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Würzburg
Veranstalter distanziert sich deutlich von rechtsextremer Symbolik und "Querdenkern" auf Bauern-Demo in Würzburg
Auf der Demo von Landwirten in Würzburg in dieser Woche war auch extremistische Symbolik zu sehen. Was der Veranstalter sagt und ob dies strafrechtliche Konsequenzen hat.
Botschaften wie diese waren auf der Bauern-Demonstration in Würzburg am Mittwoch laut Veranstalter unerwünscht.
Foto: Thomas Obermeier | Botschaften wie diese waren auf der Bauern-Demonstration in Würzburg am Mittwoch laut Veranstalter unerwünscht.
Aaron Niemeyer
 und  Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:13 Uhr

Rund 500 Landwirtinnen und Landwirte haben an diesem Mittwoch in Würzburg gegen strengere EU-Vorgaben zur Verwendung von Pestiziden demonstriert. Manchen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Protests ging es jedoch offenbar nicht nur um die inhaltliche Debatte: Fotos zeigen, dass einige Teilnehmende auch mit antidemokratischen Botschaften unterwegs waren.

"Wer's Land verkauft und Bauern fängt, ist's wert, dass er am Galgen hängt", stand etwa auf einem Schild an einem Traktor. Die Botschaft erinnert an die Zeiten von Pegida, als Demonstranten symbolische Galgen für die damalige Kanzlerin und den Vize-Kanzler trugen und die Staatsanwaltschaft ermittelte.

"Querdenker" und rechtsextremistische Symbolik in Würzburg vertreten

Auch zahlreiche umgedrehte Deutschlandflaggen an einem Traktor aus dem Landkreis Main-Spessart fielen auf. Laut der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus wollen sich mit der umgedrehten Fahne Rechtsextremisten "vom bestehenden politischen System abgrenzen aber gleichzeitig ihre Verbundenheit zum deutschen Nationalstaat ausdrücken".

Umgedrehte Deutschlandflaggen, wie hier in Würzburg, sind laut der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus ein Erkennungszeichen von Rechtsradikalen.
Foto: Thomas Obermeier | Umgedrehte Deutschlandflaggen, wie hier in Würzburg, sind laut der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus ein Erkennungszeichen von Rechtsradikalen.

Ein Demonstrationsteilnehmer trug in der Innenstadt zudem das Symbol der sogenannten "Landvolk"-Bewegung – eine schwarze Fahne mit weißem Pflug und rotem Schwert. Die Bewegung hatte sich in den 1920er Jahren im Zuge der Wirtschaftskrise gegründet. Historiker sehen sie als einen Wegbereiter der NSDAP. Auch Angehörige der "Querdenker"-Szene waren auf der Demo vertreten. In der Telegram-Chatgruppe "Eltern stehen auf" war für den Bauernprotest geworben worden.

Würzburger Anwältin: Galgen-Spruch ist von Meinungsfreiheit gedeckt

Könnten die Botschaften rechtliche Konsequenzen haben? "Strafrechtlich relevantes Verhalten liegt meines Erachtens hier nicht vor", sagt Rechtsanwältin Melanie Raacke von der Würzburger Kanzlei "Engert, Wendel, Försch" zum Galgen-Spruch. Er richte sich nicht gegen gesellschaftliche Gruppen und erfülle daher nicht den Tatbestand der Volksverhetzung. Auch seien kein öffentlicher Aufruf und keine Androhung zur Gewalt erkennbar.

Von der Symbolik der 'Landvolk'-Bewegung (rechts) grenzt sich der LSV Bayern deutlich ab.
Foto: Thomas Obermeier | Von der Symbolik der "Landvolk"-Bewegung (rechts) grenzt sich der LSV Bayern deutlich ab.

"Im Ergebnis dürfte es sich (...) daher lediglich um eine kritische Meinungsäußerung handeln, die von der Meinungsfreiheit gedeckt ist", so Raacke weiter. "Grundsätzlich ist – auch bei politisch motivierten Demonstrationen – alles erlaubt, was von der Meinungsfreiheit gedeckt ist."

Claus Hochrein, Veranstalter der Demonstration in Würzburg, zeigt sich angesichts der Botschaften empört. Er distanziert sich auf Anfrage der Redaktion deutlich: "Mit solchen, martialischen Sprüchen können wir gar nichts anfangen und wollen als Organisation nicht damit in Verbindung gebracht werden", sagt der Vorstandsvorsitzende des Vereins "Landwirtschaft verbindet Bayern" (LSV). Er selbst habe den Galgen-Spruch nicht gesehen.

Veranstalter: Bauern wollen nicht "Steigbügelhalter" für Radikale sein

"Wir wollen auch nichts mit Corona-Leugnern zu tun haben", erklärt Hochrein. "Uns geht es nur um landwirtschaftliche Themen. Die sollen ihre Demonstrationen nutzen und nicht unsere für ihre Zwecke missbrauchen." Innerhalb des Vereins sei viel über die Symbolik der "Landvolk"-Bewegung diskutiert worden. "Diese Symbole schieben uns nur in eine Richtung, in die wir nicht wollen", sagt Hochrein. Er habe im Vorfeld darum gebeten, solche Fahnen nicht mit nach Würzburg zu bringen.

Fotoserie

"Wir sind sicher nicht die Steigbügelhalter für 'Querdenker' oder andere Radikale", so der Landwirt weiter. Solche Auftritte würden nur dem Anliegen der Landwirtschaft schaden. Es gehe vor allem darum, Einigkeit gegen die geplanten Beschränkungen durch die EU-Kommission zu demonstrieren. Die Unterstützung vieler Landwirtschaftsverbände sowie die positiven Rückmeldungen von Würzburger Passantinnen und Passanten hätten ihn darin bestärkt.

 
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  • K. E.
    Es ist eine Schande das sich Landwirte vor der Karren der rechten Szene spannen lassen. Geht es hier um Probleme in der Landwirtschaft oder um rechtes Gedankengut?
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  • A. G.
    Sehen Sie sich doch die original Berichterstattung zur Demo an.

    40 Bilder hängen da dran. Die zeigen, wie´s war.

    Das vor den Karren spannen muss man sich schon sehr angestrengt einbilden.
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  • H. K.
    Jede Demo die nicht zum Zeitgeist passt wird in die rechte Ecke gestellt, egal ob da so ein ewiggestriger Depp mitläuft oder nicht.
    Das werden wir im kommenden Winter noch öfter beobachten können.
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  • M. W.
    Sie meine also, dieser Galgen-Spruch und die Flaggen der Land-Volk-Bewegung haben mit der Demo nichts zu tun???? Die Organisatoren hätten dies verhindern müssen. Jetzt müssen sie diese Kritik in Kauf nehmen.
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  • A. G.
    Waren Sie denn dort?

    Woher das Urteil?

    Warum hätte das ein Veranstalter verhindern müssen, wenn Gerichte und Ordnungshüter darin keinerlei Problem sehen, nur ein polarisierender Journalist?
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  • M. E.
    Lieber Herr Niemeyer, mir fällt auf, daß Sie in zwei Antworten auf Kommentare 2x den selben Text aus dem "Bauernblatt", Ausgabe 06/2020, zitieren, jedoch von zwei verschiedenen Autoren/Historikern. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß diese Wissenschaftlerinnen jeweils den selben Wortlaut verwenden würden. Haben Sie vielleicht da einen Fehler reingebracht und falsch abgeschrieben/zitiert??? Mit der Bitte um Überprüfung, danke!
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  • A. N.
    Hallo Herr Englert, die Frau heißt Heidrun Edelmann. Beim zweiten Namen hat mir mein Gedächtnis einen Streich gespielt 😀

    Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen!
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  • A. N.
    Hallo Herr Englert, die Frau heißt Heidrun Edelmann. Beim zweiten Namen hat mir mein Gedächtnis einen Streich gespielt 😀

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  • A. N.
    Hallo Herr Englert, die Frau heißt Heidrun Edelmann. Beim zweiten Namen hat mir mein Gedächtnis einen Streich gespielt 😀

    Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen!
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  • A. N.
    Wurde schon veröffentlicht.
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  • A. G.
    Links oder Rechts?

    Was richten die geplanten Schritte der EU an?
    Und welche Seite ist dann wirklich die ausländerfeindliche?

    Es sollen reihenweise Extensivierungen von landwirtschaftlichen Produktionsflächen vorgeschrieben werden.
    - 30% Bio
    - Schutzgebiete
    - strengere Düngelimits
    - Pflanzenschutzreduktion bis Verbote
    - 4% Stilllegung
    - uvm
    Das heißt, die Erntemengen werden drastisch zurück gehen.
    Wir werden erheblich mehr Nahrung importieren müssen, als heute schon.
    Die kaufen wir auf dem Weltmarkt.
    Wir kaufkräftigen Europäer treiben damit die Preise in die Höhe.
    Wer arm ist, kann sich sein Essen dann nicht mehr leisten.
    Das betrifft ganze Bevölkerungsschichten in weiten Teilen Afrikas. Oft müssen schon heute 90% des kleinen Einkommens für Nahrung ausgegeben werden.
    Weitere Preissteigerungen sind nicht zu schultern und führen direkt zu Hunger, Leid und Tod.

    Das ist es, was die EU-Schritte anrichten werden.
    Klar Afrikanerfeindlich. Rechts.

    Dagegen aufzustehen ist somit absolut Links
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  • M. S.
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  • G. S.
    Die Erntemengen und Anbaumöglichkeiten werden in den nächsten Jahren vermutlich überall in Europa aufgrund des Klimawandels zurückgehen. Die Importlösung von Nahrungsmittel für Deutschland ist daher für mich eher fraglich. Ich bin für eine Ausrichtung der Landwirtschaft und des Gemüsebaus auf einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad. Beim Gemüse hat Deutschland aktuell einen beunruhigenden Selbstversorgungsgrad von 37 % !!! Bei anderen Kulturen sieht es etwas besser aus, bei Fleisch und Milch (wer hätte das gedacht) liegen wir bei über 100%. Zukunftsfähige klimaresistente Landwirtschaft muss anders aussehen und andere Kulturen vor allen Dingen in größerer Bandbreite anbauen. Auch die Landschaften die vielerorts durch die intensive Bewirtschaftung entstanden ist, sind nicht zukunftsfähig, da sie das „Wasser in den Wolken weder zum Abregnen anregen“ noch ausreichend halten können (Stichwort kleiner Wasserkreislauf, Wasserhaltefähigkeit, Starkregenereignisse).
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  • D. P.
    Und wieder frage ich mich, warum sich die Veranstalter der quarkdenkenden Friede-Freude-Eierkuchen-Demonstrationen nicht distanzieren wollen, während das die Veranstalter der demonstrierenden Landwirte ohne Zögern tun. Ein Schelm wer Böses denkt! Rechtes Gedankengut darf niemals toleriert werden, egal in welcher Sache.
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  • G. S.
    Es ist für mich nicht entscheidend, ob diese Symbole geschichtlich eigentlich unbedenklich sind, sondern, was die aktuellen Fahnenträger mit dieser Symbolik ausdrücken wollen oder verbinden und da ist leider inzwischen viel Spielraum..... das Rechte Strömungen hier andocken wollen ist kein Geheimnis...jede wirkliche ernstgemeinte Abgrenzung ist zwingend notwendig
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  • A. G.
    Für Sie zählt nicht die Botschaft, die die Fahnenträger senden wollen, sondern die Botschaft, die Sie den Fahnenträgern unterstellen, senden zu wollen.

    Denn gefragt haben Sie sie nicht.
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  • G. S.
    Ist das jetzt nicht eine Unterstellung? zwinkern Genau das habe ich doch gefragt: was wollen die Fahnenträger mit diesen Fahnen ausdrücken? Denn auf den Fahnen steht das nicht - und deshalb ist da wie gesagt ein Interpretationsspielraum. Gerne rufe ich jetzt die Fahnenträger auf, die das vielleicht lesen hier darzustellen, was sie damit verbinden sie können auch auf Webseiten verweisen wo ich das dann nachlesen kann. Dann könnte man das auch der Presse schicken damit die dann richtig interpretieren können. Ach, die Veranstalter haben sich nun selbst davon distanziert. Haben die denn ihre Berufskollegen gefragt was sie damit verbinden? und sich dann davon distanziert? jeder Fahnenträger hat mglw. sein ganz eigenes persönliches Motiv. ganz im Ernst mich würde das tatsächlich interessieren, da ich auch über die geschichtliche Vita dieser Fahnen durchaus im Bilde bin. Wenn ich aber weiß, dass diese Symbole auch missbräuchlich verwendet werden, dann würde ich die nicht nehmen.
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  • A. G.
    Wie wär´s mal mit genau lesen?

    Von Fahnen distanziert steht da nix.

    Distanziert wird von Sprüchen. (der besagte Galgenspruch und auch die umgedrehten D-Fahnen schafften es übrigens nur bis zum Parkplatz. Durch die Innenstadt und zur Kundgebung am Oberen Markt ging´s damit nicht.)

    Die Landvolk Fahnen:

    wurden gebeten, zuhause zu lassen, weil sie missverstanden werden könnten.
    Also kein Distanzieren. Weil wer sich mit beschäftigt (was leider die wenigsten tun), weiß ja, dass da keineswegs zu Terror aufgerufen werden soll usw.

    Wenn Sie interessiert, was den Trägern der Landvolk Fahne auf dem Herzen liegt:
    Jan Henning Dircks hat das wohl in den sozialen Netzwerken ausführlich aus seiner Sicht erklärt.
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