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WÜRZBURG
Das Haus Marktplatz 11: Nach Berliner und Wiener Vorbildern
Nach Wiener Vorbildern gestaltet: Das Haus am Marktplatz 11 (heute Café Michel und s.Oliver) auf einer Zeichnung aus dem Stadtarchiv.
Foto: I. rack | Nach Wiener Vorbildern gestaltet: Das Haus am Marktplatz 11 (heute Café Michel und s.Oliver) auf einer Zeichnung aus dem Stadtarchiv.
Von Renate Schindler
 |  aktualisiert: 17.09.2010 15:20 Uhr

Die Jahre um 1895 waren eine Zeit großer baulicher Veränderungen in Würzburg. Mit dem Abriss des Sandhofs war die Grundlage zur Verbreiterung der heutigen Schönbornstraße gelegt worden. Bereits zuvor war das alte Landgericht, das den Kürschnerhof zur Domstraße hin abschloss und nur für Fußgänger und die kleine Pferdebahn passierbar machte, abgerissen worden.

Aber auch am Oberen Markt griff die Stadt regulierend ein: Der ehemalige Hof Klingenberg (heute Marktplatz 11), damals das Gasthaus zum Württemberger Hof, ragte deutlich weiter auf den Marktplatz als das benachbarte Falkenhaus. 1895 erwarb die Stadt das Grundstück und ließ das Gebäude abreißen.

Aus den Bauakten des Stadtarchivs geht hervor, dass das neue Haus deutlich aufwändiger gestaltet werden sollte als der eher schlichte Vorgängerbau, von dem auch noch ein Foto erhalten ist. Das Erdgeschoss und das darüberliegende Mezzanin (das Halb- oder Zwischengeschoss) waren für Geschäftsräume bestimmt, die mit ihrem Chic und der großflächigen Verglasung an Berliner oder Wiener Vorbilder erinnerten.

Die drei oberen Geschosse waren offensichtlich für repräsentative Wohnungen mit Balkonen und Erkern vorgesehen. Eigentümer des Neubaus war der Bäckermeister und Weinwirt Sebastian Wolpert, dessen Name sich auch schon in der Fassadenskizze findet.

In der Bauakte finden sich Hinweise, dass der Eigentümer der rechten Gebäudehälfte, der Kaufmann Langlotz, andere Vorstellungen vom Aussehen der Fassade hatte. Die Stadt aber bestand auf einer einheitlichen Gestaltung. Dem Architekten Rudolf Hofmann schien seine eigene Planung jedenfalls gefallen zu haben: In den Adressbüchern findet er sich als Mieter im Haus Marktplatz 11.

1945 wurde auch dieses Gebäude zerstört. Nur anhand des alten Fassadenplans und der Aufnahmen, die die Ausführung der Pläne bestätigen, lässt sich der Vorkriegszustand dieses Gebäudes detailliert rekonstruieren. Im dem Gebäude befindet sich heute links das Caf é Michel, rechts in einem vollständigen Neubau der sogenannte Flagship-Store von s.Oliver.

Die Autorin Dr. Renate Schindler ist wissenschaftliche Archivarin am Stadtarchiv Würzburg.

 
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