Formell ist die Zufahrt zum Ochsenfurter Marktplatz an Sommerwochenenden für Autos gesperrt. Die Regelung gilt bereits seit über einem Jahrzehnt. Gekümmert hat dies die wenigsten. Jetzt macht die Stadt ernst und will die Hauptstraße nach der Einmündung Sterngasse mechanisch absperren und zugleich den Beginn der Sperrzeit auf Samstag um 11 Uhr vorziehen. Gleichzeitig soll der Beginn der Konzertreihe "Musik an der Furt" von 10.30 Uhr auf 11.15 Uhr verschoben werden. Der Antrag dazu kommt vom Stadtmarketingverein und stieß im Hauptausschuss des Stadtrats auf breite Unterstützung.
Bürgerentscheid gegen eine Fußgängerzone
Wie sich die Zeiten doch ändern. Viele Jahre lang wurde über den Altstadtverkehr heftig diskutiert. Während die einen spätestens seit Ende der Altstadtsanierung eine Fußgängerzone forderten, sprachen sich vor allem Geschäftsleute für Verkehr und Parkplätze in der Innenstadt aus. In einem Bürgerentscheid votierte auch eine Mehrheit der Altstadtbewohner gegen eine solche Fußgängerzone.
Das Ganze mündete in einen Kompromiss. Von Samstag um 14 Uhr bis Montag um 6 Uhr sollte die Fahrt durch die Altstadt nur den Bewohnern gestattet sein, und zwar im Zeitraum zwischen Ostern und Oktober. Dass nun ausgerechnet der Stadtmarketingverein, der sich als Vertreter der Geschäftswelt versteht, eine rigorose Durchsetzung dieser Sperrung fordert, verwundert auf den ersten Blick. Doch die Situation ist heute eine andere.
Inzwischen klagen Ladenbesitzerinnen, dass parkende Autos ihre Schaufenster verstellen, und sich Kundinnen und Kunden vom Verkehr belästigt fühlen. Der örtlichen Polizei fehlen nach eigenem Bekunden die Ressourcen, um den ruhenden Verkehr strenger zu überwachen. Und der Zweckverband zur kommunalen Verkehrsüberwachung, dem auch die Stadt Ochsenfurt beigetreten ist, befindet sich gerade erst in der Gründung.
"Musik an der Furt" hat sich zur Attraktion für die Ochsenfurter Altstadt entwickelt
Besonders im Frühsommer, wenn am Samstagvormittag zur "Musik an der Furt" Kapellen und Bands aus der Region aufspielen und Dutzende Besucherinnen und Besucher lauschen, spitzt sich die Situation regelmäßig zu. Die Aktion, die Kulturreferentin Renate Lindner 2016 ins Leben gerufen hat, um mehr Menschen in die Innenstadt zu bringen, entwickelte sich so erfolgreich, dass sich die Besitzerin der angrenzenden Kräuterstube durch den Besucherstrom sogar benachteiligt fühlt.
Verkehr in der Altstadt ist deshalb auch für die Gewerbetreibenden längst keine heilige Kuh mehr. "Wir erleben, dass die Altstadt an den Wochenenden stark belebt ist", sagt der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins. Angezogen werden die Besucher vom attraktiven Ambiente, den Läden und den gastronomischen Angeboten.
Der Autoverkehr beeinträchtigt die Attraktivität der Altstadt
Der Verkehr beeinträchtige die Attraktivität der Altstadt inzwischen erheblich, so Beck. "Deshalb wollen wir dem fließenden, aber auch dem ruhenden Verkehr zu Leibe rücken, und das geht nur mit einer mechanischen Absperrung." Wie genau diese Sperre aussehen soll, ob vielleicht irgendwann sogar ein elektrisch versenkbarer Poller eingebaut wird, das steht noch nicht fest. Jedenfalls gilt die Sperrung künftig von Samstag um 11 Uhr bis Sonntag um 20 Uhr, und zwar, wie bisher, im Zeitraum zwischen Ostern und dem 30. Oktober.
Bert Eitschberger (SPD) erinnert sich an frühere Diskussionen um die Beruhigung der Altstadt. "Ich hab mich immer gewundert, warum Poller in Ochsenfurt nicht gehen sollen, ich finde die Lösung genial", sagt er. "Es ist prinzipiell gut, den Verkehr am Wochenende aus der Altstadt zu holen", meint auch CSU-Sprecherin Judith Schieblon. Steffen Krämer (UWG) fordert aber, die Sperrung bereits am Oberen Tor anzukündigen.
Die "Musik an der Furt" soll dann jeweils um 11.15 Uhr beginnen - autofrei. Bedenken gegen die Verlegung kommen ausgerechnet von der Gründerin und Organisatorin der beliebten Vormittagskonzerte, Renate Lindner. In den heißen Sommermonaten sei es den Musikern kaum zuzumuten, ihr Konzert bis in die Mittagshitze auszudehnen, sagt sie. "Ich sehe da große Probleme." Deshalb wolle sie erst noch mit Musikern reden. Als einzige Stadträtin im Ausschuss stimmte Lindner deshalb gegen die Verlegung.