Dreißig Jahre ist es inzwischen her, dass sich das Komitee des Würzburger Friedenspreises zusammengefunden und das zivilgesellschaftliche Engagement für Frieden und Völkerverständigung in Unterfranken zum ersten Mal gewürdigt hat. Mit dem 30. Würzburger Friedenspreis wurde am Sonntag im Mainfranken Theater das 30-köpfige Organisationsteam der "Würzburger Woche gegen Rassismus" ausgezeichnet, die in diesem Jahr zum vierten Mal stattgefunden hat.
Die Idee zu dem Preis kam Menschen aus der Friedensbewegung anlässlich des 50. Jahrestages der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945. Das Gedenken habe man damals nicht nur der Politik überlassen wollen, erzählte Thomas Schmelter, einer der Sprecher des Friedenspreis-Komitees. "Ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben hat viel auch mit der Stadtgesellschaft und ihren Menschen zu tun", sagte er am Sonntagvormittag im kleinen Haus des Mainfranken Theaters. Ausgezeichnet würden seit 1995 jedes Jahr Personen und Initiativen, die den "Humus des Zusammenlebens herstellen und bewahren."
2024 gab es 22 Veranstaltungen zur Woche gegen Rassismus
Erster Preisträger war der damals noch in Gründung befindliche Würzburger Ausländer- und Integrationsbeirat, der sich seit drei Jahrzehnten mit ähnlichen Themen beschäftigt wie die Woche gegen Rassismus, die auf Initiative von Bariş Yüksel 2021 zum ersten Mal stattgefunden hat. "Rassismus galt lange als Randthema und nicht als gesamtgesellschaftliches Problem, das hat uns ziemlich gestört. (…) In Würzburg gab es kaum Angebote aus der Perspektive von Betroffenen", erläuterte der Mitgründer des Vereins "Würzburg KULturs".
Das Format, das sich mit Veranstaltungsformen vom Workshop über Podiumsdiskussionen bis hin zu Kinderbuchlesungen und Konzerten intensiv eine Woche lang mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt, fand im ersten Jahr wegen der Corona-Pandemie noch hybrid statt, 2022 kamen bereits rund tausend Menschen. 2023 kümmerte sich zum ersten Mal ein größeres Team um die Organisation, das unter der Leitung von Angela Nasimi und Bariş Yüksel inzwischen auf rund 30 Personen angewachsen ist. In diesem Jahr fanden 22 Veranstaltungen an 17 unterschiedlichen Würzburger Locations statt.
"Wir fühlen uns ziemlich geehrt und motiviert", sagte Yüksel, der zusammen mit gut 20 gut gelaunten jungen Menschen den mit 3000 Euro dotierten Friedenspreis auf der Bühne entgegennahm. Angesichts der vielen Aspekte und Ausprägungen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft gehen den Organisatoren die Themen auch nicht aus, laut Yüksel sind schon ausreichend Ideen für die nächsten beiden Jahre vorhanden.
Ein Ort, "der Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenbringt"
Warum die Würzburger Woche gegen Rassismus wichtig ist und auch finanzielle Unterstützung der Stadt verdient hätte, erklärte Zehranur Manzak, die pädagogische Leiterin der Jugendbildungsstätte Unterfranken, in ihrer Laudatio: "Stellen Sie sich einen Ort vor, der Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenbringt, (…) wo jede Stimme gehört und jeder Mensch respektiert wird". Die Veranstaltungsreihe sei als "strahlender Leuchtturm für den Frieden" nicht nur ein Ausdruck für gelebte radikale Vielfalt, sondern auch dafür, "dass selbst in Bayern nichts unmöglich ist", so Manzak weiter.
Den Dank der Stadt an die Preisträger und das Komitee überbrachte Bürgermeister Martin Heilig. "Der Würzburger Friedenspreis hätte längst einen eigenen Preis verdient", sagte Heilig: "Wir dürfen nicht nur darauf hoffen, dass sich in den Köpfen anderer Menschen der Frieden breit macht, sondern müssen das jeden Tag wieder nach außen tragen."