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Würzburg/Schweinfurt
Angst vor Spionage durch parteitreue Doktoranden aus China: Wie die Uni Würzburg und die THWS mit der Gefahr umgehen
Die Uni Erlangen-Nürnberg nimmt keine staatlich entsandten Doktoranden aus China mehr auf, weil sie sensibles Wissen abschöpfen könnten. In Würzburg reagiert man anders.
An deutschen Hochschulen wie der Würzburger Julius-Maximilians-Universität gilt die Freiheit von Forschung und Lehre nach dem Grundgesetz. In China ist das anders.
Foto: Johannes Kiefer | An deutschen Hochschulen wie der Würzburger Julius-Maximilians-Universität gilt die Freiheit von Forschung und Lehre nach dem Grundgesetz. In China ist das anders.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 15:11 Uhr

Die Nachricht aus der Uni Erlangen-Nürnberg war spektakulär: Seit Juni bleiben dort neue chinesische Doktoranden, die über ein staatliches Stipendium entsandt werden, vom Uni-Betrieb ausgeschlossen. Grund ist die Sorge vor Spionage für Peking. Bundesweit überlegen nun Hochschulen, wie sie mit dem Thema umgehen. Auch in Würzburg.

Der Beschluss der Erlanger Friedrich-Alexander-Universität (FAU) betrifft Stipendiatinnen und Stipendiaten des China Scholarship Council (CSC), vergleichbar mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Der große Unterschied: Wissenschaftsfreiheit gibt es in China nicht.

Wenn chinesische Studierende über ein Stipendium dem Staat verpflichtet sind

Die CSC-Stipendiaten, in der Regel Doktorandinnen und Doktoranden, müssen nach Berichten der "Deutschen Welle" und der Rechercheplattform Correctiv "Knebelverträge" unterschreiben und Staatstreue versichern. Außerdem müssen sie sich regelmäßig bei der chinesischen Botschaft melden und Bericht erstatten. Bei Verstößen drohen Strafen.

Dass solche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland an sensible Daten gelangen könnten, ist dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ein Dorn im Auge. Die Behörde überwacht die Einhaltung von Exportbeschränkungen für sensible Waren, Software und Technologie. Das gilt vor allem für eine mögliche militärische Nutzung.

Nach einer BAFA-Prüfung, bei der meldepflichtige Vorgänge entdeckt worden waren, hat die Uni Erlangen-Nürnberg die Reißleine gezogen. Die Aufnahme von weiteren CSC-Doktoranden wurde gestoppt. Rund 50 Stipendiaten, die bereits hier sind, dürfen allerdings bleiben. Auch können sich Studierende aus China, die nicht ausschließlich über das CSC-Programm finanziert werden, weiterhin an der Uni einschreiben.

Uni Würzburg spricht sich gegen einen pauschalen Ausschluss aus

Und die Würzburger Julius-Maximilians-Universität? Hier weiß man gar nicht, wie viele CSC-Stipendiaten derzeit an der Hochschule sind. Die Uni erfasse weder bei ihren Studierenden noch bei Promovierenden an zentraler Stelle, wie sie ihr Studium bzw. die Promotion finanzieren, heißt es von der Pressestelle.

Bei chinesischen Doktoranden und Doktorandinnen wüssten in der Regel nur die zuständigen Betreuerinnen und Betreuer, ob jemand über das CSC-Programm gekommen ist. Die Uni geht davon aus, dass derzeit an allen zehn Fakultäten Studierende aus China promovieren – mit und ohne CSC-Stipendium.

China-Zentrum soll beraten und unterstützen

Ein genereller Ausschluss wie an der Uni Erlangen ist in Würzburg aktuell kein Thema. Man halte Pauschalurteile auch in diesem Fall nicht für angebracht, sagt Uni-Sprecher Gunnar Bartsch. "Wir setzen auf individuelle Entscheidungen und eine entsprechende Sensibilität." Helfen soll dabei das erst im Oktober 2022 ins Leben gerufene China-Zentrum (CCCUW) der Universität.

Als Plattform tauscht man sich dort fächerübergreifend zu Fragen der Kooperation mit China aus. Expertinnen und Experten unterstützen beim Aufbau von Partnerschaften mit chinesischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. "Selbstverständlich beraten die Mitglieder des CCCUW auch Professorinnen und Professoren zu allen Fragen rund um eine Promotion von CSC-Promovenden", so der Uni-Sprecher.

Auch der Uni Würzburg ist bewusst, dass in einzelnen Bereichen – man denke an Physik, Chemie oder Medizin – sensible Daten nicht in die Hände Unbefugter geraten sollten. Um möglicher Spionage vorzubeugen, müssten die Verantwortlichen diskutieren und entscheiden, mit wem sie solche Daten teilen wollen. Die Uni-Leitung rät zu einem vorsichtigen und überlegten Umgang damit. "Dies gilt insbesondere für Zugangsberechtigungen für Räume oder Datenspeicher." Die Entscheidung, ob eine Person vertrauenswürdig ist oder nicht, könne nur für den Einzelfall getroffen werden. 

TH Würzburg-Schweinfurt: keine chinesischen Promovierenden da 

Weniger heikel ist die Situation an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS), hier gibt es generell nur wenige Doktoranden. Derzeit sei niemand zur Promotion aus China hier, sagt THWS-Sprecherin Angela Kreipl. Und im Studium würde sowieso nur allgemein zugängliches Wissen vermittelt werden.

Über Forschungsprojekte könnten allerdings auch TH-Studierende sensibles Wissen an den chinesischen Staat weitergeben. Ein solches Risiko bestätigt die Hochschule. Kreipl bekräftigt: "Wir legen bei der Auswahl von Studierenden für Forschungsprojekte besondere Sorgfalt an den Tag." Die Entscheidung der Uni Erlangen könne man nachvollziehen.

Das tut auch Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). China werde in Wissenschaft und Forschung immer mehr zum Wettbewerber und systemischen Rivalen, sagte sie der Mediengruppe Bayern und lobte das Vorgehen der FAU. Deren Entschluss solle auch andere Institutionen anregen, ihre Kooperationen mit dem CSC zu überprüfen.

 
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  • Werner Rau
    Jeder chinesische Bürger ist per Gesetz verpflichtet den Staat ohne Vorbehalte zu unterstützen. Dies wurde nun schon mehrfach in verschiedenen Medien Thematisiert. Wie kann man da von „nicht über einen Kamm scheren“ sprechen, wenn es genau so ist? Hier sollten die Hochschulen deutlich mehr strategische Vorsicht walten lassen.
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