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Karlstadt
Lehrer kritisieren: Unsichere Masken für Schulen in Unterfranken?
Vor dem Lockdown verteilte das Kultusministerium 300.000 Masken an die Schulen. Dass es sich dabei nicht um die versprochenen FFP2-Masken handelt, verärgert viele Lehrer.
Das bayerische Kultusministerium versprach den Lehrern zertifizierte FFP2-Masken. Diese haben aber einige Schulen in Unterfranken nicht bekommen.
Foto: Matthias Balk, dpa | Das bayerische Kultusministerium versprach den Lehrern zertifizierte FFP2-Masken. Diese haben aber einige Schulen in Unterfranken nicht bekommen.
Lukas Kutschera
Lukas Kutschera
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:41 Uhr

Seit Beginn der Pandemie fordern Lehrkräfte sogenannte FFP2-Masken, um den Präzenzunterricht am Laufen halten zu können. Denn diese Art Masken ist, wenn sie das sogenannte CE-Kennzeichen auf der Verpackung trägt, auf ihre Schutzwirkung gegen gesundheitsgefährdende Partikel geprüft und europaweit normiert. Nach monatelangem Warten schien kurz vor den Schulschließungen der Wunsch der Lehrkräfte in Erfüllung zu gehen: Das bayerische Kultusministerium lieferte Anfang Dezember insgesamt 300.000 Masken an die Schulämter im Freistaat.

An den Schulen staunten die Lehrer jedoch nicht schlecht, als sie teilweise anstelle von zertifizierten FFP2- chinesische KN95-Masken in den Händen hielten. Ihre Schutzwirkung war so nicht ohne Weiteres zu erkennen.

"Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte", sagt Josef Grodel, Mittelschullehrer und Vorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart). Die Erwartung vieler Lehrkräfte sei hoch gewesen, nachdem die flächendeckende Versorgung mit FFP2-Masken vom Ministerium angekündigt wurde. "Viele freuten sich über dieses Zeichen der Fürsorge", erzählt Grodel, "nachdem wir seit Schuljahresbeginn permanent einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind."

Außer "warmen Worten" habe man "kaum Maßnahmen für den Schutz unserer Gesundheit" wahrgenommen, so Grodel. Dementsprechend wütend seien seine Kolleginnen und Kollegen, dass sie nun doch keine zertifizierten FFP2-Masken bekommen haben, beschreibt der BLLV-Kreisvorsitzende die Stimmung in seinem Umfeld.

Masken sollen laut Ministerium nicht zur Arbeitssicherheit dienen

Auf Nachfrage dieser Redaktion stellt das Kultusministerium dazu klar: Bei den ausgelieferten KN95-Masken "ist die technische Wirksamkeit vergleichbar mit dem europäischen Maskentyp FFP2". Bei beiden Maskentypen seien die Filterleistung und der Atemwiderstand "nahezu identisch". Um das sicherzustellen, habe die Bayerische Prüfstelle für Schutzgüter am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Masken technisch überprüft und "auf Grund des erzielten positiven Ergebnisses zur Auslieferung freigegeben".

Doch nicht nur die Masken selbst sorgten für Irritation bei den Lehrkräften. Auch das Begleitschreiben zu der Lieferung habe viele Lehrerinnen und Lehrer verärgert, so Grodel. Wörtlich heißt es in dem Brief, der auch dieser Redaktion vorliegt: "Die Masken dienen nicht dem individuellen Arbeitsschutz des Personals, sondern sollen sicherstellen, dass an jeder Schule für besondere Situationen ein Vorrat an diesen Masken vorhanden ist". Welche Situationen das sein sollen, fragen sich Grodel sowie seine Kolleginnen und Kollegen. Das Kultusministerium äußerte sich dazu auch auf Nachfrage nicht.

Kultusministerium stellt weitere Masken in Aussicht

Weiter heißt es in dem Schreiben: "Die Masken sind grundsätzlich zur einmaligen Verwendung mit Entsorgung am Ende des Arbeitstages gedacht". An Grodels Mittelschule in Karlstadt würde der Vorrat so rechnerisch für 1,5 Masken pro Lehrkraft reichen. Das sei zu wenig. Der BLLV-Kreisvorsitzende fordert daher, "dass die Lehrer zum Arbeitsschutz jeden Tag mit Masken versorgt werden".

Ähnlich sieht es auch der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV): "Sowohl der gesetzlich vorgegebene Arbeitsschutz als auch die Fürsorgepflicht des Staates gegenüber dem schulischen Personal wurde bisher nur unzureichend erfüllt", sagt der Vorsitzende des Verbandes, Gerhard Bleß. "Die Lehrerinnen und Lehrer erwarten zu Recht, dass bei einer kommenden Wiederöffnung der Schulen FFP2-Masken für den täglichen Unterricht flächendeckend zur Verfügung gestellt werden." Auch wegen des gravierenden Lehrermangels an Grund-, Mittel- und Förderschulen sollte der Staat die Gesunderhaltung der vorhandenen Lehrkräfte mit hoher Priorität behandeln, so der ULLV-Vorsitzende.

Unterdessen kündigte das Kultusministerium auf Nachfrage dieser Redaktion an, dass beabsichtigt sei, "den Lehrkräften weitere Schutzmasken, die dem FFP2-Standard entsprechen, kostenlos zur Verfügung zu stellen".

 
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  • Micand10422010
    KN95 Masken haben sogar eine bessere Filterleistung als FFP2 Masken. Einzig der Einatemwiderstand ist höher bei KN95. Dafür ist der Ausatemwiderstand bei FFP2 Masken höher.
    Das der Arbeitgeber bisher nicht vernünftig für den Arbeitsschutz seiner Mitarbeiter sorgt bzw. gesorgt hat ist jedoch traurig, wenn nicht sogar leicht fahrlässig.
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  • seitz-marco@web.de
    "In der Krise zeigt sich der Charakter" (Helmut Schmidt)...
    Sind den Lehrer schützenswerter als andere AN oder gar Schüler? Wer zahlt den die Masken der Schüler? Diese werden auch nicht vom Staat gefördert oder gesponsert. Hier müssen die Eltern Tag für Tag für Ihre Kids mind. 2 Einwegmasken zur Verfügung stellen und haben oft mehr als ein Kind in der Schule. Und wieso reicht eine kostenlose Standard Maske für Lehrer nicht aus und müssen es zwingend die teuren FFP2 Masken für die Lehrer sein? Der Mindestabstand vom Lehrerpult oder der Tafel zu den ersten Tischen ist ohnehin dabei meistens 2m und mehr und somit großzügiger als für viele andere Arbeitnehmer, die 7-8h am Arbeitsplatz verbringen entgegen entgegen max. 5-6h im Klassenzimmer (und das meistens nicht am Stück).
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  • robby.palmer@arcor.de
    Hmm, der Abstand ist ohnehin größer als 2m zu den Schülern. Also dieses Klassenzimmer hätte ich auch gerne. Die Masken für die Lehrer sind nichtmal CE zertifiert, sind definitiv zu klein und nicht für den Unterricht konzipiert. Aber mittlerweile gibts ja wohl Masken für die Risikogruppen, also unter anderem Ü60. Jetzt weiß ich nicht, ob ich mit 63 Jahre dazu gehöre, denn für das bayerische Kultusministerium ist dies keine Risikogruppe. Das bedeutet, dass ich jeden Tag mit potenziell über 100 Enkelkindern zusammen bin, aber mein eigenes Enkelkind nicht sehen soll, weil ja die Großeltern geschützt werden sollen.
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  • seitz-marco@web.de
    Selbst in kleinen Klassenzimmer ist doch zumindest die zweite Reihe mind. 2,50 m entfernt (2xTisch plus 1x Stuhl plus Zwischenraum) und es sitzen ja nicht alle 25-30 Schüler in der ersten Reihe. Und bei 100 Kindern wären das rund 4 unterschiedliche Klassen pro Tag, das muss nicht zwingen jeden Tag vorkommen. Was soll denn dann den Ü60 Kindergärtnerinnen gesagt werden? Die haben bei rund 25 Kindern je Gruppe gar keinen Abstand zu den Kindern (sowie kleine Gruppenräume) und bekommen auch keine FFP2 Masken vom Staat. Mir war auch nicht bewusst, dass es speziell für den Unterricht konzipierte Masken gibt, dachte es wären alle Menschen bzw hier Arbeitnehmer gleich zu stellen und keine herauszuheben. Solidarität kann unter verschiedenen Aspekten betrachtet werden. Alle sind gleich nur manche sind gleicher. PS: die kostenlosen Masken Ü60 kann sich jeder holen, auch Lehrer im Alter >=60 (werden halt vermtl. nicht in die Schule oder nach Hause geliefert) unabhängig vom Kultusministerium.
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  • Lebenhan1965
    Ich bin ja mal gespannt,

    ob das Finanzamt die Ausgaben für Masken bei der Steuerklärung 2020 als gesundheitliche Ausgaben oder im Falle von noch Berufstätigen als Werbungskosten anerkennt.

    Eigentlich sollte es auch ohne ärztliche Verordnung schon so sein, denn ohne Masken darf man nirgends mehr hin und kann auch seinem Beruf kaum nach gehen.
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  • FischersFritz
    Es ist ja nicht so, dass ich die Sorgen der Lehrer nicht verstünde …

    Aber denkt vielleicht bitte auch mal jemand zur Abwechslung an die Schüler?
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  • Frank.Pfeffermann@gmx.de
    Ich bin selbst Lehrer - ich glaube, dass es für einen Lehrer kein so großes Problem sein dürfte, sich selbst "sichere" Masken zu kaufen. Natürlich ist das ein finanzieller Aufwand, der meiner Meinung nach überschaubar ist. Es sollte in einer Krise, in der Ärzte, Pfleger, ... 150 Prozent Einsatz zeigen, nicht so viel gejammert werden - wie heißt es doch so schön „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“
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  • tabima
    Die Schulbegleiter dürfen sich ihre Masken bei einem Mini Verdienst selbst besorgen....dabei arbeiten diese besonders nahe an den Kindern. Hier wäre definitiv der Arbeitgeber zuständig.
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  • filius12
    Hier geht es einigen Altenheimen und dem Katastrophenschutz allerdings auch nicht anders. Über Krankenhäuser und Rettungsdienst kann ich aus eigener Erfahrung nichts sagen.
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  • poetry2000@web.de
    Endlich schreibt es mal jemand. Ich musste ja so lachen, als ich das Schreiben gelesen haben. Natürlich können solche Billigmasken nicht dem Arbeitsschutz dienen. Sie sind lediglich ein Zubrot gewesen als Zeichen für die Presse, dass Lehrkräfte angeblich mit Masken versorgt werden. Seit Beginn der Pandemie versäumt es unser Arbeitgeber wirksame Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten in den Schulen zu treffen. Dazu gehört nunmal auch die Versorgung mit Masken. Wir haben Maskenpflicht auf dem ganzen Schulgelände und rund um die Uhr, selbst im Lehrerzimmer. Es gibt, bis aufs Klo keine Gelegenheiten für Maskenpausen und dann muss man sich seit April die Masken selbst besorgen. Ich selbst habe als einfache Angestellte inzwischen seit dem Frühjahr rund 300€ für Masken (Einweg-, Mehrweg,- und FFP) für meinen Dienst in der Schule ausgegeben (ein Drittel Monatsnettolohn). Erst letzte Woche haben wir uns wieder selbst echte FFP2-Masken organisiert und bezahlt. Ich finde es einfach nur traurig.
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  • flyarcus@gmx.de
    Man kann getragene Masken ganz einfach mit Waschbenzin reinigen und desinfizieren.
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