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Würzburg
Syrien: So hilft ein Würzburger beim Organisieren von Hilfsgütern für die Erdbebenregion
Die Hilfe für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Syrien ist nur schleppend angelaufen. Wie ein Würzburger mit anpackt, damit Hilfsgüter in der Region ankommen.
Acht Sattelzüge mit Hilfsgütern sind in Syrien eingetroffen. Der Weg dorthin gestaltete sich nicht einfach. Nun wird die Verteilung der Ware vorbereitet.
Foto: Paruar Bako | Acht Sattelzüge mit Hilfsgütern sind in Syrien eingetroffen. Der Weg dorthin gestaltete sich nicht einfach. Nun wird die Verteilung der Ware vorbereitet.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:23 Uhr

Die Situation im Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien bleibt weiter angespannt. Mittlerweile wird von insgesamt über 40.000 Toten berichtet, viele Menschen gelten weiterhin als vermisst und sind unter den Trümmern begraben.

Wie der Würzburger Tobias Winkler berichtet, gestalteten sich besonders die Hilfstransporte ins syrische Erdbebengebiet im Nordwesten des Landes schwierig. Mit ein Grund seien der seit 2011 laufende Bürgerkrieg und seine Folgen, beispielsweise seien dort die meisten Landesgrenzen für den Verkehr von außen geschlossen, "sodass nur schwierig Hilfsgüter geliefert werden können". Auch die Angst bei den Helfenden vor Jihadisten sei groß, berichtet Winkler.

Folgen des Krieges und Gefahr vor Jihadisten

Zwar habe der syrische Regierungspräsident Baschar al-Assad zugesagt, dass weitere Grenzen geöffnet werden, damit Hilfstransporte schneller in die Gebiete kommen, "doch muss man vorsichtig sein, denn es kommt oft zu Überfällen, auch an der Grenze kann es zu Problemen kommen". Was den Zoll angeht, herrschten große Auflagen, "wir sind darauf angewiesen, dass der Zoll unsere Waren freigibt". 

Tobias Winkler war im Januar im Irak, um seine  'Liebe im Karton-Kisten' zu  verteilen. Er konnte dort Kontakte knüpfen, die ihm nun weiterhalfen. 
Foto: Archiv Tobias Winkler/Liebe im Karton | Tobias Winkler war im Januar im Irak, um seine  "Liebe im Karton-Kisten" zu  verteilen. Er konnte dort Kontakte knüpfen, die ihm nun weiterhalfen. 

Die Auswirkungen der Erdbebenkatastrophe hatten Winkler, der in der Region Würzburg durch seine Aktion "Liebe im Karton" längst eine Institution ist, bewegt. Der Zufall spielte dem 38-Jährigen in die Karten, sodass er dieser Tage mithelfen konnte, einen Hilfskonvoi mit wichtigen Gütern für Syrien zu organisieren.

Denn im Januar war Winkler im Nordirak (Kurdistan) unterwegs, um die Love-Boxen des Projekts zu verteilen. Da konnte er Kontakte zum gemeinnützigen Oldenburger Verein "Our Bridge" knüpfen, der überwiegend Hilfsprojekte im Irak betreut. Dass Winkler und sein Team aktive Netzwerkpartner des Netzwerks "Ziviler Krisenstab" sind, sei dabei sehr nützlich gewesen. "Während viele Organisationen deutschlandweit das Netzwerk mit Hilfsgütern unterstützen, konzentrieren wir seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine vergangenes Jahr unsere ganze Kraft auf die Koordination und die Logistik dieser Hilfsgüter", beschreibt Winkler.

Kontakte zur Organisation "Our Bridge" geknüpft

Beispielsweise konnten so seit Kriegsbeginn in der Ukraine über 7500 Paletten dringend benötigte Hilfsgüter wie Krankenhauszubehör, Hygieneartikel, Fahrzeuge, Nahrung, Decken sowie technische Gerätschaften und Tiernahrung transferiert und in den notleidenden Gebieten verteilt werden.

Für den Syrien-Transport, so der 38-Jährige, seien unter anderem Hilfsgüter wie Decken, Presslufthammer und Essenspakete für die Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben, gepackt worden. "So ein Hilfstransport muss von vorne bis hinten bis ins letzte Detail durchgeplant sein", sagt Winkler. Es gehe auch darum, wirklich das zu liefern, was dringend benötigt wird. "Alles andere macht keinen Sinn, denn das löst wiederum ein weiteres Problem aus - das der Entsorgung. Dahingehend muss leider auch hierzulande noch viel aufgeklärt werden."

Acht Sattelzüge unterwegs vom Irak nach Syrien

Winkler berichtet, dass vonseiten seines Vereins sowieso geplant gewesen sei, in den nächsten Wochen einen LKW nach Syrien zu schicken, "da dort ja auch sonst Hilfe benötigt wird". Das Erdbeben sei nun dazugekommen, die Lage angespannter denn je. Gemeinsam mit "Our Bridge", der den Konvoi federführend leitet, konnten insgesamt acht Sattelzüge auf den Weg gebracht werden. Fünf davon konnten durch sein Netzwerk "Ziviler Krisenstab" finanziert werden. "Allerdings ging der Transport aus Sicherheitsgründen über Umwege, nämlich vom Nordirak erst in die Türkei und dann über die türkische Grenze nach Syrien in die Gebiete um Afrin im Gouvernement Aleppo im Nordwesten."

Wie Winkler am Freitag aktuell mitteilte, sei der vom kurdischem Militär begleitete Konvoi gut in der Region Afrin angekommen, nun würden die Verteilungen der Hilfsgüter vorbereitet. "Ich bin erleichtert, dass bis hierhin alles gut funktioniert hat. Schließlich geht es auch darum, die Menschen, die den Konvoi begleiten, zu schützen."

Tobias Winkler von 'Liebe im Karton' organisiert derzeit einen  Hilfskonvoi für Syrien mit. Hier ein Foto aus dem Irak, wo Anfang des Jahres die zu Weinachten 2022 gepackten Love-Boxen an Kinder verteilt wurden. 
Foto: Archiv Tobias Winkler/Liebe im Karton | Tobias Winkler von "Liebe im Karton" organisiert derzeit einen  Hilfskonvoi für Syrien mit. Hier ein Foto aus dem Irak, wo Anfang des Jahres die zu Weinachten 2022 gepackten Love-Boxen an Kinder verteilt ...

Warum Tobias Winkler helfen will

Was aber bewegt Tobias Winkler, der in einer Teilzeitstelle als "Fachreferent Ukraine" über einen Fördertopf der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) bezahlt wird, dazu, einen Großteil seiner Arbeit ehrenamtlich zu leisten? "Liebe bedeutet auch, Dinge, die nicht gut laufen zu erkennen und zu verbessern", sagt er. Er wolle "etwas bewirken, mitgestalten und verbessern". Dabei gehe es ihm nicht um "irgendwelche Gewinnmaximierung, ich brauche kein Haus und keine großen Güter", so der 38-Jährige.

Aktuell arbeitet er neben dem Transport für Nordsyrien an weiteren Hilfsprojekten mit, für den Libanon, Irak, Kosovo, Griechenland und Rumänien. Es sei schön zu sehen, wie sich die seit Jahren aufgebauten Strukturen bewährten. An der Syrien-Aktion lobt er besonders das "gute Miteinander". Es sei nicht selbstverständlich, dass verschiedene Hilfsorganisationen, Vereine und NGO's einträchtig zusammenarbeiteten. "Da ist noch Luft nach oben."

Liebe im Karton

Liebe im Karton e.V. ist ein deutschlandweites, ehrenamtliches Weihnachtsprojekt aus Würzburg mit rund 130 Helferinnen und Helfern. Der Transport der Spenden-Paletten wird in Kooperation mit einer Spedition zuverlässig erledigt. (www.liebe-im-karton.de). Die Weihnachtspäckchen und Hilfsgüter gehen unter anderem an Kinder in Camps und Einrichtungen innerhalb Deutschlands oder in anderer Herren Länder, wie zum Beispiel Rumänien, Griechenland oder Irak.
"Liebe im Karton" ist auch aktiver Partner des Netzwerks "Ziviler Krisenstab" und arbeitet bei weiteren internationalen Hilfsprojekten mit.  
Spendenkonto: Sparkasse Mainfranken Würzburg, Iban: DE98 7905 0000 0049 1752 43, BIC: BYLADEM1SWU
Quelle: kgh
 
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  • M. S.
    @Wi27:
    Dem schließe ich mich an. Da wird Beruf und Ehrenamt verbunden. Das zeigt dann auch die Liebe zum Beruf bzw. zur Berufung!
    Der Mann ist die perfekte Schnittstelle zwischen Privatleuten und großen Organisationen.

    Es bringt nichts wenn Menschen die sich noch nie mit solchen Dingen beschäftigt haben plötzlich von einem auf dem anderen Tag aus Verzweiflung mit 1000 kg Altkleider und 1000 Liter Wasser und 1000 Euro Spenden sich mittels Kleintransporter unkkordiniert auf eine 3000 Kilometer lange Reise begeben.
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  • J. N.
    Meine Hochachtung vor diesen Menschen!
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