„Wow wie schön das hier aussieht“, sagt ein junges Mädchen zu ihrer Sitznachbarin und schaut sich um. Sie meint die detaillierte Wandmalerei im Sitzungssaal des Würzburger Rathauses. Dort, wo sonst Stadträte über die Belange der Stadt diskutieren, sitzen heute engagierte Schülerinnen und Schüler, um sich vor allem mit einem Thema zu beschäftigten: Dem Klimaschutz.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte sie eingeladen, um mit ihm im Rahmen des Würzburger Schülertags (WÜST) ins Gespräch zu kommen. Etwa 50 Jugendliche sind gekommen, knapp eineinhalb Stunden hat sich das Stadtoberhaupt Zeit genommen. Das Motto: "Klima-WÜST. Der Auftakt zum Jahrhundertsommer 2019".
Wie nachhaltig kann eine Schule arbeiten?
In vier Gruppen hieß es zunächst Erfahrungen, Ideen und Meinungen auszutauschen. "Was meint ihr, wie können wir vor allem bei uns in den Schulen mit Nachhaltigkeit profitieren?", fragte eine Schülerin der Gruppe "Nachhaltigkeit" ihre Teammitglieder. Es wurde über wiederverwendbare Behältnisse, Wasserspender und Recycling-Papier diskutiert.
Der OB hatte sich öffentlich bereits mit den Anliegen der Jugendlichen auseinandergesetzt. Auslöser waren die Freitagsdemos der "Fridays for Future"-Bewegung in Würzburg. In der anschließenden Diskussion mit den Schülern zeigte er auf, was die Stadt zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit bereits unternommen und in Zukunft vor hat. So beziehe die Stadt beispielsweise seit 2012 ausschließlich Ökostrom, das gelte sowohl für das Rathaus, als auch für die städtischen Schulen. "Dem Staat kann ich das nicht vorschreiben, der muss darüber selber entscheiden", antwortete Schuchardt auf die Frage, ob dies auch für die staatlichen Schulen im Stadtgebiet gilt. "Ich denke, das ist eine Anregung, die ihr als SMV entsprechend bei den Schulleitern anfragen könnt. Und wenn es keinen Ökostrom gibt, dann sagt, dass ihr das möchtet."
Schüler: ÖPNV-Vernetzung ist ausbaufähig
Laurenz Deppisch vom Deutschhaus Gymnasium konfrontierte den OB mit der seiner Meinung nach ausbaufähigen Vernetzung der öffentlichen Verkehrsmittel. "Außerdem lässt die Verlässlichkeit der Busse zu Wünschen übrig", sagt der 14-jährige Teamleiter der Gruppe "ÖPNV". Habe ein Jugendlicher einen wichtigen Termin, den er auf keinen Fall verpassen darf, greife er lieber zu einem anderen Transportmittel, als mit dem Bus zu fahren. Zudem seien die Preise für Kinder und Jugendliche nicht angemessen. "Wir als Stadt tun in diesem Bereich schon sehr viel", reagierte Schuchardt. "Wir erneuern beispielsweise den kompletten Bestand der Straßenbahnen und subventionieren den ÖPNV, um den Betrieb billiger zu machen." Denn was viele nicht wissen, sagt er, dass ohne die Unterstützung der Kommune, die Fahrpreise wohl doppelt so teuer wären.
Schuchardt sprach außerdem den Verkehr in der Innenstadt an. Ziel müsse sein, "dass die Leute möglichst weit vor der Innenstadt abgefangen werden, dort ihr Auto stehen lassen und lieber zehn Minuten länger in die Stadt laufen."
Stadt gestaltet Pausenhöfe grüner
Der Gruppe "Flächenfraß", die sich unter anderem mit dem Ausmaß von Grünflächen in der Stadt beschäftigte, entgegnete Schuchardt, dass die Stadt Würzburg bereits angefangen habe, Pausenhöfe attraktiver zu gestalten. Als Beispiel nannte er die Goethe-Mittelschule im Frauenland und die Walther-Grundschule in Heidingsfeld. "Da machen wir große Sanierungen und möchten auch auf eine andere Freiflächengestaltung haben als den versiegelten Parkplatz, wie er in den 70er Jahren ja gerne gebaut worden ist." Außerdem seien im Bereich der Alten Mainbrücke in Richtung Hotel Walfisch bereits "etliche Parkplätze" weggenommen und stattdessen zehn neue Bäume gepflanzt worden.
Gemeinsam mit dem Schülerladen Würzburg und der Stadt sollen durch die Veranstaltung folgende Ziele erreicht werden: Sich gemeinsam mit der Stadt mit den Chancen und Problemen der Stadt auseinanderzusetzen, die Distanz zwischen Politik und Jugendlichen abzubauen und die Gestaltungsmöglichkeiten und Grenzen einer Kommune aufzuzeigen. Wurde das geschafft? Geschafft, meinte Lisa-Marie Herbert von der St.-Ursula-Schule am Ende der Veranstaltung. "Wir haben hier heute auf jeden Fall viele neue Dinge gelernt. Und gemerkt, dass der Stadt der Klimaschutz auch am Herzen liegt."
"Es ist total wichtig, dass wir diese Dinge diskutieren, ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass die Masse an Worten oftmals etwas Erdrückendes haben kann", sagt dagegen der 18-jährige Benedikt Schürzinger, der unter anderem auch die Klimademos in Würzburg organisiert. "Ich sag mal so: Zehn Bäume am Main sind schön, 1000 Bäume wären ein Anfang." Deshalb werden sich die Schüler auch weiterhin mit dem Thema des Klimaschutzes beschäftigen, und "weiterhin auf die Straßen gehen, um zu demonstrieren." Am 1. März findet die nächste Freitagsdemo statt. Beginn ist um 14 Uhr am Würzburger Hauptbahnhof.