Der Umweltskandal in Aub hält den Bund Naturschutz (BN) auf Trab. „Das ist ein Fass ohne Boden“, sagt Steffen Jodl, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Würzburg bei einer Pressekonferenz. Dass es überhaupt soweit gekommen ist, sei auch „Schuld der Politik“, kritisiert der BN. Vor allem die „Sparorgie der CSU“ sei dafür verantwortlich, dass den Behörden nicht mehr genügend Personal zu Verfügung stehe, um Betriebe wie beispielsweise das Schotterwerk, ordentlich kontrollieren zu können.
Kritik am Landratsamt Würzburg
Fast schon etwas resignierend klingt Steffen Jodl bei der Präsentation der Umweltbilanz 2016. „Häufig müssen wir auf Vorfälle reagieren“, sagt er. Dabei würde der BN doch viel lieber agieren. Wegen der angespannten Personalsituation sei dies aber schwierig. Doch es gibt auch Lichtblicke: Jodl zählt die Umweltbildung und ein „Hand in Hand“ Projekt mit Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund zum Thema Abfallvermeidung auf.
Im Februar 2016 wurde dem BN bekannt, dass im Steinbruch des Auber Schotterwerks illegal Abfälle entsorgt wurden. Darunter Altreifen, Asphalt, unsortierter Bauschutt, ein alter Öltank, Werkstattabfälle. Kürzlich wurde bekannt, dass auch teerhaltiger, mit krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belasteter Teer verfüllt wurde. Dass der ganze illegal entsorgte Müll immer noch im Steinbruch liegt, ärgert Jodl. „Nach dem Altöltank und den Altreifen wurde noch gar nicht gesucht“, kritisiert er das zuständige Landratsamt. Auch Altreifen seien PAK-belastet, warnt Jodl.
Weitere Gutachten sind erforderlich
Dass der Betreiber des Schotterwerks sich auch noch den Gutachter selbst aussuchen konnte und ihn für seine Arbeit bezahlt, ist eine „Sauerei“, sagt der BN-Geschäftsführer. Das Landratsamt Würzburg hatte in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Probebohrungen im Steinbruch veranlasst, um herauszufinden, ob auch teerhaltiger Asphalt verfüllt wurde. Die Ergebnisse des zertifizierten Gutachters liegen mittlerweile vor. Teerhaltiger Straßenaufbruch wurde nachgewiesen, allerdings sei nicht klar, in welcher Menge. Es werden wohl auch weitere Gutachten erforderlich sein.
„Ein Jahr ist mittlerweile vergangen und noch immer liegt alles im Steinbruch“, ärgert sich Jodl darüber, dass alles nur sehr langsam vorangehe – und zeigt die Gefahren dieses Tuns auf. „Die Gefahr, dass der Regen die Giftstoffe auswaschen und ins Erdreich spült, ist groß“, sagt er. Und für den Fall, dass Verjährungsfristen gelten gemacht würden oder sich das Landratsamt nur auf die stark belasteten Flächen konzentrieren würde, kündigt er an: „Wir werden genau hinschauen und gegebenenfalls sogar klagen. Alles muss raus“, betont Jodl nachdrücklich.
Kirchturmdenken der Kommunen beim Flächenverbrauch
Auch der „ungezügelte Flächenverbrauch“ steht in der Kritik des BN. Dass viele Kommunen ihre eigenen Gewerbeflächen ausweisen und neue Baugebiete erschließen möchte, bezeichnet Jodl als „Kirchturmdenken“ und keinesfalls als „zukunftsfähige Politik“. Er nennt das Beispiel Hettstadt, wo 80 Bauplätze geplant werden, gleichzeitig die Gemeinde aber noch genauso viele Grundstücke zur Verfügung habe. Und das vor dem Hintergrund der aktuellen Bevölkerungszahlen. Das Landesamt für Statistik weise einen Bevölkerungsrückgang um acht Prozent in Hettstadt nach.
Mehr Grün in der Stadt
Viele Flächen seien auch für den Bau der geplanten Ortsumgehungen Rimpar und Giebelstadt nötig. Vor allem die Trasse um Giebelstadt fällt bei Jodl durch, denn sie sei nicht zukunftsorientiert. Die Ortsumgehung sollte am Gewerbegebiet und am Flugplatz, wo immer mehr Open-Air-Veranstaltungen statt finden, vorbeiführen. Und in Rimpar sieht Jodl wertvolle Lebensräume, wie beispielsweise Magerrasen für Orchideen, bedroht.
Und so will der BN auch dieses Jahr dran bleiben, wenn es um den Umwelt- und Klimaschutz in Stadt und Landkreis Würzburg angeht. Für Würzburg wünscht sich Jodl mehr Grün in der Stadt und weniger Verkehr. Nötig sei dies, um den zunehmenden Belastungen durch Hitze, Feinstaub und Stickoxiden entgegen zu steuern.
Von den Landwirten erwartet Jodl, dass sie sich wieder mehr auf die Struktur des Bodenlebens besinnen. „Die extremen Überschwemmungen im vergangenem Jahr haben deutlich gemacht, dass die Landwirtschaft sorgsamer mit den Böden umgehen muss“, so Jodl.
Der Bund Naturschutz greift die richtigen Themen auf. Unsinniger Flächenverbrauch und Kirchturmdenken das sind Themen, die auch die Main Post mal aufgreifen könnte.
Z.b. Wieviel Gewerbeflächen sind ausgewiesen und sinnvoll bebaut? Wieviel liegt brach? Landkreisbezogen. Wieviele NEUBAUgebiete sind ausgewiesen und erschlossen. Wieviele Leerstände in den Kernorten. Ohne ein intensives Nachhaken der Freien Presse werden sich die oft selbstherrlichen und nicht über den Suppentellerrand hinausschauenden Vertreter der kommunalen Selbstverwaltung nicht bewegen.