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Würzburg
"Sieg Heil"-Eintrag in Gästebuch, SS-Rune, Himmler-Befehl: Staatsanwaltschaft Würzburg äußert sich zum Fall Halemba
AfD-Politiker Daniel Halemba wurde am Montagmorgen festgenommen, am Abend wieder freigelassen. Ihm wird Volksverhetzung vorgeworfen. Jetzt gibt die Justiz Details bekannt.
Am späten Montagabend verließ der AfD-Politiker Daniel Halemba (rechts) mit seinem Rechtsanwalt Dubravko Mandic nach einer Anhörung das Gerichtsgebäude in Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Am späten Montagabend verließ der AfD-Politiker Daniel Halemba (rechts) mit seinem Rechtsanwalt Dubravko Mandic nach einer Anhörung das Gerichtsgebäude in Würzburg.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 17:19 Uhr

Am Tag nach der Festnahme und Freilassung des AfD-Landtagsabgeordneten Daniel Halemba geht die Staatsanwaltschaft Würzburg mit neuen Details zu dem Fall an die Öffentlichkeit. Gegen den 22-jährigen Politiker und vier weitere Mitglieder der Würzburger Burschenschaft "Teutonia Prag" wird seit September wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung sowie der Verwendung von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen ermittelt. Was sich genau dahinter verbirgt, erklärte die Staatsanwaltschaft Würzburg jetzt in einer Pressemitteilung.

So sei bei einer Durchsuchung des Verbindungshauses im Würzburger Stadtteil Frauenland unter anderem ein ausliegendes Gästebuch beschlagnahmt worden. Darin habe sich ein "Eintrag mit dem Ausspruch 'Sieg Heil'" gefunden, den der Beschuldigte - den die Ermittler in ihrer Mitteilung nicht mit Namen nennen - unterschrieben habe.

Himmler-Befehl in Halembas Zimmer, Waffen in anderen Räumen

Darüber hinaus hätten die Einsatzkräfte in dem Zimmer, das Halemba in dem Burschenschaftshaus bewohnt haben soll, "an prominenter Stelle" einen "Ausdruck eines mit einer sogenannten Doppelsigrune versehenen SS-Befehls des Reichsführers SS Heinrich Himmler" vom 28. Oktober 1939 gefunden. Um welchen Befehl es sich konkret handelt, dazu machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Naheliegend ist ein Schreiben Himmlers, in dem er SS-Angehörigen kurz nach Kriegsbeginn befohlen hatte, auch außerehelich mit "deutsche[n] Frauen und Mädel[n] guten Blutes" Kinder zu zeugen.

Wie die Staatsanwaltschaft in ihrer Mitteilung von Dienstag weiter berichtet, seien "in sonstigen Räumen" des Hauses der Burschenschaft "verschiedene NS-Devotionalien und antisemitische Schriften" gefunden worden. "Die Auswertung zahlreicher sichergestellter Datenträger und Mobiltelefone dauert derzeit noch an", heißt es weiter. Auch Waffen seien bei der Durchsuchung am 14. September gefunden worden, darunter "mehrere Schlagringe, eine Machete, Schlagstöcke, ein Einhandmesser und eine Schreckschusswaffe".

Am Dienstag in der Sitzung des Landtags dabei 

Gegen Halemba war am Freitag wegen Verdunkelungsgefahr Haftbefehl erlassen worden. Es habe sich "der dringende Verdacht" ergeben, so die Staatsanwaltschaft, dass der AfD-Politiker mit anderen Mitgliedern der Studentenverbindung einen Mitbeschuldigten "massiv eingeschüchtert" habe. Am Montagmorgen wurde der 22-Jährige von der Polizei südlich von Stuttgart gefunden und festgenommen. Deshalb konnte er nicht an der konstituierenden Sitzung des Landtags teilnehmen.

Ein Ermittlungsrichter in Würzburg hielt den Haftbefehl am späten Montagabend zwar aufrecht und erkannte mit Fluchtgefahr einen weiteren Haftgrund - dennoch setzte der Richter den Haftbefehl außer Vollzug. Damit ist der AfD-Abgeordnete wieder auf freiem Fuß und konnte an diesem Dienstagvormittag an der Sitzung des Landtags in München teilnehmen.

Halemba muss sich wöchentlich bei der Polizei melden

Halemba muss sich jetzt "wöchentlich bei der Polizei melden, er darf die Räumlichkeiten der Verbindung nicht betreten und keinen Kontakt zu Mitbeschuldigten und Mitgliedern der Burschenschaft aufnehmen", beschreibt die Staatsanwaltschaft die Auflagen des Gerichts. Deren Einhaltung werde "von Staatsanwaltschaft und Polizei engmaschig überwacht".

Unterdessen dauern die Ermittlungen der Kriminalpolizei Würzburg an. Vorsorglich hatte der Landtag bereits am Montag die Immunität des neugewählten Abgeordneten aufgehoben. Gleichzeitig hat der Bayerische Verfassungsgerichtshof am Dienstag zwei Eilanträge der AfD-Fraktion als unzulässig abgewiesen. Die AfD verlangte von dem Gericht "die Feststellung", dass Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) "Oppositionsrechte" verletzt habe, weil sie nicht zugesichert habe, dass Halemba für den Fall seines Erscheinens im Landtag nicht festgenommen wird.

Halemba selbst wollte mit einem Antrag erreichen, dass die Staatsregierung und das Justizministerium "verpflichtet werden", die Staatsanwaltschaft "anzuweisen, den Haftbefehl 'zurückzuziehen'". 

 
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  • Jochen Behr
    Der Befehl ist von 1938, nicht 1939.
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  • Martin Deeg
    Angebrachter als der auf Empörung basierende Furor wäre es, Sachfragen zu klären.

    Das Bayerische Justizministerium (CSU) hat bspw. für sog. Berichtssachen festgelegt:

    "Die Staatsanwaltschaften berichten dem Staatsministerium der Justiz in allen Strafsachen, die wegen der Persönlichkeit oder der Stellung eines Beteiligten, wegen der Art oder des Umfangs der Beschuldigung oder aus anderen Gründen weitere Kreise beschäftigen oder voraussichtlich beschäftigen werden, oder die zu Maßnahmen der Justizverwaltung oder der Gesetzgebung Anlass geben können."

    Wer die Vorwürfe der AfD entkräften will sollte zumindest einmal hinterfragen, wie das Ministerium infolge der Berichterstattung reagiert hat, wer wann alles informiert wurde - und vielleicht sollte man sich auch mal seitens Medien nicht mit der üblichen Formel, dass die "Sachbehandlung" durch die Staatsanwaltschaft "aufsichtlich nicht beanstandet" wurde, nicht zufriedengeben.

    Das hier war "Chefsache", davon kann man ausgehen.
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  • Karl Weeth
    Es ist schwer zu glauben, dass sowohl der junge Mann als auch seine Partei den Anforderungen gerecht werden können. Der Mangel an lokalem Bezug und Verständnis für die Bedürfnisse der Wähler vor Ort kann eine Hürde darstellen. In einer Zeit, in der es sowohl innen- als auch außenpolitisch komplexe Herausforderungen gibt, ist es entscheidend, politische Vertreter zu haben, die diese Angelegenheiten richtig einordnen können. Die Sorge um die Fähigkeit des jungen Mannes und seiner Partei, diesen Aufgaben gerecht zu werden, spiegelt sich in Heinrich Heines berühmten Worten wider, die ich an anderer Stelle bereits erwähnt habe.: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht." Dies ist Ausdruck eines tiefen Gefühls der Besorgnis darüber, ob einige der aktuellen politischen Akteure den Herausforderungen wirklich gewachsen sind.
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  • Gerhard Zwierlein
    So nun hat der Oberstaatsanwalt seinen Lapsus vom letzten Wahlkampf ausgeglichen. Damals war Söders kopflose Darstellung lt. Herr Oberstaatsanwalt noch Kunst (Judith 13,8 Judith und Holofernes- MP vom 14.11.2018) . Ob mit diesen Aktionen/ Aktionismus der Demokratie ein Gefallen getan wurde ist zu bezweifeln. Die Wähler von Halembas Wahlkreiss haben das beurteilt. Die AfD hat hier mehr mehr als im Bayernschnitt erreicht. Vor der Aktion kannte den Herrn Halemba keiner. Danach ist er Opfer - wie Aiwanger. Warten wir mal ab, ob Herr Halemba nicht vielleicht einen Bruder hat! Durchschaubar das Ganze und hat sicherlich auch die Konsens und Qualität im bayerischen Landtag vergiftet. Schon in der konstituierenden Sitzung gings ja von jeder Seite nur darum. Schade um den Landtag und durchsichtig im Strafrecht. Bayerns Demokratie wäre an einem AfD-Schreibstifthalter in der Eröffnungssitzung sicherlich nicht gestorben. Der Schaden nun ist größer.
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  • Jochen Behr
    Sein Anwalt wurde auch rausgeworfen aus der Partei, desgleichen sollten die mit ihm tun.
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  • Elisabeth Hofmann
    wer sich Befehle vom Reichsführer SS, dem Reichsheini Heinrich Himmler an die Wand hängt, zeigt die gesamte demokratieverachtende Einstellung. Und das als Abgeordneter eines Landtags.

    Himmler war verantwortlich für die Organisation der Vernichtung der europäischen Juden.

    Kann gar nicht verstehen, wie manche Diskutanten hier versuchen das irgendwie zu relativieren und den unsäglichen Eintrag im Gästebuch zu verniedlichen
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