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Würzburg
Schluss für Traditionscafé in Würzburg: Nach 111 Jahren schließt das Café Michel am Marktplatz
Das wohl bekannteste Café in Würzburg schließt Mitte August. Wie es danach in dem geschichtsträchtigen Kaffeehaus am oberen Markt weiter geht.
111 Jahre nach der Eröffnung am oberen Markt endet eine Ära: Das Café Michel schließt.
Foto: Thomas Obermeier | 111 Jahre nach der Eröffnung am oberen Markt endet eine Ära: Das Café Michel schließt.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Mitte August enden 111 Jahre Familiengeschichte in Würzburg: Melanie Michel, Betreiberin des Café Michel am oberen Markt, hört auf. Die letzten 20 Jahre leitete sie das Kaffeehaus und setzte damit in vierter Generation die Bäcker- und Konditor-Tradition ihrer Familie fort. Gemeinsam mit ihrer Familie habe sie sich nun aber für das Aus entschieden, schreibt sie in einer Pressemitteilung. "Respekt, Dankbarkeit, Zufriedenheit", diese drei Worte verbinde sie mit den zwei Jahrzehnten, in denen sie die Leitung des Traditionshauses inne hatte. "Gemeinsam mit unserem hervorragenden Team haben wir viele Höhen erlebt, auch manche Tiefen durchgestanden", so Michel. 

Die Geschichte des Würzburger Traditionscafés ist lang und bewegt. Begonnen hat sie 1911. Das heute historisch anmutende Gebäude des Café Michel am Marktplatz 11 ist damals keine 20 Jahre alt. Bis 1895 stand dort am oberen Markt der ehemalige Hof Klingenberg, der abgerissen wurde und an dessen Stelle das repräsentative Geschäftshaus gebaut wurde. Melanie Michels Urgroßvater Florian Michel, bis dahin Bäckermeister in Höchberg, übernimmt 1911 das Kaffeehaus mit Bäckerei in den Räumen des damaligen Café Wolpert.

Kaffeehaus wird zu einem beliebten Treffpunkt in Würzburg

Es folgen die 20er-Jahre, zunächst geprägt von der Hyperinflation, in der das Kilo Brot schon mal über 200 Milliarden Mark kostet. In den "Goldenen Zwanzigern " gestaltet Florian Michel das Kaffeehaus komplett um und es wird zum beliebten Treffpunkt in der Stadtmitte. 

Nach Wiener Vorbild gestaltet: Das Haus am Marktplatz 11 auf einer Zeichnung des Stadtarchivs. Der vordere Teil des Gebäudes ist heute dem s.Oliver-Neubau gewichen. 
Foto: Ingrid Rack | Nach Wiener Vorbild gestaltet: Das Haus am Marktplatz 11 auf einer Zeichnung des Stadtarchivs. Der vordere Teil des Gebäudes ist heute dem s.Oliver-Neubau gewichen. 

Doch die Zeiten bleiben nicht rosig: Die Weltwirtschaftskrise, die Machtergreifung Hitlers und schließlich der Zweite Weltkrieg - die Geschichte beutelt auch das Kaffeehaus und die Familie Michel. Hans Michel, Sohn von Bäckermeister Florian Michel, verliert im Krieg einen Arm, in der Bombennacht am 16. März 1945 wird das Café Michel fast bis auf die Grundmauern zerstört. Mit den aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Söhnen baut Florian Michel sein Geschäft wieder auf, in den 5oer-Jahren übernimmt Sohn Hans Michel die Leitung. 

Tanzbälle, Schachabende und ein 5-Uhr-Tee werden zur Tradition

Gemeinsam mit seiner Frau Luise, einer Ballerina, bringt er in den nächsten Jahren Wiener Kaffeehaus-Flair nach Würzburg: Tanzbälle, Schachabende und ein 5-Uhr-Tee werden zur Tradition im Café Michel. Und noch heute lässt sich an den alten Holztischen neben der geschwungenen Treppe und den großen Fenstern erahnen, wie glamourös es damals zugegangen sein muss.

Das Café Michel 1980.
Foto: Silvio Galvagni | Das Café Michel 1980.

1977 übernimmt der Sohn von Hans Michel, Florian Michel, das Kaffeehaus. Der Vater von Melanie Michel, begründet die Konditorei in ihrer heutigen Form. Seitdem sind handwerklich feinste Pralinen, edles Gebäck und aufwendige Torten und Strudel das Aushängeschild des Cafés. 

2002 tritt dann Melanie Michel in die bereits großen Fußstapfen, die ihr Vater, Großvater und Urgroßvater ihr hinterlassen haben und übernimmt das Geschäft. Sie knüpft an die Anfänge des Kaffeehauses an und öffnet nach 60 Jahren den ersten Stock des Hauses wieder für die Kaffeegäste. Denn neben Strudeln und Torten gehört auch der ungestörte Rundumblick, den man aus dem ersten Stock des Kaffeehauses auf den oberen Markt hat, zum Markenzeichen des Cafés.

Gemeinsam mit ihrem Team habe sie das "traditionsreiche Café in eine neue Zeit getragen", schreibt die gelernte Hotelfachfrau, Betriebswirtin, Dolmetscherin und Konditormeisterin in der Pressemitteilung. "Wir selbst haben uns als Menschen weiterentwickelt und gemeinsam mit meinem Partner habe ich vor einigen Jahren eine Familie gegründet. Zusammen mit unseren Kindern wollen wir noch einmal neue Wege beschreiten. Die Entwicklungen und Veränderungen der letzten Jahre sind hierbei ein Anlass gewesen, innezuhalten, nachzudenken und haben mit zu unserer Entscheidung beigetragen", beschreibt Michel ihre Gedanken zu ihrem Rückzug. Jetzt gelte es für sie, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen. "Dazu gehört auch, mit ihnen gemeinsam die Ära so gut enden zu lassen, wie sie begann und war."

Handwerksbäckerei "BrotHaus" wird neuer Pächter des Cafés Michel

Ihr Vater Florian Michel wird weiterhin der Verpächter des Hauses bleiben, schreibt Melanie Michel in der Pressemitteilung. Die Pacht wird künftig die Handwerksbäckerei und Konditorei "BrotHaus" aus Burgbernheim (Landkreis Neustadt a. d. Aisch) haben, die ebenfalls in fünfter Generation im Bäckerhandwerk zu Hause ist. "Wir freuen uns auf die wunderbare Aufgabe, das Café Michel zusammen mit seinem Team in die Zukunft zu führen", sagt Geschäftsführer und Inhaber Marcus Fischer. Er ist dankbar für das große Vertrauen der Familie Michel. 

 
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  • reutjo
    Fragen Sie einen nächtlichen "Türenprüfer...

    wo er in der Innenstadt zur Nachtzeit die meisten *Vierbeinigen Nachtaktiven Tiere, wie zB Ratten oder Marder, auf seinen Rundgängen sieht. Er wird höchstwahrscheinlich die Stich-
    strasse zw. Falkenhaus und besagten Gebäude nennen. Da gibt es doch einen Grund, der mir
    nicht bekannt ist, geben. Beton fressen diese Tiere bestimmt nicht.
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  • kej0018@aol.com
    @reutjo

    Ich kann Ihnen auf Anhieb zwei weitere (Groß-)Bäckereien nennen, in deren Umfeld ebenfalls Fallen für die unliebsamen Vierbeiner zu finden sind - das ist nun mal ein immer wiederkehrendes Problem bei Lebensmittelproduzenten- bzw. verarbeitern. Bei den Bäckereien sind ausserdem noch häufig die Tierchen zu finden, die selbst atomare Schläge überleben, das ist so und ein nur äusserst schwer loszuwerdendes Problem. Mit anderen Wortebn: bei vielen anderen Betrieben ist das leider ebenso.
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  • isabellaihrig@web.de
    Egal was hier weitergeht, in jedem Fall muss ordentlich in die Sanitäranlagen für Gäste investiert werden. Der Zustand der Toilette ist ein Grund, weshalb ich dort nicht mehr zu Gast sein wollte.
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  • margarete-leleithner-fife@web.de
    Sind zwar etwas antiquiert, aber immer sehr sauber!
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  • isabellaihrig@web.de
    Dann versuchen Sie mal mit Rollator da rein zu kommen.....
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  • Sonntagsblatt
    Schade! Sehr schade! Wäre in Wien undenkbar. Da stehen solche Kaffeehäuser nämlich unter Denkmalschutz, weil die Stadt weiß, was sie an solchen Anziehungspunkten hat. In Würzburg interessiert sowas die Stadt nicht. Jetzt gibt es mit Kiess nur noch ein echtes altes Traditionscafé. Mal schauen, wann es zumacht. Städte wie Bamberg, Nürnberg oder Frankfurt haben da ganz was anderes zu bieten. Glücklicherweise ist man in einer Stunde dort. Meint Jerzy.
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  • gabcht20581207
    Bitte das Brandstetter nicht vergessen. Legendär Frühstück mit Eier im Glas und Hoernla.
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  • gowell70@yahoo.de
    Irgendeine Dönerbude wird in dem Laden schon weiter machen.....egal...the times, there are a' changin'...
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  • giacomo
    @GWM: Wieso Dönerbude? Der Nachfolger ist doch schon bekannt!
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  • matze.erlabrunn@gmail.com
    Sie erwarten aber nicht, dass der Kommentator den Artikel vorher gelesen hat?
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  • holzwurmxxx
    Es ist sehr schade, dass ein Geschäft mit so hervorragender Qualität vom Markt verschwindet. Das Süße wird uns fehlen. Was gleiches oder besseres kommt gewiss nicht nach. Aber zum Glück gibt es wieder hervorragendes Brot in Würzburg. Wir kaufen nur noch bei Düll in der Theaterstraße unser Brot. Ein junger Bäckermeister der sein Handwerker versteht und kein Filialist wie leider so viele.
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  • clubfan2@gmx.de
    es gibt schon noch ein paar Handwerks Bäckereien...

    die machen nur nicht so viel Werbung und bekommen
    soviele "Lesezeit" wie der Schaubäcker in der Mainpost...
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  • gabcht20581207
    Versuchen Sie mal den Bäcker Hanselmann, das ist Handwerk.
    Leicht erreichbar in der Hofstrasse.
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  • clubfan2@gmx.de
    oder die Bäckerei Gehrold
    in der Sanderstr. und Münzstr...
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  • klafie
    schade, dass das "Michel" schließt, war auch des öfteren dort. Der jetzige Betreiber/in Melanie und ihren Mann kenne ich sogar persönlich ein bisschen, schade, dass die beiden nun dicht machen. Hier sieht man wohl auch, was Corona in den letzten beiden Jahren alles geschafft hat.
    Vielleicht steckt auch ein privater Grund dahinter , dass eben beide kürzer treten möchten, da sie ja auch eine Familie haben und die Kinder auch mal am Wochenende was von ihren Eltern haben möchten und nicht schon Tag für Tag um 4 Uhr in Backstube und dann später im Laden stehen müssen. Aber ob ich dieses neue Geschäft von innen her nochmals sehen werde ist fraglich, 150 Meter weiter unten gibt es ja Gott sei Dank noch den Brandstetter, gehen wir halt dort hin!
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  • Frasie
    Beim Brandstetter gibt es zwar genauso tolle und superleckere Angebote, jedoch ist das Cafe sehr ungemütlich , laut (auch vom Bedienungspersonal her) und macht allerhöchsten mit einer Gruppe Spaß. Die super freundlichen Bedienungen vom Michel und das herzliche Willkommen der Chefin werden einfach fehlen. Alles Gute allen!!
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  • Puma112
    Sehr, sehr schade, dass wieder ein lokaler Betrieb schließt. Ich kann es aber nachvollziehen. Die bürokratischen Auflagen und Pflichten sind kaum mehr zu bewältigen. Es gibt auch keinen Nachwuchs im Handwerk. Wer macht noch Bäcker? In naher Zukunft gibts Brot nur noch vom Band. In unser Gesellschaft will sich keiner mehr die Hände schmutzig machen, nur angeben und wichtig tun. Stärkt endlich die lokalen Unternehmen und das Handwerk.
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  • 91189
    Dann klagt ja gar keiner mehr über das laute Weindorf .
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  • micha.fries@t-online.de
    Jammerschade dieses Traditionshaus zu schließen!
    Aber das ist halt die unternehmerische Freiheit.
    Brothaus ist nicht schlecht, wird aber keinesfalls ähnliche individuelle
    Backwaren anbieten können.
    Insgesamt also wieder mal ein herber Verlust für Würzburgs Innenstadt.
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  • komsan
    Mit Brothaus kommt ein überragender Bäcker. Wird mal Zeit das der endlich bis Wü vorstösst.
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