
Seit 2013 ist Sebastian Roth bei den Linken aktiv, 2014 wurde er in den Würzburger Stadtrat gewählt. Als OB-Kandidat der Linken machte er 2020 einen guten Wahlkampf: Statt einem Sitz hat die Linke seitdem drei im Würzburger Stadtrat und ist eine eigene Fraktion mit Roth als Vorsitzenden. "In den letzten Jahren hat sich die Linke in Würzburg mit Themen bezogener und fraktionsübergreifender Arbeit einen guten Ruf erworben", sagt Roth. Trotzdem hat der 41-Jährige jetzt verkündet, sein Mandat zum 1. September niederzulegen. Warum?
"Das hat nur persönliche Gründe", sagt Roth. Denn die Zusammenarbeit mit seinen beiden Fraktionskolleginnen Anna-Maria Dürr und Barbara Meyer funktioniere hervorragend. Auch innerhalb der Partei gäbe es aktuell keinen Streit - im Februar war Roth für Äußerungen über Putin auch von Parteikollegen kritisiert worden.
"Ich habe in den letzten Monaten immer stärker gemerkt, dass meine beruflichen und privaten Anforderungen wachsen und ich deshalb mein Mandat als Stadtrat nicht mehr so erfüllen kann wie das mein Anspruch ist", sagt Roth. Zum einen sei er als Lehrer an der Wolffskeel-Realschule seit Corona stärker gefordert. "Man merkt vielen Kindern die Probleme an, die sie durch die Pandemie haben". Zum anderen habe er ab nächsten Schuljahr vier schulpflichtige Kinder, die ihn ebenfalls stärker bräuchten, als bislang.
Erste Frauen-Fraktion des Würzburger Stadtrats
"In einer kleinen Fraktion kann man sich nicht in die zweite Reihe zurückziehen", sagt Roth. Deshalb ginge die Arbeit als Stadtrat für ihn nur ganz oder gar nicht. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen - "auch, weil ich die Kolleginnen nicht einfach im Stich lassen wollte". Als Nachfolgerin soll Petra Pohl, Inhaberin des Grombühler Buchladens erLesen in den Stadtrat nachrücken. Mit drei Stadträtinnen ist die Linke dann die erste Fraktion des Stadtrats, die nur weibliche Mitglieder hat.
Als wichtigen politischen Erfolg sieht Roth das Engagement der Linken für den ÖPNV. "Ich glaube, damit haben wir Verbesserungen angeschoben". Eingesetzt hat sich Roth auch im Bereich der Bildungspolitik für Schulinvestitionen und gegen die Ausgaben städtischer Gelder für den Bau des Kickersstadions oder der Multifunktionsarena.

Als Kommunalpolitiker war Roth in den vergangenen acht Jahren auch öffentlicher Kritik ausgesetzt gewesen. "Damit hatte ich gerechnet. Wer sich in Bayern für die Linke engagiert, muss Gegenwind aushalten können", sagt Roth. Gleichzeitig habe er aber erlebt, dass man trotz politischer Unterschiede fair miteinander umgehen kann. "Den Kollegen Joachim Spatz von der FDP schätze ich zum Beispiel als Kollegen und Gesprächspartner sehr."
Verlässlich, hartnäckig, sympahtisch
Anträge mit der FDP hat die Linke in den letzten Jahren ebenso gemeinsam gestellt wie mit anderen Fraktionen. Seit Herbst 2021 gehört die Linke zusammen mit den Fraktionen FDP/Bürgerforum, FWG, ÖDP und Grüne dem Bündnis "Besser Leben im Bischofshut" an. "Ich habe ihn als verlässlichen Kollegen geschätzt, der den Dingen hartnäckig auf den Grund gegangen ist", sagt Barbara Lehrieder (Grüne), die Roth seit 2014 im Stadtrat als einen "sehr, sympathischen Menschen" erlebt hat.
Der "andere" Roth im Stadtrat, CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth, sagt zur Zusammenarbeit mit dem scheidenden Linken-Chef: "Diese war angesichts der politischen Unterschiede natürlich überschaubar. Privat hatten wir keine Probleme."
Einen Wiedereinstieg in die Kommunalpolitik schließt der Linke Roth nicht aus: "Ich bleibe in der Partei und werde vielleicht politisch wieder aktiv, aber jetzt muss ich erst mal in der Schule und zu Hause aktiv sein."