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Würzburg
Verfahren eingestellt: Eiskunstläufer Droysen darf Vorwürfe weiter äußern
Eiskunstlauf-Trainer Karel Fajfr hatte Isaak Droysen angezeigt, weil dieser ihm Misshandlungen vorwirft. Jetzt liegt das Ergebnis der Staatsanwaltschaft Würzburg vor.
Der Würzburger Eiskunstläufer Isaak Droysen wirft seinem Ex-Trainer Karel Fajfr seelische und körperliche Misshandlung vor. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Kempten, ob sie gegen den Trainer ein Ermittlungsverfahren eröffnet.
Foto: Matthias Kreitmeier | Der Würzburger Eiskunstläufer Isaak Droysen wirft seinem Ex-Trainer Karel Fajfr seelische und körperliche Misshandlung vor.
Melanie Jäger
Melanie Jäger
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:02 Uhr

Das Ermittlungsverfahren gegen den Würzburger Eiskunstläufer Isaak Droysen (19) wegen falscher Verdächtigung ist eingestellt worden. Das geht aus einem der Redaktion vorliegenden Schreiben der Staatsanwaltschaft Würzburg an Isaak Droysen hervor. Droysen muss sich demnach nicht wegen falscher Behauptungen verantworten, kann seine Vorwürfe der seelischen und körperlichen Misshandlungen durch seinen Ex-Trainer damit auch weiterhin öffentlich äußern. Genau das wollte Trainer Karel Fajfr (76) mit seiner Strafanzeige verhindern. Fajfr bestreitet die Vorwürfe.  

Wird gegen Fajfr ein Verfahren eingeleitet?

Auch Isaak Droysen hat Strafanzeige erstattet. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft in Kempten, ob gegen den umstrittenen Trainer, gegen den in der Deutschen Eislauf-Union (DEU) ein weiterer aktueller Verdachtsfall vorliegt, ein Ermittlungsverfahren eröffnet wird. Kempten ist zuständig, da sich die Vorgänge im Bundesleistungszentrum in Oberstdorf abgespielt haben sollen. Der Name Karel Fajfr steht für einen beispiellosen Skandal Mitte der 90er Jahre, er wurde damals unter anderem wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen vom Landgericht Stuttgart zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung und dreijährigem Berufsverbot verurteilt, kehrte später aber zurück aufs Eis. Seit einigen Jahren trainiert er auch wieder Kinder. Die DEU als verantwortlicher Verband steht deshalb bis heute in der Kritik.            

Nach Recherchen dieser Redaktion ist Trainer Karel Fajfr nicht der einzige aktive DEU-Trainer, der in jüngerer Zeit die Staatsanwaltschaft beschäftigt hat. Aus den vorliegenden Dokumenten der Eltern eines Kindes geht hervor, dass ein Trainer, der wegen der Vorwürfe eines grenzüberschreitenden Verhaltens gegenüber minderjähriger Sportlerinnen vom Eissportverband zeitweise suspendiert war, wieder mit Minderjährigen auf dem Eis steht. Das betroffene Kind wurde laut Aussagen seiner Eltern gegenüber dieser Redaktion während und nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von anderen Schülern und deren Eltern angefeindet und hat seine Karriere beendet.

Trainer Karel Fajfr: Seine Strafanzeige gegen seinen ehemaligen Schützling Isaak Droysen aus Würzburg wegen falscher Verdächtigung war nicht erfolgreich.
Foto: imago | Trainer Karel Fajfr: Seine Strafanzeige gegen seinen ehemaligen Schützling Isaak Droysen aus Würzburg wegen falscher Verdächtigung war nicht erfolgreich.

In ihrer Einstellungsverfügung schrieb die Staatsanwaltschaft: "Letztlich ist zusammenfassend festzustellen, dass das Verhalten des Beschuldigten aus Sicht der Staatsanwaltschaft als moralisch verwerflich anzusehen ist." Dennoch, so die Eltern gegenüber dieser Redaktion, habe das für den Trainer keine Folgen gehabt.                   

DEU: Eltern verantwortlich für Trainer     

Wie im aktuellen Fall aus Würzburg berief sich DEU-Präsident Dieter Hillebrand auch damals darauf, dass besagter Trainer in keinem Anstellungsverhältnis zum Verband stehe und freiberuflich arbeite. Auch das für Sportförderung zuständige Bayerische Innenministerium erklärte nach einem Gespräch ihres Vertreters mit Hillebrand in einem dieser Redaktion vorliegenden Schreiben an die Eltern, dass genau aus diesem Grund arbeitsrechtliche Schritte oder die Einhaltung förderrechtlicher Kriterien bei der Beschäftigung von staatlich geförderten Landestrainern durch den Verband nicht Gegenstand der Diskussion sein könnten.

"Vielmehr wurde dieser Trainer offenbar durch die Eltern selbst vertraglich engagiert. Insoweit hätte die Auswahl des Trainers und beispielsweise die Einholung eines polizeilichen Führungszeugnisses den vertragsschließenden Beteiligten oblegen", heißt es. Die Eltern hätten den Trainer also um die Vorlage eines Führungszeugnisses bitten müssen, nicht der Eissportverband. Merkwürdig daran: Führungszeugnis und die Unterschrift unter dem Ehrenkodex sind in der Deutschen Eislauf-Union seit Jahren Voraussetzung, um überhaupt eine Trainerlizenz in Deutschland zu bekommen. Insofern erscheint es fraglich, warum Eltern diese in den Statuten der DEU verankerte Sicherheit bei einer Buchung eines von der DEU lizenzierten Trainers jeweils nochmal hinterfragen sollten.

Nachtrag: Die Staatsanwaltschaft hatte das Ermittlungsverfahren gegen Karel Fajfr wegen der Vorwürfe Droysens von angeblichen Schlägen auf Arme, Beine, Rücken und ins Gesicht mangels Tatverdachts eingestellt. Diese Entscheidung hat die Generalstaatsanwaltschaft München nach Beschwerde Droysens bestätigt. Nun hat das Amtsgericht Sonthofen Karel Fajfr am 8. Februar 2021 von dem noch verbliebenem Vorwurf einer angeblichen Ohrfeige Droysens im Herbst 2016 freigesprochen. Der Freispruch ist rechtskräftig.

 
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