Seit Montag, 15. März, gelten an den Schulen in Bayern neue Regelungen: Liegt ein Inzidenzwert von unter 50 vor, gehen Grund- und Förderschulen bis Klasse vier in den Präsenzunterricht über; an allen anderen Schulen gibt es Wechselunterricht. Nicht alle Beteiligten sind mit dieser Regelung glücklich.
Wenn es nach Thomas Schulz, Rektor der Eichendorff-Schule Gerbrunn, ginge, hätte er den Wechselunterricht an seiner Grundschule zunächst beibehalten. Für die Mittelschüler seiner Einrichtung findet seit Montag Wechselunterricht statt; dass er für die Grundschüler nun wieder Präsenzunterricht anbieten muss, kann er aus verschiedenen Gründen nicht nachvollziehen.
Zum einen habe es in der vergangenen Woche an der Grundschule einen Corona-Fall gegeben, weswegen sich fast eine ganze Klasse, deren Lehrkraft sowie zwei Studentinnen in Quarantäne befänden. Zum anderen sei der aktuelle Inzidenzwert für Gerbrunn – nicht zuletzt wegen der Lage der Gemeinde am Stadtrand Würzburgs – sehr hoch. Da die Sieben-Tage-Inzidenz im gesamten Landkreis Würzburg nun mit 54,84 bereits wieder über dem Wert von 50 liegt (Stand: 16. März), sei zudem zu erwarten, dass ab kommender Woche sowieso wieder in den Wechselunterricht übergegangen werde. Zum jetzigen Zeitpunkt an der Grundschule Präsenzunterricht halten zu müssen, erscheint Schulz daher wie "ein einwöchiges Experiment mit extrem hoher Gefährdungslage für alle Beteiligten".
Um eine Sondergenehmigung zur Beibehaltung des Wechselunterrichts an seiner Schule hatte sich der Rektor vergeblich bemüht. Seine Anfrage beim Gesundheitsamt Würzburg wurde abgelehnt – laut Schulz mit der Begründung, dass es sich bei Gerbrunn um eine Landkreisgemeinde handele und gemäß des Indizienwerts die Grundschüler in voller Klassenstärke an die Schulen zurückzukehren hätten.
Landratsamt lehnte Anfrage des Schulleiters ab
Im Landratsamt Würzburg bestätigt man auf Anfrage dieser Redaktion, dass derzeit für alle Grundschulen und Grundschulstufen der Förderzentren vom 15. bis 21. März Präsenzunterricht angeordnet sei. "Jeweils am Freitag der Vorwoche bestimmt die örtlich zuständige Kreisverwaltungsbehörde – für die Schulen im Landkreis ist das das Landratsamt – die für den Landkreis maßgebliche Inzidenzeinstufung", heißt es aus der Pressestelle. Hierfür ausschlaggebend sei die freitägliche Sieben-Tage-Inzidenz laut Robert Koch-Institut (RKI). Die Festlegung gelte zunächst für die gesamte folgende Kalenderwoche. Für den Fall, dass sich das Infektionsgeschehen – im Vergleich zum Freitagswert – in den folgenden Tagen stark verändere, könne das Landratsamt aber auch unter der Woche entscheiden, die Unterrichtsform wieder zu ändern.
Zur Anfrage von Schulleiter Thomas Schulz, an seiner Schule vom Präsenzunterricht abzuweichen, äußert man sich im Landratsamt folgendermaßen: Nach der zwölften Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (BayIfSMV) wäre es dem Landratsamt prinzipiell möglich, im Einzelfall, zum Beispiel im Hinblick auf "Hotspot"-Schulen, ergänzende Anordnungen zu erlassen, "soweit es aus infektionsschutzrechtlicher Sicht erforderlich ist". Aber: "Aufgrund der aktuellen Situation betreffend das Infektionsgeschehen, und nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt, wurde entschieden, keine weitergehende Anordnung zu treffen."
Für Schulz "erschließt sich diese Entscheidung nicht ganz". Der Wechselunterricht hätte sich an seiner Schule gut eingespielt, und auch der Elternbeirat hätte dessen Fortführung zugestimmt. "Als Schulleiter muss ich täglich Entscheidungen treffen, die ich verantworten muss – ich hätte mir gewünscht, dass ich in diesem Fall eigenverantwortlich entscheiden kann."
Der Gerbrunner Rektor scheint mit seinem Anliegen nicht allein zu sein. Wegen der seit Montag geltenden Regelungen haben laut Landratsamt bereits zahlreiche Gespräche zwischen Schulleitungen und dem Staatlichen Schulamt sowie mit dem Landratsamt stattgefunden. Es sei bekannt, dass der aktuelle Präsenzunterricht zum Teil zu Bedenken und Verunsicherung in den Schulen und bei den Eltern führe. "Das Staatliche Schulamt Würzburg und das Landratsamt Würzburg stehen im stetigen Austausch bezüglich der Situation in den Schulen, da die Problematiken, Sorgen und Unterstützungsbedarfe vor Ort sehr ernst genommen werden", heißt es aus der Pressestelle des Landratsamtes.
Weder Luftreinigungsgeräte noch FFP2-Masken für Schule
Schulleiter Schulz fühlt sich indes in vielem allein gelassen: Seit einem Jahr gebe es nun Corona – und dennoch habe man an der Schule keine Luftreinigungsgeräte. "Unsere Schule gilt in dieser Hinsicht als nicht förderungsfähig, da man im Gebäude lüften kann", so Schulz. Alle 20 Minuten würde in den Klassenzimmern stoßgelüftet, was aber beispielsweise in der vergangenen Woche aufgrund des starken Sturms oft nicht möglich gewesen sei. Die Gemeinde habe der Schule zur unterstützenden Kontrolle der CO2-Werte in den Klassenräumen C02-Ampeln gestellt.
Auch die Tatsache, dass dem Personal lediglich OP-Masken statt FFP2-Masken zur Verfügung gestellt würden, kann der Schulleiter nicht verstehen: "In jedem Geschäft muss man eine FFP2-Maske tragen." Von seiner Arbeit im Personalrat wüsste er, dass auch in den Kollegien anderer Schulen zum Teil große Verunsicherung und Angst herrsche, sich vor volle Klassen zu stellen.
Schulleiter wünscht sich Selbsttests und Reihentestungen vor Ort
"Der zentrale Aspekt bei jeglichem Sicherheitskonzept ist Abstand", sagt Schulz. "Jetzt haben wir volle Klassen, in denen die Schüler fünf Stunden nah beieinander sitzen." Aus dem Kollegium sei noch so gut wie keiner geimpft. Nachdem in Deutschland die Impfungen mit Astrazeneca seit Montag wegen des Verdachts auf schwere Nebenwirkungen ausgesetzt wurden, befürchtet Schulz weitere Verzögerungen der Impfungen für die Lehrerschaft. "Ich würde mich sofort mit Astrazeneca impfen lassen", so Schulz. Das Risiko, dem er sich täglich in einem Schulhaus mit mehr als 200 Personen aussetze, halte er für höher als eventuelle Nebenwirkungen des Vakzins.
Darüberhinaus sei auch von den angekündigten Corona-Selbsttests noch nichts angekommen – alles, was in seiner Einrichtung an Testungen initiiert würde, beruhe auf Eigeninitiative, sagt Schulz: "Einmal in der Woche lasse ich das Kollegium und die Mitarbeiter, auch die der offenen Ganztagsschule, durch eine Arztpraxis in der Nähe testen." Für die Schüler habe er Zeitslots am Testzentrum an der Talavera reserviert, an denen aber weniger Kinder teilnähmen als bei einem Reihentest an der Schule. "Ein vernünftiger Test muss vor Ort passieren", ist Schulz überzeugt.
Auch er und sein Kollegium hätten den Wunsch, so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren und die Kinder wieder in die Schule zu holen, betont der Schulleiter. Seiner Einschätzung nach sei die aktuelle Gefährdungslage aufgrund der Mutationen aber sehr hoch.
Vermutlich fehlen für letzteres aber die Tests. Die sind ja für freiwillige Jedermanntests verplempert worden.
Fragt mal die Verkäufer/innen, ob es ggfs. besser wäre, wenn der Laden zu ist. Die sitzen seit einem Jahr durchgängig an der Kasse, während die Schulen fast nie offen waren.
Seit einem Jahr konnte man sich mit Hygienekonzepten befassen. Und Lehrer werden nunmehr bevorzugt geimpft und getestet. Und die SChulen öffnen wirklich nur, wenn die Inzidenzwerte niedrig sind.
Und was spricht dagegen, dass die Lehrer sich selbt eine FFP-2-Maske besorgen, wenn diese ihnen lieber ist?
Argument genug?
Richtig - gar nichts. Nirgends sitzen oder spielen im Einzelhandel mehrere!! Menschen auf 10qm für teilweise 8 Stunden mit kaum Hygienemaßnahmen....Legt man die Regeln, die im Einzelhandel zählen auf Schule um, so dürften in manche Klassenzimmer gerade mal 4 Menschen rein....bis zu 15 sind aber dort normal, manchmal sogar noch mehr....in Kita und Förderschulen kann kaum ein Kind die Hygieneregeln einhalten, Masken werden auch eher selten getragen....noch gefährlicher ist, dass auch bei B117 Kinder oft keine Symptome haben oder Eltern diese sogar im Einzelfall mit Medikamenten drücken. Und selbst JEDEM sollte inzwischen aufgefallen sein, dass die Zahlen massiv mit den Schulöffnungen steigen oder eben fallen. Die dritte Welle wird verheerend werden....tausende Leben fordern und das nur, weil nun unbedingt Schule und Kitas öffnen müssen....viele Wissenschaftler bestätigen dies, inkl. RKI
Warum arbeitet die MP das nicht in einem pro- und contra-Bericht ab?