"Es sind wunderschöne Trauben diesmal", schwärmt Frank Grünewald. Mit der ersten Ausbeute sei er mehr als zufrieden. Diese Woche ging es für den Winzer und seine Familie zum ersten Mal in den Weinberg – zur Lese für den Federweißen. Zwei Stunden für die Lese per Hand, für den Rest durfte die Maschine ran. Und Grünewald ist mehr als zufrieden. "Die Trauben haben sehr von der Sonne der letzten Wochen profitiert, es war aber auch genug Wasser da." Wegen dieser guten Bedingungen habe der Wein noch einmal einen richtigen Schub gemacht.
85 Grad Oechsle hätten die Trauben. Ein hoher Wert für diesen Zeitpunkt, sagt Frank Grünewald, der mit seiner Familie einen Winzerhof in Kleinochsenfurt betreibt und etwa fünf Hektar Fläche bewirtschaftet. "Eigentlich wollte ich eine Woche später mit der Lese beginnen", sagt er. Doch dank des sonnigen Wetters seien die Trauben doch schneller gereift als gedacht.
Lese der klassischen Rebsorten beginnt in etwa zwei Wochen
Den Federweißen – kein Wein im klassischen Sinne, sondern gärender Traubenmost – stellt der Winzerhof aus der Rebsorte Solaris her. Die sei pilzresistent, nicht so pflegeintensiv und sehr frühreif, sagt Grünewald.
Auch das Weingut Trockene Schmitts, das in Randersacker auf etwa 16 Hektar Fläche Wein anbaut, hat bereits mit der Lese dieser Frühsorte begonnen. 88 Grad Oechsle hätten die Trauben erreicht, so Winzer Bruno Schmitt. Ersten Federweißen gebe es dann schon am Freitag. Für die Haupternte rechnet Schmitt mit einem qualitativ "sehr guten Jahrgang". Die Lese der klassischen Rebsorten gehe allerdings erst in etwa zwei Wochen los.
Das ist auch auf dem Winzerhof Grünewald so. Dann sei etwa der Bacchus erntereif, so Frank Grünewald. Etwas später seien dann unter anderem Riesling und Spätburgunder an der Reihe. Insgesamt zeigt sich der Winzer optimistisch: "Wenn das Wetter so kommt, wie es gerade für die nächsten Tage vorhergesagt ist, dann wird das ein richtig schöner Jahrgang."
Regen und Hagel könnten noch Probleme machen
Auch Matthias Bickel-Stumpf hat das Wetter zurzeit immer im Blick. "Wenn es jetzt wieder trocken wäre und wir 20 Grad hätten, wäre das super", sagt der Winzer aus Frickenhausen. Im Moment sei es zu feucht für den Wein, das Mostgewicht stagniere.
"Bisher sehen die Trauben wirklich gut aus", sagt er. Alles deute auf einen großen Jahrgang hin. "Die Frage ist aber: Bekommen wir das auch nach Hause?", sagt der Winzer. Denn zu viel Regen oder Hagel könne dem Wein jetzt noch empfindlichen Schaden zufügen. Dann könnten etwa die Beeren aufplatzen und Fäulnis entstehen.
Bis es mit der Lese losgeht, dauert es auf dem Weingut Bickel-Stumpf noch eine Weile. Das liege daran, dass er keine frühreifen Sorten wie Bacchus oder Müller-Thurgau anbaue, so der Winzer. Stattdessen reifen ihm zufolge auf 14 Hektar unter anderem Silvaner, Scheurebe und Traminer. Am 11. September soll der Startschuss dann voraussichtlich aber auch in den Weinbergen der Frickenhäuser Winzerfamilie fallen.
Auch Winzer Reiner Ullrich aus Kleinochsenfurt betont, wie sehr der Weinbau vom richtigen Wetter abhängt: "Bisher sehen die Trauben noch gut aus, aber das kann schnell wechseln." Wie hoch der Ertrag sein wird, sei auch aus einem anderen Grund schwer vorherzusagen. "Die Trauben sehen voll aus. Ich kann aber jetzt noch nicht sagen, wie viel Flüssigkeit sie wirklich enthalten", sagt Ullrich. Auf seinem Weinbaubetrieb beginnt die Lese der Sorte Ortega am kommenden Wochenende.
Der Klimawandel sorgt für einen immer früheren Lesebeginn
Bis bei Winzer Gerald Poth die Lese beginnt, dauert es noch etwas. Er rechne mit dem Erntebeginn in etwa zwei Wochen. Im langjährigen Vergleich sei das ein früher Start, sagt Poth, der in Röttingen und Tauberrettersheim insgesamt etwa sechs Hektar Rebfläche bewirtschaftet. "Durch den Klimawandel hat sich der Reifebeginn immer weiter nach vorne entwickelt. Da hat sich schon wahnsinnig viel getan."
Noch vor 30 Jahren sei der Riesling etwa erst im November erntereif gewesen, erinnert sich der Winzer. "Mittlerweile hat er aber stark aufgeholt und in den letzten zehn Jahren den Oktober nicht mehr gesehen." Das unterscheide sich aber von Rebsorte zu Rebsorte.
Zurzeit profitiere der Wein vom etwas kühleren Wetter, so Poth. "Das ist gut für die Aromabildung." Wie genau die Ernte ausfallen werde, sei allerdings nur schwer vorherzusagen. Neben zu viel Regen können Poth zufolge auch Schädlinge wie die Kirschessigfliege Probleme machen. Bisher habe er allerdings keinen Grund, sich zu beklagen. "So wie es momentan aussieht, sehen wir einem tollen Weinherbst entgegen."