Wenn ab Montag Bayerns Schüler nur noch mit negativem Schnelltest am Präsenzunterricht teilnehmen dürfen, dann stellt das die Schulen vor große Herausforderungen. Wie komplex die Vorbereitungen sind und welche Probleme auf die Lehrkräfte aller Voraussicht nach zukommen werden, schildert beispielhaft Rektor Matthias Schuhmann aus Markt Einersheim (Lkr. Kitzingen). Schuhmann leitet eine eher kleine Grundschule mit nur 110 Schülern und 14 Lehr- und Betreuungskräften. Aber deshalb, sagt Schuhmann, würden die Probleme ja nicht weniger.
Gerade hat der Rektor mit einem Schülervater telefoniert, der ihn beschimpft hat. Die Schule solle sich gegen die Testpflicht stemmen, solle dabei nicht mitmachen, hat der erregte Vater dem Rektor gesagt. Laut Schuhmann sind elterliche Schimpftiraden zwar nicht alltäglich; die Haltung des Vaters spiegelt laut Rektor aber durchaus eine verbreitete Haltung der Eltern zu Tests wieder. Schuhmann kann dies insofern mit Sicherheit sagen, als er, wie andere Schulleiter-Kollegen auch, auf Anweisung des Kultusministeriums kurz vor den Osterferien bei allen Eltern abgefragt hat, inwiefern sie Schülertests befürworten oder ablehnen. Das Ergebnis: "37 von 110 Eltern waren für Tests, die anderen dagegen."
Am Montag sollen die Viertklässler im Lehrerzimmer getestet werden
Derzeit weiß Schuhmann angesichts einer aktuellen Inzidenz von über 100 im Landkreis Kitzingen noch nicht, wie viele seiner insgesamt fünf Klassen am Montag in den Präsenzunterricht zurückkehren. Sicher zurückkehren wird die vierte Klasse mit 25 Kindern. Um diese Kinder zu Unterrichtsbeginn in jene zu sortieren, die ein negatives Testergebnis dabei haben, sowie in jene, die getestet werden sollen und in jene, bei denen die Sachlage unklar ist, brauche es eine Art Türsteher, sagt Schuhmann: "Das mache dann ich."
Der Rektor hat auch die Testkits beim Schulamt selbst abholen müssen und will am Montag gemeinsam mit der Viertklass-Lehrkraft im Lehrerzimmer die Kinder testen. "Wir haben das jetzt schon mal vorher im Kollegium geübt; war nicht ganz leicht."
Erstens nämlich hätten die vom Schulamt gelieferten Stäbchen in den Testkits ausgetauscht werden müssen, weil sie nicht für Kinder, sondern für medizinisches Personal gedacht gewesen seien. Zweitens habe sich herausgestellt, dass zwar der Nasenabstrich per Stäbchen unproblematisch sei, dafür aber die "Tauchphase" sich als "motorisch herausfordernd" erwiesen habe: "Man muss mit einer Hand den Abstrich machen und mit der anderen Hand den Deckel des Behältnisses mit der Flüssigkeit öffnen", sagt Schuhmann.
Die Kollegin habe beim Ausprobieren den Behälter gleich aus Versehen umgeschüttet; es sei anzunehmen, dass das manchen Schülern auch passiere. In Schulleiterforen werde jetzt schon empfohlen, für die Kinder Knetbälle anzuschaffen, in die sie die Teststäbchen kurz stecken können, um das Behältnis mit beiden Händen zu öffnen.
Haben alle Kinder erfolgreich ihre Tests durchgeführt, können die Ergebnisse nach 15 Minuten, in denen der Rektor mit den Schülern "ein wenig kopfrechnen" will, abgelesen werden.
Lehrer befürchten, dass positiv getestete Kinder gemobbt werden könnten
Die Lehrerin und der Rektor wollen aber auch vorab mit den Kindern über mögliche positive Testergebnisse reden. Es dürfe nicht passieren, dass ein Schüler wegen eines positiven Ergebnisses gemobbt werde oder sich schlecht und beschämt fühle.
Problematisch sei im Falle eines positiven Ergebnisses auch, dass das Testzimmer – im Markt Einersheimer Fall das Lehrerzimmer – ja wieder gebraucht werde und also desinfiziert werden müsse. "Gleichzeitig müssten wir dann schauen, dass das positive Kind abgeholt wird und zum PCR-Test gefahren wird. Das müssen wir auch organisieren."
Der Markt Einersheimer Rektor hält die Schnelltests an sich aus Infektionsschutzgründen für eine gute Sache. Doch wie viele seiner Kollegen bezweifelt er, ob es Sache der Lehrer sein kann und muss, sich um die Durchführung der Tests zu kümmern.
Hilfe aus der örtlichen Apotheke für manche Schulen
Das Delegieren der Testung ist allerdings möglich und wird auch von etlichen unterfränkischen Schulen geplant. So arbeitet etwa die Astrid-Lindgren-Grundschule in Helmstadt (Lkr. Würzburg) mit einer Apotheke aus dem Ort zusammen. In der Praxis solle das dann ab Montag so aussehen, dass jede Jahrgangsstufe für die Schnelltests ihren speziellen Raum im Schulhaus habe, so Schulleiterin Michaela May. "Die Grundschüler betreten den Raum einzeln, während die Mitschüler beaufsichtigt auf dem Flur warten."
Ein Lehrer und ein Mitarbeiter der Apotheke unterstützen die Schulkinder bei dem Test. "Eine Schulstunde geht am Anfang bestimmt jeden Morgen drauf, bis alle getestet sind", sagt May. Sei ein Kind positiv getestet, müsse es unter Aufsicht eines Lehrers in einem Extra-Zimmer warten bis es von den Eltern abgeholt werde.
Massive Kritik von Lehrerverbänden und von Eltern am bayerischen Testkonzept
Die Lehrergewerkschaft GEW Bayern kritisiert das bayerische Testkonzept. Der Zusatzaufwand für Lehrkräfte sei enorm; die Zeit für den Präsenzunterricht werde beschnitten. Vor allem bei Grund- und Förderschülern könnten Lehrer den Mindestabstand wohl manchmal nicht einhalten, weil sie dem Kind direkt helfen müssten. Dies erhöhe für Lehrer das Ansteckungsrisiko. Viele bayerische Lehrer sind, wie der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) betont, noch nicht geimpft.
Auch der bayerische Realschullehrerverband hält die Teststrategie des Kultusministeriums für unglücklich. "Es ist unsinnig, die Schüler mit überfüllten Bussen und öffentlichen Verkehrsmitteln in die Schulen zu karren, dort die massiv erhöhte Infektionsgefahr in Kauf zu nehmen, Tests im Klassenzimmer mit abgenommenen Masken angesichts einer höchstansteckenden Mutation des Virus durchzuführen, um dann erst die positiv Getesteten zu isolieren und abholen zu lassen", erklärt der Landesvorsitzende des Bayerischen Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm. Die Tests müssten entweder verbindlich zu Hause oder aber von Experten außerhalb von Schulen durchgeführt werden.
Auch Elterngruppen aus der Region positionieren sich gegen verpflichtende Schülertests; unter anderem, weil sie bei kleinen Kindern ein hohes Verletzungsrisiko sehen und das Risiko einer Stigmatisierung positiv getesteter Kinder befürchten.
Keine Probleme mit Mobbing, Verletzung, Datenschutz und sonst was. Man muss halt bissl organisiert sein.
Selbst der Drive through am Airport kann genutzt werden, wenn man Angst vor der Situation vor Ort hat
zum Drive through am Airport
So was von...
Bleibt die Konzentration für den Unterricht vor lauter Testen sprichwörtlich "auf der Strecke?"
Politisches "Test-Ablenkungsmanöver" zum Nachteil vom Unterricht für eine Zukunft?
Sprichwort: "Ein Schelm wer Böses denkt" grüßt schon wieder
In unserer Familie haben wir fünf dieser Tests korrekt angewandt. Als gelernte Krankenschwester habe ich sehr auf die richtige Anwendung geachtet. Von fünf Schnelltests waren drei!!! falsch positiv. Der darauf hin nötige PCR-Test war bei allen negativ. Das Ganze hat für jede Menge Verunsicherung gesorgt. Falsch positiv ist sicher besser als falsch negativ, aber ich möchte lieber nicht wissen, wie viele Tests dann falsch negativ sind.....
Wenn schon Schnelltest, dann lieber zu einer Teststrecke mit qualifizierten Personal und gutem Testkit.
Das wieder lässt sich aber für Schüler nicht umsetzen.
Alle setzen gleichzeitig die Masken ab und wir stehen mittendrin, um das zu überwachen. Wenn einer positiv ist, haben alle die Chance, diesen Moment zu nutzen und sich das Virus auch zu holen! Das ist verantwortungslos Schülern und Lehrern gegenüber.
Man stellt wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass man im Kultusministerium mit allem hoffnungslos überfordert ist, was auch nur irgendwie Bezug zur realen Welt hat. Weil man es einfach besser wissen darf als alle anderen …
Sorry, liebe kultusministeriale Elfenbeinturmbewohner: Ihr erfüllt gerade ein Klischee. Das Klischee arroganter, ahnungsloser, selbstherrlicher, beratungsresistenter Theoretiker, die nach wie vor blindwütig alles tun würden, um nur so schnell wie möglich wieder zu ihrem geliebten Präsenzunterricht zurückkehren zu kennen. Das ist nämlich ein Jahrhunderte alter Selbstläufer – und wenn das endlich wieder funktioniert, dann kann man sich wieder wohlig in die muffige, aber sehr bequeme Decke bürokratischer Bräsigkeit mummeln und die Restlaufzeit der eigenen Beamtenkarriere weiter ambitioniert verschnarchen.
Es tut mir in der Seele weh, Euch von meinen Steuern bezahlt zu wissen …
Hat erstens mit dem Artikel nix zu tun und zweitens wird eine ganze Berufsgruppe pauschal von ihnen übelst beleidigt. Schämen sie sich!
Der selbstTest wie geplant in der Schule ist verantwortungslos... nicht die die ihn ablehnen
Ich persönlich beispielsweise befürworte Tests absolut – aber die Art und Weise, wie diese Tests durchgeführt werden sollen, ist einfach nur dämlich und zeugt von brutaler Inkompetenz der Planer. Die Kritik der Lehrer ist aus meiner Sicht absolut nachvollziehbar.
Schüler testen ist erst mal eine gute Idee – aber dann bitte qualifiziert, mit Einhaltung der Schutzregeln, mit Berücksichtigung des Datenschutzes und vor allem, ohne sich potenziell infizierte Schüler erst mal in die Schule zu holen. Wie blöde ist das denn bitte?
Und falls das nicht geht oder nicht zumutbar erscheint – dann eben nicht. Auf ein paar Wochen Distanzunterricht mehr kommt es jetzt nach einem Jahr auch nicht mehr an.
Das Kultusministerium sollte sich endlich der Situation stellen und Konzepte für einen vernünftigen pandemiekonformen Distanzunterricht vorlegen, anstatt mit „Augen-zu-und-durch“-Mentalität unbedingt so schnell wie möglich wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren zu wollen ...
Ich denke auch, dass nicht 63 von 100 Eltern gegen die Tests als viel mehr die beschriebene Umsetzung sind.
Praktisch ist es nicht nachvollziehbar, warum ein solcher Test nicht einfach morgens zu Hause gemacht werden darf. Das wäre "professioneller" und im Sinne der Handhabung von positiven Ergebnissen (ob falsch oder richtig) sicherlich einfacher.
Einziger Vorteil: 1 klässlerkönnen nicht so gut lesen, wenn die überhaupt lesen können, was für Wahrnhinweise komplette Verpackungen abdecken