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Würzburg
Trinkwasserschutz oder Rohstoffabbau? Erster Etappensieg für Trinkwasserversorgung der Stadt Würzburg
Gebiete im Landkreis Würzburg, in denen der Abbau von Ton und Muschelkalk seit Jahren Vorrang hatte, sollen jetzt im Regionalplan geändert werden. Was das bedeutet.
Trinkwasser wird in Unterfranken fast ausschließlich aus Grundwasser und Quellen gewonnen. Das führt immer öfter zu Konflikten beim Abbau von Bodenschätzen.
Foto: Daniel Reinhardt, dpa | Trinkwasser wird in Unterfranken fast ausschließlich aus Grundwasser und Quellen gewonnen. Das führt immer öfter zu Konflikten beim Abbau von Bodenschätzen.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 22.10.2024 02:43 Uhr

Rohstoff-Abbau oder Trinkwasserschutz? In vielen Gemeinden in Unterfranken müssen die Verantwortlichen der Regionalen Planungsverbände entscheiden, auf welchen Flächen sie welchen Interessen Vorrang einräumen. Einerseits soll in der Region weiter genügend Ton, Lehm, Sand, Kies, Muschelkalk oder Gips abgebaut werden. Andererseits muss die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung jederzeit sichergestellt sein. Das führt zu immer mehr Konflikten im dicht besiedelten Unterfranken, wo die Grundwasservorräte seit 20 Jahren schrumpfen

Jetzt hat der Trinkwasserschutz einen Sieg errungen. Es war zugleich ein erster Etappensieg der Stadt Würzburg und der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV). Sie wollen das Wasserschutzgebiet für die Zeller Quellen von acht auf 66 Quadratkilometer erweitern und auf den westlichen Landkreis Würzburg ausdehnen. Es wäre dann das zweitgrößte in Bayern.

Was die Wasserschutzpläne für Firmen bedeuten

Das gefällt nicht jedem. Denn in dem Gebiet wollen mehrere Firmen Rohstoffe abbauen.

Bei Altertheim will der Knauf-Konzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) Bayerns größtes Gipsbergwerk errichten. Die Fläche, in der das Gipsvorkommen liegt, ist derzeit noch kein Vorranggebiet für Gips. Das Bergwerksverfahren ist noch nicht eröffnet.

In Helmstadt hat die Volkacher Firma Beuerlein (Lkr. Kitzingen) bereits zwei Tongruben. Auf dem Standort möchte sie die umstrittene DK1-Deponie errichten. Der Streit vor dem Verwaltungsgericht Würzburg dazu ruht, weil sich alle Parteien in einem Mediationsverfahren befinden.

Und in Roßbrunn hat der Thüngersheimer Baustoff-Unternehmer Benkert aus dem Landkreis Würzburg einen Steinbruch. Weitere könnten folgen.

Trinkwasserversorgung Würzburg: "Keine Alternativen" durch andere Quellen oder Fernwasser 

An diesem Mittwoch ging es im Planungsausschuss des Regionalen Planungsverbands Würzburg  zunächst um das Vorranggebiet für den Tonabbau östlich von Helmstadt sowie um zwei Vorranggebiete für Muschelkalk östlich der Waldbüttelbrunner Ortsteile Mädelhofen und Roßbrunn. Die Krux: Alle drei Flächen, die einst für den Rohstoffabbau reserviert wurden, liegen im geplanten Trinkwasserschutzgebiet für die Zeller Quellen oder überschneiden sich damit.

Als man die Gebiete festlegte "waren die Wasserverhältnisse im Untergrund noch nicht bekannt", sagt der Abteilungsleiter der Trinkwasserversorgung Würzburg, Alfred Lanfervoß. Heute aber wisse man: "50 Prozent der Bevölkerung der Stadt Würzburg beziehen ihr Trinkwasser aus diesem Gebiet." Mit dem Klimawandel ginge die Quellschüttung zurück, so Lanfervoß: "Wir wissen, dass es keine Alternativen gibt, keine Möglichkeit, an anderer Stelle ein Wasservorkommen zu erschließen oder das Quellwasser durch Fernwasser zu ersetzen."

Der Ton bei Helmstadt sei bereits weitgehend abgebaut. Um weiteren Muschelkalk östlich von Roßbrunn oder Mädelhofen abzubauen, müsste man Grundwasserschichten aufdecken. Dadurch geriete das Trinkwasser in Gefahr, so der TWV-Leiter.

Einstimmiges Votum des Planungsausschusses für den Wasserschutz

Das überzeugte die Mitglieder des Planungsausschusses des Regionalen Planungsverbands Würzburg. Sie stimmten einstimmig dafür, dem Antrag der Stadt Würzburg zuzustimmen und die Vorranggebiete beim Muschelkalk östlich von Waldbüttelbrunn zu verkleinern oder ganz aus dem Regionalplan herauszunehmen wie beim Ton östlich von Helmstadt.

Allein der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) hatte Einwände. "Wie wird mit Bestandsgenehmigungen umgegangen? Haben die Firmen Schadensersatzansprüche?", fragte Eberth. Oliver Weidlich, Leiter der Regionalplanung bei der Regierung von Unterfranken, antwortete: Der Regionalplan sei verbindlich. Es ließen sich aber keine Schadensersatzansprüche daraus ableiten. Nur wer vom Landratsamt eine Genehmigung zum Abbau von Bodenschätzen erteilt bekomme, könne Rechtsansprüche geltend machen.

 
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  • Johannes Metzger
    Trinkwasserschutz First. genauso muß es sein.
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  • Hermann Spitznagel
    Würzburg plant das zweitgrößte Wasserschutzgebiet in Bayern, nur Nürngerg liegt mit etwa
    75 qkm darüber. Hat aber auch einen Einzugsbereich von 650.000 Menschen.
    Es fällt in den Plänen auf, dass in unmittelbarer Nähe zu den Brunnen in der Gemeinde Zell, Würzburg -Zellerau und Höchberg Flächen aus dem bisherigen Wasserschutzgebiet herausgestrichen werden und zukünftig anders genutzt werden können.
    Viele betroffene Gemeinden, die sich in den letzten Jahrzehnten der Fernwasserversorgung angeschlossen haben um Einschränkungen zu entgehen, wissen noch garnicht was auf sie zukommt, da es noch kein Schutzgebietsverordnung gibt.
    Deshalb sollten die Gemeinden oder der Landkreis, ähnlich wie die WTV gegen Knauf, ein Gegengutachten zur Größe des Schutzgebietes veranlassen.
    Wie bei schweren Erkrankungen sollte man sich eine zweite Meinung einholen.
    Als vor gut 10 Jahren noch die B26N geplant wurde, lag diese noch außerhalb des jetzt geplanten Wasserschutzgebietes.
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  • Ein Licht am Ende des Tunnels: alle Mitglieder des regionalen Planungsverbandes haben verstanden, dass Wasser und insbesondere Trinkwasser in Zeiten zunehmender Trockenheit die wichtigste Ressource sein wird.
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  • Armin Genser
    Herr Gerner, Ihre Argumente greifen nicht.
    Wo kommt das Wasser des Landkreises her, dass genau wie in Würzburg für "WC, Autowaschen, Blumen..." verwendet wird? Aus Wasserschutzgebieten! Aus eigenen oder über Fernwasser aus Gebieten anderer Gemeinden, die auch mit den "Einschränkungen" leben müssen.
    Sie sollten sich etwas solidarischer zeigen.
    Übrigens, andere Bundesländer haben viel größere Flächen geschützt und leben ganz gut damit. Trinkwasserschutzgebiete machen in Bayern nur ca. 5% der Landesfläche aus.
    In Nordrhein-Westf. sind es rund 12%, Niedersachsen rund 11%, Mecklenburg-Vorpom. rund 15%. In Baden-Württemberg mehr als 26% u. in Hessen knapp 30 %.
    Die Entscheidung des Planungsausschusses ist zukunftsorientiert und sehr zu begrüßen.
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  • Johannes Metzger
    Mal abgesehen davon, dass Söderstan (das neue Bayern) im Vgl zu z.B. NRW recht dünn besiedelt ist.
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  • Frank Stößel
    Es gibt niemanden, der Trinkwasser aus Weinreben ziehen kann. Worauf könnte man aber im Ernstfall wohl verzichten? Auf Wein oder auf Trinkwasser? Eine an den Haaren herbei gezogene, "doofe" Frage?
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  • Frank Stößel
    Woher sollte die Stadt Würzburg Ersatz bekommen, wenn 50 % ihres Trinkwassers aus den Zeller Quellen wegen Erdabsenkungen, Sink- oder Senklöchern beim Einbrechen von Bergwerksstollen für den Gipsabbau bei Altertheim wegfallen würden? Aus der Ferne als so genanntes Fernwasser? So weit wird es im trockenen Unterfranken und schon gar nicht im Zeller Trinkwasserschutzgebiet kommen?
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  • Georg Ries
    Wer prüft eigentlich das Gutachten, das die WVV erstellen ließ, auf Richtigkeit. Gebietsabgrenzung und Verbote? Oder unterstellt man, es wird schon stimmen. Das Knaufgutachten wird doch auch von den hiesigen Fachleuten verrissen 😉
    Die Nachfrage vom Landrat ist schon berechtigt. Es gibt Abbaugenehmigungen seit Jahrzehnten. Was passiert mit denen? Steinbrüche und Gruben dicht??
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  • Peter Lelowski
    Rundumpolemik fällt auf. Schade!
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  • Andreas Gerner
    So geht eine Stadt halt vor:

    Unter ihren eigenen Liegenschaften kann sie kein Trinkwasser gewinnen, weil das Grundwasser dort durch die darüber liegenden Siedlungen (z.B. Gifte in Farbputz), Industriealtlasten, undichte Kanäle, Straßenablauf uvm. in fahrlässiger Weise derart kontaminiert wurde, dass man es selbst mit Aufbereitung nicht zu Trinkwasser nutzbar machen kann.

    Also streckt man eben kurzerhand die Finger aus und reißt sich das gute, weil seit jeher umsichtig geschützte Wasser aus dem umgebenden Landkreis unter den Nagel. Selbstredend ohne angemessene Vergütung/Entschädigung wird dazu die Nutzung gleich noch ZUSÄTZLICH eingeschränkt (Bergbau, Landwirtschaft, neuer Siedlungs-/Straßenbau...)

    Dabei bräuchte man nur einen Bruchteil des benötigten Wassers wirklich in Trinkwasserqualität !

    Aber weil es so einfach ist, sich das beste Wasser in der Umgebung abzugreifen, verteilen es die Wasserwerke großzügig ohne Beschränkung für alle Nutzungszwecke (WC, Autowaschen, Blumen...)
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  • Jo Schmitt
    Sarkasmus: Wenn die Welt so einfach wäre müßte Würzburg für alle auswärtigen Pendler (mit PKW) wieder Pflasterzoll einführen "Die verursachen in Würzburg die Abnutzung der Straßen, die Staus und die schlechte Luft."
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  • Andreas Gerner
    Als ob die Stadt an den Pendlern nicht genug verdienen würde...
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