
Kandidatinnen und Kandidaten gesucht: Mit neun Monaten Verspätung wird am 28. März 2021 Würzburgs neuer Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt gewählt. Laut Satzung muss die Wahl eigentlich innerhalb von vier Monaten nach der Kommunalwahl stattfinden, das hat in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie aber nicht geklappt.
Würzburg war 1995 die letzte Großstadt in Bayern, in der ein vorläufiger Ausländerbeirat gegründet wurde. Noch im selben Jahr erhielt das Gremium den ersten Würzburger Friedenspreis, 1996 wurde der Beirat von den ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zum ersten Mal offiziell gewählt. Seitdem fand die Wahl immer im selben Jahr statt wie die OB- und Stadtratswahlen – bis jetzt: "Eines der Probleme war, dass die geplanten Informationsveranstaltungen wegen Corona nicht stattfinden konnten", sagt Eva-Maria Berklind-Schwander, die Leiterin der Geschäftsstelle des Ausländer- und Integrationsbeirats.
Ende des Jahres 2019 lag der Ausländeranteil in Würzburg bei 13,3 Prozent, das sind etwas mehr als 17 000 Menschen. Die von ihnen gewählte Interessenvertretung hat die Aufgabe, "die gesellschaftliche Situation und die Lebensverhältnisse der Mitburgerinnen und Mitburger mit ausländischer Herkunft zu verbessern". So steht es im ersten Satz der städtischen Satzung aus dem Jahr 2008. Der Beirat kann Anträge, Stellungnahmen oder Empfehlungen an den Oberbürgermeister und den Stadtrat richten, die dann laut Satzung innerhalb von drei Monaten behandelt und beantwortet werden sollen.
Gewählt werden 15 Beiratsmitglieder, von denen weniger als die Hälfte – also maximal sieben – ein und derselben Staatsangehörigkeit angehören dürfen. Nach der letzten Wahl im Jahr 2014 kamen die 15 Frauen und Männer aus elf verschiedenen Ländern. "Unser Ziel ist es, dass so viele Nationalitäten wie möglich im Ausländer- und Integrationsbeirat vertreten sind", betont der kommissarische Vorsitzende Jeong Soo Kim.
"Wir wollen so divers wie möglich sein", sagt auch Antonino Pecoraro, der das Gremium 1995 mitbegründet hat und von 1996 an 16 Jahre lang dessen Vorsitzender war.
Deshalb sind die Ausländerinnen und Ausländer in der Stadt nicht nur zur Wahl aufgerufen, auch Kandidaten werden noch gesucht. Wählbar ist jede Person mit ausländischer oder doppelter Staatsbürgerschaft und Aufenthaltserlaubnis, die vor dem Wahltermin am 28. März 2021 mindestens drei Monate lang ihren Wohnsitz in Würzburg hatte.
Auch Asylbewerber, die seit mindestens drei Jahren in Deutschland leben und eine Aufenthaltsgestattung oder Duldung besitzen, dürfen zur Wahl antreten.
Wenn die Corona-Beschränkungen es bis dahin zulassen, soll am 22. Januar 2021 im Ratssaal eine Informationsveranstaltung zur Wahl stattfinden. Vor sechs Jahren wurde der Ausländer- und Integrationsbeirat zum ersten Mal komplett per Briefwahl gewählt – alle ausländischen Mitbürger erhalten Infos und Wahlunterlagen automatisch. 2014 lag die Wahlbeteiligung dadurch etwa bei 13 Prozent, laut Pecoraro eine Verdoppelung im Vergleich zu 2008.
Alle Informationen zur Wahl sind in elf verschiedenen Sprachen auch auf der neuen Webseite des Ausländer- und Integrationsbeirats unter "www.wuerzburg.de/auslaenderbeirat" abrufbar.