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Darstadt
Solarpark Darstadt: Die Front zwischen Planern und BI bleibt
Auch bei einer Informationsveranstaltung kam es nur zum Austausch der längst bekannten Argumente. Wie geht es jetzt weiter?
Auch bei einer neuerlichen Informationsveranstaltung zum geplanten Solarpark Darstadt hatte es Thomas Hager vom Projektentwickler Max Solar (rechts) vor allem mit Mitgliedern der Bürgerinitiative zu tun, die sich zum Zeichen ihres Protests mit gelben Warnwesten gekleidet hatten; vorne links ihr Sprecher Manuel Schön.
Foto: Gerhard Meißner | Auch bei einer neuerlichen Informationsveranstaltung zum geplanten Solarpark Darstadt hatte es Thomas Hager vom Projektentwickler Max Solar (rechts) vor allem mit Mitgliedern der Bürgerinitiative zu tun, die sich zum ...
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 09.02.2024 09:23 Uhr

Der Widerstand einer Bürgerinitiative (BI) zum geplanten Solarpark in Darstadt mit einer Gesamtgröße von rund 60 Hektar ist ungebrochen. Zum wiederholten Mal haben der Traunsteiner Projektentwickler Max Solar sowie der Investor und spätere Betreiber, die Energiegenossenschaft Inn-Salzach (EGIS) mit Sitz in Neuötting, zu einem Informationstermin nach Darstadt eingeladen und erläutert, wie weit sie in ihren Planungen den Kritikern bereits entgegengekommen seien. Die Mitglieder der Bürgerinitiative bleiben dabei: Der Solarpark sei für Darstadter Verhältnisse völlig überdimensioniert und beeinträchtige die Wohnqualität. Näher gekommen sich die Positionen auch bei dem neuerlichen Aufeinandertreffen nicht.

Insgesamt geht es um zwei Solarflächen im Norden und Süden des kleinen Ochsenfurter Stadtteils. Die Photovoltaik-Fläche im Süden umfasst 21,2 Hektar, verteilt auf zwei umzäunte Teilbereiche. Hinzu kommen 9,8 Hektar nicht umzäunte Öko-Ausgleichsfläche, die extensiv bewirtschaftet werden soll, etwa durch Schafbeweidung. Die Nordfläche umfasst einen umzäunten PV-Bereich von 40 Hektar und weitere 7,3 Hektar als Ausgleichsfläche. 

In einem Positionspapier schreibt die BI, dass sie allenfalls eine 40 Hektar große Nordfläche tolerieren könne. Den Umfang der PV-Fläche hat Max Solar inzwischen reduziert, damit sie vom Ort aus nicht mehr einsehbar ist. Den Mitgliedern der BI reicht das nicht. Die betroffene Flur werde gerne von Spaziergängern genutzt. "Dann müssen wir immer am Zaun entlang laufen", so ein Teilnehmer. Das sei nicht zumutbar.

Außerdem spricht die BI von großen Versiegelungsflächen, hohem Flächenverbrauch und einem erhöhten Überschwemmungsrisiko. Gerade diesem Argument tritt Projektleiter Thomas Hager von Max Solar vehement entgegen. Innerhalb der Solarflächen würden nur die erforderlichen Wege befestigt. Während der geplanten Nutzungsdauer von 30 Jahren würden die Flächen weder gedüngt noch mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Außerdem sei das Begrünungskonzept darauf ausgerichtet, Niederwild, Vögeln und Insekten einen geschützten Lebensraum zu bieten. "Wir verbrauchen die Fläche nicht, sondern wir parken sie ökologisch und stellen der umliegenden Landschaft dadurch unheimlich viel Biodiversität zur Verfügung", so Projektleiter Thomas Hager.

"Wir verbrauchen die Fläche nicht, sondern wir parken sie ökologisch."
Thomas Hager, Max Solar

"Windkraft hätte wesentlich weniger Flächenverbrauch", argumentiert hingegen BI-Sprecher Manuel Schön. Und die Erzeugung von Biogas würde die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen nicht einschränken. Die Gegenrechnung macht Thomas Hager anhand der Energieausbeute je Hektar auf. Auf 830 Hektar Fläche würde derzeit rund um Ochsenfurt Mais für Biogasanlagen angebaut. Die jährliche Energieausbeute liege bei 20 Millionen Kilowattstunden. Auf den beiden ursprünglich mit rund 80 Hektar geplanten Solarflächen könnten hingegen pro Jahr rund 100 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. "Wir machen mit einem Zehntel der Fläche den fünffachen Energieertrag", so Hager.

Gegen eine weitere Verkleinerung der Fläche sprechen nach Hagers Worten die Kosten für die Einspeisung des Stroms ins öffentliche Netz. Weil die bestehenden Leitungskapazitäten dafür nicht ausreichen, müsse eine neue 20 000-Volt-Erdleitung ins nächstgelegene Umspannwerk nach Stalldorf verlegt und dort zusätzliche Transformatoren installiert werden. Die Kosten dafür betragen rund 2,5 Millionen Euro. Erst ab einer Solarfläche von 60 Hektar sei dies wirtschaftlich vertretbar.

"Windkraft hätte wesentlich weniger Flächenverbrauch."
Manuel Schön, BI-Sprecher

Warum überhaupt eine Einspeisung ins überregionale Netz nötig ist und man den Strom nicht in der Region verbrauchen könne, will eine Teilnehmerin wissen, und warum sich statt der beiden Solarflächen nicht kleinere Solarpark auf die übrigen Ochsenfurter Stadtteile verteilen ließen. "Dann wären die Belastungen gerechter verteilt."

Regionale Energiekonzepte unterstütze auch er, beteuert Projektleiter Thomas Hager und verweist auf den späteren Betreiber, die EGIS, die solche regionalen Lösungen fördere. Um daran arbeiten zu können, müsse aber erst einmal die Produktion der Energie sichergestellt sein. Auch die Standortwahl komme nicht von ungefähr. Ausschlaggebend dafür seien die 13 Darstädter Grundbesitzer gewesen, die bereit waren, ihre Flächen für 30 Jahre zu verpachten.

Um die baurechtlichen Voraussetzungen für die beiden Solarflächen zu schaffen, hat der Ochsenfurter Stadtrat inzwischen die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans beschlossen. Die Pläne liegen derzeit öffentlich im Bauamt der Stadt aus. Während des Genehmigungsverfahrens können nicht nur Bürger ihre Bedenken vorbringen, auch Fachbehörden und Verbände sind zur Stellungnahme aufgefordert. In diesem Rahmen werden auch die Auswirkungen auf Natur und Umwelt eingehend untersucht und entsprechende Auflagen formuliert, betont Thomas Hager. Übergangen, wie die BI Max Solar vorwirft, werde dabei niemand.

 
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Kommentare
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  • jhuller@gmx.de
    Eigentlich bin ich kein großer Befürworter solcher Großanlagen auf Feldern, solange es noch jede Menge Dächer gibt, die unbenutzt sind. Dem Argument von Herrn Haager allerdings, dass man diese Fläche der industriellen landwirtschaftlichen Nutzung entzieht, und damit auch der üblichen Überdüngung und Verseuchung durch „Pflanzenschutzmittel“, kann ich einiges abgewinnen.

    Ich sehe hier nur Wins!

    - Win: es wird CO2 neutral Strom erzeugt
    - Win: weniger Dünger und Gift im Grundwasser
    - Win: Bienen- und Insektenwiese!
    - Win: der Besitzer hat einen höheren Ertrag als er jemals auf dieser Fläche erwirtschaften könnte.
    - Win: Dank der albernen gelben Warn-Westen kann man gleich erkennen, wen man vor sich hat.
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  • Anderl
    Diejenigen die hier gegen den Solarpark demonstrieren, sind sonst die größten öko Aktivisten. Also völlig unglaubwürdig.
    Öko ja, aber bitte nicht vor meiner Haustüre.
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  • Einwohner
    Hoffentlich ist bei dieser BI keiner dabei, der die Grünen wählt oder bei FFF aktiv ist.
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  • Aurum60
    Was für eine Heuchelei. Ökologisch kann es dort ausschließlich besser werden. Bei der Durchfahrt auf dem Rad zeigt sich, dass die Gegend teilweise eine Marslandschaft ist, in der Umwelt-Schwerverbrecher in den letzten Jahrzehnten oberhalb des Hangs zum Maintal systematisch auch fast jeden "störenden" Busch entfernt haben. Fachgerechte Begrünung zwischen und unter den Zellen, für die es längst wissenschaftliche Konzepte gibt, und die Anlage ist eine win-win-Situation.
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  • bozer65@gmail.com
    Spritz mich voll aber mach mich nicht nass! Keine Atomkraft, keine Kohlekraftwerke, Strom aus Wind- oder Solarkraft auch nur bei den anderen! Aber die CO2 Reduzierung muss eingehalten werden. Wie verblendet sind diese Menschen?
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  • Mainkommentar
    Ich hätte einen Vorschlag was die Sache vereinfachen würde in Darstadt. Darstadt wird von der Stromversorgung und vom Internet komplett getrennt. Und der in Darstadt erzeugte Strom wird für Stromfreundliche Städte eingespeist.
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