Der Krieg in der Ukraine sorgt aktuell für hohe Fluchtbewegungen aus dem von Russland angegriffenen Land. Auch in Unterfranken sind bereits die ersten Geflüchteten angekommen. Viele von ihnen haben die Flucht mit ihren Haustieren angetreten. Doch in vielen Unterkünften sind diese nicht erlaubt.
Der Deutsche Tierschutzbund appelliert deshalb an die kommunalen Behörden, Fluchtunterkünfte so auszustatten, dass die mitgeführten Tiere bei ihren Besitzerinnen und Besitzern bleiben können. Wie sieht die Lage in Stadt und Landkreis Würzburg aus?
Noch keine Lösung in der Pleichachtalhalle
Derzeit bereitet die Stadt Würzburg eine Notunterkunft für Geflüchtete in der Pleichachtalhalle im Stadtteil Versbach vor. 80 Menschen sollen dort künftig Platz finden. Für mitgeführte Haustiere gebe es derzeit noch keine Lösung, teilt Claudia Lother, Pressesprecherin der Stadt, auf Anfrage mit. Jedoch soll es diese in Zukunft geben. Sozialreferentin Hülya Düber sagt hierzu: "Nach allem, was die Menschen erlebt haben, werden wir keinen von seinem Haustier ohne Not trennen und eine weitere emotionale Thematik zumuten."
Die Hilfsbereitschaft aus der Stadtbevölkerung sei enorm, sagt Stadtsprecher Christian Weiß. "Wir danken für die vielen Wohnungs-Angebote, Sachspenden und privaten Initiativen." Diese würden alle in der Freiwilligenagentur und in der genannten Mailadresse sozialreferat@stadt.wuerzburg.de zusammenfließen, geprüft und kategorisiert. "Hier werden sicher auch Hilfeangebote für Tierhalter dabei sein."
Wie ein Würzburger Wohnraum organisieren möchte
Peter Büttner möchte sich um die Organisation der tiergerechten Wohnungen in Unterfranken kümmern. Er ist Vorstand des Vereins Mantrailer Mainfranken, der sich die Arbeit mit Personenspürhunden zur Aufgabe gemacht hat. Büttner möchte Privatpersonen dafür sensibilisieren, Wohnraum für Geflüchtete mit Haustieren zu schaffen. "Flüchtlinge mit Tieren haben es doch viel schwerer, eine Unterkunft zu finden", sagt Büttner im Gespräch mit der Redaktion. Der gebürtige Würzburger ist selbst seit 32 Jahren Hundebesitzer, seit 16 Jahren bildet er diese sogar aus.
Durch das Arzneimittel Contergan ist Büttner mit kurzen Armen zur Welt gekommen, wodurch er nach eigenen Aussagen "bei dem ein oder anderen Handgriff" Hilfe braucht. "Jetzt kann ich einmal Hilfe zurück geben", begründet er seinen Einsatz. Der Hundetrainer möchte eine Adressendatei mit Privatpersonen, die Wohnraum für Geflüchtete mit Tieren anbieten, erstellen und diese schließlich der zentralen Meldestelle für Unterfranken zur Verfügung stellen.
Wer eine freie Wohnung hat und sie Menschen aus der Ukraine mit Haustieren zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei Peter Büttner unter der E-Mail-Adresse info@mantrailer-mainfranken.de melden.
Im Jugendhaus Leinach sind Tiere erlaubt
Im Jugendhaus Leinach kamen diese Woche bereits die ersten Geflüchteten mit Haustieren an. So haben es zwei Hunde und eine Katze über die Grenze nach Deutschland geschafft. Zur Freude aller dürfen sie mit im Jugendhaus untergebracht werden.
Ähnlich sieht die Lage in Rottendorf aus. Dort hat die s.Oliver Gruppe gemeinsam mit dem Landratsamt Würzburg eine Notunterkunft für insgesamt 75 Menschen geschaffen. Ob die Geflüchteten Haustiere offiziell mitnehmen dürfen, werde aktuell vom Veterinäramt geprüft, so Christian Schuster, Pressesprecher des Landratsamtes, auf Anfrage. Hierbei gehe es vor allem um die Frage nach den benötigten Impfungen. Jedoch: "Derzeit nimmt man den Leuten die Tiere nicht weg", macht Schuster klar.
Eine Trennung sei eine zusätzliche Belastung für Mensch und Tier, sagt dazu Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Die Tierliebe der Ukrainer ist so groß, dass sie alles daransetzen, ihre Haustiere mit auf die Flucht zu nehmen. Haustiere sind Familienmitglieder." Allen Ukrainerinnen und Ukrainern, die mit ihren Tieren fliehen konnten, müsse deshalb "unbedingt eine gemeinsame Unterbringung ermöglicht werden", fordert er.
Im Würzburger Tierheim wird derzeit diskutiert
Auch im Würzburger Tierheim ist die Flüchtingswelle aus der Ukraine ein derzeit viel diskutiertes Thema. "Wir wissen leider nicht, wie wir damit umgehen sollen", sagt Anja Schneider, die Leiterin des Tierheims. Ein Paar aus der Ukraine habe bereits angerufen, um eine Hündin abzugeben. "Letztendlich ist es aber doch nicht aufgetaucht, vielleicht hat es eine andere Lösung gefunden."
Derzeit werden verschiedene Szenarien geprüft. So müsse das Tierheim die Kapazitäten täglich checken. Außerdem müsse im Blick behalten werden, ob die Tiere vorübergehend abgegeben werden sollen, oder für immer. "Der wichtigste Faktor ist jedoch die Frage nach dem Impfstatus", so Schneider. Da es sich bei der Ukraine um ein Nicht-EU-Land handelt, müssen die Hunde gegen Tollwut geimpft sein. "Sonst müssen wir sie in einen Tollwut-Quarantäne-Bereich geben und von den anderen Tieren isolieren", sagt die Leiterin. Dies würde die Unterbringung erschweren.
Bund erleichtert Einreise mit Haustieren
Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist die Ukraine in Bezug auf die Tollwut ein nicht gelistetes Drittland. Demnach sind bei der Einreise von Haustieren gewisse Bedingungen zu erfüllen, hierzu gehört unter anderem eine Quarantänepflicht für Haustiere.
Aufgrund der Flüchtlingswelle aus der Ukraine hat die Bundesregierung jedoch vorübergehend erleichterte Bedingungen geschaffen. Für die Einreise nach Deutschland bedeutet dies, dass Tierhalterinnen und Tierhalter mit ihren Haustieren bis auf Weiteres aus der Ukraine einreisen können ohne vorab eine Genehmigung beantragen zu müssen. Die Einreisenden werden jedoch gebeten, "sich mit der lokalen Veterinärbehörde in Verbindung zu setzen, um den Gesundheitsstatus des Tieres im Hinblick auf die Tollwut bestimmen", heißt es dazu auf der Website des BMEL.
Dadurch würden die armen Leute ja noch mehr gequält oder traumatisiert. Haustiere sind so etwas wie Familienangehörige.
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Geflüchtete ihre Tiere achtlos im Stich gelassen haben, nur um schnell wegzukommen. Da muss man sich freuen, dass vielen anderen ihre Tiere eben nicht egal waren.
Nebenbei: das Risiko, dass Tierkrankheiten eingeschleppt werden, ist m.E. bei den geliebten Haustieren der Ukrainer deutlich geringer als bei den südeuropäischen Straßenhunden, die so viele so genannte Tierfreunde meinen, hierher bringen zu müssen...