Ein Brief an Bürgermeister Alois Fischer(Freie Wähler) und an den Gemeinderat in Unterpleichfeld hat im Ort eine Diskussion ausgelöst. Es geht um das Wappen, das die Gemeinde seit 1958 führt. In diesem wird, wie auch im Wappen des Altlandkreises Würzburg, ein schwarzer Mann mit grünem Federschutz gezeigt, der in der rechten Hand einen Strauß mit drei roten Rosen hält. Es soll sich dabei um den Heiligen Mauritius handeln. Der Märtyrer wird in vielen Gemeindewappen so dargestellt, weil er wohl aus Mauretanien stammte. Die Bewohner des Landes werden im Alt- und Mittelhochdeutschen als "mor" bezeichnet.
Später wurde daraus "Mohr". Und der Begriff steht mittlerweile nicht nur für die Bewohner Mauretaniens, er gilt in Deutschland auch als rassistisch verpönt. Darauf macht in Unterpleichfeld M.O. (Name von der Redaktion anonymisiert) in ihrem Brief an Bürgermeister und Gemeinderat aufmerksam. Höflich schreibt sie, dass sie Traditionen schätze und keineswegs die Geschichte der Gemeinde abwerten möchte. Sie will vielmehr einen Anstoß zur Diskussion geben. So stellt sie zusammen mit ihrem Nachbarn M. M. (Name von der Redaktion anonymisiert) die Frage, ob die Darstellung des Heiligen Mauritius im Wappen der Gemeinde verändert werden könnte. Denn, durch die Abbildung könnten "nicht-weiße Menschen unbewusst diskriminiert werden".
Bayerischer Landtag kann den "Mohr" im Gemeindewappen nicht verbieten
Mit der umstrittenen Abbildung des Heiligen Mauritius im Wappen vieler bayerischer Kommunen hatte sich bereits im November 2020 der Innenausschuss des Landtags beschäftigt. Die Abgeordneten diskutierten über eine Petition, welche zum Ziel hatte, die "Mohren"-Darstellung zu verbieten. Katharina Schulze (Bündnis90/Die Grünen) sah das Problem im stereotypen Bild: "Afrikaner werden mit dicken Lippen und großen Ohrringen dargestellt und es ist auch immer eine Fremdzuschreibung, weil schwarze Menschen sich nicht selbst mit dem M-Wort bezeichnen würden", sagte sie.
"In vielen Wappen wird ein Mensch mit dunkler Hautfarbe abgebildet unter Bezugnahme auf den Heiligen Mauritius. Und dieser Mauritius ist seit zwölf-, dreizehnhundert in fränkischen Wappen“, erwiderte der Landtagsabgeordnete Manfred Ländner (CSU) aus Kürnach. Da nur die Kommunen selbst ihr Wappen ändern können, appelierte der Bayerische Landtag, eine offene Debatte um die umstrittene Darstellung zu führen.
Eine solche fand nun in Unterpleichfeld statt. Bürgermeister Alois Fischer bat den Kulturhistorischen Arbeitskreis Burggrumbach um eine Erklärung des Gemeindewappens. Günter Dusel ging zunächst auf die rechte Hälfte im Wappen ein, die von einem silbernen Schrägbalken mit drei blauen Ringen vor blauem Hintergrund beherrscht wird. Dies sei auf das Stammwappen der Echter von Mespelbrunn zurückzuführen, erklärte er, weil Fürstbischof Julius von Mespelbrunn 1604 einst dem Ort eine eigene Dorf- und Geschichtsordnung verlieh.
Warum der Heilige Mauritius im Unterpleichfelder Wappen nach links geht
Der Heilige Mauritius hält in der rechten Hand einen Strauß mit drei roten Rosen. Sie stellten die Heilige Dreifaltigkeit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist dar. Mauritius sei Ende des dritten Jahrhunderts der Anführer einer Legion aus der Gegend um Theben in Ägypten gewesen, schildert Dusel die Überlieferung.
Auch, dass Mauritius im Unterpleichfelder Wappen nach links geht, habe seine Bedeutung. Das liege daran, dass Kaiser Maximilian 1492 bei einem Streit der Familien Wolffskeel mit "derer von Grumbach" festlegte, dass der Mohr der Grumbacher nach links und der Mohr der Wolffskeels nach rechts schreiten soll. Im Familienwappen des berühmten Wilhelm von Grumbach (1503-1567) schreitet der Mohr somit bereits im Mittelalter nach links.
"Traditionen haben ihre Berechtigung, aber wir dürfen und sollten sie immer in Zeitbezug setzen und neu bewerten", hatte M.O. die Verantwortlichen der Gemeinde gebeten, das sensible Thema aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Den kritischen Blickwinkel befürwortet auch der Kulturhistorische Arbeitskreis. Aber, "Geschichte lässt sich nicht durch die Entsorgung unliebsamer Aspekte ausräumen", resümiert Günter Dusel.
Gemeinderat Gerold Kober (Freie Wähler) bedankte sich beim Kulturhistorischen Arbeitskreis. Ihm habe die ergebnisoffene Debatte bei seiner Meinungsbildung zum schwierigen Thema Alltagsrassismus geholfen. Er sehe in der traditionellen Herkunft des Mohrs im Gemeindewappen keinen rassistischen Hintergrund. "Durch diesen Mohr wird niemand beleidigt oder diskriminiert."
"Unser Wappen ist historisch gewachsen und nicht diskriminierend", findet auch Bürgermeister Fischer. Von sich aus werde er eine Abstimmung über das Gemeindewappen nicht auf die Tagesordnung setzen. Aber wenn ein Gemeinderatsmitglied dies wünsche, sei er dazu bereit. Es kam aber nicht dazu - und so bleibt das Unterpleichfelder Wappen wie es ist.
Im heutigen Kontext ist die Darstellung natürlich etwas unglücklich. Allerdings kann so ein Wappen auch der Aufklärung dienen in dem man es thematisiert! Das bringt möglicherweise mehr als es zu tilgen!
Bei der Umbenennung von Straßennamen sehe ich es aber anders. Eine Straße nach jemanden zu benennen ist für die betreffende Person ebenfalls eine Ehre! Und wer diese Ehre nicht verdient halt weil im Nachgang Vergehen ans Tageslicht kommen sollte von den Straßenschildern getilgt werden.
Es waren keine weiteren Bürger daran beteiligt und das Kommunikationsmedium Mainpost als offizielle Stellungnahme der Gemeinde Unterpleichfeld inkl. unnötiger Nennung von Namen und das Verbasteln mit dem Thema "Mohr" als reißerischen Aufhänger der Redaktion, erzählt die Geschichte dahinter: eine wirkliche Diskussion ist nicht gewünscht und der Kurs der fragwürdigen Kommunikation der Gemeinde geht weiter.
Jeder darf selbst entscheiden was das Wappen angeht, doch die Verantwortung dafür obliegt der Gemeinde und sie hat sehr wohl die Macht das zum Thema zu machen. Oder eben nicht.
https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/db/wappen/wappen/index.php?kreis=wue&gemeinde=Unterpleichfeld
der "gekrönte Mohr" von Freising - aus dem 14. Jahrhundert
und viele andere mehr!
Abgesehen davon scheinen es interessanterweise überwiegend ebenfalls weiße Menschen zu sein, die genau zu wissen meinen, was Rassismus ist...
Die zeichnerische Umsetzung des Unterpleichfelder Wappens von 1958 „ein schwarzer Mann mit grünem Federschutz“ -[Pflanzenmaterial?]- „und großem Ohrring“ bedient Klischees der damals noch verbreitenden Vorstellungen, die weder mit dem Wappen derer von Grumbach noch mit den mittelalterlichen Darstellungen kongruent ist. Diese Darstellung symbolisiert auch keinen Aspekt der Legende und paßt nicht zu unseren heutigen Vorstellungen der Bekleidung eines römischen Offiziers, der die Alpen überquert! Der Denkanstoß von Frau Manuela Oeder ist durchaus berechtigt. Wie man diesen priorisiert und damit umgeht, kann man ja in RUHE diskutieren.
Allerdings stände es der Redaktion der Mainpost gut an, für mehr gegenseitigen Respekt auf diesem Kanal zu sorgen!!
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a0/Grumbach-Scheibler145ps.jpg
Als es noch Ritter gab wurde er so dargestellt und auch auf diversen Wappen findet er sich als Ritter. Dagegen könnte niemand Einspruch erheben, gegen die Witzfigur schon.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erasmus-Mauritius-Tafel#/media/Datei:Mathis_Gothart_Gr%C3%BCnewald_011.jpg
Es geht um die Darstellung des Hl. Mauritius, nicht um sein Entfernen.
Wie man sehen kann, haben hier die Vertreter einer Gemeinde Angst vor Diskussion und Austausch und weichen ihrer Verantwortung einfach aus.
Jetzt den Initiatoren Diskriminierung vorzuwerfen ist eine schlaue Masche, die tief blicken lässt, wie weit es schon gekommen ist -und wie heftig ihr System auf dieses Thema reagiert.
Warum? Weil wir damit sozialisiert wurden. Und es Zeit wird, damit aufzuräumen.