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Ochsenfurt
Problemkind Brückenstraße: Falschparker sorgen in Ochsenfurter Innenstadt für Ärger
In der Brückenstraße parken regelmäßig Autofahrer, wo es nicht erlaubt ist. Ansässige Geschäftsleute berichten von gefährlichen Situationen und täglichen Streitereien.
Einzelhändlerin Melanie Jäger kritisiert das Verkehrschaos in der Brückenstraße, in der sie einen Laden betreibt.
Foto: Anna-Lena Behnke | Einzelhändlerin Melanie Jäger kritisiert das Verkehrschaos in der Brückenstraße, in der sie einen Laden betreibt.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 03.08.2023 03:09 Uhr

"Es ist nur eine Frage der Zeit, wann hier mal etwas passiert", sagt Melanie Jäger. Sie steht vor ihrem Geschäft "Kunststück!" in der Brückenstraße in Ochsenfurt und beobachtet den Verkehr. Autos, Radfahrer, dazwischen ein Senior mit Rollator und eine Kindergruppe, die sich um den Kaugummiautomaten am Straßenrand versammelt hat – es ist jede Menge los. An diesem Donnerstagnachmittag bleibt das große Chaos aus. Doch Jäger ist anderes gewohnt.

"Es ist der Wahnsinn, was hier teilweise los ist", sagt sie. Denn besonders durch rücksichtsloses Parken komme es in der belebten Straße beinahe täglich zu Ärger und gefährlichen Situationen. Ob morgens oder abends – sie beobachte immer wieder Autofahrerinnen und Autofahrer, die – entgegen der geltenden Verkehrsregeln – in der Straße parken, etwa um ihre Einkäufe zu erledigen.

Erst vor kurzem stürzte ein Tourist mit dem Rad

Die Brückenstraße ist, wie die übrige Altstadt auch, verkehrsberuhigter Bereich. Das heißt: Abgesehen von drei markierten Parkplätzen im oberen Teil sowie einem Behindertenparkplatz darf in der Straße nicht geparkt werden. Nur das Halten zum Ein- und Aussteigen oder Be- und Entladen ist erlaubt.

"Vor allem für Kinder oder ältere Menschen ist es unglaublich gefährlich, wenn sie ausweichen müssen, weil Falschparker den Straßenrand blockieren", sagt die Einzelhändlerin. Besonders schlimm sei es an Freitagen und Samstagen, wenn zusätzlich noch viele Gäste von außerhalb unterwegs sind und die Straße zum Nadelöhr werde. Auch das zusätzliche Besucheraufkommen in der Altstadt während der wöchentlichen Veranstaltung "Musik an der Furt" verschärfe die Situation.

"Vor allem für Kinder oder ältere Menschen ist es unglaublich gefährlich."
Melanie Jäger, Einzelhändlerin

Erst vor wenigen Wochen sei ein Tourist in der Brückenstraße deshalb mit dem Rad gestürzt, sagt Jäger. Auch die häufigen Streitereien vor ihrem Geschäft empfinde sie als unangenehm. "Es haben mich schon Kunden darauf angesprochen, wenn vor der Tür wieder die große Schreierei begonnen hat." Auch sie selbst habe schon aggressives Reaktionen und Beleidigungen ertragen müssen, wenn sie Autofahrer auf ihr Fehlverhalten hingewiesen habe. Kein gutes Aushängeschild für die Stadt, findet sie.

Eigentlich ist Parken in diesem Teil der Brückenstraße in Ochsenfurt nicht erlaubt. Allerdings halten sich daran nicht alle Autofahrerinnen und Autofahrer.
Foto: Melanie Jäger | Eigentlich ist Parken in diesem Teil der Brückenstraße in Ochsenfurt nicht erlaubt. Allerdings halten sich daran nicht alle Autofahrerinnen und Autofahrer.

Melanie Jäger ist nicht die Einzige, die sich an der Verkehrssituation in der Brückenstraße stört. Auch Claudia Becker, die mit ihrem Mann das Gasthaus "Zum Anker" betreibt, spricht von schwierigen Zuständen. Sie störe vor allem, dass durch Falschparker der Lieferverkehr beeinträchtigt werde. "Es kam schon oft vor, dass unsere Lieferanten mehrmals um den Block fahren mussten, bis sie bei uns halten konnten", schildert sie.

Melanie Jäger ist für ein Halteverbot in der Brückenstraße

Um das künftig zu umgehen, schlägt Jäger vor, die gesamte Brückenstraße zu einer Halteverbotszone zu machen – mit einer Ausnahme für den Lieferverkehr. Auch die regulären Parkplätze im oberen Bereich der Straße sind aus ihrer Sicht für die Gewerbetreibenden nicht notwendig. "Das wäre richtig entspannt und nicht mehr so eng, wenn die weg wären", sagt sie. Schließlich gebe es am Mainufer – nur wenige Gehminuten entfernt – genügend Stellplätze für alle. 

Ein Lösungsvorschlag, der nicht bei allen gut ankommt. "Wer sich bei uns mittags schnell eine Brotzeit holt, parkt nicht weiter weg und läuft dann hier her", sagt Sonja Benedini, die gemeinsam mit ihrem Mann die Metzgerei Benedini in der Brückenstraße betreibt. Für ihren Betrieb seien Parkmöglichkeiten vor dem Geschäft deshalb wichtig. Dass die Situation Probleme macht und "manche sehr wild parken", nehme aber auch sie wahr.

Kritik an dominantem Autoverkehr in der Innenstadt

Joachim Beck, Vorsitzender des Stadtmarketing-Vereins, sieht die Brückenstraße nicht als einziges "Problemkind". "Wir vom Stadtmarketing wollen ja die Innenstadt beleben", sagt er. Allerdings halte er es für ein generelles Problem in der Altstadt, dass der Autoverkehr zu dominant geworden sei. Aus Becks Sicht mangelt es nicht an Regeln, um den Verkehr zu regulieren. Das Problem sei, dass sich viele Autofahrerinnen und Autofahrer nicht daran halten.

Das gelte nicht nur für die Brückenstraße, sagt der CSU-Stadtrat und nennt die Hauptstraße als weiteres Beispiel. Diese sei eigentlich an Samstagen ab 14 Uhr gesperrt, so Beck. Daran halten würden sich allerdings die wenigsten. "Ich sehe als Lösung nur einen Poller, der an Samstagen hochfährt, um das durchzusetzen."

Polizeiinspektion Ochsenfurt sieht kein besonderes Gefährdungspotential

In der Unfallstatistik ist die Brückenstraßen bisher noch nicht aufgefallen. Er sehe weder ein besonderes Gefährdungspotential vor Ort noch eine Verschärfung der Lage, sagt Claus Haack, Sachbearbeiter für den Bereich Verkehr der Polizeiinspektion Ochsenfurt. Dass in der Innenstadt immer wieder Autofahrerinnen und Autofahrer falsch parken, sei der Polizei bekannt.

Doch warum gehen die Beamten dann nicht strenger dagegen vor? Im Rahmen der täglichen Verkehrsüberwachung berücksichtige die Polizei diese Verstöße durchaus, sagt Haack. Zudem sei eine Polizeihostess in der Innenstadt im Einsatz. "Allerdings können wir die Verkehrsüberwachung in der Innenstadt nicht zu unserer höchsten Priorität machen", sagt Haack und begründet das mit dem weiten Tätigkeitsfeld der Polizei Ochsenfurt.

Mehr Druck auf Falschparker und Temposünder könnte künftig von anderer Seite kommen. Denn die Stadt Ochsenfurt plant, einem neuen Zweckverband zur kommunalen Verkehrsüberwachung beizutreten. Bis es so weit ist, wird es allerdings noch dauern. Der Zweckverband soll laut dem Landratsamt frühestens 2024 die Arbeit aufnehmen.

 
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