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Würzburg
Droht dem Hausbooteverleih das Aus? Aigulf Thiele findet einfach keinen Anlegeplatz und übt Kritik an der Stadt Würzburg
Muss der Hausbootverleih von Aigulf Thiele bald schließen? Wie der 37-Jährige seit Jahren eine Anlegestelle für seine Boote sucht und mit der Stadt Würzburg um eine Einigung ringt.
Aigulf Thiele ist Besitzer des Aigs-Bootsverleih. Wenn es warm wird, brummt sein Geschäft, denn die Haus- und Grillboote, die man bei ihm leihen kann, sind sehr beliebt. Doch pünktlich zum Saisonstart wurden an der Kurt-Schumacher-Promenade sämtliche Festmacher entfernt.
Foto: Thomas Obermeier | Aigulf Thiele ist Besitzer des Aigs-Bootsverleih. Wenn es warm wird, brummt sein Geschäft, denn die Haus- und Grillboote, die man bei ihm leihen kann, sind sehr beliebt.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:04 Uhr

Der Sommer steht vor der Tür – Hochsaison für Aigulf Thiele. Der 37-Jährige betreibt seit 2019 einen Hausbootverleih in Würzburg: Thieles Boote, die wie ein kleines Haus mit flachem Dach aussehen, schippern über den Main; an Bord sind meist Menschen, die etwas zu feiern haben. Bei kalten Getränken und Musik genießen sie die Zeit auf dem Wasser und springen zur Abkühlung immer mal wieder in den Main. Doch damit könnte bald Schluss sein, wenn die Hausboote von Thiele verschwinden.

Versuch, einen Anlegeplatz zu finden, war schwerer als gedacht

2015 begann der Traum von Aigulf Thiele, der hauptberuflich als Arzt arbeitet, mit dem ersten Schlauchbootverleih – aus einer Leidenschaft heraus, wie er selbst sagt. Seit 2019 hat er sein eigenes Unternehmen um insgesamt vier Hausboote ergänzt, die er regelmäßig an Gäste aus ganz Deutschland verleiht. Doch von Beginn an gab es ein Problem: Thiele fand keine Anlegestelle und keinen Hafen, in dem er seine Hausboote anlegen und unterbringen durfte.

Angefangen hatte damals alles in der Würzburger Marina Hafenbar. Dort wollte Thiele ursprünglich seine Boote unterbringen, was ihm seitens des Hafenbar-Betreibers mündlich zugesichert worden sei, so Thiele. Doch die Zusage platzte, denn: "Der Hafenmeister hat mir den Platz verwehrt – meine Hausboote seien dort unerwünscht".

Doch Thiele blieb weiter dran und fand "als Übergangslösung" den öffentlichen Anlegeplatz an der Kurt-Schumacher-Promenade. Die Boote brachte er in einem Privathafen weiter oberhalb am Main unter. Die Übergabe der Hausboote an die Mieterinnen und Mieter fand neben dem Parkplatz hinter der Löwenbrücke statt. 

Stadt Würzburg untersagt Nutzung des öffentlichen Anlegeplatzes

Doch bald schon stand Thiele vor dem nächsten Problem: Die Wasserschutzpolizei ermahnte ihn – das Anlegen an dieser Stelle sei nicht gestattet. Daraufhin schaltete Thiele ein Anwaltsbüro ein, und es kam zu einem Gespräch mit der Wasserschifffahrtsbehörde, die das kurzfristige Anlegen der Hausboote wasserseitig duldete.

Damit waren das Problem allerdings nicht gelöst. Die Stadt Würzburg schaltete sich ein und untersagte dem Unternehmer im September 2020 das kurzfristige Anlegen an dem Platz. Als Begründung nannte die Stadt die Instabilität der Kaimauer, an der Thiele seine Boote befestigte. Thiele legte über die beauftragte Anwaltskanzlei Widerspruch ein; die Stadt Würzburg meldete sich vorerst nicht mehr zu Wort. Thiele versuchte dennoch, über die Hafen GmbH eine alternative Anlegestelle zu finden – ohne Erfolg.

Modellvorschläge von Thiele liefen ins Leere

Thiele nutzte den öffentlichen Anlegeplatz weiter, doch nach zwei Jahren Pause trudelte Ende 2022 wieder ein Schreiben der Stadt Würzburg bei ihm ein. Dem Unternehmer wurde erneut das Anlegen mit den Hausbooten an der Kurt-Schumacher-Promenade untersagt und auf die schadhafte Kaimauer verwiesen. Im betreffenden Bereich befände sich die Mauer in "einem nicht standsicheren sowie verkehrssicheren Zustand", heißt es in dem Schreiben der Stadt an den Betreiber, welches dieser Redaktion vorliegt.

Doch Thiele will sich die Nutzung des öffentlichen Anlegeplatzes nicht untersagen lassen. "Ich wollte immer einen sachlichen Diskurs führen und war daran interessiert, eine gute Lösung für alle zu finden." Auch zwei Modellvorschläge habe der Würzburger bereits ausgearbeitet – ebenfalls ohne Erfolg.

Diese großen weißen Flecken an der Kaimauer der Kurt-Schumacher-Promenade in Würzburg weisen daraufhin, dass sich hier einst Ringe zum Anlegen für Boote befanden, bis die Stadt sie entfernen ließ.
Foto: Thomas Obermeier | Diese großen weißen Flecken an der Kaimauer der Kurt-Schumacher-Promenade in Würzburg weisen daraufhin, dass sich hier einst Ringe zum Anlegen für Boote befanden, bis die Stadt sie entfernen ließ.

Die Stadt Würzburg blieb bei ihrem Standpunkt und entfernte Anfang des Jahres zusätzlich die Ringe an der Kaimauer, die Thiele zum Befestigen der Boote nutze. "Ich nenne das mal liebevoll eine Verzweiflungstat", so der Kommentar Thieles. Aktuell stehe er weiter über die beauftragte Anwaltskanzlei im Austausch mit der Stadt Würzburg.

Ohne eine Lösung muss der Hausbootverleih in Würzburg bald schließen

Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg, zu dem Sachverhalt: "Die bisher geführte Form des Bootsverleihs an der bekannten Stelle ist nicht erlaubnisfähig, was dem Betreiber bereits im September letzten Jahres schriftlich mitgeteilt wurde." Auch er erklärte, die Stadt stehe seitdem im Austausch mit Aigulf Thiele und habe weitere "betroffene behördliche Institutionen eingebunden".

Die Hafen GmbH teilte auf Nachfrage dieser Redaktion mit, dass die Kurt-Schumacher-Promenade nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich liege. Es sei allerdings "allgemein bekannt", dass der Hausbootverleih seine Übergabe an dieser Stelle durchführe. Auf die Frage, ob sich Thiele bemüht habe, eine alternative Anlegestelle über die Hafen GmbH zu finden, bejahte Pressesprecherin Cornelia Wagner die Frage, ohne weitere Hintergründe zu nennen.

Eine Lösung für den Hausbootverleih scheint zeitnah nicht in Sicht. Für Thiele könnte dies schwerwiegende Konsequenzen haben, wie er selbst sagt: "Mein Unternehmen ist gefährdet, wenn nichts passiert, muss ich den Verleih bald schließen."

 
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  • K. N.
    Auf dem Main zwischen Würzburg und Randersacker ist bereits so viel Betrieb, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es zu Unfällen mit Personenschaden kommt. Für die Berufsschifffahrt ist die Durchfahrt eine Katastrophe. Der Main ist eine Bundeswasserstraße und kein Planschbecken. Diese Hausboote fahren kreuz und quer vor den Kreuzfahrtschiffen und Frachtern herum.
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  • K. H.
    Ist das jetzt ein öffentlicher Anlegeplatz oder nicht? Dann kann man Herrn Thiele nicht verwehren, ihn kurzzeitig zu nutzen, um seine Spielboote zu übergeben. Autovermietungen dürfen ja auch ihre Fahrzeuge gelegentlich am öffentlichen Straßenrand übergeben.

    Wenn es aber ein öffentlicher Anlegeplatz ist und die Stadt bescheinigt einen "nicht standsicheren sowie verkehrssicheren Zustand", dann hat sie ihre Instandhaltungspflicht grob vernachlässigt und müsste den Anlegeplatz für ALLE sperren, also auch für die Freizeitkapitäne, die den Main runterschippern und mal eben kurz Würzburg angucken und was einkaufen wollen.

    Wenn dann noch die Ringe entfernt werden, ist es umso verlockender (es ist ja ein öffentlicher Anlegeplatz!), die Boote am Mini-Geländer festzumachen, wofür es sicher nicht ausgelegt ist. Was passiert denn, wenn ein gutgläubiger Freizeitkapitän ( ist ja ein öffentlicher...) plötzlich von 10 Meter Geländer aufgespießt wird? Irgendetwas stinkt hier...
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  • S. K.
    Wie wäre es denn mit der Kontaktaufnahme mit Unternehmen im Neuen Hafen? Hier gibt es sicher ein bisschen Freifläche. Man wäre hier allerdings Unterwasser und könnte nicht so präsent lediglich in Richtung Erlabrunn treiben. Ist halt nicht sonderlich zentral und man paddelt nicht an den HotSpots am Main vorbei, aber wäre zumindest eine Alternative. Und daneben kann man die fahrerische Einweisung in einem Seitenarm fernab der Binnenschifffahrtsstraße machen. Parkplätze bekommt man ja vielleicht on top.
    Kann manch Kunde aber im Anschluss nicht direkt vom Hausboot in die City einfallen
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  • H. W.
    Da lässt man als Stadt Würzburg lieber das Odeon nach sehr kurzer Zeit wieder eröffnen.
    Schade dass Herrn Thiele von Seiten der Stadt solche Steine in den Weg gelegt werden. Diese Boote sind doch eigentlich eine schöne Bereicherung für unsere Stadt.
    Wie der Vorschreiber erwähnt: in Würzburg braucht man Kuverts und Beziehungen, dann wird einem anscheinend vieles möglich gemacht.
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  • S. K.
    da auf diesen "Hausbooten" hauptsächlich Alkohol konsumiert wird
    finde ich es nicht so tragisch
    wenn dieses Gewerk wieder von der Bildfläche verschwindet...
    und minimale Kenntnisse von Gewässerrechten und Pflichten
    wären auch vonnöten
    und nicht das Hinz und Kunz so ein "Hausboot" chartern kann...
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  • J. N.
    Auf dem Kiliani wird auch viel Alkohol getrunken. Also ihrer Meinung nach auch weg?
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  • M. K.
    Nur auf dem kiliani fährt man nicht mit dem Boot. Man hat auch keine betrunkenen die einfach uns ruder langen,?wenn nicht selbst sogar der "Steuermann " betrunken ist. In der Regel ist die Verkehrsregelung auch nicht bekannt.
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  • W. S.
    @WAS-willst-DU_von_mir und maritz 14321501
    Das ist auf der Homepage vom Bootverleiher zu lesen und noch mehr
    "...Genauso wie bei Trunkenheit über 0,0 Promille des Bootsführers im Schiffsverkehr"
    Wie viele Menschen fahren in WÜ betrunken mit E-Rollern?? Soviel zum Thema.....
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  • F. S.
    Der Gesetzgeber hat aber vor Jahren das Gesetz geändert das Motorboote bis 15 PS ohne Bootsführerschein gefahren werden dürfen. Und es gibt viele Städte oder seen wo man sich seit dem Boote ausleihen kann. In Frankfurt kann man ausleihen und auch in anderen Städten oder auch entlang des Rheins. Sogar am Bodensee und Bodensee kann weitaus gefährlicher werden wenn Sturm etc. aufzieht.

    Also warum sollte man es nicht in Würzburg auch weiterhin können.

    Alles was in Würzburg Spaß macht will der Konservative Würzburger halt nicht.

    Provinz auf Weltniveau
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  • A. M.
    Für mein Empfinden ist auf dem Main, gerade im Sommer, schon jetzt sehr viel los. Der Fluss wird eh schon bis zum Anschlag belastet. Rückzugsräume für Tiere und ruhige Abschnitte gibt es kaum noch. Als Unternehmer muss ich mir über geeignete Liegeplätze schon Gedanken machen, bevor ich mir das erste Boot zulege, von daher gibts von mir nur wenig Mitleid. Dass die Stadt aber nun die Ringe zum Anlegen abbaut ist auch ein bisschen peinlich. Aber mal unter uns Freizeitkapitänen...das "Geländer" ist zum Festmachen ebenso geeignet wie ein Ring...
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  • F. H.
    Wenn man so ein Unternehmen startet, sollte man alles schon vorher geklärt haben - und das nicht nur mündlich.
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  • N. K.
    Ganz normales unternehmerisches Risiko würde ich sagen. Wenn es keinen Platz gibt, ist es halt so.
    Man stelle sich vor es gäbe ein Recht für jeden mitten in Würzburg anzulegen. Schon bald würde der Main überlaufen mit lauter Hausbooten.
    Bauplätze an Land gibt es ja bekanntlich auch keine mehr.
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  • E. K.
    Ich glaube sie haben das falsch verstanden. Das sind keine Hausboote auf denen man wohnt. Die mietet man Tageweise. Zu unterscheiden ist auch Anlegeplatz und Liegeplatz. Wie ein öffentlicher Parkplatz zu einem fest gemieteten eigen Stellplatz. An einem öffentlichen Anlegeplatz kann also jeder kurzzeitig festmachen. Nur Herrn Thiele wurde es explizit verboten. Das ist als würde die Stadt explizit ihnen verbieten, ihr Auto auf einen öffentlichen Parkplatz zu stellen den sonst jeder nutzen darf.
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  • N. K.
    Ich habe schon verstanden, deswegen explizit anlegen geschrieben.
    So ein Hausboot braucht viel mehr Platz als die durchschnittliche Nussschale die sonst so auf dem Main unterwegs ist.
    Konsequenterweise müsste die Stadt dann aber tatsächlich grundsätzlich allen Booten ab bestimmter Größe das Anlegen verbieten.
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  • W. S.
    @nikolz16190104
    ja auch den zu Hauf anlegenden Kreuzfahrtschiffen.
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  • E. K.
    Ist natürlich ärgerlich, aber das Problem verstehe ich nicht. Warum macht man die Übergabe nicht in dem Privathafen wo die Boote auch liegen? (so viel ich weiß bei Beuschlein oberhalb der Naturheilinsel) Dann spart sich Herr Thiele dazu noch die ständigen Überführungsfahrten vom Hafen zur Promenade.
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  • W. S.
    Würzburg macht Spass.
    Anscheinend hat Herr Thiele zu wenig Beziehungen.
    Vielleicht sollte Herr Thiele die diversen Ausschüsse mal zu einer oder mehreren Gratisfahrten einladen.
    Anstatt die Stadt Würzburg froh ist solche Unternehmer und ein solches Angebot zu haben vergrault man diese.
    Die nächste Posse in WÜ nach dem "Bratwurst- und Leilaskandal".
    Wie viele Behörden, in der Hoffnung das dann doch irgendeine die Verantwortung übernimmt, wollen sie denn noch einschalten.
    Warum hat denn keiner mehr den Hintern in der Hose einfach etwas zuzusagen und dann auch sein Wort zu halten.
    Wo sind wir denn und wo werden wir noch hinkommen wenn nur noch ein Bürokrat auf den anderen Bürokrat verweist.
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