Und wieder ist im Zuge der Umgestaltung der früheren Leighton Barracks zum neuen Stadtteil Hubland ein markantes Gebäude verschwunden: Diesmal hat es die frühere Kirche, die Chapel, getroffen. Sie musste dem geplanten Neubau des Seniorenstifts der Bürgerspital-Stiftung weichen und wurde vor kurzem abgerissen.
Was im ersten Moment wie eine Nacht-und-Nebel-Aktion aussieht, weil sie von der Öffentlichkeit unbemerkt geblieben ist, ist ganz offiziell abgesegnet. Denn am 15. März erteilte der Konversionsausschuss die Baugenehmigung für die Senioreneinrichtung im neuen Stadtteil unweit des Rottendorfer Tores.
In der Genehmigungsvorlage waren eine ganze Reihe von Befreiungen aufgelistet unter anderem auch die, dass auf dem Chapel-Grundstück keine kirchliche Nutzung mehr vorgeschrieben ist. Und ein paar Zeilen weiter stand der entscheidende Satz: „Die vorhandene Chapel wird abgebrochen“. In der Sitzung wurde dem keine größere Bedeutung beigemessen.
Bereits im Jahr 2011 war die Leighton Chapel schon einmal vom Abriss bedroht. Damals interessierte sich die evangelische Kirche für die Chapel, wollte sie allerdings beseitigen und stattdessen ein kleineres Gemeindehaus errichten. Die evangelische Kirche war damals in erster Linie an dem Grundstück interessiert, nicht aber an dem Kirchenbau. Zu einem Grundstückserwerb kam es damals allerdings dann doch nicht.
Die 1953 fertiggestellte Chapel war ein religiöser Raum der besonderen Art. Denn neben Christen verschiedener Konfessionen haben hier auch Juden und Muslime sowie Angehörige vieler anderer Religionen gebetet und gefeiert.
Auch den Bewohnern des Galgenbergs habe die Kirche zur Verfügung gestanden, wovon diese besonders in den Wintermonaten regen Gebrauch gemacht hätten, weil die Chapel so gut beheizt war, schreibt Roland Flade in seinem 2014 veröffentlichten Buch „Würzburgs neuer Stadtteil Hubland“.
Vor wenigen Wochen, am 23. Juni, dem 700. Gründungstag der Bürgerspital-Stiftung, fand nun der erste Spatenstich für das neue Seniorenstift statt. Die Einrichtung, die nach Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros RKW gebaut wird, umfasst drei Einzelgebäude mit 115 Appartements mit einer Größe von 45 bis 100 Quadratmetern, sowie einer integrierten Pflegestation mit 36 Zimmern, heißt es auf der Website des Büros RKW. Dazu kommen Räume für Therapie und Wellness, ein Restaurant, Innenhöfe, Gemeinschaftszimmer und ein Panoramasaal mit Festungsblick.
Das Seniorenheim soll bis Mitte 2018 fertiggestellt sein. Das neue Seniorenstift liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gelände der Landesgartenschau 2018.