Begeisterung herrscht nach wie vor bei etlichen Darstadter Bürgern nicht über die Pläne zum Bau einer großen Solaranlage auf zwei Flächen in unmittelbarer Nähe zu ihrem Ort. Dafür aber ist das Interesse an Informationen umso größer. Die Firma Max Solar aus Traunstein, die das Projekt verwirklichen will, hatte daher am Donnerstag zu zwei zeitlich versetzten Informationsveranstaltungen direkt vor Ort eingeladen. Zu kurzfristig seien diese anberaumt worden, und dann auch noch mit vorheriger telefonischer Anmeldung, kritisierten einige Interessierte im Vorfeld.
Das allerdings war der Corona-Pandemie geschuldet, erklärten die Vertreter der Firma. Derlei Treffen müssten derzeit mit dem Gesundheitsamt abgestimmt werden, das entsprechende Vorgaben mache. So trafen sich die interessierten Bürger mit Maske im Freien bei ungemütlichen Graupelschauern vor dem Bürgerhaus in Darstadt mit den Vertretern von Max Solar und Egis, der Energiegenossenschaft, die den Solarpark später einmal betreiben möchte. Vom Treffpunkt aus ging es in Richtung Norden, wo die größere der beiden Solaranlagen entstehen soll.
Vom Leitfaden wird abgewichen
Im Vergleich zur ursprünglichen Planung hat sich hier schon etwas zugunsten der Bürgerinteressen getan: Der nördliche Solarpark soll nun erst auf der Hangkante beginnen, so dass die schwarzen Paneele nur aus einigen wenigen Perspektiven vom Ort aus zu sehen wären. Über diese Änderung zeigten sich einige Bürger erfreut, andere sehen das Vorhaben nach wie vor kritisch. Zum zweiten Termin um 17 Uhr erschienen deutlich mehr, da berufstätige, Interessierte, sagten Bürger wie auch die Vertreter der Firmen im Nachgang gegenüber der Redaktion.
Manche der Bürger ärgerten sich darüber, dass von den allgemeinen Leitlinien, die sich der Stadtrat erst vor wenigen Wochen für den Umgang mit Solarparks selbst gegeben hatte, bei dem Vorhaben in Darstadt in einigen Punkten schon gleich wieder abgewichen werde. So soll die nördliche Fläche nach aktuellem Planungsstand rund 44 Hektar groß werden, während der Leitfaden eine maximale Größe von 40 Hektar vorsieht - allerdings auch die Möglichkeit von Ausnahmen im Einzelfall. Und die südliche Fläche halte den vorgesehenen Abstand von 200 Metern zur Wohnbebauung bei weitem nicht ein, kritisierten Bürger außerdem.
Max Solar bevorzugt größere Flächen
Diese 200 Meter bezögen sich auf den Sichtabstand, sagte Bürgermeister Peter Juks (UWG), der beim ersten Termin um 15 Uhr zugegen war. Zu sehen aber sei die südliche Fläche vom Ort aus nicht. Ein Hauptkritikpunkt der Bürger bleibt die Frage, warum sich so viel Solarpark auf so wenig Dorf konzentrieren muss. Viele wünschen sich eine gleichmäßigere Verteilung, also kleinere Einzelflächen auch auf anderen Gemarkungen.
Christoph Strasser, Geschäftsführer von Max Solar, empfand die beiden Termine als guten Dialog, wie er gegenüber der Redaktion sagte. Er erklärt, warum aus seiner Sicht große Flächen nutzbringender sind als kleine. Zunächst sei das eine Frage der Wirtschaftlichkeit, denn die zum Solarfeld gehörige Infrastruktur wie etwa die Gleichstromleitungen zum Wechselrichter und das im Westen der Anlage beginnende Erdkabel zum Umspannwerk muss dann nur einmal gebaut werden. Außerdem hätten Langzeitstudien gezeigt, dass mit großen Flächen dem Artenschutz besser gedient sei, sobald dort die intensive Landwirtschaft eingestellt wird und etwa Magerrasen dort angesät wird, so Strasser. Aus dem Dialog mit den Bürgern hat er trotzdem Anregungen für weitere Änderungen mitgenommen.
Zuerst werden den Anwohnern Anteile angeboten
Einige Fragen richteten die Zuhörer auch an Pascal Lang, Geschäftsführer der Energiegenossenschaft Inn-Salzach (Egis). Lang zufolge tritt die Firma Max Solar als Generalunternehmer auf, sie entwickelt die Flächen und baut den Solarpark. Käufer der gesamten Anlage ist die Egis. Max Solar übernimmt Lang zufolge zwar aus Gründen der Gewährleistung in den ersten fünf Jahren noch die technische Betriebsführung, hat aber ansonsten mit dem Projekt dann nichts mehr zu tun.
Um einen Solarpark finanzieren zu können, muss die Egis das notwendige Kapital beschaffen. Rund 20 Prozent Eigenkapital seien vonnöten, der Rest wird über Bankkredite finanziert, erklärt Lang. Bei der ersten Vorstellung des Projekts im Oktober 2020 hatte ein Vertreter von Max Solar von einer Investition von rund 50 Millionen Euro gesprochen. Nach aktuellem Planungsstand fällt aber durch die Anpassungen der Fläche das Projekt nun etwa zehn Hektar kleiner aus.
Weitere Info-Veranstaltungen sind geplant
Den Eigenkapitalanteil bringt die Genossenschaft über die Mitglieder auf, sagt Lang. Zunächst werden den Bürgern aus Darstadt und Ochsenfurt Anteile angeboten, nachrangig können auch die übrigen Mitglieder der Genossenschaft Anteile erwerben. Pascal Lang macht sich keine Sorgen, dass es an Interessenten mangeln könnte. "Wir haben derzeit 1250 Mitglieder in Deutschland", sagt er. Schon jetzt würden einige von ihnen Interesse am neuen Projekt bekunden.
Sowohl Pascal Lang als auch Christoph Strasser möchten den Kontakt zur Bevölkerung nicht abreißen lassen und auch in Zukunft die Darstadter über ihre Pläne informieren. Eine weitere, ähnliche Veranstaltung vor Ort ist nach aktuellem Stand für den 6. Mai geplant.
Leider ist diese Minderheit sehr laut und präsent wenn es darum geht, ihre bisweilen sehr kreativen Gegenargumente unters Volk zu bringen.
Also bitte nicht alle über einen Kamm scheren.