
Urlaub in Deutschland boomt in der Corona-Zeit, manchmal schon fast zu viel: In den Alpen und an Nord- und Ostsee drängen sich mitunter die Besuchermassen.Der Trend zum Verreisen im eigenen Land macht sich aber auch in Unterfranken bemerkbar, sagt Michael Schwägerl, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) für Unterfranken. Welche Gäste kommen in diesem Sommer? Bei wem ist die Region besonders beliebt?
Viele Urlauber, kaum Geschäftsreisende
Vor allem an die Mainschleife, in den Landkreis Kitzingen und in den Landkreis Main-Spessart zieht es viele Urlauber, sagt Schwägerl. Allerdings: "Wo es nicht ausgebucht ist, das ist in den Städten." Besonders in Würzburg seien normalerweise während der Sommermonate auch Geschäftsreisende und Tagungsbesucher zu Gast. Sie fehlten jetzt, wegen Corona.
Das bestätigt Jürgen Ludwig, Marketingleiter des Eigenbetriebs Congress Tourismus Würzburg (CTW). Der Tagungstourismus in Würzburg sei wegen der Corona-Beschränkungen nahezu "komplett zum Erliegen" gekommen. Es gebe zwar die "ein oder andere Anfrage für den Frühherbst", allerdings mit deutlich geringerer Zahl an Personen. Das seien dann kleinere Veranstaltungen mit 20 bis 40 Teilnehmern - und "in den größten Räumen, die zur Verfügung stehen", sagt Ludwig.
Urlauber wollen einen Szenenwechsel
Anders sieht es beim klassischen Tourismus in Würzburg aus: Im Juli und August werde in der Bilanz "sicherlich nicht die Auslastung wie in den vergangenen Jahren" verzeichnet. Aber, so der Marketingleiter: "Die Gäste kommen." Vielen Besuchern sei ein Szenenwechsel wichtig. Touristen aus Asien oder den USA fehlten in diesem Jahr wegen der Einreise-Restriktionen. Urlauber aus den europäischen Nachbarländern seien aber da.
An der Volkacher Mainschleife kommen die Urlauber vor allem aus Bayern, Baden-Württemberg und Norddeutschland. Für viele Touristen aus dem Norden war die Mainschleife bislang, in Zeiten vor Corona, vor allem eine Zwischenstation auf dem Weg in den Süden. "Nun ist sie das Urlaubsziel", sagt Marco Maiberger, Tourismuschef in Volkach.

Einen starken Anstieg bei Nachfragen von Gästen aus der nahen Region hat man bei der Rhön Gmbh - Gesellschaft für Tourismus und Markenmanagement festgestellt: "Viele Rhöner entscheiden sich nicht nur für den Urlaub in Deutschland, sondern gleich für den Urlaub zu Hause", sagt Geschäftsführerin Jennifer Rother.
Die Zahlen der Übernachtungsgäste liege in der Rhön bislang "noch hinter denen des Vorjahres", sagt Rother. Die Dauer der Aufenthalte habe sich aber im Vergleich zu 2019 verändert: Die Besuche bleiben länger! Die Zahl der Tagesgäste werde zwar nicht genau erfasst, sagt Rother. Doch einen "deutlichen Anstieg" spüre man in den Touristinformationen bei der Nachfrage nach Prospekten über die Rhön und nach persönlichen Auskünften.
Weniger Hochzeits-und Geburtstagstourismus
Auch die Mainschleife ist normalerweise eher eine "typische Kurzreiseregion". Aktuell aber bleiben die Urlauber auch hier länger, sagt Maiberger. Statt zwei bis drei Tage übernachten die Gäste nun "bis zu einer Woche" in den Hotels. Außerdem seien die Gäste mit einem Alter ab 30 Jahren aktuell "bedeutend jünger" und es kommen mehr Familien. Bisher sei das Alter der Urlauber in und um Volkach eher bei 50 plus gelegen, sagt Maiberger.

Und auch die Ferienwohnungen und Hotels an der Mainschleife hätten derzeit "durchaus eine hohe Belegungsquote", sagt der Tourismuschef. Einige Hoteliers hätten die Sorge, dass der coronabedingte Wegfall des Hochzeits- und Geburtstagstourismus an Wochenenden sowie das Fehlen der Geschäftsreisenden und Tagunsbesucher unter der Woche nicht ausgeglichen werden könne. Der Individualtourismus fülle die Lücke aber, so Maiberger.
Wie sich die Situation in der Hotel- und Gaststättenbranche, auch finanziell, weiter entwickeln wird? Man müsse abzuwarten, sagt der unterfränkische Dehoga-Geschäftsführer Michael Schwägerl: "Wenn das Wetter schön ist, geht die Saison auf jeden Fall bis Oktober." Was in den Monaten danach komme, könne man derzeit nicht absehen.
Der Main als beliebtes Ziel
Die aktuelle Beliebtheit der Region sorgt nicht nur für vollbelegte Gästebetten - sondern auch für Herausforderungen: Am Main, bei Übernachtungs- wie bei Tagestouristen ein sehr beliebtes Ziel, ist es in diesen Sommerwochen sehr voll. Der "Besucherdruck ist ganz einfach gestiegen", sagt Maiberger.
Was das Einhaltung von Corona-Regeln angesichts der Besuchermengen angeht, appelliere man an die Eigenverantwortung, sagt der Mainschleifen Tourismus-Chef. Und die "normalen Aufenthaltsregeln", die es schon vor Corona gab - ob richtiges Parken, sorgsames Nutzen der Flächen oder Müllentsorgung - sollten sowieso immer beachtet werden.
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