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Würzburg
Tipps von Würzburger Experten: So können Kinder vor Corona geschützt werden
Abstands- und Hygieneregeln werden oft altersbedingt nicht gut befolgt, eine Impfung ist noch nicht zugelassen: Wie kleinere Kinder es trotzdem gesund durch den Winter schaffen.
Kita- und Schulkinder bis zum zwölften Lebensjahr sind dem Coronavirus besonders ausgesetzt. 
Foto: Symbolbild dpa/Patrick Pleul | Kita- und Schulkinder bis zum zwölften Lebensjahr sind dem Coronavirus besonders ausgesetzt. 
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:09 Uhr

Oft fällt es ihnen schwer, Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, eine Impfung steht für sie (noch) nicht bereit: Die Rede ist von Kindern bis zum zwölften Lebensjahr. Doch wie kann man diese dem Virus besonders ausgesetzte Gruppe schützen? Professor Dr. Johannes Liese und Dr. Eva Köberlein erklären, wie die derzeitigen Maßnahmen zu bewerten sind, und was auch Eltern tun können, um ihre Kinder zu schützen.

Dr. Eva Köberlein ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und seit fünf Jahren am Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg tätig, unter anderem für die Bereiche Schulgesundheit und das Corona-Kita-Schule-Team. Professor Dr. Johannes Liese ist Oberarzt an der Kinderklinik der Universität Würzburg und Spezialist für pädiatrische Infektionen und Immunologie. Er leitet mit weiteren Partnern die Covid 19-Studie an Würzburger Kindertagesstätten (WÜ KiTa-CoV-Studie).

Sind die Infektionszahlen durch den Schulbeginn und Kitastart nach den Sommerferien stark gestiegen?

Laut Dr. Köberlein sind durch die regelmäßigen Testungen in Schulen und – wenn durch die Eltern durchgeführt – auch in Kitas seit Mitte September die Fallzahlen bei den Kindern in der Stadt Würzburg nur leicht gestiegen, im Landkreis sogar gesunken. Durch die regelmäßigen Tests werden auch Infektionen bei Kindern aufgedeckt, die (noch) asymptomatisch sind. Auch Prof. Dr. Liese bezeichnet das Testkonzept an den Schulen als sinnvoll, besonders die Pool-Lollitests an Grund- und Förderschulen, die in einem PCR-Verfahren ausgewertet werden und deshalb als sicherer gelten.    

Dr. Eva Köberlein vom Gesundheitsamt Würzburg kümmert sich unter anderem um die Bereiche Schulgesundheit und das Corona-Kita-Schule-Team.
Foto: Thomas Obermeier | Dr. Eva Köberlein vom Gesundheitsamt Würzburg kümmert sich unter anderem um die Bereiche Schulgesundheit und das Corona-Kita-Schule-Team.

Wie ist der aktuelle Infektionsstand bei Kindern bis 14 Jahre in Stadt und Landkreis Würzburg?

Laut einer Statistik des Würzburger Gesundheitsamtes wurden im Zeitraum von 1. bis 14. September (vor Schulbeginn) insgesamt 54 Kinder zwischen 0 bis 14 Jahren in der Stadt positiv auf das Coronavirus getestet, in den ersten zwei Schulwochen waren es 57 Kinder. Im Landkreis wurden in den ersten zwei Septemberwochen 47 Kinder bis 14 Jahre positiv getestet, von Schulbeginn an bis zum 30. September waren es nur 33 Kinder. Im Vergleich zu den derzeitigen Ansteckungsraten der Erwachsenen und Senioren fällt auf, dass Schulkinder und Jugendliche derzeit die höchsten Infektionszahlen aufweisen, erklärt Prof. Dr. Liese. Dies liege zum einen daran, dass diese Bevölkerungsgruppe zu einem größeren Teil noch nicht geimpft ist, zum anderen an den regelmäßigen Testungen, vor allem in den Schulen.     

Sind Kitas und Schulen Infektionsherde?

Zum jetzigen Zeitpunkt verzeichnet das Gesundheitsamt seit Beginn des neuen Schuljahres vereinzelt kleinere Ausbruchsgeschehen in Kitas und Schulen. In der Mehrzahl der Fälle kommt es laut Dr. Köberlein in der Schule aber nicht zu Folgefällen. Auch die von Prof. Dr. Liese mitgeleitete WÜ KiTa-CoV-Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Infektionsaktivität in den Kitas bisher auf einem niedrigen Niveau bleibt. 

Die Maskenpflicht an den Schulen fällt seit dieser Woche weg. Laufen die Kinder nun nicht doch Gefahr, sich im Herbst zu infizieren, solange sie ungeimpft sind?

Das kommt sehr auf die Umgebung, die eigenen Hygienemaßnahmen und den Impfstatus der Eltern, Großeltern und sonstigen Kontaktpersonen der Kinder an, erklärt Dr. Köberlein. Natürlich steige das Risiko einer Infektion ohne Impfung, Maske und Abstand. "Dass es zwangsläufig zu einer Ansteckung kommt, kann man aber so nicht sagen." Dennoch – so die Prognose von Prof. Dr. Liese – werden in den nächsten Wochen die Coronainfektionen in allen Altersgruppen steigen. Dies sei schon durch die kältere Jahreszeit bedingt und auch durch die vermehrten Lockerungen und Öffnungen, seit Kurzem auch für Discotheken und Clubs. Langfristig gesehen gibt es laut Prof. Dr. Liese nur zwei Möglichkeiten in der Pandemie: die Impfung oder die Infektion.    

Prof. Dr. Johannes Liese hat die Leitung des Bereichs pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Prof. Dr. Johannes Liese hat die Leitung des Bereichs pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg.

Das Biotechnologieunternehmen Biontech will Medienberichten zufolge bald die Zulassung ihres Impfstoffs für Kinder ab fünf Jahren beantragen. Wie sinnvoll ist die Impfung für die Altersgruppe?  

Bisher ist eine Impfung gegen das Coronavirus für unter Zwölfjährige (noch) nicht zugelassen. Zuständig für die Zulassung ist das Paul-Ehrlich-Institut. Was entsprechende Impfempfehlungen angeht: Diese würde dann die Ständige Impfkommission (Stiko) aussprechen – nachdem sie die aktuelle Studien- und Datenlage begutachtet hat. Nach Einschätzung von Prof. Dr. Liese liegen bisher noch nicht genügend Daten für die fünf- bis elfjährigen Kinder vor. Zudem kommt: Bei den Jüngeren verlaufe eine Covid19-Infektion häufig symptomlos und in der Regel milde, so dass gut abgewogen werden müsse zwischen den Risiken einer Impfung und dem Nutzen, erklärt er. Dennoch gibt es Indikationen, in denen Liese eine Impfung – auch außerhalb der Zulassung – empfiehlt, "beispielsweise, wenn ein Kind schwer vorerkrankt ist und das Immunsystem sehr geschwächt ist". Denn dann sei das Risiko für einen schweren Covid-Verlauf erhöht.    

Wie kann das Immunsystem der Kinder – gerade im Herbst und Winter – gezielt gestärkt und aufgebaut werden?   

Wie bei allen Infektionskrankheiten, insbesondere der oberen Atemwege, erreicht man auch hier mit viel frischer Luft, einer ausgewogenen Ernährung sowie regelmäßiger Bewegung einen guten Schutz, heißt es von Dr. Köberlein. Prof. Dr. Liese hält es kurz: "Frische Luft, viel Liebe und eine gute Ernährung."

Welche Möglichkeiten haben Eltern – auch im privaten Raum – um ihre Kinder zu schützen? 

Wenn Kinder deutliche Krankheitssymptome wie Fieber, starken Husten und Abgeschlagenheit zeigen, sollten sie weder die Kita noch die Schule besuchen. Dann sollten auch keine privaten Treffen stattfinden und es sollte eine Testung auf das Coronavirus erfolgen, empfiehlt Dr. Köberlein. Aber auch die Einhaltung der AHA-Regeln sowie regelmäßiges Lüften durch die Erwachsenen im Umfeld von Kindern kann Infektionen vermeiden. Ebenso sollten sich alle, die dies können, auch zum Schutz für die Kinder impfen lassen, so die Empfehlung von Dr. Köberlein.

Wie sinnvoll sind (mobile) Luftfilter an den Schulen?

Hier teilt das Gesundheitsamt Würzburg die VDI-Expertenempfehlung zu mobilen Luftreinigern. Laut Dr. Köberlein kann besonders dort, wo das Lüften über Fenster nicht ausreicht, zusätzlich eine Unterstützung der Virenreduktion über die Installation einfacher Zu-/ Abluftanlagen oder der Einsatz mobiler Luftreiniger erfolgen. "Mobile Luftreiniger stellen dabei keinen Ersatz des Lüftens über Fenster dar, sondern sind eine sinnvolle Ergänzung, da hier lediglich eine Luftreinigung, aber kein Luftaustausch erfolgt."



 
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  • Mainkommentar
    Wenn der Impfstoff für Kinder ab 6 Jahren zur Verfügung steht. Impfen. Ansonsten will ich kein Geschrei mehr darüber hören und Lesen müssen. Wer sich nicht Impfen lässt soll bloß still sein wenn er Infiziert wird und anderen dann nicht damit aufn Wecker gehen. Da kann man dann nur noch sagen: "Selbst Schuld"!
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  • steve67
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  • nkestler@aol.com
    Und warum sollte man sich nun darüber wundern?
    Das war von vornherein klar, dass das kommen wird.
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