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Würzburg
Sexistisches "Donaulied" im Kiliani-Festzelt gespielt: Stadt Würzburg bekräftigt ihre ablehnende Haltung
Auf Kiliani wurde am Montagabend zu späterer Stunde das Donaulied gespielt. Worum es in dem Lied geht und warum die Stadt Würzburg Wiederholungsfälle vermeiden will.
Für manche Lieder ist im Würzburger Kiliani-Festzelt kein Platz, so die deutliche Haltung der Stadt Würzburg.
Foto: Ulises Ruiz (Symbolbild) | Für manche Lieder ist im Würzburger Kiliani-Festzelt kein Platz, so die deutliche Haltung der Stadt Würzburg.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 22.07.2024 02:31 Uhr

Montagabend im Würzburger Kiliani-Festzelt. Erst erklingen die Töne von einer textveränderten Layla-Version, dann folgt als Schlager das Donaulied. Feiernde singen und grölen mit, vielleicht nicht mehr realisierend, was der Text des Donauliedes, auch bekannt als "Einst ging ich am Strande der Donau entlang", eigentlich aussagt. Denn in der Textversion des ursprünglich aus dem 19. Jahrhundert stammenden Volksliedes, die jahrzehntelang unter anderem von Blaskapellen und Partybands zum Besten gegeben wurde und teilweise noch wird, geht es um die Vergewaltigung einer  jungen schlafenden Frau.      

Wie diese Redaktion schon 2021 berichtete, nahm etwa die Band Javelin eine Fassung auf mit den Zeilen "Ich machte mich über die Schlafende her / sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr". Und "Mallorca-Sänger" Mickie Krause trug seit 2012 eine umgedichtete, wenn auch kaum weniger anstößige Version vor, in der aus der Vergewaltigung ein einvernehmlicher Beischlaf wird.

Vor Beginn einer Kundgebung der Anti-Donaulied-Aktivisten zum Abschluss der Online-Petition im Jahr 2020: Die Gruppe machte sich gegen Sexismus auf Volksfesten stark.
Foto: dpa/Peter Kneffel | Vor Beginn einer Kundgebung der Anti-Donaulied-Aktivisten zum Abschluss der Online-Petition im Jahr 2020: Die Gruppe machte sich gegen Sexismus auf Volksfesten stark.

Dass es 2021 zu einer landesweit geführten Grundsatzdebatte kam, ist der Passauer "Aktion gegen Bierzeltsexismus"  zu verdanken. Die Initiatoren sammelten damals 36 000 Unterschriften in einer Online-Petition gegen das Donaulied. Dennoch entschied sich der Innenausschuss des bayerischen Landtags nach der Beschäftigung mit dem umstrittenen Song gegen ein Verbot. Letztendlich unterliege die Entscheidung den Kommunen und Volksfestbetreibern, welche Musik gespielt werde, hieß es.

Die Stadt Würzburg positioniert sich klar

Würzburg positioniert sich hier ganz bestimmt: "Die Stadt Würzburg hat ihre klar ablehnende Position zu sexistischen, rassistischen, extremistischen Liedgut auf dem Kiliani wiederholt deutlich gemacht", heißt es am Mittwoch auf Nachfrage der Redaktion aus der Presseabteilung der Stadt. Auch im Vorfeld zum Kiliani 2024 sei mit den Vertragspartnern zu dem Thema Liedauswahl kommuniziert worden.

Konkreter Anlass sei das Lied "L'amour toujours" gewesen, das von Teilen regelrecht als rechtsextreme Hymne gegrölt werde. "Auch hier war und ist klar, dass in Würzburg kein Platz für sexistische, rassistische oder extremistische Liedtexte ist", so Pressesprecher Georg Wagenbrenner.

Ein Notenblatt mit dem Liedtext 'Einst ging ich am Ufer der Donau entlang' wird am Donauufer gehalten. In dem Lied wird die Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens beschrieben. 
Foto: dpa/Armin Weigel | Ein Notenblatt mit dem Liedtext "Einst ging ich am Ufer der Donau entlang" wird am Donauufer gehalten. In dem Lied wird die Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens beschrieben. 

Nachdem es am Montagabend im Festzelt mit dem Donaulied "zu Abweichungen gegenüber unserer Haltung in der Musikauswahl durch die Band gekommen ist, wird die Stadt Würzburg mit den beteiligten Partnern umgehend ein Gespräch führen, um Wiederholungsfälle künftig zu verhindern", heißt es. Weitere Hinweise oder Beschwerden zu sonstigen Abenden lägen der Stadt Würzburg aber nicht vor.

Im Rahmen der Debatte um das Lied Layla im Jahr 2022 hatte sich gezeigt, dass es zu einzelnen Liedern kein behördliches ("hoheitliches") Verbot durch die Stadt Würzburg gebe und auch nicht geben könne, erklärt Wagenbrenner weiter und bezog sich dabei auch auf das Grundrecht der Kunstfreiheit. 

Vertragspartner der beauftragten Bands seien die Festzeltbetreiber und/oder bei Sonderformaten die Medienpartner. "Alle Bands und Medienpartner wurden dazu aufgefordert, auf solches Liedgut zu verzichten." In der Layla-Debatte 2022 hatte Uwe Zimmermann, Fachbereichsleiter Allgemeine Bürgerdienste bei der Stadt Würzburg, ausgeführt, dass es sich dabei um eine privatrechtliche, vertragliche Vereinbarung zwischen Stadt als Veranstalterin und den jeweiligen Betreibern und Schaustellern handle.

 
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  • Irmgard Engert
    Wäre es nicht einfach das beste gewesen, die Mainpost hätte über dieses Thema kein Wort verloren?
    Die Veranstalter hätten mit der Band gesprochen, die darauf hingewiesen, dass dieses Lied nicht gespielt werden darf - und die Band hätte das künftig unterlassen.
    SO bietet die Mainpost mal wieder eine Bühne für Menschen, denen wohl Anstand und Kinderstube abhanden gekommen waren - weil sie dieses Lied noch verteidigen, das ein Paradebeispiel für menschliche Dummheit ist
    Kein Artikel - keine mediale Aufmerksamkeit wäre auf jeden Fall die bessere Lösung gewesen!
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  • Werner Kohl
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Werner Kohl
    Anderen eine fehlenden Anstand und schlechte Kinderstube zu unterstellen, nur weil sie zu mehr Gelassenheit mahnen, ist schon grenzwertig. Das passt aber gut zu der grassierenden Unart, alles als böse abzuwerten, was der eigenen Meinung widerspricht.
    Diskussionskultur geht anders.
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  • Irmgard Engert
    Sie haben wohl meinen Kommentar überhaupt nicht verstanden!
    Sie fehlende Kinderstube unterstelle ich nicht den Leuten, die zu mehr Gelassenheit mahnen - sondern die unterstelle ich denjenigen, die dieses Lied an sich und seinen Inhalt verharmlosen!
    Ich bin nämlich genau bei Ihnen, wenn Sie mehr Gelassenheit fordern - indem ich dafür plädiere, dass es besser gewesen wäre, die MP hätte gar keinen Bericht zu dem Thema p - und dem Thema keine mediale Aufmerksamkeit geschenkt. Durch diese Berichte bekommt etwas Öffentlichkeit, das es gar nicht verdient hat!
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  • Heike Pauline Grauf
    Es heißt doch 'Bei-Schlaf'. Wo ist das Problem? Allerdings, eine Frau, die nicht merkt, wenn sich jemand im Schlaf über sie "her macht", ist entweder eine Alkoholleiche oder eine sonstige Leiche. Der Straftatbestand wäre dann nicht Vergewaltigung, sondern Leichenschändung. Wenn sie sich nur tot gestellt hat, weil ein Messer im Spiel war und die Täterbeschreibung mal wieder fehlt , dann sollten wir jetzt vielleicht ein anderes verbotenes Lied singen.
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  • Norbert Sandmann
    Sie haben vergessen die KO-Tropfen zu erwähhnen. Dann wären wir wieder bei Vergewaltigung in l. gefährlicher Körperverletzung mit Vorsatz.
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  • Heike Pauline Grauf
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  • Heike Pauline Grauf
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  • Heike Pauline Grauf
    @Norbert Sandmann
    Sehr geehrter Herr Sandmann, leider sind meine zwei Antwortversuche an Sie von der Main Post mit der allseits bekannten Begründung nicht freigegeben worden. Ich werde Sie Ihnen per Post oder Email an Ihre ID-Adresse bei der Main Post-Kommentarspalte zukommen lassen.
    MfG HPG
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  • Werner Kohl
    Hallo Frau Grauf,
    auch mir ist dies schon mehrfach passiert - zuletzt bei meinem Antwort-Versuch an Frau Engert wegen ihrer frechen Unterstellung fehlenden Anstands.
    Mir ist es unbegreiflich, wie gewisse Redakteure meinen, dass ich gegen Kommentarregeln verstoßen hätte, obwohl ich sehr auf guten Ton und Sachlichkeit achte.
    In Bezug auf meine diversen Postings zum Thema Klima hatte ich auch den Eindruck gewonnen, dass der Redakteur einfach nicht akzeptieren wollte, dass meine - begründete - Meinung vom Mainstream abweicht.
    Vielleicht ist es an der Zeit, das Abonnement zu kündigen.
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  • Heike Pauline Grauf
    @Werner Kohl
    Ach, Herr Kohl! Willkommen im Club. Nun fühle ich mich nicht mehr so alleine. Ich dachte, es passiert nur mir. Und wenigen anderen. Es wird allerdings gemunkelt, dass viele schon die Lust am Kommentieren verloren haben. Ich verstehe die Kommentarregeln nicht wirklich. Wir sollten dennoch das Abo nicht kündigen. Ich habe eine bessere Idee.
    Ich schreibe auch Ihnen an Ihre MP ID.👻✌️
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  • Rüdiger Schmitt
    Anscheinend haben wir in Deutschland keine Probleme, als uns um irgendwelche Liedtexte zu kümmern, die seit Jahrzehnten schon gegrölt wurden - ohne das meines Wissens irgendjemand Schaden dadurch genommen hat.
    Ich finde diesen Artikel in der Aufmachung völlig überflüssig!
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  • Christiane Schmitt
    Die Main-Post hat doch mit der Aufführung dieser menschenverachtenden Lieder gar nichts zu tun. Die Zeitung wird angeprangert aber nicht die Musiker, DJs, Sänger, Mitläufer. Jeglicher Quatsch und jede Brutalität wird in diesem Land unter dem Thema "Kunstfreiheit" oder "Meinungsfreiheit" geduldet. Wen das stört ist spießig oder versteht keinen Spaß. Wenn wirklich alle, die solche Lieder anwidern, spontan diese Festzelte oder Parties gleich verlassen würden, könnte man sehen, wer aus Dummheit oder aus Sympathie sitzenbliebe, da bräuchte es keine Meinungsumfrage. Es zeigt, dass ein bewusster, menschenfreundlicher und gewaltfreier Umgang miteinander immer mehr zurückgeht. Verbote stacheln diejenigen, die das singen oder grölen wollen oder noch gar nicht kannten, noch mehr an. Wie ist das eigentlich mit den (teurer gewordenen) GEMA-Gebühren? Auf den Weihnachtsmärkten spielte man kaum Lieder, weil die Veranstalter nicht zahlen wollten. Bei solchen Veranstaltungen spielt Geld keine Rolle.
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  • Emilie Krenner
    Komm hol das Lasso raus- wir spielen Cowboy und- Moment!- Cowboy/girl und indigene Völker Amerikas.
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  • Hermann Spitznagel
    Wie kann man es allen recht machen?
    Vieles aus dem alten Liedgut und Märchengeschichten sind nicht mehr zeitgemäß.
    Aber ausgerechnet Claudia Roth hätte in Bayreuth statt Wagner gerne "Hänsel und Gretel" auf der Bühne.
    Aber da wird doch eine Frau in den Ofen gestoßen und verbrannt!
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  • Peter Baur
    Glorifizierung von Missbrauch schlafender Frauen wird nicht besser wenn es historisches Liedgut darstellt, zeigt aber die mangelnde Sensibilität der „guten alten Zeit“
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  • Helga Scherendorn
    Nur schlechte Menschen kommen auf schlechte Gedanken
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  • Christine Gerhardt
    Schlechte Gedanken? Es wird explizit im Lied genannt. Vielleicht sollten Sie sich eher fragen welche Menschen sich da KEINE Gedanken machen.
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  • Helga Scherendorn
    Es ist nur ein Lied, keine Gebrauchsanweisung oder ein Aufruf zur Vergewaltigung, Herrschaftszeiten nochemol, benutzt euer Hirn!!
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  • Brigitte Kinz
    Bin mal gespannt, was nächstes Jahr "verboten" wird.
    Wir haben das auch früher u.a. bei Bierzelt-Festen gesungen, mir ist hinterher keine Vergewaltigung bekannt. Man(n) sollte und kann ganz klar zwischen Spaß und konkreter Aufforderung unterscheiden.
    Da müsste man bei jedem Konzert, auch von namhaften Künstlern, erstmal die Texte lesen, übersetzen und zensieren, da gibt es genug sexistische Passagen.
    Also, wo fängt man an, vor allem, wo hört man auf?
    Ich denke, da gibt es im Moment Wichtigeres auf der Welt.
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