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WÜRZBURG
Wenn Barbara Stamm sogar Jürgen Weber verzeiht
Inniger Handschlag: Barbara Stamm und Jürgen Weber und eine Verzeihung nach Jahrzehnten.    Foto: ANGELIKA CRONAUER
| Inniger Handschlag: Barbara Stamm und Jürgen Weber und eine Verzeihung nach Jahrzehnten. Foto: ANGELIKA CRONAUER
Richard Wust
 |  aktualisiert: 19.03.2014 17:42 Uhr

Alte Liebe rostet nicht, heißt es landläufig. Und so war es am Dienstagabend im Theater Chambinzky in der Valentin Becker-Straße mindestens ein bewegender, wenn nicht dramatischer Moment, als Barbara Stamm, amtierende Präsidentin des Bayerischen Landtags und Würzburger CSU-Urgestein aus der legendären Ära Bötsch-Eykmann-Stamm, vor großem Publikum Jürgen Weber verzieh. Dafür nämlich, dass Weber ihr anno 1990 die Oberbürgermeister-Wahl vermasselte.

Damals hatte sich die CSU für Barbara Stamm als Kandidatin entschieden. Jürgen Weber, ein CSU-Mann von Beginn seiner politischen Karriere an, war damals Kämmerer und Grundstücksreferent – und auf die eigene Partei so sauer, dass er sich trennte, die Würzburger Liste mitbegründete und mit einer eigenen Kandidatur Barbara Stamm aus dem Rennen warf. Zwölf Jahre lang war Weber schließlich Würzburgs Oberbürgermeister.

Solche Erfahrungen sitzen tief. Das wusste fast jeder am Dienstagabend in dieser trauten „Theater-Runde“, wo sich Anhänger von CSU, FDP und Würzburger Liste um den gemeinsamen Oberbürgermeister-Kandidaten Christian Schuchardt versammelt hatten. Auch der erfahrene Ex-Postminister Wolfgang Bötsch war dabei, seit Jahrzehnten Strippenzieher in der Würzburger CSU. Natürlich waren der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Oliver Jörg und Bürgermeister Adolf Bauer mit von der Partie, und später gesellte sich der wiedergewählte Landrat Eberhard Nuß hinzu.

Die Veranstaltung war recht lebhaft – und mittendrin entstand tatsächlich eine kurze Pause. Dann nämlich, als Barbara Stamm erklärte, seit 1990 sei das bürgerliche Lager gespalten gewesen. Doch angesichts der neuen Allianz für Stadtkämmerer Schuchardt als möglicher Oberbürgermeister könne sie das „alles vergessen“.

Die Stimmung im Chambinzky war einerseits euphorisch gut ob des guten Abschneidens von Christian Schuchardt im ersten Wahlgang. Doch beschwor dieser aufgrund der Erfahrungen vom Wahlgang vor sechs Jahren, nun nicht nachzulassen. „Die Urnen sind wieder leer, wir stehen wieder am Anfang“ , versuchte Schuchardt zu warnen. Er kündigte an, jetzt noch näher auf die Bürger zuzugehen, um ihnen seine Vorstellungen nahe zu bringen. Angriffe gegen seinen nun einzigen Mitbewerber Muchtar Al Ghusain gab es von ihm am Dienstag nicht.

Nahezu alle neu gewählten Stadträte von CSU, Würzburger Liste und FDP gaben kurze Statements ab für den gemeinsamen Kandidaten. Und nachdem sie selbst ja alle ins Stadtparlament gewählt waren, fielen die kurzen Stellungnahmen auch grundsätzlich positiv aus. Der FDP wurde freundlich Respekt gezollt – dafür, dass sie sich nach dem Schlamassel der Bundespartei vor Ort mit zwei liberalen Mandaten behaupten konnte.

Allein der Auftritt von Charlotte Schloßareck fiel im Theater aus dem Rahmen. Sie war am Sonntag als OB-Kandidatin des Bürgerforums abgeschlagen ausgeschieden und muss ihre Liste nun als einzig gewählte Bewerberin im Stadtrat vertreten. Ihr schlechtes Ergebnis und das des Bürgerforums sei nicht leicht zu verarbeiten, räumte Schloßareck ein.

Und was den OB-Kandidaten angehe? Da meinte sie am Mittwoch auf Nachfrage, man sei sich im Bürgerforum schon im Vorfeld einig gewesen, im Falle einer Stichwahl für den Kandidaten Schuchardt einzutreten. Mit seinen Unterstützern liege man in vielen Punkten „nah beieinander“ .

Ein erleichterter Landrat Eberhard Nuß, der am 30. März in keine Stichwahl mehr muss, wünschte sich in der Stadt einen „Partner auf Augenhöhe“. Dieses Gefühl habe er beim bisherigen Oberbürgermeister Georg Rosenthal nie gehabt. Für Schuchardt dagegen sei die Zusammenarbeit selbstverständlich: Man könne Stadt und Land in der heutigen Zeit nur noch als Einheit sehen.

 
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  • kej0018@aol.com
    .. wenn Frau Stamm OB geworden wäre, wäre sie heute sicherlich nicht da, wo jetzt ihr Platz ist. Da fällt einem/r das Verzeihen doch schon viel leichter... zwinkern Und wer in WÜ als OB nicht gewählt wurde, hat nicht selten in München steile Karriere gemacht.
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  • r.kerber@web.de
    jetzt da sitzen würde wo sie sitzt, dann hätte eine andere person ihren großen beitrag dazu geleistet, die sauerei der sog. "verwandtenaffaire" im bayerischen parlament unter dem teppich zu halten.
    stamm ist total überschätzt und ihre position ist lediglich dem proportz geschuldet.
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