
Bis zu fünf Tage im Monat können Angestellte bei der Stadt Zürich nun freigestellt werden, wenn sie unter starken Periodenschmerzen leiden. Der Vorschlag kam von Anna-Béatrice Schmaltz und Selina Walgis von den Grünen und stieß im Stadtrat auf geteilte Meinungen. Gegner argumentierten, dass menstruierende Personen bereits daheim bleiben können, wenn sie starke Beschwerden haben. Sie müssten nur eine Krankschreibung beim Arzt einholen.
Auch Spanien hatte im Sommer dieses Jahres als erstes europäisches Land den Periodenurlaub eingeführt und damit heftige Debatten ausgelöst. Vorteile wie die verringerte Einnahme von Schmerzmitteln, weil man sich nicht auf die Arbeit quälen müsse und die Entstigmatisierung der Periode, wurden auch angeführt. Vorerst läuft der Periodenurlaub als Pilotprojekt bei der Stadt Zürich, um zu evaluieren, ob es den Menstruationsurlaub braucht.
Doch wie denken Menschen aus Würzburg über das Thema Periodenurlaub? Gute Idee, oder völliger Blödsinn?
1. Marie Schmelzle (20) aus Würzburg: Gesetze sollte es dafür nicht brauchen

Ich finde es gut, dass das Thema gesellschaftlich diskutiert wird. Trotzdem denke ich, dass es dafür keine Gesetze brauchen sollte. Ich finde es immer schade, wenn gerade solche Dinge nur durchgesetzt werden können, wenn das rechtlich vorgeschrieben ist. Gerade das Thema Periodenurlaub ist ein gesellschaftliches Thema und genau da sollte man anfangen – bei gesellschaftlicher Akzeptanz. Es sollte normal sein, dass man bei seinem Arbeitgeber anruft und sich abmeldet. Das muss natürlich auf Vertrauensbasis funktionieren.
Aber wenn Menstruierende Beschwerden haben, dann sollte es da eine unkomplizierte Lösung geben. Noch wichtiger finde ich aber, dass es auch vorurteilsfrei angenommen wird, wenn sich eine Person aufgrund starker Periodenschmerzen von der Arbeit abmeldet. Leider nehmen viele Leute das Thema aber noch nicht ernst und Menstruierende und ihre Beschwerden werden oft einfach abgetan.
2. Rudolf Neubert (61) aus Würzburg: Für mich war so etwas nie ein Thema

"Ich höre gerade das erste Mal vom Periodenurlaub. Früher hat man über sowas gar nicht gesprochen, weder über die Periode noch gab es solche gesellschaftlichen Debatten darüber. Mir ist das ehrlich gesagt egal, ob Unternehmen Frauen freistellen, wenn sie starke Schmerzen während ihrer Periode haben. Klar, für die Frauen ist das sicherlich hilfreich und wenn es ihnen hilft, ist das auch etwas Gutes. Ich kann mir vorstellen, dass in manchen Bereichen schon geholfen wäre, wenn die Frauen dann Homeoffice machen könnten. Im Einzelhandel oder an anderen Stellen wäre das aber wieder nicht umsetzbar. Im Rahmen der Gleichberechtigung ist das also auch nicht machbar. Das ist alles sehr schwierig, aber wie gesagt, eigentlich ist mir das Thema egal.
3. Annika Schmidt (30) aus Würzburg: Ich würde mir einen offenen Umgang wünschen

Ich finde die Idee gut. Ich würde mir allgemein einen offeneren Umgang mit der Periode wünschen. Es gibt Menschen, die sind von starken Schmerzen und anderen Beschwerden während ihrer Monatsblutung betroffen und denen würde der bezahlte Urlaub sicher helfen. Das Argument, dass der bezahlte Urlaub für Unternehmen teuer ist, kann ich nicht verstehen. Sonst würden sich die Betroffenen auch krankschreiben lassen. Das kommt am Ende auf dasselbe raus. Nur geht man offener damit um. Das führt auch zur Entstigmatisierung des Themas, denn die Periode ist keine Krankheit und es wäre Personen mit Beschwerden sehr geholfen, wenn sie nicht zum Arzt müssten. Der Periodenurlaub stärkt das Frauenbild, denn über das Thema wird zu wenig gesprochen. Es sollte normal sein, dass man sagt, dass es einem nicht gut geht, weil man menstruiert.
4. Daniel Rosenplänter (39) aus Würzburg: Es ist schwierig für die Zeit eine Vertretung zu finden

Ich bin bei dem Thema eher zwiegespalten. Ich kenne die Problematik durch meine Frau, sie ist auch manchmal mehr, manchmal weniger von starken Schmerzen betroffen oder schlecht drauf. Es ist schwierig. Manche Frauen haben auch keine Menstruationsbeschwerden und andere würden sich wünschen, an solchen Tagen zu Hause bleiben zu können. Für Unternehmen stelle ich mir das aber auch schwierig vor. Ich bin selbst stellvertretender Schulleiter und wenn ich mir überlege, dass wir alle unsere Lehrerinnen dann einmal im Monat vertreten lassen müssten. Das wäre schon organisatorisch fast nicht möglich.
Ob Frauen sich damit in Bezug auf ihr Berufsleben einen Gefallen tun, ist die Frage. Wir sprechen ja schon heute darüber, dass Frauen weniger Chancen am Arbeitsmarkt haben, weil sich der Vorgesetzte überlegt, dass die Frauen schwanger werden könnten und ausfallen. Wenn dann auch noch der Periodenurlaub dazu kommt, vielleicht haben es dann einige Frauen noch schwerer, einen Job zu finden. Das sind aber nur Gedanken, die mir jetzt spontan kommen. Ich habe mich mit dem Thema noch nicht tiefgreifend auseinandergesetzt. Vielleicht ändert sich meine Ansicht in einigen Punkten auch noch.
5. Sofie Kempf (20) aus Ochsenfurt: Periodenurlaub muss ja nicht fünf Tage im Monat sein

Ich finde, der Periodenurlaub ist eine wirklich sinnvolle Sache. Wenn man krank ist und Schmerzen hat, dann bleibt man ja auch zuhause und geht nicht mit den Schmerzen auf die Arbeit. Deshalb sollte es so eine Freistellung auch für die Periode geben. Es müsste jede Person natürlich für sich selbst entscheiden, ob sie am Ende auch davon Gebrauch macht. Das sollen ja auch nicht fünf freie Tage jeden Monat sein–aber so ein oder zwei – für die Tage, an denen es besonders schlimm ist, fände ich schon gut. Das sollte auch für ein Unternehmen tragbar sein.
Das Argument, dass man früher sowas ja auch nicht hatte, finde ich überhaupt nicht zielführend. Früher war auch nicht alles besser. Dasselbe sieht man ja am Thema psychische Krankheiten. Die gab es früher auch schon und den Menschen ging es nicht gut. Das hat sich nicht geändert, aber heute sprechen wir darüber und tun etwas, damit es den Menschen besser geht. Das ist etwas Gutes. Ich finde es allgemein gut, dass solche Themen wie die Periode in der Gesellschaft kein Tabu sind und ganz offen darüber gesprochen wird.
6. Ralf Stier (66) aus Randersacker: Ich würde Frauen Periodenurlaub geben

Ich finde die Idee gut. Natürlich sollten Frauen freibekommen, wenn es ihnen nicht gut geht und sie Schmerzen haben. Ich bin zwar inzwischen Rentner, aber hätte ich ein eigenes Unternehmen, würde ich den Frauen Periodenurlaub geben. Ich finde es generell gut, wenn über dieses Thema offen gesprochen wird. In anderen Ländern werden auch kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung gestellt, das ist auch eine gute Sache.
Natürlich ist es aber auch schwierig, das zu generalisieren, denn nicht jede Frau hat ja Beschwerden. Eine Möglichkeit wäre aber, sich beim Arzt eine Art Attest zu holen, dass man schwere Schmerzen hat und dann zwei freie Tage im Monat zur Verfügung bekommt. Mir ist natürlich auch klar, dass das für viele Arbeitgeber dann vielleicht ein Ausfall von 20 Prozent darstellt. Das könnte schon ein Problem sein, aber generell sollte man trotzdem über sowas nachdenken und Lösungen finden.
7. Moritz Reuter (25) aus Würzburg: Periodenurlaub kann den Arbeitgeber attraktiv machen

Die Idee mit dem Periodenurlaub finde ich echt gut. Wenn Frauen durch Menstruationsbeschwerden bei ihrer Arbeit beeinträchtigt sind, dann sind sie ja auch nicht produktiv. Dann ergibt es ja wenig Sinn, sich auf die Arbeit zu quälen, wenn am Ende nichts oder wenig dabei rauskommt und man sich nur quält. Ich gehe ja auch nicht zur Arbeit, wenn es mir nicht gut geht und ich finde, da gibt es keinen Unterschied – oder sollte es zumindest keinen geben. Dass Unternehmen sagen, sowas ist zu teuer, halte ich für ein Scheinargument.
Die Vier-Tage-Woche hat bewiesen, dass Menschen nicht weniger produktiv sind, sondern sogar mehr. Ich denke so ein Periodenurlaub kann auch sehr gut für das Arbeitsklima sein und ein Unternehmen attraktiv machen, wenn sie ihren Angestellten entgegenkommen. Klar, früher gabs sowas nicht, aber früher war auch alles anders. Als Gesellschaft entwickelt man sich ja zum Glück auch weiter und dazu gehören dann auch solche Diskussionen. Es müssen auch Dinge diskutiert werden, die früher nicht diskutiert wurden. Das gehört dazu.
Tampons auf Arbeitgeberkosten
Kinderbetreuung auf Arbeitgeberkosten
Lohnfortzahlung auf Arbeitgeberkosten
usw.
Ich kann verstehen, dass man bei der Personalwahl dem Mann den Vorzug gibt.
Warum muss man Frauen mit solchen Ideen dass Arbeitsleben noch schwerer machen?
Dazu sei bemerkt, ich bin weder eine Frauenfeind noch altmodisch!
Ein gesetzlicher Anspruch auf selbständige Krankmeldung bis zu 3 Tage.
Wer sich nicht gut fühlt meldet sich krank und bleibt zu Hause, nicht nur Menstruierende.
Jeder 2te im Wartezimmer eines Hausarztes sitzt da nur, weil er sich ohne Atest nicht krankmelden kann. Die Ärzte hätten viel mehr Zeit, sich um wirklich Kranke zu kümmern.
Die Krankenkassen würden Milliarden sparen. Das senkt die Beiträge und kommt damit auch Arbeitgebern zu Gute.
Wer jetzt dem "Blaumachen" Tür und Tor geöffnet sieht sollte sich die Statistik von Norwegen ansehen. Da hat man genau dieses Gesetzt eingeführt und der Krankenstand ist seit dem deutlich gesunken.
Das gleiche gilt für Betriebe die diese Reglung schon haben. Auch hier liegen die Krankenstände unter denen mit Atestpflicht ab dem 1ten Tag.
Die Vier-Tage-Woche hat bewiesen, dass Menschen nicht weniger produktiv sind, sondern sogar mehr
Sehr geehrte Herr Reuter: das ist eine Mähr! Das heißt nämlich nicht , dass Menschen bei einer 5 Tagewoche das selbe arbeite in 4 Tagen und produktiver schon zwei mal nicht!
Wir haben jetzt schon zu wenig Arbeitskräfte und verschärfen durch solche unnützen Diskussionen die Situation!
Und dass das einen Arbeitgeber attraktiver macht.... das ist ja wohl nicht ernst gemeint!
Bei der derzeitigen Krankheitsquote in D, den bestehenden Urlaubstagen noch zusätzlich jeden Monat x Tage frei... wenn das die Betriebe leisten können hätten sie in der Vergangenheit alles falsch gemacht!
Je mehr das kolportiert wird desto schlechter für die Frauen!
Das wäre die Katastrophe!
Und mal ehrlich! Das will doch eigentlich gar keine Frau!