
Ballermann und Genderneutralität? Diese beiden Begriffe fallen wohl nur sehr selten in einen gemeinsamen Satz. Umso größer war die Verwunderung über Äußerungen von Robin Leutner in einem Interview mit dem Spiegel. Denn dort kündigte er an, künftig nur noch genderneutrale Lieder zu singen. Robin Leutner, besser bekannt als DJ Robin, wurde 2022 durch den Ballermann-Hit "Layla" deutschlandweit und bis über die Grenzen nach Mallorca hin bekannt.
Doch weniger wegen des Hits selber, vielmehr wegen der Sexismus-Debatte, die dadurch entflammt wurde. In Würzburg nahm diese an Fahrt auf. Im Juli 2022 hatte die Stadt Würzburg beschlossen, dass der umstrittene Song auf städtischen Veranstaltungen, damals war es das Kiliani-Volkfest, nicht mehr gespielt werden darf. Hintergrund ist eine Vereinbarung zwischen der Stadt und der Brauerei Würzburger Hofbräu, die das Festzelt betreibt, dass jede Art von Liedgut mit rassistischem oder sexistischem Inhalt nicht gespielt werden darf. In "Layla" geht es um eine "Puffmutter" mit "geiler Figur und blondem Haar". Deutschlandweit wurde seitdem diskutiert.
Im Gespräch erklärt der 27-Jährige aus Ditzingen (Baden-Württemberg), warum er nun doch "genderneutral" für den falschen Begriff für seine Musik hält, wie er die Vorwürfe im letzten Jahr erlebt hat und wofür er besonders dankbar ist.
Robin Leutner: Ich bin gerade in Köln wegen Karneval, da bin ich heute Abend auf einer Prunksitzung eingeladen als Gast. Die nächsten Tage bin ich dann auch auf diversen Veranstaltungen dort unterwegs. Sonst geht es im Winter aber bei mir ruhiger zu, weil ja Ballermann gerade nicht stattfindet. Das ist aber auch ganz gut so, der Sommer war ja wirklich sehr anstrengend.
Leutner: Ja, das auf jeden Fall. Ich bin glücklicher denn je. Trotzdem bin ich froh, dass es jetzt mal ruhiger ist, um den Kopf freizubekommen und dass ich das alles realisieren kann, was da um mich herum passiert ist. Im Sommer, wenn man von Auftritt zu Auftritt huscht, ist das ja nicht wirklich möglich.
Leutner: Eigentlich ist man einfach nur vollkommen überfordert. Man kann das nicht greifen. Teilweise habe ich mich für die beiden Künstler und ihren Erfolg gefreut, wenn ich "Layla" gehört habe, weil ich gar nicht realisiert habe, dass der Song ja von mir ist. Das war verrückt.
Leutner: Ja, na klar. Wir waren zwei Wochen auf Platz 1 der Charts und dann wurde die Kritik losgetreten und die große Presseoffensive ist auf uns eingeprasselt. Und so wurde "Layla" vom Erfolg zum gigantischen Erfolg, weil dann auch der Allerletzte in Deutschland etwas von dem Song gehört hat.
Leutner: Im ersten Moment habe ich nur Unverständnis gefühlt, wir machen schließlich Mallorca Party Musik, da sind wir weder drauf aus, ernsthafte Themen zu behandeln, noch Songs mit Hintergrund zu schreiben. Wir wollen nur Stimmungsmusik machen, auf die die Leute feiern können, was ja mit "Layla" mehr als gut funktioniert hat. Im zweiten Moment, also so zwei, drei Tage später, habe ich dann absolute Dankbarkeit verspürt, dass so eine Debatte losgetreten worden ist, weil wir dadurch auch nochmal extrem mehr profitiert haben.

Leutner: Klar ist Sexismus ein wichtiges Thema, worüber man auch aufklären sollte und sprechen muss. Nur ob das unbedingt wegen eines Songstexts und wegen der drei Wörter "schöner, jünger, geiler", passieren muss, ist eine andere Sache. Sexismus ist ein wichtiges Thema, aber mit "Layla" hat das nichts am Hut.
Leutner: Also ganz ehrlich, der Ausdruck "genderneutral" passt da nicht so ganz, das ist uns im Nachhinein klar geworden. Wir haben damit nur gemeint, dass wir künftig nur noch Songs schreiben wollen, die Männer und Frauen gleichermaßen mitsingen können. So wie bei unserer neusten Single "Schwiegermutters Liebling". Jeder hat theoretisch eine Schwiegermutter, Frauen als auch Männer, so ist der Song nicht nur auf ein Geschlecht bezogen, sondern es können alle mitsingen.
Leutner: Ja, aber sie singen da über eine Frau. Und nun singen alle über ein Thema, womit jeder zu tun hat.
Leutner: Tatsächlich überhaupt gar nicht. Wenn man einen Song schreibt, setzt man sich hin, überlegt sich eine Idee und schaut, was der beste Text dazu sein könnte. Und dann überlegen wir, bei welchem Thema wir alle mit einbeziehen können. Wir wollen künftig nicht, dass über eine Person gesungen wird, sondern dass Frauen und Männer zusammen über jemanden singen können. Dass sich alle angesprochen fühlen. Aber wir passen nicht auf, gewisse Worte nicht mehr zu verwenden. Das ist uns ziemlich egal.
Leutner: Nee, für uns gab es nie ein Problem mit der Nummer und wird es in Zukunft auch nicht geben.
Leutner: Klar, bei uns geht es immer um die gleichen Themen: Alkohol, Feiern, Party und auch um Frauen. Aber das Sensationelle bei uns ist ja gerade, dass besonders, wenn es in den Songs um Frauen geht, Frauen am allermeisten mitsingen und noch mehr feiern als die Männer. So war es bei "Layla" auch. Da haben mir sogar sehr viele Frauen danach geschrieben, ob man nicht auch so einen Song über ihren Namen machen kann.
Leutner: Ich habe eine Nachricht von einer Mutter bekommen, die im Oktober ihre Tochter namens Layla bekommen hat. Sie meinte, dass ich durch das Lied das Leben der Tochter ruiniert hätte. Aber da war der Song ja schon draußen, also hab ich das nicht ganz ernst genommen.
Leutner: Tatsächlich ganz genauso, ich würde nichts anders machen.
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Ob die Antworten jedem immer gefallen ist fraglich.
Layla ist für eine bestimmte Szene mit Themen wie: Alkohol, Feiern, Party, Frauen gemacht.
Zugegebenermaßen sind das Themen die nicht allen gefallen, doch der Song hat nun einmal eine gewisse Erfolgsgeschichte.
Eventuell auch durch eine gewisse Berichterstattung.
Glaube aber nicht, dass ich das wirklich wissen muss…