Mit schuld daran ist die B 19, die die Ortsmitte quasi in zwei Teile zerschneidet. So zumindest die Auffassung der rund 50 Bürger, die zusammengekommen sind, um gemeinsam mit dem Weikersheimer Planungsbüro Klärle ein integriertes, städtebauliches Entwicklungskonzept, kurz ISEK, zu erarbeiten.
Mit Hilfe der staatlichen Städtebauförderung sollen diese Schwächen gelindert und die Ortsmitte mit neuem Leben erfüllt werden. Doch bevor die Regierung von Unterfranken die Aufnahme ins Förderprogramm bewilligt, verlangt sie ein solches Entwicklungskonzept.
Vorarbeiten dazu hat Giebelstadt schon geleistet. Dazu gehört die Gründung der kommunalen Allianz „Fränkischer Süden“, die die Innenentwicklung der beteiligten Gemeinden als eine ihrer Aufgaben sieht. In Giebelstadt selbst beschäftigten sich seit Jahren „Runde Tische“ mit unterschiedlichen Schwerpunktthemen wie der Ortsentwicklung, der Verkehrsplanung, dem öffentlichen Nahverkehr oder den sozialen Angeboten.
Deren Ergebnisse sollen nun ebenfalls in das ISEK einfließen. Das Konzept wird Grundlage für die Entscheidung über konkrete Planungen sein, und für die Fördermittel, die der Staat dafür zur Verfügung stellt. Bevor es so weit kommt, haben die Bürger die Aufgabe, Handlungsschwerpunkte zu definieren.
Im Themenfeld Verkehr steht die Belastung durch die B 19 dabei an erster Stelle. Deren trennende Wirkung stört – vor allem auf Höhe der Gemeindebücherei. Denkbar wäre es deshalb die nur wenige Meter entfernte Ampelanlage vor dem Rathaus ein Stück nach Norden zu versetzen, so ein Vorschlag aus der Bürgerwerkstatt.
Als weitere schwerwiegende Defizite werden der Mangel an zentrumsnahen Parkplätzen, fehlende Fußwegverbindungen und die Verkehrsführung im Bereich Lindenstraße/Lange Gasse angesehen.
Um die Linden- und die Birkenstraße dreht sich auch der Handlungsschwerpunkt, den die Bürger im Bereich Bauen und Wohnen definiert haben. Die Mietshäuser, die dort in den 30er Jahren mit dem Bau des Militärflugplatzes entstanden sind, gehören heute zum Großteil der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BIMA und sind renovierungsbedürftig.
Bürgermeister Helmut Krämer hofft durch die Städtebauförderung auf die nötigen Anreize für die Eigentümer, die Wohnung zu modernisieren und so attraktiven Wohnraum für Familien zu schaffen.
Giebelstadt strebt die Aufnahme ins Förderprogramm „Soziale Stadt“ an. Der sozialen Infrastruktur kommt deshalb besondere Bedeutung zu.
Ganz oben auf der Wunschliste stand bei den Teilnehmern der Bürgerwerkstatt eine gestalterische Aufwertung des Ortszentrums. Die könnte zum zentralen Treffpunkt der Gemeinde werden. Mit einem alten Haus neben dem Rathaus, das abgerissen werden könnte, hat der Gemeinderat dafür bereits einen geeigneten Platz im Visier.
Die Pläne zu konkretisieren, ist nun Aufgabe von Melanie Eisner und Anna Urban vom Planungsbüro Klärle.
In zwei weiteren Bürgerwerkstätten im März sind die Bürger erneut eingeladen, ihre Anregungen mit den Planerinnen zu diskutieren, bevor sich der Gemeinderat mit dem Thema auseinandersetzt und im Mai ein erster Rahmenplan vorgelegt wird.
Um die Bürger noch stärker für die Mitarbeit zu sensibilisieren, hat die Gemeinde in ihrem jüngsten Mitteilungsblatt Fragebögen an die Haushalte verteilt. Am Ende steht die Entscheidung über den genauen Umgriff des Sanierungsgebiets. Für Hauseigentümer ist dies insofern wichtig, weil auch private Investitionen im Sinne des Sanierungskonzepts mit staatlichen Zuschüssen rechnen dürfen.
Welche Fördermöglichkeiten dafür zur Verfügung stehen, soll bei der Vorstellung des fertigen Entwicklungskonzepts im September bekannt gegeben werden.