Was für ein Sommer: heiß, trocken und lang! Die Landwirtschaft beklagte Ernteausfälle, manche Städte und Gemeinden riefen zum Wasser sparen auf, um Waldbrände zu verhindern flogen Beobachtungsflugzeuge über Unterfranken. Gute Geschäfte machten dagegen die Eisdielen, Campingplätze und Mineralwasserhersteller in der Region. Kein Wunder, dass eine Expertenjury nun "Heißzeit" zum Wort des Jahres gekürt hat. Was bleibt vom Dürre-Jahr in der Region?
Grundwasserspeicher müssen aufgefüllt werden
"Wenn jetzt kein Regen kommt, haben wir im nächsten Jahr Probleme", das hatte Leonhard Rosentritt, Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Bad Kissingen im Oktober im Gespräch mit dieser Redaktion prophezeit. Und bei dieser Prognose bleibt er: "Der Niederschlag im November und Dezember war bei weitem nicht genug." Wenn der Winter jetzt nicht noch nass werde, müsse man mit niedrigen Grundwasserständen ins neue Jahr. "Das wird die Wasserversorger in Schwierigkeiten bringen", so Rosentritt. Ein Aufruf zum Wassersparen könnte im nächsten Jahr daher schon frühzeitig kommen, nicht etwa erst Ende Juli.
Die Region sei eh schon eher trocken, deswegen hätten die Kommunen in den 90er Jahren vorgesorgt, zum Beispiel indem sie Brunnen saniert hätten. "Außerdem haben wir Verbindungsleitungen, damit die Wasserversorger sich gegenseitig helfen können", erklärt Rosentritt. Es sei schließlich nicht immer überall gleich trocken. Langfristig reichten diese Maßnahmen aber nicht aus: "Wir müssen uns angewöhnen, bewusst und sorgsam mit unserem Wasser umzugehen."
Keine Probleme für die Herbstsaat
Auch wenn der Novemberregen die Grundwasserspeicher noch nicht füllen konnte, für die Dinkel- und Weizensaat im Herbst war er ausreichend, sagt Alfons Baumann, Fachberater beim Bayerischen Bauernverband in Würzburg. "Die Landwirte haben aber auch gut auf das Wetter reagiert und die Aussaat so weit wie möglich nach hinten verschoben", sagt er. Wie Rosentritt hofft auch er auf einen nassen Winter nach dem trockenen Sommer – alles andere könnte die Landwirtschaft 2019 vor große Probleme stellen. Um langfristig auf Dürre-Jahre wie 2018 vorbereitet zu sein, hofft Baumann auf die Forschung: "Es müssen jetzt Sorten gezüchtet werden, die auch mit wenig Wasser auskommen."
Aus Sicht der Gartenbaubetriebe war es ein "schwieriges Jahr", sagt Gerd Sander, Institutsleiter bei der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG). "Betriebe mit einer Bewässerungsanlage sind noch mit einem blauen Auge davon gekommen – aber der Arbeitsaufwand war hoch." Besonders die Qualität des Gemüses habe gelitten.
Obstbauern hatten ein gutes Jahr
Für die Obstbauern in der Region sah es zunächst aus, als ob es ein Rekord-Jahr werden könnte. "Für die Äpfel zum Beispiel war das Wetter nach der Blüte optimal, sodass wir mit sehr großen Früchten gerechnet haben", erklärt Thomas Riehl, Obstbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kitzingen. Doch dann kam die Trockenheit, und das Wachstum der Früchte wurde wieder gebremst. "Insgesamt war es aber ein gutes Jahr", lautet Riehls Bilanz, vor allem die Streuobsternte sei riesig gewesen.
Die Wärme habe für einen Vegetationsvorsprung von bis zu 14 Tagen geführt, verglichen mit "normalen" Jahren wie 2017. "Mit den Witterungsverläufen von vor 30, 40 Jahren kann man eh nichts mehr vergleichen, wir spüren da den Klimawandel sehr deutlich", sagt Riehl. Für die Obstbauern berge der mehr Risiken als Chancen: "Die Blüte kommt immer früher, aber mit Spätfrost müssen wir trotzdem noch rechnen. Der ist für die jungen Früchte besonders gefährlich."
Gemischte Bilanz beim Weinbau
"2018 war ein Jahr der Extreme und der Rekorde", sagt Daniel Heßdörfer, Arbeitsbereichsleiter im Institut für Weinbau bei der LWG. Die Pflanzen hätten in diesem Jahr so früh wie noch nie ausgetrieben, und der Beginn der Weinlese in der dritten Augustwoche sei ebenfalls einer der frühsten gewesen. "Dieser Vegetationsvorsprung ist entstanden, weil ab März die Durchschnittstemperaturen zu hoch waren", erklärt er. Seine Bilanz fällt gemischt aus: "Dort, wo die Böden gut Wasser speichern und die Reben älter sind und tiefe Wurzeln haben, haben wir super Qualitäten geerntet." In anderen Lagen und bei den jüngeren Pflanzen habe es aber "massive" Dürreschäden gegeben.
Um für weitere trockene Jahre gewappnet zu sein, steht Heßdörfer in ständigem Austausch mit Weinexperten aus der ganzen Welt. "Wir schauen vor allem auf Regionen wie Kalifornien und Südafrika, um herauszufinden, wie dort mit wenig Wasser Weinbau betrieben wird."
Borkenkäfer wüteten in den Wäldern
"Dass der vergangene Winter und das Frühjahr so nass waren, hat sich für die Wälder als Segen herausgestellt", sagt Wolfgang Netsch vom AELF in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart). Von diesen Wasserreserven hätten die Bäume lange gezehrt, das Schlimmste sei so verhindert worden. Wichtig für das nächste Jahr sei, dass die Bäume im Herbst gesunde Knospen bilden – und das sei gelungen. Dennoch haben vor allem die Fichten gelitten: Sie haben nur ein sehr flaches Wurzelwerk, kommen also an tieferliegende Wasservorräte nicht mehr heran. Dadurch hatte der Borkenkäfer ein leichtes Spiel. "Normalerweise können Fichten die Schädlinge ausharzen, aber weil es so trocken war, war der Harzfluss zu schwach", erklärt Netsch. Die Käferpopulation wurde so groß, dass sie sogar auf andere Baumarten wie Douglasien auswichen.
Die Jungbäume, die die Förster jedes Jahr anpflanzen, um den Baumbestand stabil zu halten, hatten auch keine Chance in diesem Sommer: "Auch die wurzeln zunächst oberflächlich und sind deswegen vertrocknet", sagt Netsch. Sonst werde im Herbst ein zweiter Schwung Bäume gepflanzt, aber das habe man sich in diesem Jahr nicht getraut. "Es war ja bis in den November hinein noch sehr trocken und der Boden deswegen steinhart." Mit den vertrockneten Jungbäumen gehe auch ein finanzieller Schaden einher.
Was braucht die Natur jetzt?
Land- und Forstwirte, Wein- und Obstbauern, alle sind sich einig: Ein nasser Winter muss her. Forstexperte Wolfgang Netsch warnt, dass die Wälder einen "Wasserstress" wie in diesem Jahr kein zweites Mal überstehen: "Da könnte eine Borkenkäfer-Katastrophe auf uns zukommen." Ein Winter mit Dauerregen wäre auch dem Obstbauberater Thomas Riehl am liebsten – "auch wenn sich die Menschen dann über das schlechte Wetter beschweren werden". Alfons Baumann, Fachberater beim Bauernverband, betont: Wichtig sei dabei, dass der Niederschlag kontinuierlich über mehrere Tage hinweg kommt. "Dann hat der Boden Gelegenheit, das Wasser abzutransportieren."
Erwartet uns noch ein Dürre-Sommer?
Auch Professor Heiko Paeth hofft auf Regen. Er forscht mit dem Schwerpunkt Klimatologie an der Uni Würzburg. Ob der Winter wirklich nass wird und ob der Sommer 2019 an den vergangenen Sommer anknüpft, kann er aber noch nicht sagen. "Wir leben in einer Klimazone, die durch sehr variables Wetter geprägt ist", sagt er. Man könne daher nicht von einer Jahreszeit auf die nächste schließen. "Weil der Sommer heiß war, wird der Winter kalt – solche Aussagen sind Unsinn." Er könne aber anhand von Klimamodellen einen statistischen Ausblick auf die nächsten 30 Sommer geben. "Heiße, trockene Sommer wie 2018 oder 2003 werden viel häufiger vorkommen als in den letzten 30 Jahren."
Das sind die 10 trockensten Orte in Unterfranken
An diesen Messstationen des Deutschen Wetterdienstes war von Januar bis November am wenigsten im Regenmesser:
- Platz 10: Altertheim-Oberaltertheim (Lkr. Würzburg) mit 370 Liter pro Quadratmeter
- Platz 9: Ostheim vor der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit 365,5 Liter pro Quadratmeter
- Platz 8: Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit 364,5 Liter pro Quadratmeter
- Platz 7: Hofheim (Lkr. Haßberge) mit 350,7 Liter pro Quadratmeter
- Platz 6: Sulzdorf an der Lederhecke (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit 349,3 Liter pro Quadratmeter
- Platz 5: Würzburg mit 346 Liter pro Quadratmeter
- Platz 4: Schwarzach am Main (Lkr. Kitzingen) mit 331,9 Liter pro Quadratmeter
- Platz 3: Oberaurach (Lkr. Haßberge) mit 315,2 Liter pro Quadratmeter
- Platz 2: Rentweinsdorf (Lkr. Haßberge) mit 310 Liter pro Quadratmeter
- Platz 1: Großostheim (Lkr. Aschaffenburg) mit 252,5 Liter pro Quadratmeter
Purer Unsinn, was Obstbauern-Papst Riehl da von sich gibt.
Zum Glück wird in diesem Artikel die Niederschlags-Statistik gleich mitgeliefert; man sieht, daß es solche "Ausreißer" im Laufe der Jahrzehnte immer wieder gab und daß auch der Durchschnitt der Niederschläge im Laufe der Jahre nicht abnimmt.
Aber vom "Klimawandel" zu faseln, ist ja modern.....