zurück
Würzburg
Umbenennung Würzburger Straßen: Das könnte der Fahrplan sein
Auf Empfehlung einer Kommission sollen NS-belastete Straßennamen in Würzburg verschwinden oder eine Erläuterung erhalten. Im Stadtrat ging es jetzt um den Zeitplan dafür.
Für den Heiner-Dikreiter-Weg gab die Straßennamenkommission eine Empfehlung zur Umbenennung ab.
Foto: Fabian Gebert | Für den Heiner-Dikreiter-Weg gab die Straßennamenkommission eine Empfehlung zur Umbenennung ab.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:00 Uhr

Es geht um Namenspaten Würzburger Straßen und ihre Verstrickung ins NS-Regime. Eine elfköpfige Kommission aus Wissenschaftlern und Stadträten hatte vier Jahre lang 120 Straßennamen untersucht, bei neun Namen sieht die Kommission Handlungsbedarf und gab in ihrem Abschlussbericht Empfehlungen ab.

Diese zielen auf Umbenennungen von Straßen oder erklärende Zusätze ("Kontextualisierungen") an den Schildern ab. Unter den betroffenen Namensgebern befinden sich in Würzburg so bekannte Personen wie Heiner Dikreiter, Begründer der Städtischen Galerie, Michael Kardinal Faulhaber und der Mozartfest-Begründer Hermann Zilcher.

Umbenennung Würzburger Straßen: Das könnte der Fahrplan sein

Nach einer Vorberatung im Kulturausschuss beschäftigte sich jetzt erstmals der Gesamtstadtrat mit dem Thema. Von vornherein hatte festgestanden, dass der Stadtrat in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag noch keine Entscheidung über einzelne Straßen treffen würde. Stattdessen stimmte das Gremium einstimmig einer Beschlussvorlage zu, nach der die Stadtverwaltung auf Grundlage des Kommissionsberichtes im Laufe des kommenden Jahres konkrete Umsetzungsvorschläge für Umbenennungen und Kontextualisierungen vorlegen soll. 

Debatte dürfte sich mindestens über ein Jahr erstrecken

Wie der Fahrplahn im nächsten Jahr sein könnte, erläuterte Kulturreferent Achim Könneke, der zugleich Leiter der Straßennamenkommission ist. Demnach würde der Stadtrat im Februar einige Grundsatzbeschlüsse über das weitere Vorgehen treffen. Ab März würden – Beschluss vorausgesetzt – Kontextualisierungen vorgenommen, im Sommer könnten sowohl Bürgeranhörungen als auch ein von der Kommission empfohlenes Symposium über Kardinal Faulhaber stattfinden.

Danach würden die Ergebnisse von Anhörungen und Symposium ausgewertet. Im Winter 2021/22 würde dann der Stadtrat über Umbenennungen entscheiden, im Vorfeld würden auch Vorschläge für neue Straßennamen erarbeitet. 

Die Arbeit der Straßennamenkommission erfuhr im Stadtrat breite Würdigung, ebenso die Tatsache, dass es in Würzburg die Debatte überhaupt gibt. "Es ist richtig, darauf zu schauen, ob diese Namen auf der Basis unserer Werte überhaupt noch gerechtfertigt sind", sagte SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow. Konstantin Mack (Grüne) sprach von Straßennamen als "kollektivem Eigentum". "Wir müssen uns fragen, welche Werte unsere Stadt vertritt", sagte er und meinte mit Blick auf die Namenspaten: "Begangenes Unrecht wird nicht weniger schlimm, wenn man auch gute Taten verübt hat."

CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth mahnte mit Blick auf Angehörige der betroffenen Namenspaten einen sensiblen Umgang an, schließlich füge man "diesen Personen Schmerz und Leid zu". Christiane Kerner (ÖDP-WL) empfahl, dass sich auch Würzburger Schulen mit dem Thema beschäftigen sollten. Sebastian Roth (Linke) regte an, gleich noch weitere Straßennamen zu überprüfen, darunter Fritz Haber, der als "Vater des Gaskriegs" im ersten Weltkrieg gilt.

Den Blick auf juristische Aspekte warf Wolfgang Baumann (ZfW). Für die Namenspaten gelte ein "postmortales Persönlichkeitsrecht", das ein "hohes Schutzgut" sei. Ein Entzug der Namenspatenschaft bedeute ein "Unwerturteil" mit Auswirkung für Betroffene und Angehörige. Letztere sollten deshalb angehört werden – was Kommissionsleiter Könneke auch zusagte.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Torsten Schleicher
Abschlussberichte
Alexander Kolbow
Christiane Kerner
Erster Weltkrieg (1914-1918)
Fahrpläne
Galerien und Ateliers
Hermann Zilcher
SPD-Fraktionschefs
Sebastian Roth
Stadträte und Gemeinderäte
Winter
Wolfgang Baumann
Wolfgang Roth
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • mausschanze
    Sie sind für die Kommentarfunktion gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ed-rettner
    Das kommt dabei raus, wenn man die Geschichte mit den Maßstäben der Gegenwart beurteilt. Jahrzehnte später ist es halt so einfach, den Stab über Persönlichkeiten zu brechen, die sich a) nicht mehr wehren können und b) für die es wohl das Todesurteil bedeutet hätte, wenn Sie in die totale Opposition zu einem Verbrecherregime gegangen wären. Aber was interessiert das unsere "tapferen linken Umbennenungsfanatiker!" Im Gegenzug zu den Geschmähten haben sie durch ihr Verhalten heutzutage nichts zu befürchten!

    Was ist eigentlich mit den ganzen Marx-, Engels-, Thälmanns-, Brechts-,Rosa-Luxemburg-Straßen etc.? Waren das denn lupenreine Demokraten? Haben diese Kommunisten nicht auch unendlich viel Leid über Millionen von Menschen gebracht?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kej0018@aol.com
    @ ed-rettner

    Soweit mir bekannt ist wurde Rosa Luxemburg von rechtnationalen Terroristen ermordet. Soweit mir bekannt ist war Marx ein Wirtschaftstheoretiker, dessen Theorien z. Tl. auch heute noch Gültigkeit haben und Engels hat auch niemendem etwas getan sondern sich um das Wohl der Arbeiter verdient gemacht, denen es damals lang nicht so gut ging wie heute. Ernst Thälmann war Abgeordneter im Reichstag und wurde von den Nazis im KZ Buchenwald ermordet. Und warum ausgerechnet Bert Brecht Unglück über die Menschheit gebracht haben soll erschließt sich mir auch nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Franzjosef
    Alles was mit Julius Echter zu tun hat, bitte auch umbenennen, er hat auch Verbrechen gegen die Menschheit begangen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steve67
    Mal abgesehen davon, dass das inkonsequent ist - wäre man das würde alles was nach Julius Echter heißt auch umbenannt - habe ich den Eindruck hier findet gerade eine Kulturrevolution statt. Wer nicht weiß was das ist bitte googlen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • wolfgang.stimmler@mail.de
    Ich frage mich bei dem Thema immer, ob man denn bei der Entscheidung für die besagten Straßennamen oder auch für die ehemalige Carl-Diem-Halle nicht gewusst hat, wer diese Personen sind/waren und ob si irgendwelche Verbindungen ins NS-Regime hatten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • letsgo101
    75 Jahre ist der 2. Weltkrieg jetzt vorbei. Auf einmal merkt man das vielleicht Strassennamen bzw. Namen von Plätzen dabei sind die eine Vergangenheit haben. Doch gehört, wie man ja so schön aufführt, die Vergangenheit nicht auch zur Geschichte der Stadt ? Irgendwie scheint es auch nicht bewußt zu sein welchen "Rattenschwanz an Maßnahmen " so eine Umbenennung nach sich zieht. Ich denke da einmal an die Stadtpläne, an die Navis, usw. . Es ist ja nicht damit getan irgend ein Schild neu zu beschriften und auch zu montieren. Alte und bekannte Strassennamen haben sich bei den Bewohnern der Stadt und des Umlandes eingeprägt die jetzt wegen einiger Klugscheisser geändert werden soll, ich denke da nur einmal an den Namen "Carl-Diehm-Halle " !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Franken48
    @Hans 15 ich kenne auch eine Frau Merkel, die großen Schaden angerichtet hat. Türen auf, und jeder darf rein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans15
    @Franken 48
    Welchen Schaden hat die Bundeskanzlerin angerichtet? Bitte konkretisieren!

    Und mit Türen auf meinen Sie sicher die Grenzen.

    Eine offene Grenze kann man nicht öffnen genau sowenig wie man eine geschlossene Grenze schließen kann. Merkel hätte allenfalls die offenen Grenzen schließen und die Flüchtlinge mit Waffengewalt an der Einreise hindern können. Das hat sie aus humanitären Gründen nicht getan.

    Illegal war das auch nicht, denn die AFD ist mit ihrer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rid.cully
    Ja, und danach machen wir weiter: zum Beispiel Sexisten. Bitte Willy-Brandt-Kai umbenennen, immerhin: „Guillaume hat bis zuletzt dem Kanzler Frauen zugeführt.“ Oder: „Eine Hand legte sich auf mein Knie. Ich reagierte nicht, verspannte komplett, war erschrocken und irritiert. Hätte ich laut sagen sollen. „Pfoten weg, Herr Brandt! ...“ (Inga Griese). Na holla! Und Joschka darf auch nie eine Straße bekommen. Nutzt nix, ein halbwegs guter Aussnminister gewesen zu sein, hatte irgendwann vorher ja "Bullen" gekloppt. Gell, Herr Mack? Aber wahrscheinlich geht alles nach dem Giffey-Prinzip ....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans15
    @Marder

    Wer hat 2015 und welchen Schaden angerichtet.

    Könnten Sie das konkretisieren und nicht pauschal etwas behaupten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Na die vielen Einzelfälle "Naja unter 1 Million sind halt auch Kriminelle dabei"
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Einwohner
    Am besten ihr nummeriert die Straßen einfach durch. Den Zahlen tun keinem was und man wird ihnen hoffentlich auch in Zukunft nichts negatives nachsagen können. Eine perfekte Lösung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • traumfrau
    Lieber Einwohner,

    sooo einfach ist das auch nicht - muss man doch auf die Befindlichkeiten der internationalen Gäste achten! In verschiedenen Ländern gibt es unterschiedliche "Unglückszahlen":

    4 - China und Japan
    9 - Japan
    13 - fast ganz Westeuropa
    17 - Italien und Brasilien
    39 - Afghanistan
    666 - Christen

    In D wiederum gehen z.B. 18 (AH) und 88 gar nicht.

    Die ganze Diskussion um Strassennamen passt für mich in den z. Zt. grassierenden Wahn um Nazis, Rassismus, Gender, Reichsbürger, usw., usf...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reiahm23312310
    Man solte die Vergangenheit entlich mal ruhen lassen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Mainheini
    Dann gibt es noch die Namen des 1870er Krieges, dann alle Namen kirchlicher Würdenträger (die Kirche hat immer das jeweils herrschende Regime unterstützt, hat mit Kreuzzügen andersdenkende hingerichtet, hat Menschen verbrannt, die Hexen sein sollten, hat mit Exorzismus Menschen umgebracht). Wo will die "Kommission" denn aufhören? Schafft doch bitte gleich alle Straßennamen ab, die einen personellen Namen tragen. Vorher wird es kein Ende geben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saufhauerl
    Ist ja schon schlimm genug, dass viele Kommentatoren hier das deutsche Trauma schlechthin als eine Verirrung der Kultur in der Geschichte sehen.

    Aber das ist das Dritte Reich nicht. Kein Vogelschiss! Sondern der schrecklichste Kulturbruch der Menschheit.

    Die Maßnahmen der Straßenumbenennung sind richtig. Lasst Euch nicht davon abbringen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rid.cully
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Wichtig ist gegen Politiker der Gegenwart vorzugehen, die uns z. B. mit der 2015-Politik großen Schaden zugeführt haben. Die Vergangenheit wurde bewältigt. Es ist Ablenkungspolitik.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten