Wenn Julian Piller sein Boot auf dem Main anlässt, dann ist es vor allem eins: Still. Beinahe geräuschlos gleitet das 31 Jahre alte Wasserski-Boot über den Main zwischen Eibelstadt und Randersacker. Gestört wird die Stille auf dem Wasser nur durch die plötzlichen Jubelrufe der Wellenreiter. Immer dann, wenn jemand besonders lang auf der Welle durchgehalten hat, gibt es anerkennende Schreie und Applaus von den Zuschauern auf dem Boot.
"Dass ich nach so kurzer Zeit schon so große Fortschritte gemacht habe, hätte ich wirklich nicht gedacht. Im Meer wäre das so nicht möglich gewesen", sagt Jonathan Schröter, während ihm das Wasser aus den nassen Haaren tropft. Er sei bereits das dritte Mal bei Julian Piller zum Surfen, nachdem er bei zwei Surfurlauben im Ausland wenig erfolgreich versucht hat, die Wellen zu reiten.
Welle entsteht durch Flügel aus dem 3D-Drucker und Gewichtsverlagerung
Das sei eben einer der vielen Vorteile vom Surfen auf dem Main, pflichtet Piller ihm bei. "Bei mir hast du die Welle für dich und musst sie nicht mit vielen anderen Surfern teilen." Dadurch lerne man schneller und habe gleichzeitig mehr Zeit auf der Welle. Denn im Gegensatz zum Ozean bleibt die Wasserwelle hinter Pillers Boot so lang, bis er den Motor abschaltet. Doch wie funktioniert das Ganze überhaupt?
"Eigentlich ist es eine reine Gewichtsverlagerung des Bootes", erklärt der Würzburger. Hinter jedem Boot entsteht eine sogenannte Heckwelle, also das aufsprudelnde Wasser, was hinter dem fahrenden Boot zu sehen ist. Dann muss der 28-Jährige nur noch den mit dem 3D-Drucker angefertigten Flügel an die Heckseite des Bootes anbringen, der erzeugt einen Widerstand und schon wird der Wasserstrom umgeleitet. Durch die Gewichtsverlagerung auf dem Boot kippt dieses um circa vier Grad und es entsteht eine surfbare Welle.
Nachhaltigkeit ist dem Würzburger Surfboot-Erfinder wichtig
"Auf der Welle surft man dann. Anfangs wird man mit dem Seil angezogen und kann sich dann Stück für Stück an den Sport herantasten", erklärt Piller. Besonders stolz ist er darauf, dass er den Surfsport in Würzburg fast komplett emissionsfrei und nachhaltig anbieten kann. Denn das Elektroboot ist das erste seiner Art und wird teilweise mit Solarstrom aufgeladen. Aktuell befindet sich der Würzburger in Gesprächen mit verschiedenen regionalen Stromanbietern, um sein Angebot komplett nachhaltig anbieten zu können. Den ehemaligen V8 Motor des Wasserski-Bootes hat er ausbauen und durch ein elektrisches Antriebssystem ersetzen lassen. Hilfe hat er dadurch von verschiedenen Handwerkerinnen, Handwerkern und Softwarefirmen bekommen.
Mit Idee hat er sich dann auch für den Würzburger Start-Up-Preis beworben, dort allerdings nur den letzten Platz belegt. Aufgeben will der Inhaber von "Olaria Surf" aber nicht, dafür glaubt er zu fest an seinen Traum vom Surfen auf dem Main. Sein Ziel: "Ich würde sehr gern auch eine Genehmigung bekommen, um auch in dem Bereich der Alten Mainbrücke in Würzburg fahren zu können." Dort könne er den Leuten auch für nur kurze Zeit eine kleine Surfeinheit inmitten der Postkartenkulisse ermöglichen.
"Mir geht es darum, dass die Leute Spaß haben und wir hier gemeinsam ein Urlaubsparadies direkt vor der Haustür schaffen", sagt Piller. Während seiner zweijährigen Auszeit in Portugal hat der 28-Jährige seine Liebe zum Surfen entdeckt und will die Erfahrungen nun an andere weitergeben. Dabei ist es ihm wichtig, dass er alle Menschen vom Surfen begeistern kann. Deshalb sind auch Kinder, Menschen mit körperlichen Einschränkungen und mehrgewichtige Personen bei "Olaria Surf" willkommen.