zurück
Würzburg
Talavera-Parkgebühren in Würzburg: Was halten wirtschaftsnahe Stadträte davon?
In Würzburgern Geschäften werden Unterschriften gegen die Einführung von Parkgebühren gesammelt. FDP, Bürgerforum und Freie Wähler verteidigen die Bewirtschaftung der Talavera.
Begehrter Parkplatz: Blick auf die Talavera in Würzburg.
Foto: Fabian Gebert | Begehrter Parkplatz: Blick auf die Talavera in Würzburg.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:29 Uhr

Die Einführung von Parkgebühren auf dem bislang kostenlosen Parkplatz Talavera haben die Grünen, größte Fraktion im Stadtrat, gemeinsam mit Stadtratsmitgliedern von Linke, FDP/Bürgerforum, Freien Wählern und einigen anderen als Teil eines umfangreichen Verkehrskonzepts beschlossen. Widerstand gegen diesen Beschluss kommt unter anderem aus dem Würzburger Einzelhandel, dessen Interessen bislang FDP, Bürgerforum und Freie Wähler vertreten haben. Was sagen die Stadträte dieser wirtschaftsnahen Parteien zur Kritik aus der Wirtschaft?

Daniela Binder, Inhaberin des Schmuckgeschäfts Crystal in der Würzburger Eichhornstraße, zeigt einer Kundin, wo sie für das Bürgerbegehren gegen die Bewirtschaftung der Talavera unterschreiben kann.
Foto: Thomas Obermeier | Daniela Binder, Inhaberin des Schmuckgeschäfts Crystal in der Würzburger Eichhornstraße, zeigt einer Kundin, wo sie für das Bürgerbegehren gegen die Bewirtschaftung der Talavera unterschreiben kann.

Laut Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Marketingvereins Würzburg macht Spaß (WümS), ärgert sich "ein guter Teil der Würzburger Einzelhändler" über die beschlossene Bewirtschaftung. 80 von circa 650 Einzelhändlern in der Innenstadt legen derzeit in ihren Geschäften Unterschriftenlisten des Bürgerbegehrens aus.

Acht Stunden Parken kosten 4,80 Euro

Allerdings würden einige von falschen Fakten ausgehen, sagt Weier und nimmt damit Bezug auf die geplanten Parkgebühren. Tatsächlich war in der öffentlichen Debatte anfangs die Rede davon gewesen, dass ein Tagesticket auf der Talavera ab Juni neun Euro kosten soll. Richtig ist aber, dass neun Euro der Höchstsatz ist, den man bezahlt, um zwischen 14,5 und 24 Stunden zu parken. Bei 30 Cent Parkgebühren kosten acht Stunden zum Beispiel 4,80 Euro - und das Ticket gilt für die Straba. Geplant ist, dass auch mehrere Personen mit einem Fahrschein fahren können.

Stadtrat Joachim Spatz mit seiner Fraktionskollegin Charlotte Schloßareck bei einem Wahlkampftermin.
Foto: Archivbild Angelika Cronauer | Stadtrat Joachim Spatz mit seiner Fraktionskollegin Charlotte Schloßareck bei einem Wahlkampftermin.

Joachim Spatz (FDP) und Charlotte Schloßareck (Bürgerforum) haben in den vergangenen Tagen mit vielen Selbstständigen über die Bewirtschaftung gesprochen. "Es gibt Unterstützung und Ablehnung", sagt Spatz. Einzelhändler hätten weniger die Bedenken, dass sie  Kunden verlieren. "Wenn diese von der Talavera mit der Straba schnell in die Innenstadt kommen können, ist das sogar eine kostengünstigere Alternative zum teuren Parken auf dem Residenzplatz", erläutert Schloßareck.

Die Zustimmung würde außerdem wachsen, wenn die Bewirtschaftung als Teil des gesamten neuen Verkehrskonzeptes erklärt wird. Mehr Sorge macht laut den Stadträten und WümS-Chef Weier einigen Unternehmerinnen und Unternehmern vor allem, wo ihre Beschäftigten parken können.

"Wir führen Gespräche mit den Verbänden von Industrie, Handel, Handwerk und anderen Vertretern der Wirtschaft, um für Pendler eine Lösung zu finden", sagt Josef Hofmann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, der selbst Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken ist. Ihm sowie Spatz und Schloßareck schwebt ein Jobticket vor, das auch als Parkticket genutzt werden kann. "Bis Juni haben wir da eine Lösung auf den Tisch," glaubt Spatz. Gleichzeitig soll mit Bürgermeistern im Landkreis der Bau von Park&Ride-Plätzen auf den Weg gebracht werden.

Warum man mit der Bewirtschaftung der Talavera nicht gewartet hat, bis es diese Park&Ride-Plätze gibt? "Weil mit einer Veränderung begonnen werden muss und jetzt der nötige Druck entstanden ist, schneller weiter zu machen", antwortet Spatz. Stadträtin Schloßareck erinnert daran, dass seit 20 Jahren über Park&Ride in der Sanderau diskutiert wird.

"So ehrlich muss man zu den Bürgern schon sein."
FDP-Stadtrat Joachim Spatz

Spatz und Schloßareck hatten in den vergangenen Jahren stets für den Erhalt von Parkplätzen gekämpft. Mit dem Stadtrats-Bündnis "Besser leben im Bischofshut" setzen sie sich jetzt dafür ein, dass neue Parkhäuser am Rande der Innenstadt gebaut werden, dafür Stellplätze auf der Straße verschwinden und die Aufenthaltsqualität in der Stadt verbessert wird.

"Von der Vorstellung, dass innenstadtnahes Parken auf Dauer kostenlos sein kann, muss man sich aber verabschieden", betont Spatz. Wer den Klimaschutz ernst nehme und etwas dafür tun wolle, könne daran nicht festhalten. "So ehrlich muss man zu den Bürgern schon sein."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manuela Göbel
Charlotte Schloßareck
Einzelhändler
Euro
FDP
Freie Wähler
Handwerkskammern
Innenstädte
Joachim Spatz
Josef Hofmann
Parkgebühren
Wolfgang Weier
Verkehr in Würzburg
Würzburg macht Spaß
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Nur Mal was richtig stellen, natürlich muß z.B. eine Verkäuferin in Vollzeit 9 Stunden parken. Das sind dann ca. 5,-€, bei 240 Arbeitstage 1200,-€, da der Nettoverdienst auch ca. 1200,-€ beträgt heißt das daß sie 1 Monat nur fürs parken arbeitet. Nur Mal so zum Nachdenken?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. H.
    Eine Verkäuferin muss nicht zwingend 9 Stunden in der Stadt parken, sondern kann u.U. auf den ÖPNV umsteigen. Sollte sie vom Landkreis kommen und der ÖPNV dort nicht ausreichen, ist aber erstmal der Landkreis dafür verantwortlich. Übrigens könnte der Landkreis ja auch selbst mit P+R Plätzen in den Randgemeinden seinen Teil leisten, dem er zum Großteil nicht nachkommt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. B.
    Ihre Rechnung passt nicht ganz. Man geht von 220 Arbeitstagen aus, 1.200€ trifft nur zu wenn sie wirklich Mindestlohn verdient und die Parkkosten treffen nur zu, wenn sie immer alleine fährt, nie als Fahrgemeinschaft.

    Aber der Tenor der Rechnung stimmt: wenn man sich erbleicht macht, was ein Auto wirklich kostet mit all den Nebenkosten, die weit über das Parken hinausgehen, sind umweltfreundliche Alternativen häufig sehr viel günstiger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. W.
    Es wird hier nur von Einzelhändlern gesprochen, schaut man sich die Liste an, findet man ebenso Ärzte, Dienstleister und Gastronomen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. B.
    Und ich möchte jedem empfehlen, sich die Liste ganz genau anzuschauen, und zukünftig zu prüfen ob man da zu den richtigen Ärzten, Dienstleistern und Gastronomen geht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. R.
    Ihnen geht Ideologie vor Ihrer eigenen Gesundheit?

    Interessant....
    Was Darwin wohl dazu sagen würde, würde mich genau so interessieren, wie was Freud dazu sagen würde...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. B.
    Ich verrate es Ihnen: man geht halt einfach zu Geschäften, Ärzten, Dienstleistern die nicht aktiv gegen eine moderne und umweltgerechte Innenstadt arbeiten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. T.
    ....in der Zellerau gibt es viele Altbestandswohnungen ohne Stellplatz. Für die Anwohner ist es jetzt schon sehr schwierig einen Parkplatz zu finden. Wenn nun die Talavera kostet, werden sicher viele der Pendler, Polizeischüler, IHK Besucher, HWK Besucher,.... Ihren kostenfreien Platz irgendwo in der Zellerau suchen. Diese Situation ist für mich das Größte an diesem Thema! Hier geht es um Würzburger, Leute die hier wohnen. Interessiert das nicht? Sehr selten und auch in diesem Bericht wird das erwähnt!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    @ Bernhard dieses Thema habe ich schon des Öfteren erwähnt, doch scheint sich niemand dafür zu interessieren ! Man kann schon jetzt in einigen Strabanahen Strassen feststellen das Fahrzeuge mit auswärtigem Kennzeichen dort unter Tage parken. Es ist nicht verboten, aber wenn man dann eine größere Fläche Gebührenpflichtig macht wird dies immer mehr kommen. Früh kommen, Abends gehen, den Anwohnern jede Parkmöglichkeit nehmen. Wie so oft ist der Würzburger Bürger der Leidtragende. Ich kann nur immer wieder widerholen, die Stadträte und Bürgermeister sind zum Wohle der Würzburger gewählt worden. Aber irgendwie versteht das niemand mehr !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • T. H.
    Das Problem könnte man mit Anwohner-Parken lösen. Die Autos von außerhalb müssten dann auf der Talavera bleiben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    Ein Initiator der Unterschriften -Aktion sagt, er fuhr von Sommerhausen nach WÜ und parkte auf der Talavera.
    Die Bahnverbindung Winterhausen - Hauptbahnhof dauert zwischen 10 und 13 Minuten! Zwischen 6:00 und 9:00 Uhr gibt es 7 Verbindungen. Die Monatskarte kostet keine € 100,--
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. W.
    Wenn dann zitieren Sie richtig:
    Er sagte ab und zu.

    Weshalb wurde er ja auch nicht gefragt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. H.
    An dem Tag, an dem die Einführung der Bewirtschaftung im Stadtrat beschlossen wurde, gab es ja auch den Beschluss des ÖPNV-Bonusprogramms für Einzelhändler… ich hoffe mal, dass keiner der Läden in die Fördertöpfe greift, die sich an der Unterschriftenaktion beteiligen. Rosinenpicker will keiner haben!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    @Jueann10130610, ihre Angabe den Beschluß "Beschluss des ÖPNV-Bonusprogramms für Einzelhändler" kann man in der letzten Stadtratssitzung nicht finden ! Aber wenn jemand gegen einen Beschluss des Stadtrates ist dem steht als Rechtsmittel ein Bürgerentscheid zu. Auch wen das dem Einen oder anderen nicht gefällt. Mir gefällt am Bürgerentscheid das hier ersichtlich wird das sich die Bürger nicht vorschreiben lassen was in ihrer Stadt passiert !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. B.
    Das Zauberwort ist besser leben im bischofshut. In diesen antragen finden sie auch das bonusprogramm.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. H.
    Hier sind alle Anträge und Beschlüsse aufgeführt:
    https://gruene-fraktion-wuerzburg.de/besser-leben-im-bischofshut/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. K.
    die derzeitigen Spritpreise...

    erledigen " viele Probleme " ganz alleine.
    Da die meisten Bürger sich nicht wöchentlich eine neue goldene Uhr kaufen können,
    müssen sie für einen Liter Milch nur auf die Parkplätze grösserer Handelsketten.
    UND zum Brückenschoppen kommen Sie aus Sicherheitsgründen sowieso von vorne herein mit Straba. Halt am Rathaus...... und die paar Meter kann man gut laufen.
    Prost ..... ( liebe Brückenheilige lasst die Sonne wieder scheinen ).....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. S.
    Wirtschsftnahe Stadträte? Mir fällt das spontan eher eine Stadträtin ein, die hauptberuflich Personalchefin eines börsennotierten Unternehmens ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Mein Kommentar geht in Richtung Redaktion. Allmählich wird das Dutzend der Artikel zum Thema voll, und sie schlagen vom Tenor alle in dieselbe Kerbe. Wo bleibt da die Ausgewogenheit der Berichterstattung? Ich bin gespannt, wann die MP mit ähnlichem Aufwand wie bisher nur für eine der Sichtweisen in andere Richtungen zu recherchieren beginnt. Mit Verlaub - wir zählen in WÜ werktäglich 53.000 Einpendler, 1,6% davon passen auf die Talavera, im Umkehrschluss: wenn diese ausschließlich von Einpendlern genutzt wird, können 98,4% überhaupt nicht betroffen sein. Diesen 1,6% -die in der Frage auch keineswegs alle eine Meinung vertreten- wird in einem Umfang Raum eingeräumt, der in seiner Ausschließlichkeit nicht in Ordnung ist. Die von einer breiten, demokratisch gewählten politischen Mehrheit getragene Entscheidung verdient Respekt! Den vermisse ich bei der Einseitigkeit der Berichterstattung, die eher wie ein Trommelfeuer daherkommt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. Z.
    Der Artikel selbst nimmt eine differenzierte Sicht ein, ebenso wie dieser Kommentar: www.mainpost.de/10716204

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten