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Unterfranken
Nach dem vielen Regen in Unterfranken: Worauf Landwirte jetzt hoffen
Die vielen Niederschläge haben der Natur viel, dem Grundwasser aber wenig gebracht. Was Hobbygärtner jetzt beachten sollten und warum sich Bauern und Winzer nun Sonne wünschen.
Der viele Regen der vergangenen Tage und Wochen hat große Wasserlachen auf einem Feld in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg) hinterlassen.
Foto: Thomas Obermeier | Der viele Regen der vergangenen Tage und Wochen hat große Wasserlachen auf einem Feld in Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg) hinterlassen.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:38 Uhr

Dauerregen, Platzregen, Starkregen: Seit Wochen regnet es auch im sonst so trockenen Unterfranken sehr viel. Allein am Freitag, 9. Juli, fielen mancherorts in der Region, etwa in Kolitzheim im Landkreis Schweinfurt, 93 Liter pro Quadratmeter vom Himmel, sagt Guido Wolz, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in München. Ein Überblick, für wen der viele Regen nützlich war - und für wen nicht.

Nasses Wetter verzögert die Getreide-Ernte

Trotz der regional teils sehr heftigen Niederschläge rechnen die Landwirte in Bayern heuer mit einer überdurchschnittlich guten Ernte, sagt Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Ann-Kathrin Rauscher von der Geschäftsstelle Unterfranken des Bayerischen Bauernverbands fügt hinzu, der Regen sei für die landwirtschaftlichen Kulturen sehr zu begrüßen. Mit einer Einschränkung: Die letzten regenreichen Tage verzögerten die Getreide-Ernte. Die Wintergerste sei reif. Doch die Ernte könne nicht beginnen. "Was die Landwirte im Moment dringend benötigen, ist Sonnenschein und Wärme", sagt Rauscher. Andernfalls könne es zu Ertrags- und Qualitätseinbußen kommen.

Obstbauern hoffen auf gute Zwetschgen-, Birnen- und Apfelernte

Auch bei den Obstbauern hofft man heuer auf hohe Erträge, vor allem bei Zwetschgen, Birnen und Äpfeln, sagt Alexander Zimmermann, zuständig für Obstbau an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Allerdings hätten die Starkniederschläge bei jetzt reif werdenden Kirschen zu vielen geplatzten Früchten geführt. 

Hobbygärtner kämpfen mit Schnecken und faulen Kirschen

Hobbygärtner kämpfen ebenfalls mit faulenden Himbeeren, Kirschen und Erdbeeren, bestätigt Marianne Scheu-Helgert, Bereichsleiterin der Bayerischen Gartenakademie. Ihre Empfehlung ist deshalb: Früchte früh pflücken, Fauliges entfernen, Laubwerk lichten, überzählige Jungtriebe und Unterwuchs herausnehmen. Offene Beete, die durch den Regen verschlämmen, sollte man, wenn sie abgetrocknet sind, flach aufhacken und dann sehr dünn, zum Beispiel mit Rasenschnitt, bestreuen. Der Regen lockt zahlreiche Schnecken in die Gärten. Hier helfe nur, die Tiere oft abzusammeln.

Winzer hoffen jetzt auf Sonne

Auch die Böden in den Weinbergen sind wassergesättigt, sagt Marco Drechsel, Pressesprecher der LWG. Da Frankens Weinberge in der Regel begrünt werden, gebe es fast keine Bodenerosion. Allerdings hätten die Winzer in den regenfreien Tagen alle Hände voll zu tun. Das Blattwachstum sei enorm. Wichtig sei jetzt, die Trauben rechtzeitig freizustellen und für eine luftige Laubwand zu sorgen, um gesunde Trauben ernten zu können. Wasser sei genug vorhanden, ein bisschen Sonne könne jetzt für eine schöne Ausreife aber nicht schaden.

Neu gepflanzte Bäume haben vom Regen profitiert

Die vergangenen Monate waren auch ein guter Start für die 200 000 Bäumchen, die von Dezember bis April allein im Privat- und Kommunalwald des Landkreises Würzburg von Hand neu gepflanzt wurden. Dort, wo plötzlich Kahlflächen mitten im Wald entstanden waren, da viele Buchen nach drei Trockenjahren in Folge abgestorben waren.

Umso mehr freut sich Antje Julke, Abteilungsleiterin Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg jetzt, wenn sie sieht: "Die forstlichen Jungpflanzen stehen gut da." Sowohl die Naturverjüngung, als auch die mit Baumschul-Bäumchen bepflanzten Flächen sehen gut aus. Doch nicht nur die Bäume, sondern auch Gräser, Klettenlabkraut und Brombeeren wachsen kräftig. Die Waldbesitzer müssen jetzt den Bewuchs rund um die jungen Bäumchen entfernen, damit diese weiter nach oben wachsen können, nicht des Lichts beraubt oder niedergedrückt werden.

Warum der Regen im Sommer dem Grundwasser wenig bringt

Der Regen der vergangenen Tage und Wochen hat viel Wasser auf den Boden gebracht, wie hier in Waldbrunn (Lkr. Würzburg).
Foto: Thomas Obermeier | Der Regen der vergangenen Tage und Wochen hat viel Wasser auf den Boden gebracht, wie hier in Waldbrunn (Lkr. Würzburg).

Wenig gebracht hat der viele Regen dagegen den Grundwasser-Vorräten in Unterfranken, sagt Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken. Das meiste Wasser versickert zwischen November und April. Die Wintermonate sind deshalb wichtig für die Grundwasser-Neubildung. Und die waren auch in diesem Jahr wieder zu trocken. In Nordbayern fielen nur 73 Prozent der Niederschläge im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 1971 bis 2000. 

Im Sommer wird das meiste Wasser von den Pflanzen aufgenommen, verdunstet oder fließt bei Starkregen oberflächlich in die Bäche und Flüsse beziehungsweise in die Kanalisation ab. Gut fürs Grundwasser sei es trotzdem, wenn die Böden, wie im Moment, wassergesättigt sind, sagt Hardenacke. Denn dann entnehmen auch die Landwirte kaum Grundwasser für die Bewässerung. 

Unterfranken fehlen mehr als 350 Liter neues Grundwasser pro Quadratmeter

Aktuell sind die Grundwasser-Stände an knapp der Hälfte der oberflächennahen Grundwasser-Messstellen in Unterfranken zu niedrig. Zum Ende des Winterhalbjahres waren es noch drei Viertel. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken, die nur sehr verzögert reagieren, sind es etwa die Hälfte aller Messstellen, die zu niedrige Wasserstände aufweisen. Zum Ende des Winterhalbjahres waren es noch über 90 Prozent.

Langfristig gesehen fallen die Grundwasser-Stände in Unterfranken kontinuierlich. Seit 2003 gab es kein Jahr mehr mit einem deutlichen Überschuss bei der Grundwasser-Neubildung, sagt Jörg Neumann, Diplom-Hydrogeologe am Bayerischen Landesamt für Umwelt. Er sagt: "Unterfranken fehlen heute mehr als 350 Liter neues Grundwasser pro Quadratmeter! Diese Menge können einzelne nasse Monate nicht ausgleichen."

 
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  • F. R.
    Schlimme Allianz: Klimaerwärmung & schwächerer Jetstream!

    "Unterfranken fehlen heute mehr als 350 Liter neues Grundwasser pro Quadratmeter! Diese Menge können einzelne nasse Monate nicht ausgleichen."

    Die Klimaerwärmung schwächte den Jetstream ab, wodurch Hoch- & Tiefdrucklagen ortsfester und der Westwindgürtel schwächer wurde:
    1. Im Winter, wenn weniger Energie in der Atmosphäre ist, kommen i.d.R. weniger Tiefdruckgebiete vom Atlantik = schlecht fürs Grundwasser!
    2. Im Sommer haben wir ortsfestere Hochdruckgebiete, mit Hitze- & Dürresommern (wie 2021 in Osteuropa mit bis 40 Grd.) oder ortsfeste Tiefdruckgebiete mit Starkregen (wie bei uns 2021)

    Wobei es beim Wetter immer Ausnahmejahre gibt, mit gemäßigten Verhältnissen. Ansonsten gibts bei uns zunehmend Hitze- oder Starkregensommer, wie von den Wissenschaftlern vorhergesagt.

    Wir brauchen Ausgleichsmaßnahmen geg. Dürre & Hochwasser, die Wasser in der Fläche zurückhalten, auch Büsche & Feldraine in unseren monoton gewordenen Fluren!
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  • M. W.
    Verständnisfrage: In dem Beitrag ist die Rede davon, dass sich die Grundwasserbestände trotz des vielen Regens gar nicht regenerieren. Einfach weil Sommer ist.

    Im letzten Abschnitt steht dann: „Aktuell sind die Grundwasser-Stände an knapp der Hälfte der oberflächennahen Grundwasser-Messstellen in Unterfranken zu niedrig. Zum Ende des Winterhalbjahres waren es noch drei Viertel. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken, die nur sehr verzögert reagieren, sind es etwa die Hälfte aller Messstellen, die zu niedrige Wasserstände aufweisen. Zum Ende des Winterhalbjahres waren es noch über 90 Prozent.“

    Wenn jetzt weniger Messstellen einen zu niedrigen Stand aufweisen als zum Ende des Winterhalbjahres, haben sie sich doch teilweise regeneriert. Oder verstehe ich da etwas falsch?
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  • A. H.
    dass dieNiederschläge dem Grundwasser (noch?) wenig gebracht haben ist allein schon deshalb logisch, weil durch die übertriebene Oberflächenversiegelung zu viel abfließt, ohne zu nützen. Von den vielen unsinnigen Bachbegradigungen und Etwässerungen von Feuchtflächen will noch da noch gar nicht reden.
    Dass die Landwirte auf sonne hoffen ist eine Binsenweisheit: Schließlich befinden wir uns im letzten Julidrittel uns es ist praktisch noch kein Halm gedroschen. Bei den Winzern hält sich mein Mitgefühl noch eher in Grenzen; sie müssen doch nicht schon wieder im August den ersten Federweißen verramschen; Weinlese im (Goldenen) Oktober ist doch auch was schönes. Und über Sonnenschäden an den Trauben müssen sie vsl. auch nicht jammern.
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  • H. O.
    wie der Kommentator : glaubt nicht alles was der schreibt.
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