
Die gemeinnützigen Träger von Alten- und Pflegeheimen in Würzburg und ganz Unterfranken gehen auf die Barrikaden. Ihre Forderung: Weg mit der Test- und Maskenpflicht für Besucher und Beschäftige, Schluss mit der Impfpflicht für das Personal. Außerdem sollten Corona-Infizierte grundsätzlich weiterarbeiten dürfen, wenn sie keine Symptome haben. Schutzmaßnahmen könnten die Pflegedienstleitungen vor Ort anordnen.
Heimplätze können wegen fehlendem Personal nicht mehr voll belegt werden
Die Forderungen an Ministerien, Politik und Behörden sind weitreichend. Dahinter steht ein Pflegenotstand, der sich durch die Corona-Auflagen weiter zuspitzt. Wie die Träger – seit zwei Jahren zusammengeschlossen als Netzwerk Pflegeheime in Stadt und Landkreis Würzburg – bei einer Pressekonferenz berichteten, bleiben immer mehr Plätze in den Heimen leer, weil Pflegekräfte fehlen.
So sei in den 14 unterfränkischen Caritas-Einrichtungen die Belegung mittlerweile auf unter 90 Prozent gesunken, klagt Geschäftsführer Georg Sperrle. Woanders werden trotz hoher Nachfrage Wohnbereiche oder ganze Häuser dicht gemacht. Angehörige suchen verzweifelt nach einer Unterbringung für Senioren und Pflegebedürftige. Auch Kliniken leiden: "Vielfach könnten ältere Patienten entlassen werden, aber es fehlt an Heimplätzen und sie müssen länger im Krankenhaus bleiben", bestätigt Walter Herberth, Oberpflegamtsdirektor des Juliusspitals.
In dieser Situation haben die Träger kein Verständnis für die Fortführung der Corona-Maßnahmen. Sie seien nicht mehr verhältnismäßig und ließen es an Wertschätzung für das Personal fehlen. "Es wird in der Politik überhaupt nicht mehr darüber diskutiert", schimpfen Alexander Schraml und Eva von Vietinghoff-Scheel für das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg, das sieben Senioreneinrichtungen betreibt.

Neben dem Würzburger Bürgerspital und dem Bayerischen Roten Kreuz unterstützen auch Caritas und Arbeiterwohlfahrt (AWO) als größte Träger der Altenhilfe in Unterfranken die Forderung nach einer Normalisierung. Rund 95 Prozent aller Heimbewohnerinnen und -bewohner seien geimpft, kaum geringer die Quote beim Personal. Schwere Erkrankungen wegen einer Corona-Infektion gebe es fast gar nicht mehr.
Masken- und Testpflicht: Heimbewohner bekommen weniger Besuch
Dass Pflegekräfte weiter acht Stunden mit Maske arbeiten müssen und auch für Angehörige noch eine Masken- und Testpflicht gibt – das ist aus Sicht der Träger nicht mehr nachzuvollziehen. Der Schaden sei mittlerweile größer als der Nutzen: Wegen der Vorschriften "bekommen unsere Heimbewohner weniger Besuch als vor der Pandemie", bedauert Ulrike Hahn, Bereichsleiterin Senioren und Reha bei der AWO Unterfranken. Vereinsamung sei die Folge.

Nur bei "körpernahen Pflegetätigkeiten" oder bei Anordnung durch die Leitung sollen Pflegekräfte noch Maske tragen. Und Angehörige? Für sie sollen die Heimbewohnerinnen und -bewohner selbst – oder ihre bevollmächtigten Betreuer – entscheiden, ob sie nur mit Maske, getestet und geimpft besucht werden wollen. Die Freiheit der Bewohner müsse gegenüber einem übertriebenen Sicherheitsbedürfnis wieder gestärkt werden, findet Jurist Schraml.
Deutliche Kritik erneuert das Netzwerk an der einrichtungsbezogenen Impfpflicht, die vorerst noch bis Jahresende gilt. Dadurch hätten die Heime Personal verloren, andere würden abgeschreckt. Die Impfpflicht müsse abgeschafft werden. Ferner sprechen sich die Träger für ein Verbot der Leiharbeit in der Pflege aus. Sie sei teuer, die Qualität leide.
Auch eine überbordende Bürokratie setzt den Heimen zu – gerade in der Dokumentation von Corona-Fällen. Provokant kündigt das Netzwerk an, ab Oktober nur noch bürokratische Verpflichtungen zu erfüllen, "die für das Wohl der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner zwingend notwendig sind". Lieber wolle man die Zeit für die eigentliche Betreuung nutzen. An die Heimaufsichten in Rathäusern und Landratsämtern richtet sich die Forderung, einen Pflegekraft-Personal-Pool einzurichten, um Heime bei Bedarf zu unterstützen.
Bayerisches Gesundheitsministerium verteidigt Maske und Schnelltests
Das bayerische Gesundheitsministerium reagiert auf Anfrage zurückhaltend auf die Forderungen aus Unterfranken. Immerhin: Die ab 1. Oktober vorgeschriebene Drittimpfung für den vollen Impfstatus soll in den Heimen nur für Neueinstellungen gelten.
Dagegen steht das Ministerium hinter der zuletzt vom Bund angeordneten Masken- und Testpflicht. Es handele sich um "effektive Infektionsschutzmaßnahmen, um besonders vulnerable Personengruppen zu schützen", so eine Sprecherin. Das Ministerium verweist auf die im Herbst zu erwartenden steigenden Infektionszahlen sowie auf schwere Krankheitsverläufe, die auch bei geimpften Bewohnerinnen und Bewohnern nicht ausgeschlossen werden könnten.
Die Politik verspricht sich ja unendlich viel von der "generalistischen Ausbildung" wenn das mal kein Trugschluss ist.
Die Pflege gehört wie in "Resteuropa" akademisiert und nicht verramscht.
Es hat auch mal einer unserer Politiker gemeint das die Schleckerfrauen in die Pflege gehen könnten, soviel zum Sachverstand diverser Damen und Herren.
Und das Personal im Krankenhaus trägt ja auch weiter Maske.
Außerdem geht es nicht nur um die Bewohner. Wenn die Pflegekräfte mit Covid zu Hause sitzen ist auch keinem geholfen. Aber erkrankt und ohne Maske ist im Heim auch ein No Go.
Von wegen!!!
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html
Wenn die Politik nicht mehr über den Pflegenotstand diskutiert, kann es nicht die Lösung sein, die Risikogruppen im Zweifel aus reiner Bequemlichkeit mutwillig über die Planke gehen zu lassen. Wir haben immer noch eine Pandemie, keine langfristige Immunität, und mit jeder Infektion ein hohes Risiko von Langzeitfolgen und Mutationen.
Geschützt hat nur die FFP2-Maske. Ja, ist unangenehm und ist unbequem – aber der beste Schutz, den man haben kann … für sich und für andere … und inzwischen hat man sich ja auch ein Stück weit daran gewöhnt …
Was wir auch gelernt haben: Ein aus der Sicht der Mediziner „milder“ Verlauf ist etwas ganz anderes, als ein „milder“ Verlauf aus Patientensicht. Auch wenn es relativ gesehen nicht mehr so häufig zu Hospitalisierungen kommt – Corona haut immer noch ganz ordentlich rein und es sterben auch immer noch gar nicht so wenige Menschen an dem Virus.
Den Pflegenotstand gibt’s nicht erst seit Corona … hat niemanden interessiert, denn die Häuser waren voll. Jetzt sinkt die Belegung, und die Betreiber entdecken plötzlich den Altruisten in sich …
Es gibt schon selstame Zufälle … 😉
Dieser Vorstoß ist meines Erachtens ignorant und kurzsichtig. Er wird Menschen gefährden.
Unter dem Punkt:
"Warum wird das Tragen von Masken im Alltag empfohlen?" sollte man den Unterpunkt
"Was ist aus wissenschaftlichen Untersuchungen über und die gesundheitlichen Auswirkungen von FFP2-Masken bekannt?" mal genau lesen!!