Am 16. November 2004 kontrollieren Beamte des Wasserwirtschaftsamtes und der Wasserschutzpolizei das Schotterwerk in Aub (Lkr. Würzburg). Anlass ist eine anonyme Anzeige. Auf dem Betriebsgelände sollen nicht genehmigte Abfälle lagern. Vor Ort finden die Prüfer Bauschutt- und Asphaltbrocken. Daraufhin empfiehlt das Wasserwirtschaftsamt dem Unternehmen, eine "optimierte Eingangskontrolle zur Vermeidung von Fehlanlieferungen", wie es in einem Bericht der Bayerischen Staatsregierung auf eine schriftliche Anfrage der SPD-Abgeordneten Volkmar Halbleib und Florian von Brunn.
Angemeldete Kontrollen
Häufigere Kontrollen im Schotterwerk gab es nach diesem Vorfall erst einmal nicht. Kontrolliert wurde "turnusgemäß", vorschriftsgemäß alle fünf Jahre, mit vorheriger Anmeldung, so das Landratsamt. Harry Scheuenstuhl, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion wirft der CSU vor, beim Umweltschutz versagt zu haben. "Bis vor zwei Jahren hat ein Unternehmer vor Ort illegal Materialien in seiner Schottergrube entsorgt - mit noch nicht absehbaren Folgen für Boden und Grundwasser", kritisierte er am Donnerstag im Umweltausschuss des Bayerischen Landtages die Behörden.
Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib (SPD) drängt darauf, die Kontrollmechanismen zu verstärken, um zukünftige ähnliche Skandale zu verhindern. "Wasserwirtschaftsämter müssen personell besser ausgestattet werden", fordert er.
Die Konsequenz: Im 47 Hektar großen Steinbruch wurde illegal teerhaltiger Asphalt und unsortierter Bauschutt abgelagert. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte dies zur Anzeige gebracht. Den Asphalt, rund 6600 Kubikmeter, muss der Betreiber nun auf Anordnung des Landratsamtes abbauen und ordentlich entsorgen. Das teerhaltige Material sei für das Grundwasser sehr gefährlich, warnte Umweltexperte Scheuenstuhl. Zudem habe der Betreiber eine konstruktive Mitarbeit verweigert: „Es muss deshalb auch ein Zeichen gesetzt werden, deshalb bin ich dem Landratsamt für das konsequente Handeln dankbar.“
Noch keine Entwarnung
So sieht dies auch der unterfränkische CSU-MdL Otto Hünnerkopf: Die Ausbau-Anordnung sei wegen der Weigerung des Betreibers, weitere Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen, richtig. Das konsequente Vorgehen des Landratsamts lasse zudem „erkennen, dass man da nicht unternehmerfreundlich die Augen zudrücken will“, so Hünnerkopf.
Zeit für Entwarnung sei allerdings längst noch nicht, findet die Grünen-Abgeordnete Rosi Steinberger: "Ich muss schon feststellen, dass das Landratsamt über viele Jahre überhaupt nicht hingeschaut hat.“ Dieses Versagen in der Aufsichtsfunktion sei „eindeutig“. Zudem habe die Ausbau-Anordnung viel zu lange gedauert: „Wir verlieren ständig Zeit und wissen nicht, wie viel gefährliches Material in der Zwischenzeit ausgespült wird“, warnte sie.
Keine relevanten Befunde im Grundwasser
Der Verdacht auf einen großen Umweltskandal in Aub habe sich "nach derzeitigem Kenntnisstand nicht bestätigt“, erklärte der zuständige Ministerialbeamte im Umweltministerium, Josef Lettenbauer. Eine Einschätzung, die SPD und Grüne nicht teilen wollten: „Ganz so harmlos ist es ja wohl nicht“, kritisierte auch die Grüne Steinberger. Zumal die nun angeordnete vierteljährliche Grundwasser-Kontrolle an zwei zusätzlichen Messstellen nicht ausreiche, um mögliche Gefahren zu verhindern: „Wenn wir da was finden, ist es doch schon zu spät." Auch die Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutzfordert eine weitere konsequente Überwachung des Grundwassers. "Weil bislang nicht sichergestellt ist, dass das gesamte schadstoffbelastete Material im Gelände auch tatsächlich gefunden wurde", so Geschäftsführer Steffen Jodl. Er fordert, auch die Grundwasserströme unter dem gesamten Gelände zu untersuchen, um sicher zu sein, dass das Grundwasser auch tatsächlich sicher überwacht werden kann.
Eine Sorge, die man im Ministerium nicht teilt: „Man kann das ganze Gelände durchlöchern wie einen Schweizer Käse, das bringt aber nichts“, glaubt Lettenbauer. Eine effektive Kontrolle sei nur über die Grundwasser-Messstellen möglich. Und dort gebe es bislang „keine relevanten Befunde“. Darüber hinaus müsse bei der nun angeordneten Entsorgung des teerhaltigen Materials auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Betreibers berücksichtigt werden. „Es sind Kosten von über einer Million Euro, die hier im Raum stehen“, sagte Lettenbauer: „Es nutzt nichts, wenn der Betreiber darüber Pleite geht und die Kosten dann am Staat hängen bleiben.“
Prozess gegen den Betreiber soll im Oktober beginnen
Der Bericht im Landtag zeigt ebenso wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, dass in Aub jahrelang mit krimineller Energie Abfall verbuddelt wurde, und das dürfen wir nicht hinnehmen", kommentiert die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina. Gegen den Betreiber des Schotterwerks wird voraussichtlich im Oktober, wie das Amtsgericht Würzburg mitteilt, das Hauptverfahren eröffnet.