Liebe Frau Düber,
ich erinnere mich noch gut: Als meine Tochter 13 Tage alt war, saßen mein Mann und ich mit dem Laptop auf dem Sofa, zwischen uns das winzige Baby und eine Liste mit Kitas, die wir schon vor Geburt erstellt hatten. Wer in Würzburg einen Kitaplatz ab dem zweiten Lebensjahr möchte, sollte im Wochenbett nicht nur stillen und kuscheln, sondern eine Bewerbung nach der nächsten rausschicken.
Bio-Essen, pädagogische Werte, die zu den eigenen passen, Wohnortnähe... Zu Beginn der Suche ist die Wunschliste lang. Am Ende nehmen die meisten Eltern den Kita-Platz, den sie kriegen - wenn sie überhaupt einen bekommen.
Denn Plätze sind rar, Wartelisten voll - nicht nur in Würzburg: 384.000 zusätzliche Kita-Plätze braucht es laut einer Bertelsmann-Studie 2023 in Deutschland, in Bayern sind es 61.000.
Der Grund ist einfach: wo kein Personal, da keine Betreuung. Deutschlandweit fehlen 98.000 Fachkräfte. In Würzburg gilt es bis 2025 etwa 400 offene Stellen zu besetzen. Da erzähle ich Ihnen sicher nichts Neues. Neu hingegen ist, dass Sie persönlich um Bewerber und Bewerberinnen werben, die sich zu einer sogenannten "Fachkraft mit besonderer Qualifikation" weiterbilden lassen.
Wer bereit ist, über 3000 Euro Weiterbildungsgebühr zu zahlen, kann den Quereinstieg wagen
Wer mindestens 25 Jahre alt ist, Ausbildung oder Studium und drei Jahre Berufserfahrung in bestimmten Bereichen hat, eine Stelle in einer Kita findet und bereit ist, über 3000 Euro Weiterbildungsgebühr zu zahlen, kann den Quereinstieg wagen.
Nach 28 Schulungstagen, gestreckt über 15 Monate Praxiserfahrung in einer Kita, ist die Weiterbildung abgeschlossen. Danach gilt es, sich fünf Jahre zu bewähren, bis man als pädagogische Fachkraft - also wie eine Erzieherin oder ein Erzieher - anerkannt wird.
Sie werben um Quereinsteiger, doch in der Praxis häufen sich eher die Aussteiger
Mit Verlaub, Frau Düber, wer soll das freiwillig machen? Die Liste der infrage kommenden Berufe ist lang: Psychologen, Mediendesigner, Physik- oder Sportlehrer, Mechanikermeister - um nur einige zu nennen. Sie alle verdienen in ihrem originären Beruf weitaus mehr. Und nicht nur finanziell ist die Arbeit in den Kitas schlicht unattraktiv. Schon Berufseinsteiger landen schnell in der Teilzeit - weil sie die Belastung keine 40 Stunden die Woche aushalten oder weil es den Trägern lieber ist, mehrere Teilzeitkräfte anzustellen, um bei Krankheitsfällen flexibler zu sein.
Dazu kommen kaum Karriereperspektiven und durch Langzeitkrankheit ausgedünnte Teams. Während Sie um die Quereinsteiger werben, Frau Düber, häufen sich in der Praxis eher die Aussteiger. Immer mehr Erzieherinnen und Erzieher verlassen den Beruf - weil sie nicht mehr können.
In einer Pressemeldung brüsten Sie sich damit, dass Würzburg als eine von drei Kommunen diese Quereinsteiger-Weiterbildung anbietet und beteuern, damit dem Fachkräftemangel "entschieden entgegentreten" zu wollen.
Ingolstadt stockt das Gehalt der Erzieher auf, München bezuschusst seine Kitas großzügig
Aber glauben Sie wirklich, dass jemand bei dieser Perspektive seinen Job aufgibt, um im Kindergarten zu arbeiten? Ich bezweifle das. Und dann auch noch die Kosten seiner Ausbildung selber trägt - um hinterher schlechter zu verdienen als vorher? Ich vermute nicht.
Wäre es aber nicht sinnvoll, als Kommune dafür zu sorgen, dass die Menschen im Beruf bleiben, die ihn in einer mehrjährigen Ausbildung gelernt haben? Andere machen es vor: In Ingolstadt beschloss der Stadtrat etwa, jeder Erzieherin und jedem Erzieher das Gehalt um 300 Euro im Monat aufzustocken. München bezuschusst seine Kitas seit Jahren großzügig über die "Münchner Förderformel". Andere Städte bieten kostenlose Jahreskarten für den öffentlichen Nahverkehr an, Gemeinde stellen bezahlbare Wohnungen zur Verfügung, um gutes Personal in den Ort zu kriegen. Und viele Städte sind mittlerweile bereit, mehr als den vorgeschriebenen kommunalen Pflichtanteil für die Kitas zu zahlen. Ist Würzburg dazu auch bereit?
Werben Sie dafür, dass Geld für Kitas locker gemacht wird!
Schnell geht der Blick gen Landtag. Ja, der Freistaat hat jahrelang geschlafen, währen die Geburtenraten immer weiter anstiegen. Und ja, der Freistaat könnte mehr zahlen und tun, wenn er wollte. Dennoch: Gebunden sind die Hände der Kommunen nicht.
Vor allem nicht Ihre, Frau Düber. Am Mittwoch hieß es aus dem Rathaus, dass bald eine Expertenrunde zusammenkommen wird, um über die Kita-Finanzierung zu diskutieren. Das ist eine tolle Chance, neue Weichen zu stellen. Nutzen Sie sie! Und als Vorsitzende des Sozialausschusses des Bayerischen Städtetags haben Sie die Kontakte zu den Kommunen. Sie könnten also auch anderorts dafür werben, dass Geld für Kitas locker gemacht wird.
Sie haben zwar nicht alle Zügel in der Hand, aber Sie können mitgestalten. Ich bin gespannt.
Herzlichst,
Ihre Lara Meißner
Abgesehen davon finde ich es gut, daß sie wenigstens etwas versucht, anstatt wir andere nichts zu tun und über alles meckern.
Solche Briefe sollten schon an die Richtigen gerichtet werden.
Ok, es ist auch hier nicht alles einfach (schlechte Bezahlung und viele Vorschriften vom Jugendamt), aber wenigstens die Arbeit am Kind ist toll und macht Freude
Wenn wir ehrlich sind, müssen die Forderungen nach mehr Kitaplätzen etc. (Die ich für richtig halte) auch finanziert werden. Das wird ohne Steuererhöhungen nicht funktionieren. Deshalb bin ich immer wieder verwundert wenn aus der Ecke der schwarz geprägten Opfelsoftkoalition der Ruf nach Steuerreduzierungen kommt. Letztendlich heißt das, der Ruf nach mehr sozialer Gerechtigkeit ist nichts anderes als eine billige Wahlkampfnummer. Nicht nur der C-U, der das S schon lange verloren ging, sondern auch der Magentagelbblauen und der Opflsoftpartei.
Substantielles: Fehlanzeige!
Grünrote Forderungen nach Steuererhöhungen sind albern weil sie gerade jetzt absolut alles schwächen!
Der Laden muss laufen! Aber das sitzt Scholzi und Der Insolvenzspezialist Habeck genüsslich aus!
83,2 Mio minus 1 Ei wohnet wissen oder spüren dass uns in eine drastischen inflationären Rate befinden! Und Sie wollen Steuern erhöhen?
Wenn Sie das mit sozialer Gerechtigkeit auch nicht verstehen, sollten Sie nicht diesen Unsinn verbreiten!
Das wird langsam echt langweilig!
Ich habe Fachkräfte die 5 Jahre Ausbildung haben. Die bekommen als Gehalt TVöD Sue 8a. Dann habe ich Ergänzungskräfte die 3 Jahre Ausbildung haben. Die bekommen TVöD Sue S3. Machen aber die gleiche Arbeit wir die Fachkräfte. Diese müssen eine Berufsbegleitende zusatz Qualifikation machen um auf S8a zu kommen. Wo und wie sollen die neuen Kräfte eingeordnet werden, dass sich das Stammpersonal nicht benachteiligt fühlt?
Wessen Eltern bzw Elternteil Zuhause ist sollte keinen Anspruch auf einen Platz haben. Kinder von Hartz4-Beziehern können generell von den Eltern betreut werden, die haben schliesslich Zeit.
Und das Fehlen dieser damals 2 Jahre inmitten anderer Kinder war für mich sehr gravierend.