
Sie regen die Fantasie an und lassen Kinder in magische Welten eintauchen. Auch in Zeiten von Digitalisierung und Internet sind Bücher noch immer eine schöne Abwechslung. Und dazu hilft das Lesen und Vorlesen Kindern, die Sprache zu lernen und den Horizont zu erweitern. Was sind dafür die schönsten Bücher?
Hier geben Redakteurinnen und Redakteure zehn Tipps: eine Auswahl des schönsten Lesestoffs und Lieblingsbücher, bei denen sie und ihre Kinder etwas fürs Leben gelernt haben.
1. Barbara Herrmann und ihre Kinder schwören auf "Die Seeräubermoses"

Nein, ein Geheimtipp ist Kirsten Boie längst nicht mehr, im Gegenteil. Aber manchmal muss man sich ja auch bei berühmten Autorinnen erst aufraffen, sich mit ihnen anzufreunden. Darum kommt hier mein Plädoyer für die Erfolgsautorin Kirsten Boie: Raffen Sie sich auf, es lohnt sich! Nach der dringenden Empfehlung meiner Freundin wurde es im Buchladen direkt die Jubiläums-Edition mit fünf Büchern. Und gleich das erste, Seeräuber-Moses, zog uns trotz (oder wegen?) seiner Sprache voller Seeräuberwörter und Schachtelsätze so sehr in seinen Bann, dass die 320 Seiten in den folgenden Wochen Abend für Abend zur Lektüre wurden.
Die fünf- und sechsjährigen Schwestern lauschten begeistert, wie das Baby Moses als Findelkind bei Seeräubern heranwächst und nach vielen Abenteuern dessen wahre Identität enthüllt wird. Das ist so spannend geschrieben, dass Papa gegen Ende nicht weiterlesen durfte, wenn Mama mal wieder in die Stadtratssitzung musste.
Barbara Herrmann ist stellvertretende Redaktionsleiterin in Kitzingen und liest eigentlich nur noch Zeitungsartikel und Kinderbücher (vor), will ihre Lesebegeisterung aber endlich wieder aus dem Dornröschenschlaf wecken.
2. Beate Spinrath-Beck empfiehlt "Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst"

Zippel ist ein kleines Schlossgespenst. Und wer gedacht hat, dass das "Schloss" für dieses große Gebäude mit Türmen steht, in dem einst Könige und Prinzessinnen hausten, der irrt sich gewaltig: Zippel wohnt in einem Türschloss der Altbauwohnung von Paul und seiner Familie. Als Paul eines Tages aus der Grundschule nach Hause kommt, begegnet er dem Gespenst, als er seinen Schlüssel in besagtes Schloss stecken will. Die beiden freunden sich an, doch dann erzählt Pauls Mama, dass das alte Haustürschloss einem neuen weichen soll. In dem könnte Zippel nicht mehr wohnen und so machen sich die beiden auf die Suche nach einem neuen, alten Schloss für ihn.
Bis sie eins finden, sorgt Zippel noch dafür, dass Paul nicht mehr von seinen gemeinen Klassenkameraden geärgert wird und trägt dazu bei, dass Pauls Papa in einer schwierigen Lage geholfen werden kann. Ein großer Spaß ist das Vorlesen und selbst Lesen, denn Zippel spricht und singt gerne in Reimen, zum Beispiel über Pipi und Kacka. Dass man Lebensmittel essen kann und dass die dann in anderer Form wieder rauskommen, ist dem Gespenst nämlich völlig neu. Illustriert ist das Buch, das vom Verlag ab 6 Jahren empfohlen ist, von Axel Scheffler, bekannt für den Grüffelo und viele weitere erfolgreiche Kinderbücher.
Beate Spinrath-Beck ist Redakteurin bei den Sonderpublikationen und hat zwei Töchter im Alter von 8 und 2 Jahren. Sie hat selbst als Kind viel gelesen und auch die Bücherregale ihrer Kinder sind gut gefüllt, vor allem, seit die große Tochter selbst liest.
3. Julia Back hat mit "Lieselotte Weihnachtskuh" einen besonderen Tipp zur Weihnachtszeit

Nicht nur meine Kinder freuen sich auf den Heiligabend, sondern auch Postkuh Lieselotte. Schließlich wünscht sie sich sehnlichst einen Schlitten! Die Tiere hatten zusammen mit der Bäuerin sogar eigene Wunschzettel geschrieben. Doch dann muss Lieselotte am Heiligabend im Postamt feststellen, dass die Wunschzettel gar nicht abgeholt wurden. Und es war ihre Schuld! Ohje! Bekommt jetzt etwa keiner Geschenke? Das kann die Postkuh nicht auf sich sitzen lassen – sie wird kurzerhand zur Weihnachtskuh. Zum Glück erkennt Lieselotte nach viel weihnachtlichem Werkeln, dass Geschenke gar nicht das Wichtigste an Weihnachten sind. Und da müssen dann sogar die kleinen Leserinnen und Leser zustimmen. Zumindest ein bisschen.
Julia Back ist Redaktionsleiterin Rhön und liest ihren beiden Töchtern jeden Abend vor dem Schlafen eine Geschichte vor – meistens bleibt es nicht bei einer. Als Getränk zu der Geschichte empfiehlt sie eine Schneemannsuppe: stilecht dekorierte Marshmallows in heißem Kakao.
4. Désirée Schneider mag "Die Brüder Löwenherz", bei denen die Kinder was fürs Leben leben

Der schwerkranke kleine Karl "Krümel" Löwe weiß, dass er bald sterben wird. Um ihm die Angst vor dem Tod zu nehmen, erzählt ihm sein Bruder Jonathan Geschichten von Nangijala - einem Land, in das man nach dem Tod komme, um dort die tollsten Abenteuer zu erleben. Doch dann stirbt überraschend auch Jonathan, bei dem Versuch, seinen Bruder zu retten. Nach ihrem Tod finden sich die Brüder im Kirschblütental in Nangijala wieder, wo für sie ein spannendes Abenteuer beginnt.
Das Thema Tod in einem Kinderbuch aufzugreifen – dafür hat Astrid Lindgren 1973 bei der Veröffentlichung von "Brüder Löwenherz" viel Kritik erhalten. Dabei ist die Geschichte über die Liebe zwischen Jonathan und Krümel sowohl zeitlos als auch berührend. Lindgren gibt hier eine liebevolle und kindgerechte Antwortmöglichkeit auf die immerwährende Frage "Was kommt nach dem Tod?". Einfühlsam und dennoch mit der nötigen Deutlichkeit gibt sie Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder behutsam an das Thema Tod heranzuführen. Ein absoluter Kinderbuch-Klassiker, an den man einfach sein Herz verlieren muss.
Désirée Schneider ist Volontärin und liest so ziemlich alles querbeet, vor allem Fantasy und Krimis. Auch die Bücher ihrer Kindheit stehen noch immer in ihrem Regal – denn dafür ist man nie zu alt.
5. Aurelian Völker empfiehlt "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab"

"Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?", lautet der Titel des Klassikers von MacBratney und Anita Jeram. In diesem Buch, das mit vielen kindgerechten Zeichnungen illustriert ist, will der kleine Hase dem großen Hasen vor dem Schlafengehen erklären, wie lieb er ihn hat: Er hat ihn lieb, so lange wie seine Arme sind. Oder so hoch, wie er hüpfen kann.
Doch der große Hase hat noch längere Arme und kann noch höher hüpfen. "Ich hab dich lieb bis zum Mond", flüstert der kleine Hase, bevor er seine Augen schließt und bei einem Gute-Nacht-Kuss des großen Hasen einschläft. Ein Kinderbuch, für das es keine Altersgrenzen gibt und das zeigt, wie lieb man sich - nicht nur in der Beziehung Eltern-Kind - haben kann. Wichtig in Zeiten, in denen es gefühlt immer mehr Hass auf der Welt gibt.
Aurelian Völker ist Volontär und liest in seiner Freizeit leider viel zu selten, ist aber großer Fan der Bücher von Dan Brown.
6. Julia Lucia hat ihren Töchtern "Fräulein Schmalzbrot und Billie Ballonfahrer" vorgelesen

Es geht nicht mit, aber auch nicht ohne. Wer Geschwister hat, kann die Höhen und Tiefen des Geschwisterdaseins von Fräulein Schmalzbrot und Billie Ballonfahrer mehr als nachvollziehen. Auch wer keinen Bruder oder keine Schwester hat, lacht gerne über die liebevollen, manchmal etwas bissigen Geschichten von zwei äußerst unterschiedlichen Schwestern. Autorin Rieke Patwardhan schafft es auf humorvolle Weise, dass sich sowohl Kinder als auch Eltern in den Abenteuern von Fräulein Schmalzbrot und Billie Ballonfahrer wieder erkennen.
Meine zwei Töchter kicherten jeden Abend bei den Streichen von Billie und ihrer Schwester, und auch ich hatte großen Spaß beim Vorlesen. Ich hätte zwar nach dem Ende nicht gleich wieder von vorn anfangen müssen, aber was soll's. Wie gut, dass es einen zweiten Teil gibt, in dem der indische Opa das Leben der zwei Schwestern auf den Kopf stellt. Genauso lustig und genauso liebevoll illustriert wie der erste Band. Wirklich schade, dass es keinen dritten gibt.
Julia Lucia ist Redakteurin in Kitzingen und freut sich, dass sie wenigstens noch ihrer kleinen Tochter (fast 10) vorlesen darf. Die große Schwester (fast 12) ist mittlerweile begeistert in die Welt von Harry Potter abgetaucht – ohne Mama, die als Kind Hanni und Nanni sowie Bille und Zottel verschlang.
7. Karoline Keßler-Wirth hat in Ihrer Kindheit "Ronja Räubertochter" gelesen

Schon ihre Geburt wird von einem lauten Donnerschlag begleitet: Ronja, die Räubertochter, ist ein ganz besonderes Kind. Wild, frei, furchtlos. Mit ihren Eltern und der Räuberbande ihres Vaters Mattis lebt Ronja gemeinsam auf einer Burg im Wald. Dort trifft sie auf Birk, den Sohn der verfeindeten Räuber-Sippe und freundet sich mit ihm an. Für die tiefe Freundschaft zu Birk setzt Ronja sogar die Liebe ihres Vaters aufs Spiel, denn als die Eltern ihnen verbieten, Freunde zu sein, fliehen Ronja und Birk gemeinsam in den Wald und leben eine Zeitlang in einer verlassenen Bärenhöhle.
Rund um ihre Höhle wimmelt es nur so von Gefahren und merkwürdigen Gestalten wie Graugnomen und Wilddruden. Das macht das Leben allein im Wald nicht gerade einfach für die beiden Kinder. Ronjas Geschichte ist ein einziges Abenteuer, eine Liebeserklärung an den Mut und an die Freiheit, an die Schönheit der Natur, an die Freundschaft und auch an die Beziehung zu den eigenen Eltern.
Karoline Keßler-Wirth ist Printchefin Mantel und liest von Kitsch bis zu den Klassikern alles, was sie in die Finger bekommt. Stundenlang.
8. Kristina Kunzmann empfiehlt "Oma schreit der Frieder"

So ein Schnitzel, das im nagelneuen Spielzeugbagger serviert wird, das wäre schon mal was! Oder Gummibärchen, die auf Sträuchern wachsen. Für alle Wünsche, die durch Frieders unbekümmerten Kinder-Kopf geistern, hat Oma in Gudrun Mebs' "Oma schreit der Frieder" eine Idee. Es regnet? Dann machen wir eben Picknick im Straßenbahnhäuschen. Frieder will endlich eine fremde Sprache lernen? Dann denkt sich Oma eben eigene mit Fantasiewörtern wie "Ebele Bluusi" aus.
Gudrun Mebs erzählt von Oma und Frieder mit viel Ironie, klugem Humor, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Was die Botschaft hinter den Geschichten ist, war der kleinen Kristina natürlich noch nicht klar, der erwachsenen heute schon: Es gibt für jedes Problem, jede Herausforderung eine Lösung. Man muss nur kreativ sein und Ideen haben.
Kristina Kunzmann ist Redakteurin in der Rhön und verbringt noch heute gerne Zeit mit ihrer Oma, auch wenn die ihr mittlerweile keine Geschichten mehr vorliest.
9. Lena Berger kennt "Kalle Körnchen – ein kleiner Sandmann kommt groß raus" auswendig

Kalle Körnchen ist weder besonders mutig noch besonders stark. Der kleine Traumwichtel will nur in seiner Hängematte liegen, sich die schönsten Träume ausdenken und sie in schimmernde Traumblasen verpacken, die der Sandmann in der Nacht an die Kinder verteilt. Sein Leben ändert sich schlagartig, als der Sandmann in den Urlaub fährt und Kalle als sein Stellvertreter bestimmt wird. Plötzlich hat er alle Hände voll zu tun.
Aus der Reihe tanzende Schafe einfangen, Traumdiebe schnappen, Sternschnuppen das Fliegen beibringen. Was ein Glück, dass mit Frechdachs Flick immer an seiner Seite ist und Kalle Körnchen tatkräftig unterstützt. Und als der Sandmann wieder zurückkommt, ist aus Kalle der mutigste und größte Traumwichtel im ganzen Schlummerland geworden.
Lena Berger ist Redaktionsleiterin der Redaktion Sonderpublikationen. Kalle Körnchen können Mama Lena und die fünfjährige Anna schon so gut wie auswendig, so oft liegt es zum Vorlesen auf dem Nachttisch.
10. Für Claudia Kneifel sind "Die Kinder aus Bullerbü" ein absolutes Muss im Kinderzimmer

Das Buch "Die Kinder aus Bullerbü" ist ein Muss für alle Astrid-Lindgren-Fans und gehört einfach zur Weihnachtszeit dazu. Schon als Kind habe ich dieses Buch geliebt. Beschrieben wird der Alltag, die Ferien und die Feiertage in Bullerbü, einem kleinen Ort in Schweden. Der Ort besteht aus nur drei Höfen, in denen zuerst sechs und später mit der kleinen Kerstin dann sieben Kinder wohnen, die zwischen sechs und elf Jahre alt sind. Die Kinder dort haben es so schön: Im Sommer übernachten sie in der Scheune und im Winter konnten sie mit ihren Schlitten sogar bis zur Schule rodeln.
Mein Vater hat mir jeden Abend eine Geschichten aus dem Buch vorgelesen. Und heute lese ich meinen Kindern daraus vor. Meine absolute Lieblingsgeschichte ist die über Weihnachten in Bullerbü. Warum? Weihnachten ist dort so gemütlich und stimmungsvoll. Die Adventszeit beginnt mit dem Pfefferkuchen backen. Dann werden die Tannenbäume im Wald geschlagen und schließlich kommt der Heiligabend. Eigentlich passiert in Bullerbü nichts Spektakuläres, die Autorin erzählt so liebevoll und warmherzig vom ganz normalen Kinder-Alltag. Freue mich, dass auch meine Kinder die Geschichten lieben und wir sie immer und immer wieder lesen.
Claudia Kneifel ist Reporterin der Regionalredaktion. Ihren drei Töchtern liest sie gerne vor, am liebsten aus Büchern aus ihrer eigenen Kindheit.