Drei kräftige Schlucke nimmt Zimmerermeister Martin Söllerspöck auf das Wohl des Bauherrn und des edlen Handwerks, dann zerschellt sein Glas – wie es Tradition ist – am Fuß des Rohbaus. Mit Gesamtkosten von 7,5 Millionen Euro ist die neue Dreifach-Sporthalle nördlich der Grundschule zurzeit das teuerste Bauvorhaben der Gemeinde Giebelstadt und doch nur Teil eines Gesamtprojekts, das Bürgermeister Helmut Krämer gerne als Meilenstein in der städtebaulichen Entwicklung seiner Gemeinde bezeichnet. Eine Außensportanlage für die benachbarte Grundschule, ein parkähnlicher Freizeitbereich und ein großer Parkplatz sollen im Umfeld der Schule entstehen. Am Ende werden es wohl deutlich mehr als zehn Millionen Euro sein, die in das Umfeld von Grundschule und neuer Sporthalle fließen werden.
Noch ist man mit dem Fortgang der Bauarbeiten und der Kostenentwicklung zufrieden. Aufträge im Umfang von rund vier Millionen Euro seien bereits verwirklicht oder an Firmen vergeben, sagt Bürgermeister Krämer. Letzter Akt vor dem Richtfest war das Einsetzen der Dachkonstruktion aus Holz-Leimbindern. Um etwa 100.000 Euro sei der berechnete Kostenrahmen bisher überschritten worden. Angesichts von Lieferengpässen und rasant steigenden Preisen, die die Baubranche gegenwertig beschäftigen, sei dies ein akzeptabler Betrag, so Krämer. Spannend werde nun die Ausschreibung der Hallenfassade.
Als Fassadenhülle hat Architekt Andreas Michel vom Würzburger Architekturbüro Hetterich opaleszente Kunststoffplatten geplant, die auf einer Stahlkonstruktion montiert werden. Nach Norden öffnet sich eine Fensterfront aus Glas und Aluminium. Im zweiten Quartal 2023 soll die Halle bezugsfertig und ab Herbst 2023 für den Schulsport nutzbar sein. Die Tage der kleinen Schulsporthalle sind damit gezählt. Sie wird abgerissen.
Der Baustelle drohen steigende Preise und lange Lieferzeiten
Wetten will Bürgermeister Krämer allerdings nicht darauf, dass der Zeit- und Kostenplan weiterhin wie bisher eingehalten werden kann. Für Stahl und Aluminium seien die Preise derzeit außerordentlich hoch und die Lieferzeiten lang - eine Situation, die bereits seit dem vergangenen Jahr andauert und durch den Ukraine-Krieg verschärft wurde.
Teil des städtebaulichen Konzepts ist der Großparkplatz für 156 Fahrzeuge zwischen neuer Sporthalle und B 19. Die Arbeiten an dem Gelände und der Zufahrt sollen in diesen Tagen abgeschlossen werden. Anfang Mai wird der Parkplatz voraussichtlich eröffnet. Insgesamt kostet dieser Parkplatz rund 1,5 Millionen Euro. 60 Prozent der förderfähigen Kosten steuert die Städtebauförderung bei.
Welche Funktionen der neue Großparkplatz hat
Ein Parkplatz für 1,5 Millionen Euro? Die hohen Kosten haben seitens der Bürgerinnen und Bürger Kritiker auf den Plan gerufen. Bürgermeister Helmut Krämer tritt der Kritik mit dem Hinweis auf die verschiedenen Funktionen entgegen, die an diesen Platz geknüpft sind. Der Fahrzeugverkehr zur Grundschule soll vollständig auf den neuen Parkplatz umgeleitet werden, um in einem nächsten Schritt die Schulstraße weitgehend vom Verkehr zu entlasten.
Außerdem diene der Parkplatz den Anwohnern und trage so zur Entschärfung der angespannten Parksituation in der Ortsmitte bei. Schlussendlich sei der Platz dank seiner umfangreichen Begrünung mit rund 60 Bäumen und viel Gebüsch auch eine optische Aufwertung des Ortseingangs, sagt Bürgermeister Krämer. "Es ist auf den ersten Blick viel Geld, aber 10.000 Euro pro Stellplatz auf einem Parkplatz, der auch noch gut ausschauen soll, sind heutzutage durchaus im Rahmen", so Krämer weiter. Dieser vielfältige städtebauliche Nutzen sei schließlich die Voraussetzung für die Unterstützung durch die Städtebauförderung gewesen.
Der nächste Schritt, der erfolgen soll, ist der Bau der Außensportanlagen mit einem Allwetterplatz, einer Laufbahn und einem kleinen Rasenplatz für den Schulsport, erläutert der Bürgermeister. Das weitere Areal soll dann parkähnlich begrünt werden und den Altort über einen Fußweg mit dem Einzelhandelszentrum nördlich des Langwiesengrabens verbinden. Auch den bisherigen Lehrerparkplatz und das Areal der alten Schulturnhalle will man in diese Gestaltung einbeziehen.
Diskutiert wurde in den Vergangenheit auch der Bau eines privaten finanzierten Ärztehauses im direkten Anschluss an den ehemaligen Gutshof am Ortsteingang. Ein Baufeld für das Vorhaben wurde bereits eingeplant. Ob dieses Ärztehaus gebaut wird, hänge aber von der Entscheidung der privaten Investoren ab, so Krämer.