maertsch: Beamte sind relativ gut versorgt, sie haben die Pension und die ist meist ausreichend fürs Alter. Alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen zusätzlich für das Alter vorsorgen.
Welche Anlageformen empfehlen Sie?
Maertsch: Je früher das Geld angelegt wird, desto größer ist die Chance, langfristig gute Renditen zu erzielen. Aktien empfehlen wir eher nicht, weil man dafür sehr gute Kenntnisse braucht und die Anlage permanent beobachten muss. Wenn ich auf ein Papier setze, bin ich großen Schwankungen ausgesetzt. Besser sind Fonds, da sind die Schwankungen geringer. Gut geeignet und nicht so teuer sind ETF-Sparpläne (Aktien-Indexfonds-Sparpläne). Würde eine 30-jährige Frau zehn Prozent des durchschnittlichen Monatsnettogehalts für Frauen im Alter von 30 Jahren, also 206 Euro, in einem Sparplan anlegen, könnte sie bei einer durchschnittlichen Rendite von fünf Prozent bis zu ihrer Rente insgesamt 264 000 Euro ansparen. Mit diesem Betrag wäre die Rentenlücke deutlich kleiner.
Und was raten Sie all jenen, denen das Risiko bei Aktienfondsanlagen zu groß ist? Welche "sicheren" Alternativen gibt es?
Maertsch: Altersvorsorge hat viel mit regelmäßigem Sparen zu tun. Festgeldanlagen kann man kaum empfehlen. Die vermeintlich guten Zinsen werden meist von der Inflation aufgezehrt. Für viele Anlagen zahlen Sie auch noch Bank- und Kontoführungsgebühren, so können Sie kaum Vermögen aufbauen. Hier fehlt der Zinseszinseffekt. Leider sind die meisten Banken nicht an ETF interessiert, denn hier gibt es keinen Ausgabeaufschlag, kaum Gebühren und kaum Provision.
Sollten Geldfragen am besten schon vor der Hochzeit geregelt werden? Und was empfehlen Sie Paaren, die ohne Trauschein zusammenleben?
Maertsch: Viele Frauen denken, dass über Geld zu reden unromantisch sei. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn es geht dabei ja um die Fürsorge füreinander. Viele Paare entscheiden sich mittlerweile für eine Ehe ohne Trauschein. Geht die Partnerschaft in die Brüche, geht der Partner, der für die Familie gesorgt hat, oft leer aus. Das ist eine schwierige Situation. Hier empfiehlt es sich, einen Partnerschaftsvertrag bei einem Notar zu machen.
Auf was müssen Frauen im Bezug auf das Vermögen bei einer Scheidung achten?
Straub: In der Regel leben Paare in einer Zugewinngemeinschaft. Das bedeutet, dass alle Entgeltpunkte, die beide während der Ehezeit erwirtschaftet haben, bei einer Scheidung im Versorgungsausgleich geteilt werden. Sollte ein Partner mehr erwirtschaftet haben, wird ein Teil seiner Punkte auf den anderen Ehepartner übertragen.
Maertsch: Das gemeinsame Vermögen muss erst mal offengelegt werden. Ob die Partner wahre Angaben machen, wird nicht immer geprüft. Frauen sollten sich daher laufend über Geldangelegenheiten informieren. Ein großes Thema ist digitales Geld und digitales Vermögen. Die Ehefrau sollte wissen, ob ihr Mann Online-Konten hat. Hat er Bitcoins gekauft? Besitzt er Goldvorräte? Diese Verkäufe erfolgen über das Giro- oder Gehaltskonto. Werfen Sie ab und zu einen Blick auf die Kontoauszüge. Darin sieht man Vertrags- oder Policenummern. Viele Frauen haben darüber kein Wissen und es gibt dazu kaum Unterlagen. Auch Steuerunterlagen geben Hinweise darauf, welche Anlagen der Ehemann noch zusätzlich hat.
Was muss sich gesellschaftlich und politisch tun, damit Frauen im Alter nicht schlechter dastehen als Männer?
Straub: In erster Linie benötigen wir gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit und einen angemessenen Mindestlohn. Es muss sich in unserer Gesellschaft noch weiter etablieren, dass Männer sich in die Familienarbeit einbringen und so ermöglichen, dass Frauen in ähnlichem Umfang beruflich tätig sein können, wie Männer. In vielen nordischen Ländern hat sich dies bereits gut durchgesetzt. Selbstverständlich muss sich aber auch das Denken der Arbeitgeber verändern. Das Geschlecht eines Bewerbers sollte bei Einstellungen keine Rolle spielen. Es ist doch interessant, dass aktuell danach gefragt wird, ob eine künftige Kanzlerin ihre Arbeit mit Kindern schaffen kann. Bei einem künftigen Kanzler taucht diese Frage nicht auf. Hier ist unsere ganze Gesellschaft gefragt.
Was können Frauen noch tun, um eine Grundsicherung im Alter zu vermeiden?
Straub: Die Frage der Rente und Absicherung im Alter bereits in jungen Jahren im Blick behalten, Versicherungsverläufe, die man von der Rentenversicherung zugeschickt bekommt kontrollieren und ergänzen lassen und sich stets klar machen, dass ein Mann keine passende Alterssicherung ist. Dazu gehört auch die Entscheidung für eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit und gegen einen Minijob zum Aufstocken des Familieneinkommens. Wer ein Leben lang nur in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt war, wird keine ausreichende Rente bekommen.
An wen können sich Betroffene wenden, die Angst vor finanziellen Problemen im Alter haben?
Straub: Da kommen dann tatsächlich die Sozialbehörden mit Grundsicherung und Wohngeld ins Spiel. Ich kann alle nur ermutigen, sich an die Behörden zu wenden, wenn das Geld zum Leben im Alter nicht reicht und sich nicht zu schämen, einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Maertsch: Wenn man den Überblick behält, kommt es in der Regel nicht so weit. Lassen Sie sich rechtzeitig beraten, beim Verbraucherservice oder bei der Caritas. Wenn das Geld nicht reicht, holen Sie sich finanzielle Hilfe. Lassen Sie berechnen, was Ihnen zusteht. Falscher Stolz hilft niemandem.
Dazu noch die 20% Unterschied beim Stundenlohn.
Den gibt es auch bei den Männern und noch höher
Müllwerker -Arzt.
Solange eine Frau kein selbsständiges Einkommen hat ist das makulatur.
Bei einem durchschnittlichen Alleinverdiener fallen beide nach der Scheidung in die Grundsicherung.
Ein Artikel um den Platz zu füllen