
Während die einen über das anhaltende Regenwetter in Unterfranken stöhnen, freuen sich die anderen über den dringend benötigten Niederschlag. Denn der Regen ist wichtig - und zwar nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft, sondern auch für die Grundwasserspeicher in der Region. Denn aus den Speichern bezieht die Bevölkerung ihr Trinkwasser. Doch reicht der Regen aus, um die Grundwasservorräte aufzufüllen? Und können die Felder das viele Wasser überhaupt aufnehmen?
Die Böden sind noch nicht zu nass
"Also zu viel regnet es sicher nicht." Davon ist Eugen Köhler, Bezirksgeschäftsführer des bayerischen Bauernverbands Unterfranken, überzeugt. Trotz des vielen Regens in weiten Teilen Unterfrankens in den vergangenen Tagen seien die Böden noch nicht zu nass. "Man sieht es draußen an den Flächen, die jetzt dunkelbraun und feucht und nicht mehr hart und hell sind", erklärt Köhler. Trotzdem müsse das Wasser aber in tiefere Bodenschichten einziehen. Besonders gut dafür sei langsamer, andauernder Regen, wie er in den vergangenen Tagen in der Region Mainfranken gefallen ist.

Die aktuell hohe Niederschlagsmenge bringe den meisten Nutzpflanzen momentan jedoch kaum einen Vorteil. Viele Getreidesorten seien vor allem im Frühjahr auf ausreichend Wasser angewiesen, um genügend Körner anzulegen. "Da legen die jetzt keine neuen Körner nach, die holen das nicht auf", sagt Köhler. Besser sehe es für Pflanzen aus, die erst im Spätherbst geerntet werden. Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben können den Regen jetzt gut verwerten, erklärt der Bezirksgeschäftsführer des Bauernverbands.
Ein Baum benötigt bis zu 500 Liter Wasser pro Tag
Etwas besser sehe es momentan für die heimischen Wälder aus, erklärt Antje Julke, Abteilungsleiterin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg (AELF). Die Niederschläge in den Monaten Februar und Mai sowie das aktuelle Regenwetter hätten an der Waldklimastation Würzburg im Guttenberger Wald zur einer befriedigenden Bodenwasser-Situation geführt. Grundsätzlich seien für den Wald jedoch auch weitere Niederschläge während der Sommermonate nötig. "Je nach Größe, Temperatur und Windverhältnisse benötigt ein Baum zwischen fünf und 500 Liter pro Tag", sagt Julke. Auch Bäume, die durch Trockenheit bereits geschädigt sind, könnten sich - je nach Schwere des Schadens - durch die aktuelle Niederschlagsmengen regenerieren.
Generell komme es jedoch auf die Art des Niederschlags an. Zwar gebe es bei Gewittern meist eine hohe Niederschlagsmenge. "Dabei ist der oberflächliche Abfluss aber hoch", erklärt Köhler. "Circa 80 Prozent des Regens fließen da gleich wieder weg." Betroffen seien davon vor allem die landwirtschaftlichen Nutzflächen. Im schlimmsten Fall könne es zur Erosion des Bodens kommen, der Regen würde also mehr schaden, als dass er nützt.
Grundwasserneubildung nur im Winter
Die im Mai und aktuell im Juni gefallenen Regenmengen tragen kaum zur Grundwasserneubildung bei, sagt Herbert Walter, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg. Für einen nachhaltigen und deutlichen Anstieg der Grundwasserstände wären einige überdurchschnittlich feuchte Winterhalbjahre erforderlich. Zwar hätte sich der Grundwasserstand innerhalb des vergangenen Winterhalbjahres etwas erholt, aufatmen könne man deswegen aber nicht. "Da die Grundwasserneubildung in Unterfranken seit Jahren unter dem langjährigen Mittelwert liegt, sind die Grundwasserstände weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau", erklärt er.
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Trotzdem gilt: Fällt zu viel Regen in zu kurzer Zeit, schadet das nicht nur der Natur, sondern auch den Menschen. Etwa in der Gemeinde Estenfeld (Lkr. Würzburg), in der das Gewitter am vergangene Wochenende eine Schlammlawine auslöste, oder im nördlichen Landkreis Haßberge. Dort wurden in mehreren Ortschaften die Straßen überflutet, auch Keller liefen voll. "Der Spitzenwert wurde am Dienstag in der Gemeinde Pfarrweisach (Lkr. Haßberge) gemessen, rund 105 Liter fielen dort innerhalb eines Tages", berichtet Gerhard Müller vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
Maritime Luftmassen sorgen für Regen
"Wir hatten eine besondere Wettersituation, eine Tiefdruckrinne, die über Unterfranken lag", erklärt Müller. Luftmassen vom Atlantik kamen aus dem Westen, Luftmassen vom Mittelmeer zogen in den Osten. Dabei seien die maritimen Luftmassen zusammengeflossen. "Da gibt es dann solche Niederschläge", so Müller. Insgesamt hätte der Deutsche Wetterdienst für Unterfranken in den vergangenen Tagen sehr unterschiedliche Niederschlagswerte verzeichnet. Am trockensten sei es am Dienstag im nördlichen Unterfranken gewesen. "Im Spessart und in der Rhön, da fielen fünf bis zehn Liter", berichtet Müller. Den meisten Niederschlag hat der DWD südlich des Mains verzeichnet. In Iphofen (Lkr. Kitzingen) sind rund 30 Liter gefallen, so Müller.
Das Klima könne man an den Regenmengen der vergangenen Tage nicht ablesen, erklärt der Wetter-Experte. "Letztes Jahr zur gleichen Zeit war es deutlich trockener, da hatten wir in Schweinfurt so gut wie keinen Niederschlag", sagt Gerhard Müller. Für den Juni seien die jetzigen Werte zwar überdurchschnittlich, jedoch nicht außergewöhnlich hoch. Auch in der Vergangenheit wurden im Juni Spitzenwerte gemessen, beispielsweise fielen am 23. Juni 1992 in Würzburg 57,2 Liter in 24 Stunden. Und in Schweinfurt fielen am 17. Juni 1986 sogar 66,5 Liter Regen innerhalb eines Tages.
Hier in Würzburg freuen wir uns aber über etwas mehr Meewasser aus Oberfranken 😀
nicht alle Niederschlagsdaten erhalten.
In der stark gebeutelten Gemeinde Estenfeld
gab es vom Samstag Abend 18.00 Uhr bis
Sonntag Morgen 56 Liter und am Sonntag
bis 18.00 Uhr nochmals 8 Liter Niederschlag.
Das heißt: In 24 Stunden 64 Liter Niederschlag
im Triebweg in der Nähe der Schlammlawinen.