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Würzburg
Traktor-Demo: Fränkische Landwirte protestieren in Würzburg gegen EU-Politik
Viele Bauern müssen aufgeben, "weil sie nicht mehr genug Geld verdienen", sagt Rinderzüchter Claus Hochrein aus Eisenheim. Er kämpft dagegen an – und hat viele Mitstreiter.
Mit ihren Traktoren formten die fränkischen Bauern im Rahmen ihrer Demo den Schriftzug 'Brüssel'. 
Foto: Landwirtschaft verbindet Bayern | Mit ihren Traktoren formten die fränkischen Bauern im Rahmen ihrer Demo den Schriftzug "Brüssel". 
Bearbeitet von Achim Muth Carina Beckmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:01 Uhr

Es war ein leuchtstarkes Signal, das Landwirte aus Franken am Montagabend bei einer Kundgebung vom Gut Wöllried bei Rottendorf (Lkr. Würzburg) an die Europäische Union (EU) schickten: Mit über 50 Traktoren und Schleppern bildeten sie den Schriftzug "Brüssel". Bei Kälte und Nieselregen waren Bäuerinnen und Bauern aus allen Teilen Frankens angereist. Die Teilnehmer kamen unter anderem aus Aschaffenburg, Bad Neustadt, Gerolzhofen, Miltenberg, Bad Kissingen und Bamberg. "Man kann beim Höfe-Sterben definitiv zuschauen", sagt Bauer Claus Hochrein aus Eisenheim (Lkr. Würzburg) vom Veranstalter "Landwirtschaft verbindet Bayern" (LsV). Nach LsV-Angaben beteiligten sich rund 150 Fahrzeuge an der Demo.  

Hochrein, selbst Angus-Mutterkuhhalter, ist stellvertretender Vorsitzender von "Landwirtschaft verbindet Bayern" und Mitglied im Bundesvorstand. Eigentlich, sagt der Landwirt, hatten die europäischen Bauern am Montag in Brüssel demonstrieren wollen. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage musste die Großkundgebung allerdings aufs Frühjahr verschoben werden. So organisierte der 600 Mitglieder starke LsV einen regionalen Protest in Würzburg. "Das war heute ein starkes Signal in Richtung Brüssel: Wir Bauern stehen zusammen."   

Traktoren-Demo bei Würzburg: Fränkische Bauern kritisieren die Agrarpolitik der EU.
Foto: Thomas Obermeier | Traktoren-Demo bei Würzburg: Fränkische Bauern kritisieren die Agrarpolitik der EU.

Verschiedene Verbindungen und Vereinigungen aus der Agrarwirtschaft hatten am Montag in mehreren EU-Ländern Landwirte zum Protest gegen den sogenannten "Green Deal" der EU aufgerufen. Ziel des Deals ist es, bis 2030 den Treibhausgasausstoß der EU um 55 Prozent zu verringern und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Dafür soll unter anderem die Lebensmittelgewinnung ökologischer und nachhaltiger gestaltet werden.

Bauer Hochrein: "Viele müssen aufgeben"

"Wir können es nicht hinnehmen, dass wir durch unsere Umweltpolitik hierzulande in anderen Ländern der Welt weitaus größere Umweltschäden verursachen", heißt es in einer Pressemitteilung von "Landwirtschaft verbindet Bayern". "Der Green Deal der EU wird die Kosten der heimischen Produktion deutlich verteuern." Bauer Claus Hochrein befürchtet "Einkommensverluste von bis zu 30 Prozent".

Der ökologische Landbau und ein reduzierter Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln führe zu einem geringeren Ertragsvolumen und resultiere in höheren Produktionskosten und somit Mehrkosten für die Verbraucher, so die Landwirte. Sie befürchten, dass es zu höheren Importraten von Agrarprodukten kommen werde.

Viel Diskussionsstoff: Die Bauern befürchten Einkommensverluste von bis zu 30 Prozent – und protestierten deshalb mit einer Traktorfahrt von Würzburg nach Veitshöchheim.
Foto: Thomas Obermeier | Viel Diskussionsstoff: Die Bauern befürchten Einkommensverluste von bis zu 30 Prozent – und protestierten deshalb mit einer Traktorfahrt von Würzburg nach Veitshöchheim.

Die Existenzangst der Bauern ist akut. "Viele müssen jetzt schon aufgeben, weil sie nicht mehr genug Geld verdienen", so Hochrein. Sascha Glaab betreibt einen Marktfruchtbetrieb in Aschaffenburg und wünscht sich mehr Mitsprache bei politischen Entscheidungen. Er kritisiert, dass außerhalb der EU noch viele Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, die hier schon seit 30, 40 Jahren verboten seien: "Der Verbraucher wird getäuscht", sagt der 29-jährige Glaab, denn es fehle die klare Herkunftskennzeichnung der Lebensmittel.

Deshalb gingen die Bauern und Bäuerinnen erneut auf die Straße und forderten ein Mitspracherecht sowie faire Rahmenbedingungen zum Erhalt der regionalen Lebensmittelversorgung. "Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken", so Rinderzüchter Claus Hochrein. 

Polizei: Keinerlei Störungen

Nach der Kundgebung am Gut Wöllried mit der spektakulären Fotoaktion machte sich der Convoi der Traktoren auf den Weg. Begleitet von der Polizei ging es durch Würzburg nach Veitshöchheim, wo die Kolonne eigentlich zum geografischen Mittelpunkt der EU in den Ortsteil Gadheim fahren sollte. Aufgrund von Bauarbeiten konnte das Vorhaben jedoch nicht umgesetzt werden, die Demonstration endete auf dem Parkplatz der Mainfrankensäle.

Nach Angaben der Polizei verlief die Traktorfahrt ohne Störungen und größere Verkehrsbehinderungen, und so zog Claus Hochrein am Ende einer aufsehenerregenden Aktion eine positive Bilanz: "Die Beteiligung war deutlich stärker, als wir es erwartet hatten", sagt er. "Dieser Tag macht mir Mut."  

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Fahren uns selber gegen die Wand

    mit dem billig, billig, billig aus immer größeren Strukturen incl. der dadurch verursachten Umweltzerstörung im Ausland.

    Es wird allerhöchste Zeit umzukehren auf diesem Irrweg in die Sackgasse, bevor wir zerstören, was wir erhalten müssten, um nicht selber unterzugehen. Die Zukunft ist mMn ökologisch und nachhaltig (und die Produkte haben wieder einen Wert für Bauern und Verbraucher gleichzeitig) - oder es wird eng.

    Höre da immer diesen dummen Spruch von wegen "Rettung der Welt" - nee: die rettet sich selber und kommt auch ohne Menschen aus (hat sie schon ein paar Milliarden Jahre geschafft) - um unsere Lebensgrundlagen geht es, und wenn wir sie verplempern, haben wir ein Problem und sicher nicht "die Welt".

    Befürchte aber leider, bei der so genannten E"U" haben sie bis heute zwar vielleicht den Schlag gehört, aber keine Ahnung, was man statt "Weiter so!" (dagegen) machen soll...
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  • clubfan2@gmx.de
    dachte erst es ist ein Faschingsumzug zwinkern
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  • a.genser@freenet.de
    PM von "Landwirtschaft verbindet Bayern": Wir können es nicht hinnehmen, dass wir durch unsere Umweltpolitik hierzulande in anderen Ländern der Welt weitaus größere Umweltschäden verursachen".

    Aber: Wiki: Haupteinsatzbereich für Soja aber ist die Nutztierhaltung. ... Die BRD importiert daher rund 26 % des im Tierfutter enthaltenen Eiweißes – einen Großteil davon als Soja – aus Südamerika und den USA. Regenwaldrodung für die Sojaproduktion!!

    Die meisten Menschen wissen um die Situation der Bauern. In Bayern hat in den letzten 20 Jahren ein dramatisches Höfesterben stattgefunden, 1999-2016 42%. Die EU gibt für nichts soviel Geld aus, wie für die Agrarpolitik, rund 40 % des Haushalts. Etwa 6,45 Milliarden € gehen jährl. an deutsche Bauern. Subventionen, Lobbyarbeit, optimierter Dünger u. Pestizideinsatz konnten dies nicht verhindern. Auf der anderen Seite Nitrat im Grundwasser, ausgeräumte Landschaften, Monokulturen, Massentierhaltung ...
    Da läuft einiges falsch.

    Einsicht=Weitsicht!!
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  • klaus1618
    Fazit:

    Der Grean Deal zielt jetzt genau darauf ab, gerade eben eine CO2-Minderung auf dem Acker zügig umzusetzen;...und dann werden den Bauern die abgebildeten Dieselrösser zur Hand gereicht! - Unfassbar, was da grundlegend schief läuft.

    Mit was übrigens wurden die ersten Selbstzünder betrieben!?
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  • klaus1618
    Wer ist für die aktuelle Fehlentwicklung verantwortlich!? - In den 1970er fanden unsere Motorenbauer weltweit Beachtung, die eine nach wie vor revolutionäre Verbrennungstechnik entwickelten, wofür man nicht einen Tropfen Erdöl benötigte. - Das könnte heute Standard auf unseren Äckern sein...

    Die auf den Bildern gezeigten Schlepper können NICHT mit nachwachsenden Rohstoffen gefahren werden; ein gigantische Fehlleistung unserer „innovativen“ Mobilitätsindustrie mithin und damit auch deren Käufer, weil man damit einer schleunig notwendigen Dekarbonisierung extrem im Wege steht.

    Die in unseren Hinterzimmern massiv forcierte Verhinderungspolitik jener wirklich fortschrittlichen Motoren, die man im Kleinen bis hin zu den gigantischen Schiffsmotoren verbauen könnte, wurde also knallhart an die Wand gefahren.
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  • harryamend@outlook.de
    Wenn der ÖPNV Richtung Veitshöchheim teils über 20 Minuten Verspätungen hat wegen dieser Traktorfahrt kann von "ohne große Störungen" keine Rede sein. Und wieder muss man es betonen, die Landwirte sind nur am fordern und jammern und das seit Jahrzehnten schon, eine Einsicht oder gar oder Bereitschaft zur Änderung dafür sind sie bis heute nicht bereit. Klimaschutz ja aber gleichzeitig nur fordern, mit so einer einsilbigen Einsicht werden die Landwirte nichts erreichen.
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  • klaus1618
    All denjenigen, die in vorstehender Aktion irgendwelche Probleme verortet sehen:

    Selbiger könnte man sehr schnell ein sinnvolles Ende setzen - gerade im Interesse deutscher/europäischer Verbraucher:

    Was auf jedem europäischen Teller landet, muss prinzipiell auch europäischen Standards(!!!) entsprechen. Nicht mehr - keinesfalls weniger!

    Vorbei damit natürlich z.B. die Zeiten des heißgeliebten spottbilligen Standardessens eines Grillhähnchens mit Pommes für nur 4-5 €. Genau DAS(!) muss generell geltendes Recht auf unseren europäischen Tellern werden.

    Der eine oder andere heilige Tempel müsste dann vielleicht sein Licht etwas dimmen; in den dortigen Regalen gäbe es dann sicherlich sehr viel mehr Platz...

    Seid endlich ehrlicher zu-/miteinander! - Vorweihnachtlicher Gruss eines Bauern von nebenan. grinsen
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  • deweka
    Wie in vielen anderen Bereichen ist es auch hier der völlig falsche Weg unsere Standards zu senken um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
    Der richtige Weg ist zu verhindern, dass das Recht auf Umweltzerstörung, Ausbeutung und Steuervermeidung Standortvorteil ist.
    Das kann ganz einfach mit Abgaben auf Produkte, die durch Umweltzerstörung oder Ausbeutung im Ausland billiger produziert werden geschehen.
    Dies kann auch den Menschen dort helfen, da sich diese Länder über Umweltschutz und soziale Bedingungen Gedanken machen müssen wenn sie weiter in die EU liefern wollen.
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  • Noeth@t-online.de
    Doppelposting.
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  • Noeth@t-online.de
    tmen kann mann auch ohne Masken. Wenn Computerchips fehlen muss halt Wochen länger warten bis sie vielleicht eintreffen. Wenn die Politik fertig ist mit ihrem Vorhaben werden wir von derzeit ca. 85% Selbversorgungsgrad auf 70 % zurückfallen. Wenn dann Lieferketten wegfallen aus welchem Grund auch immer wird's interesant werden. Deswegen sind wir besorgt und gehen auf die Straße.
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