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Darstadt
Solarpark Darstadt im Fernsehen: Team der Sendung "quer" vor Ort
Im Muckenbachtal diskutieren Befürworter und Gegner des Projekts vor laufender Kamera. Welche Argumente bringen sie vor, und haben sich ihre Positionen angenähert?
Manuel Schön von der Bürgerinitiative (links) spricht beim Dreh für einen Beitrag der Sendung 'quer' über seine Bedenken gegen den geplanten Solarpark bei Darstadt.
Foto: Daniel Peter | Manuel Schön von der Bürgerinitiative (links) spricht beim Dreh für einen Beitrag der Sendung "quer" über seine Bedenken gegen den geplanten Solarpark bei Darstadt.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 09.02.2024 03:51 Uhr

Auf der einen Seite ein Maisfeld, auf der anderen der Waldrand, und auf dem Feldweg dazwischen ein Dutzend Leute, die lebhaft diskutieren: Diese Szene im reizvollen Muckenbachtal wird von einem Filmteam des bayerischen Fernsehens festgehalten, denn die Sendung "quer" ist zu Gast in Darstadt. Es geht um das Vorhaben eines großen Solarparks, das gleich nach der Vorstellung der ersten Pläne im Oktober 2020 eine Bürgerinitiative (BI) auf den Plan gerufen hat, die sich gegen das Projekt wendet.

Seitdem haben Stadtrats- und Bauausschusssitzungen sowie Ortstermine stattgefunden, Pläne wurde geändert und Flächen verschoben: Man könnte sagen, die BI hat schon einiges erreicht. Aber noch nicht genug, meinen deren Vertreter und versuchen, ihr Anliegen einer möglichst breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Auch bei der wöchentlich ausgestrahlten Fernsehsendung "quer" haben sie angeklopft- und Antwort erhalten. An diesem Montag ist deshalb "quer"-Autorin Laura Beck mit einem Kamerateam vor Ort.

Artenvielfalt auf Solarflächen?

Sie hat das Treffen aller Beteiligten direkt vor Ort auf der südlichen Fläche des geplanten Solarparks vorgeschlagen. BI und Bürgermeister, Investoren und Verpächter, und auch Vertreter der örtlichen Feuerwehr: Sie alle sollen sich mal von Angesicht zu Angesicht und vor laufender Kamera über das Thema unterhalten. Diese Diskussion ist eigentlich genau das, was sich die Vertreter der BI schon lange wünschen: einen direkten, persönlichen Austausch der Argumente.

'quer'-Autorin Laura Beck moderiert die Diskussionsrunde im Muckenbachtal.
Foto: Daniel Peter | "quer"-Autorin Laura Beck moderiert die Diskussionsrunde im Muckenbachtal.

Laura Beck stellt eine provokante These in den Raum: Bekommen die Darstadter mit dem Solarpark nicht mehr Natur, als sie aktuell mit den landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen vor der Haustür haben? Einer, der diese These nur bejahen kann, ist Andreas Engl. Der Niederbayer ist als Vermittler zwischen den gegensätzlichen Positionen mit nach Darstadt gekommen. Er ist selbst Besitzer einer – wenn auch mit 2,5 Hektar relativ kleinen – Freiflächensolaranlage und Koordinator des Evaluierungssystems für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende (EULE), ein Forschungsprojekt der Hochschule Weihenstephan in Triesdorf.

BI findet den Solarpark zu groß

Engl beschreibt begeistert die enorme Artenvielfalt, die auf Solarflächen entstehen könne, erzählt von den Tier- und Pflanzenarten, die auf seiner Fläche heimisch seien. "Für mich ist das keine Natur", widerspricht Judith Wichmann von der BI. Sie zieht beim Spazierengehen im Muckenbachtal den Blick auf Feldfrüchte dem auf dunkle Solarpaneele und Zäune vor. Ja, Freiflächensolaranlagen veränderten das Landschaftsbild entscheidend, gibt Engl zu. "Die Frage ist: Kann man sich nicht daran gewöhnen?" Er glaubt, die Menschheit müsse sich daran gewöhnen. Bei der Abwägung zwischen dem Erfolg der Energiewende und der Freude am Spaziergang müsse das Wohl der Allgemeinheit über dem des Einzelnen stehen.

Die BI glaubt aber, dass der kleine Ort bei dieser Abwägung über Gebühr belastet werde. Ihr Hauptargument ist die Größe des Solarparks, der mit rund 60 Hektar Solarflächen zuzüglich Ausgleichsflächen unverhältnismäßig viel Fläche zur auch von der BI befürworteten Energiewende beisteuere. Mit der inzwischen außer Sichtweite der Wohnbebauung gerückten größeren Nordfläche könnte die BI nämlich durchaus leben. "Würden 40 Hektar denn nicht reichen?" fragt daher Judith Wichmann.

Andreas Engl ist als Vermittler zwischen den gegensätzlichen Positionen vor Ort.
Foto: Daniel Peter | Andreas Engl ist als Vermittler zwischen den gegensätzlichen Positionen vor Ort.

Ein Argument, dem der sich bislang im Hintergrund haltende Heiner von Zobel nichts abgewinnen kann. Ihm gehört ein erheblicher Anteil der Flächen für den Solarpark, als einer der insgesamt 17 Verpächter würde er von dem Projekt stark profitieren. "In Hopferstadt gibt es zwei Biogasanlagen", sagt von Zobel. "Da frage ich doch auch nicht, ob nicht vielleicht eine gereicht hätte."

Bürgermeister: Diskussion nach dem Floriansprinzip

Bei der BI bleibt offenbar mehr oder weniger der Eindruck, einfach Pech gehabt zu haben, weil sich in Darstadt Flächenbesitzer aktiv auf die Suche nach einem Investor gemacht hatten, der wiederum die Chance ergriff, eine so große Fläche mit Solarpaneelen bebauen zu können und damit die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. "Andere Bauern aus dem Umland würden auch gern verpachten", sagt BI-Sprecher Manuel Schön. Und Christoph Strasser, Geschäftsführer der Traunsteiner Firma Max Solar, kontert: Namen und Telefonnummern nehme er gern entgegen.

Für Bürgermeister Peter Juks ist es eine Diskussion nach dem Floriansprinzip: Klimaschutz ja, aber nicht bei uns. Eine Aussage, gegen die sich die Vertreter der BI verwahren. Klimaschutz ja, aber nicht nur bei uns und nicht in dieser Größe, stellen sie klar. Nach mehr als anderthalb Stunden Diskussion wiederholen sich die Argumente. Und Laura Beck stellt fest: "Ich glaube, wir haben ein Patt." Ihre Aufgabe ist es nun, all das, was gesagt wurde, bis zum kommenden Donnerstag für ihren Beitrag zusammenzufassen. Denn dann wird er schon ausgestrahlt.

Der Beitrag ist in der Sendung "quer" im bayerischen Fernsehen am Donnerstag, 23. September, ab 20.15 Uhr zu sehen.

 
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  • I. L.
    Solarparks dieser Größenordnung gehören nicht in die freie Landschaft und bedeuten einen erheblichen Eingriff in unser aller Lebensqualität, wenn wir durch die Lande ziehen. Es gibt genug intelligente Lösungen für die Zukunft, auf verdichteten Flächen, Autobahnen, Gewerbekomplexen etc. etc.. Auch kann ich verstehen, das man die Flächen nicht um ein Dorf herum verteilen muss, damit den Ureinwohnern gar nichts mehr ohne "Verschönerung" bleibt. Und es geht auch nicht darum, das Einzelne sich die Taschen füllen. Landschaftsschutz, Aufforstungen, usw. gehören ebenso zum Klimaschutz ohne wertvolle Ackerböden zu opfern. Wenn es der Firma wirklich um Klimaschutz geht, warum nicht die vorgesehenen Südflächen aufforsten und das wird dann mit den Gewerbeeinnahmen + Erträgen finanziert. Das wäre doch ein guter Kompromiss und jeder hätte was davon.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Solaranlagen,die moderne Art der Bodenversiegelung mit Duldung der Grünen.Von wegen Reichtum an Flora und Fauna innerhalb der Zäunung-verlogene Augenwischerei der Befütworter!
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  • M. R.
    Typisch Deutschland!

    Am Montag hysterisch wegen Klimawandel!
    Am Dienstag hysterisch wegen eines zu großen Solarparks!
    Am Mittwoch hysterisch wegen Starkregen!
    Am Donnerstag hysterisch wegen zuviel Autos!
    Am Freitag hysterisch wegen Windräder!
    Am Samstag hysterisch wegen Fahrverboten!
    Am Sonntag hysterisch wegen Montag!

    Proleme sofort lösen!
    Aber nicht bei mir!

    Einen weggeholzten Wald wegen Windräder finde ich bei der Nachbargemeinde in Unterhinterheim allerdings klasse, weil die Deppen mag ich eh nicht, Hauptsache mein Eichenschwanzhamstersittich bleibt in seinem Biotop erhalten!

    Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    ...bin ich um den Strom gebracht, denn Speicher haben wir ja auch zuwenig!
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  • M. R.
    Typisch Deutschland!

    Am Montag hysterisch wegen Klimawandel!
    Am Dienstag hysterisch wegen eines zu großen Solarparks!
    Am Mittwoch hysterisch wegen Starkregen!
    Am Donnerstag hysterisch wegen zuviel Autos!
    Am Freitag hysterisch wegen Windräder!
    Am Samstag hysterisch wegen Fahrverboten!
    Am Sonntag hysterisch wegen Montag!

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    Aber nicht bei mir!

    Einen weggeholzten Wald wegen Windräder finde ich bei der Nachbargemeinde in Unterhinterheim allerdings klasse, weil die Deppen mag ich eh nicht, Hauptsache mein Eichenschwanzhamstersittich bleibt in seinem Biotop erhalten!

    Denk ich an Deutschland in der Nacht...

    ...bin ich um den Strom gebracht, denn Speicher haben wir ja auch zuwenig!
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  • D. P.
    Es ist tatsächlich eine Diskussion nach dem Sankt-Florians-Prinzip. Solaranlagen? Ja, gerne! Windräder? Ja, gerne! Stromtrassen? Ja, gerne! Aber sobald sowas vor der eigenen Haustür gebaut werden MUSS, findet man schnell Gegenargumente. Man ist ja prinzipiell dafür, aber dann doch lieber möglichst außerhalb der eigenen Sichtweite. Ich hab dafür ja durchaus Verständnis. Aber man muss sich bei solchen Diskussionen schon fragen, wo man sachlich betrachtet nur bremst, weil man kann. Und man muss sich auch fragen, welche Kompromisse man anbieten kann. Positionen lassen sich nur schwer bis gar nicht verhandeln und am Ende gibt es nur Verlierer.
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  • F. K.
    Sie sagen es. Aber warum lehnt Herr von Zobel es dann ab, dass statt 60 nur 40 ha Solarfläche entsteht? Oder 50?
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  • R. S.
    Weil der Herr von Zobel möglichst viel Geld verdienen will. Ganz einfach!
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  • J. H.
    Wenn ich das oben im Text richtig verstanden habe, wurde ja bereits die Fläche verschoben.

    Somit hätte der Inhaber der Fläche doch bereits Kompromissbereitschaft gezeigt, oder etwa nicht?

    Die BI musste anscheinend bisher noch in keiner ihrer Forderungen nachgeben. Würde jetzt der Inhaber auch noch bei der Fläche nachgeben, wäre das ein sehr einseitiges Verhandlungsergebnis.

    Warum also sollte er jetzt bei der Flächengröße nachgeben? Jetzt wäre es an der Zeit, dass die BI auch mal bei etwas nachgibt.
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