Die Krisen in der Welt sind auch in der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) präsent. Bei einer Pressekonferenz zum Start des Wintersemesters verurteilte Präsident Paul Pauli am Donnerstag die Angriffe auf Israel und zeigte sich solidarisch mit den Menschen im Land. "Das macht uns sehr betroffen", sagte er.
Die JMU kooperiert mit Universitäten in Tel Aviv und Haifa. Dort seien die Dozenten zum Militär eingezogen worden. "Der Betrieb ist eingestellt. Das ist fatal", so Pauli. Zwei Würzburger Erasmus-Studierende in Haifa konnten mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes ausreisen. Ein Studierender, der sich zum Praktikum in Bethlehem im Westjordanland aufhielt, habe über Jordanien das Land verlassen.
Zusammenarbeit mit Hochschulen in der Ukraine kaum möglich
Auch in der Ukraine leide die Wissenschaft massiv, sagte der Präsident. Die Uni Würzburg unterhält Partnerschaften mit mehreren Hochschulen in dem Land. Man sei im Austausch, aber eine konkrete Zusammenarbeit ist derzeit kaum möglich.
Einige ukrainische Dozenten haben Zuflucht in Würzburg gefunden, ein Mathematik-Studiengang wird teilweise auf Ukrainisch angeboten. Demnächst will die Uni gebrauchte Computer in die Würzburger Partnerstadt Lviv im Westen der Ukraine transportieren. Einen geplanten Besuch dort hat Uni-Präsident Pauli aus Sicherheitsgründen aufgeschoben.
Und die Beziehungen zu Partner-Unis in Russland? "Die sind aktuell tot", sagte der Präsident unumwunden, die Kontakte seien offiziell eingestellt. Auch die Verbindungen zu Hochschulen in China stehen derzeit unter schwierigen politischen Vorzeichen. JMU-Vizepräsidentin und Sinologin Doris Fischer war laut Pauli jüngst auf Asien-Reise, um weitere Kooperationen auszuloten.
Im Sommer hatte es Irritationen gegeben, weil die Uni Erlangen-Nürnberg staatlich entsandte Stipendiaten aus China wegen Spionageverdachts nicht mehr annimmt. So rigoros geht die Uni Würzburg nicht vor. Man wolle die Beziehungen aufrechterhalten, sie aber kritisch beleuchten – und "von Fall zu Fall entscheiden", so Pauli.
Angesichts des Fachkräftemangels will man mehr Studierende aus dem Ausland gewinnen – in der Hoffnung, dass zumindest ein Teil von ihnen in Deutschland bleibt. Mit derzeit neun Prozent Ausländeranteil ist die Uni Würzburg bei der Internationalität noch "Mittelmaß", wie der Präsident zugibt. Man wolle die Zahl steigern. Dagegen freut er sich über das gute Abschneiden bei zwei angesehenen internationalen Hochschulrankings: Hier rangieren in Bayern nur die zwei Münchner Exzellenz-Universitäten vor der Uni Würzburg.
Höhepunkt bei den Studierendenzahlen überschritten
Weil die Zahl an Studierenden in Deutschland stagniert oder zurückgeht, stehen die Hochschulen im Wettbewerb um den akademischen Nachwuchs. Für das aktuelle Wintersemester haben sich bis dato 26.136 Studierende eingeschrieben, rund 500 weniger als im Vorjahr. Vor einigen Jahren waren es noch rund 28.000.
Bei den Studienanfängern gab es mit 3192 ein leichtes Plus. Der Frauenanteil bei den Studierenden beträgt unverändert 61 Prozent, bei den derzeit 476 Professuren ist er weiter auf nun 28,8 Prozent gestiegen. 40 dieser Stellen hat die JMU seit Januar neu besetzt, die Hälfte davon mit Frauen. Pauli dankte dem Freistaat, dass sieben Professuren über Mittel aus der High-Tech-Agenda geschaffen werden konnten.
Mit 6277 Studierenden ist nahezu jeder Vierte in Würzburg für das Lehramt eingeschrieben, die meisten für das Gymnasium, gefolgt von Grund- und Förderschule. An Bayerns zweitgrößter Hochschule für die Lehrerausbildung nach der LMU München ist die Zahl der Studierenden für das Grundschullehramt um rund 100 auf derzeit 1771 gestiegen.
"Wir haben wegen des Lehrermangels mehr aufgenommen, als wir normalerweise verkraften", betonte Uni-Präsident Pauli. Deshalb hoffe man auf personelle Unterstützung aus dem Ministerium, "damit wir diesen Zuwachs gut durchs Studium bringen". Weitere starke Fächer sind an der JMU erneut die Medizin (3487), Jura (2122) und die Wirtschaftswissenschaften (2174).