
Die Gemeinde Estenfeld wurde von dem Unwetter, das am Wochenende in ganz Unterfranken für Schäden sorgte, besonders stark getroffen. 28 Anrufe gingen allein in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei der örtlichen Feuerwehr ein. „Ab 22.50 Uhr klingelte das Telefon im Zwei-Minuten-Takt“, so Konrad Hasch, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Estenfeld. Über 50 Liter Regen seien innerhalb kürzester Zeit über der Gemeinde niedergegangen; durch das Gewitter mit Starkregen liefen etliche Keller voll und Schlammlawinen erstreckten sich über Fahrbahnen.
Gefährlich wurde es, als ein Öltank aufzuschwimmen drohte. „In so einem Fall geht es darum, einen Umweltschaden zu verhindern“, sagt Hasch. Auch ein Blitz, der den Kamin auf dem Dach eines Hauses traf und ihn spaltete, hielt die Feuerwehr in Atem. „Die Trümmer flogen bis zu 25 Meter weit – auf das Nachbargrundstück, in den Nachbarsgarten sowie auf die Garage des Hausbesitzers“, berichtet der Kommandant. Der Kamin auf dem Hausdach musste von der Feuerwehr abgetragen werden. Dafür war die Drehleiter der Berufsfeuerwehr Würzburg nötig.

Bis drei Uhr nachts waren 35 Feuerwehrleute der Feuerwehr Estenfeld und der Ortsteilfeuerwehr Mühlhausen im Einsatz – „immer mit der Unsicherheit, ob der Sturm noch mal kommt“, so Hasch. Bei 23 der 28 Einsätze in der Nacht zum Sonntag habe es sich um überflutete Keller gehandelt. Fünf Einsätze verbucht Hasch als "atypisch". Darunter auch die Schlammlawinen, die über Fahrbahnen liefen und unter anderem den Triebweg bis hin zur Kartause Engelgarten bis zu 15 Zentimeter tief unter Schlamm setzten. Zur Räumung dieser Schlammmassen kamen die Feuerwehr Mühlhausen und Mitarbeiter des Bauhofs hinzu.
Auch an Häusern verursachte der Schlamm große Schäden – insbesondere an Hanggrundstücken, wo Schlammlawinen zum Teil durchs Haus liefen oder Wände eindrückten.
13 weitere Einsätze nach kurzer Nacht
Bei den 28 Einsätzen in der Nacht auf Sonntag spielte Koordination eine große Rolle: „Zuerst haben wir Erkundungstrupps für eine Bestandsaufnahme der Schäden eingesetzt, dann wurden die Fälle der Priorität nach abgearbeitet“, beschreibt Hasch die Vorgehensweise der Feuerwehr.

Nach dem Reinigen der Geräte und einer kurzen Schlafpause ging es für die Feuerwehrleute am Sonntagmorgen um 9 Uhr weiter. 13 weitere Schäden, darunter vor allem vollgelaufene Keller, die von der Feuerwehr ausgepumpt wurden, seien im Laufe des Sonntags gemeldet worden, so Hasch. Viele hätten erst nach dem Aufstehen entdeckt, was das Unwetter in der Nacht angerichtet hatte.
„Estenfeld wurde im Landkreis Würzburg vom Starkregen am stärksten getroffen“, so das Fazit von Hasch. Mit den zwei Wehren seien die Einsätze aber souverän zu stemmen gewesen. Eine Aussage zur Höhe der Schäden konnte der Kommandant nicht treffen.
Starkregen flutet Straße in Rimpar
Auch aus Rimpar erreichten die Redaktion eindrucksvolle Bilder vom Starkregen in der Nacht zum Sonntag. Im Vergleich zu Estenfeld kam die Gemeinde aber glimpflich davon. „Die Freiwillige Feuerwehr Rimpar wurde am Samstag um 23 Uhr alarmiert“, berichtet Kommandant Michael Weippert. Zwei Keller im Ortsgebiet seien vollgelaufen; später kamen ein weiterer Keller und eine kleine Lagerhalle hinzu. Zusätzlich wurden im Ortsgebiet einige Kanaleinläufe ausgedrückt. Die Feuerwehr Rimpar war mit drei Autos und elf Personen im Einsatz. „Um 1.30 Uhr waren die fünf Einsätze beendet, am Sonntag blieb es ruhig“, so Weippert.

Warum wurde ausgerechnet Estenfeld zum Kern des Starkregens? „Es ist im Vorfeld nicht absehbar, wo genau ein partieller Starkregen wie in der Nacht zum Sonntag niedergeht“, so Konrad Hasch. Hintergrund für die sich häufenden Starkregen-Ereignisse und Extremwetterfälle im Allgemeinen seien Veränderungen im Klima. „Es gibt kaum mehr konstanten Dauerniederschlag“, sagt Hasch, „stattdessen kommt innerhalb einer halben Stunde die komplette Regenmenge herunter.“
Tipps für Hausbesitzer
Seit etwa zehn Jahren beobachtet der Feuerwehrkommandant, dass einzelne Unwettertage die Einsatzzahlen der Feuerwehren in die Höhe treiben – Ursache dafür ist der Klimawandel, ist Hasch überzeugt. Schlammlawinen wiederum würden durch die Rodung von Wäldern und Hängen sowie durch weniger Ausgleichsflächen und eine generelle Verdichtung begünstigt.
Jeder einzelne Hausbesitzer könne dazu beitragen, dass die Folgen von Extremwetterfällen abgemildert würden, betont Hasch. Er empfiehlt zum Beispiel eine Zisterne, die bei Starkregen als Puffer dient und dafür sorgt, dass das Wasser nicht gleich ins Kanalnetz läuft. Zudem spricht er sich für Grünflächen statt Steingärten aus sowie dafür, dass jeder regelmäßig die Kanäle auf dem eigenen Grundstück reinigt.
