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Schweinfurt
BLLV: Kein Impfangebot für Lehrer, kein Präsenzunterricht an den Schulen
"Kinder, die nicht mal die Schleife können, müssen sich ab Montag selbst testen." Für BLLV-Vizepräsident Tomi Neckov nicht das einzige, das in Bayerns Schulstrategie nicht stimmt.
Ein Impfangebot für alle Lehrer fordert der BLLV-Vizepräsident und und Rektor der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt, wenn der Unterrichtsbetrieb nach den Osterferien in Bayern wieder starten soll. In den meisten Fällen im Wechselunterricht; Abschlussklassen in Präsenz.
Foto: Heiko Wolfraum/dpa | Ein Impfangebot für alle Lehrer fordert der BLLV-Vizepräsident und und Rektor der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt, wenn der Unterrichtsbetrieb nach den Osterferien in Bayern wieder starten soll.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:16 Uhr

Er hätte sich wohl mehr erwartet, vielmehr erhofft: Als Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch vor die Presse trat, um die Beschlüsse des Ministerrats zu verkünden, war Tomi Neckov, Vizepräsident des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV) online live dabei. Und musste hören, dass nichts von dem angekommen ist, was der Verband so dringend in einem Brandbrief im März von Söder und seinem Kultusministerium gefordert hatte: Impfangebote für alle Lehrer, eine andere Regelung der Selbsttests bei Schülern, weniger Leistungsstress.

Stattdessen habe Söder die Vorschläge und Fragen des BLLV sowie anderer Verbände als "Quatsch" bezeichnet. Und dann ein Konzept vorgestellt, dass nach Ansicht Neckovs dringend nachgebessert werden muss, "sonst fällt es ihnen auf die Füße". 

Dass die Impfungen von Lehrern laut Söder Fahrt aufnähmen, ist dem BLLV-Vizepräsidenten und und Rektor der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt nicht genug. Nur wenige Lehrer seien bisher geimpft. Das gelte auch für diejenigen, die als erste drankommen sollten: Sonderpädagogen oder  Grundschullehrer. Nur rund ein Viertel der Grundschullehrer sei inzwischen geimpft, schätzt Neckov.

"Daher fordern wir als BLLV nach wie vor ein schnelles Impfangebot für alle Lehrkräfte, vor allem in unterfränkischen Hotspot-Gebieten wie zu Beispiel in Schweinfurt-Stadt, Rhön-Grabfeld oder Haßberge." Auch dort gäbe es vierte Klassen und Abschlussklassen, in denen die Schüler und Lehrkräfte in die Schule kommen müssten. "Solange Lehrer kein Impfangebot bekommen haben, dürfen sie aus unserer Sicht nicht in die Schule", sagt der BLLV-Vize. Dann müsse es Distanzunterricht geben.

Selbsttests zuhause statt im Klassenzimmer

Nicht funktionieren wird seiner Ansicht nach auch die vorgestellte Teststrategie mit Selbsttests in allen Schularten. Zwar sei die neue eingeführte Testpflicht für Schüler und Lehrer und damit regelmäßige Testungen der richtige Weg. Die Umsetzung aber sieht Neckov kritisch. Die Tests müssten vor dem Unterricht und bei Jüngeren von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden, so die Forderung. Es brauche eine differenzierte Umsetzung – für kleine Schulkinder auf der einen, für größere auf der anderen Seite.

"Gerade die jüngeren Kinder können es nicht selbst bewältigen. Wir haben Kinder, die es nicht schaffen, sich die Schnürsenkel zu binden. Diese Kinder können sich auch nicht selbst und ohne Unterstützung testen", erklärt Neckov. Lehrerinnen und Lehrer sollten die Tests nicht leisten müssen, sie seien kein medizinisches Fachpersonal. Und schließlich lehnen laut BLLV-Vize auch viele Eltern, gerade von jüngeren Kindern, die Tests in der Schule oft ab. Das hätten Umfragen an den Schulen vor den Ferien gezeigt.

Warum die Tests nicht von den Eltern zuhause durchführen lassen? Die Frage ist eine von vielen, die sich für Tomi Neckov auftut: "Kann der Test im Klassenzimmer unter hygienisch ausreichenden Bedingungen und unter Einhaltung des Datenschutzes gemacht werden? Wie geht man mit positiven Kindern um? Was passiert, wenn die Tests gerade am Anfang nicht ausreichen? Was machen wir mit Schülern, die sich nicht testen lassen möchten? Warum verwenden wir keine Pooltests?" All das ist sei ungeklärt.

Neue Lösungen für Übertritt und ein freiwilliges Förderjahr

Außerdem fordere der BLLV "endlich ein Entstressen der Lern- und Leistungskultur". Im Distanzunterricht könnten und dürften keine schriftlichen Leistungsnachweise erhoben werden. Damit sei die Leistungsmessung in diesem Schuljahr in vielen Regionen gelaufen. Bis manche Klassen wieder in die Schule kommen, werde es wahrscheinlich Mai, schätzt Neckov. Daher fordere der BLLV, dass Eltern nach Beratung durch die Lehrkräfte über den Übertritt in der vierten Klasse entscheiden könnten. Zum anderen müsste in allen Jahrgangsstufen ein freiwilliges Förderjahr angeboten werden. Denn manche Schülerinnen und Schüler seien in der Pandemie "auf der Strecke geblieben". Auch darauf weisen Lehrerinnen und Lehrer seit Monaten hin.

 
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Kommentare
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  • chrissw
    Auch Kinder sind in der Lage, sich selbst zu testen. Die Eltern müssen nur dafür sorgen, daß die Kinder das zuhause üben und ihnen nahebringen, wie wichtig diese Tests sind und das es nicht weh tut. Dann funktioniert das auch. Aber viele Eltern haben heutzutage ja gar keine Lust mehr, sich mit den Kindern auseinanderzusetzen. Alles wird der Kita oder der Schule überlassen. Aber meckern geht komischerweise immer. Für eine gesunde Entwicklung, z.B. Schleife binden, sind immer noch die Eltern zuständig. Wer das nicht machen möchte, der sollte sich genau überlegen, ob er Kinder in die Welt setzt.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat Artikel: "Stattdessen habe Söder die Vorschläge und Fragen des BLLV sowie anderer Verbände als "Quatsch" bezeichnet."

    Wäre Herr Söder auf die Vorschläge und Fragen eingegangen hätten er und sein Kultusminister Piazolo ihr Versagen in dieser Sache zugeben müssen!

    Das Wort "Quatsch" ist bezeichnend und zeigt die Hochnäsigkeit eines selbstverliebten, eitlen Mannes der sich medial wortgewaltig durch die Pandemie wurschtelt. Betrachtet man es genauer muss man leider feststellen, dass in Bayern nichts besser läuft im Vergleich zu anderen Bundesländern.

    Das Wort "Quatsch" zeigt auch deutlich die Missachtung gegenüber den Personen die vom Fach sind!
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  • Faultier
    Wenn kein Präsenzunterricht, dann aber richtiger Online-Unterricht. Bisher war es so, dass meine Kinder (Gymnasium, Realschule) maximal 3 Stunden am Tag mit Schulstoff beschäftigt waren. Die Nebenfachlehrer waren großenteils komplett abgetaucht. Hausaufgaben wurden nur teilweise und mit großer Verzögerung kontrolliert. Die Deutschlehrerin eines meiner Kinder machte Videokonferenzen ohne Bild. Die Kinder saßen vor dem schwarzen Bildschirm und sollten zuhören. Welches Kind hält so seine Konzentration länger als 5 Minuten aufrecht? Wir brauchen Online-Unterricht nach Stundenplan. Das, was normalerweise im Klassenzimmer stattfindet, muss dann online laufen. Sonst wird das nichts.
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  • Hurz
    Dann eben kein Präsenzunterricht. Diese Forderung wirkt ja wie eine Drohung oder Erpressung.
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  • FischersFritz
    Gerade in der Pandemie hat sich die zentralistische und verkrustete Struktur unseres Schulsystems als vollkommen überfordert erwiesen.

    Die Lehrer haben mit vielem Recht – aber weder werden sie gehört, noch haben sie die Möglichkeit, selbst etwas zu verändern. Und sehr wenige Lehrer sehen sich überhaupt in der Rolle, Verantwortung zu übernehmen.

    Und so wenden sich die Lehrer in einer gewissen Hilflosigkeit an die Politik und erwarten, dass ihnen – wie sie es gewohnt sind – alle relevanten Entscheidungen abgenommen werden. Aber das funktioniert gerade hinten und vorne nicht …

    Es wäre längst an der Zeit, das Schulsystem zu hinterfragen und ernsthaft den Muff der letzten 200 Jahre auszumisten. Weg mit den Sesselpupern im Ministerium, weg mit den Lehrern, die ihre Aufgabe als erfüllt ansehen, wenn sie einen Lehrplan im Klassenzimmer heruntergebetet und die Noten eingetragen haben, weg mit Unterrichtskonzepten, die aus der Kaiserzeit stammen …

    Aber das wird wohl ein Traum bleiben …
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  • Albatros
    Die Pisa-Studien seit 2000 hätte uns wachrütteln können, aber die Arroganz und Ignoranz unseres verkrusteten Bürokratenapparates hat dies zu verhindern gewusst. Die Zeit, in welcher wir weltweit in vielen Bereichen Vorreiter waren, sind lange vorbei. Mit der Europäisierung ist noch mehr Bürokratismus eingezogen, dies zeigt die Pandemie mehr als deutlich. Die Inkompetenz in Deutschland und in Brüssel wird auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen.
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  • happy01
    Mit dem Wegfall der Präsenzpflicht hat sich das Schuljahr wohl sowieso erledigt.
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